Hallo,
Nachdem ich hier viel gelesen habe und mir das Gefühl nicht alleine zu sein geholfen hat,
schreibe ich jetzt doch auch einmal selbst meine Gedanken auf.
Ich (24) wurde am Dienstag von meiner Freundin (22) nach 2 Jahren verlassen. Es hat sich leider über einen etwas längeren Zeitpunkt angebahnt. Das Hauptproblem war die Enge. Wir haben zu viel Zeit miteinander verbracht und keine Freiräume mehr gehabt.
Es ging hauptsächlich von mir aus und hat sie sehr stark belastet.
Kurz zu mir um das besser zu verstehen. Ich habe seit längerer Zeit phasenweise psychische Probleme. Dazu gehören Verlustängste was sich durch Klammern äußert und auch Eifersucht sowie generelle Unsicherheit.
Als wir zueinander gefunden haben war ich einer stabilen Verfassung. Ich kam aus einer toxischen Beziehung die zu dem Zeitpunkt 5 Monate her war. Danach war ich in Behandlung und konnte mich selber sehr gut finden und wusste wer ich bin und was ich will.
Ich ließ mir sehr viel Zeit um mit ihr zusammen zu kommen und es dauerte dann nochmal 9 Monate bis wir offiziell ein Paar waren. Zu diesem Zeitpunkt ging es mir sehr gut. Ich machte viel mit Freunden, nahm mir Zeit für mich und auch die Eifersucht und Unsicherheiten hielten sich in einem normalen Rahmen. Damals war sie es die wesentlich mehr Zeit mit mir verbringen wollte und ständig meine Nähe suchte. Auch war sie manchmal eifersüchtig.
Es war alles so wie wir es uns vorgestellt hatten und ich war glücklich endlich eine gesunde Beziehung führen zu können, was ich in der vorigen nicht geschafft habe.
Dann kam Corona. Lockdown. Kontaktbeschränkung. Wir waren beide bei mir Zuhause (studierten von Zuhause). Sie lebte bei mir und verbrachte jeden Tag mit mir. Es war für uns beide schön so nah zu sein. Im letzten Sommer als man sich wieder mit Freunden treffen konnte, tat ich das auch weiterhin. Ich ging abends zu Freunden, blieb auch mal länger weg und war sehr glücklich damit. Meine Freundin unternahm auch hin und wieder Sachen alleine, aber nicht so viel wie ich.
Dann kam der Herbst mit dem nächsten ewigen Lockdown und wir hingen wieder nur aufeinander. Zu Anfang verabredete ich mich noch, aber es wurde immer weniger. Ich zog mich zurück und vernachlässigte meine Freunde. Ich verfiel in alte Muster ohne es sofort zu merken. Dann im Frühjahr äußerte meine Freundin zum ersten Mal, dass es ihr zu viel sei und sie mehr Zeit für sich bräuchte. Sie bat mich mir wieder professionelle Hilfe zu holen und den Kontakt zu meinen Freunden wieder aufzunehmen um auch wieder eigene Interessen zu haben.
Nach anfänglicher Skepsis tat ich das auch und es wurde besser. Allerdings passte es mit der Therapeutin nicht sodass ich wieder mehrere Wochen nach einem neuen Platz suchen musste. Und da fing das Problem richtig an. Ich merkte, dass ich mich wieder komplett in alte Muster begeben hatte und dachte ich könnte es selber schaffen. Das tat ich aber nicht richtig und ließ meiner Freundin weiterhin kaum Freiraum.
Dann kam es, dass wir beide unser Studium abbrachen und einen Ausbildungsplatz suchten. Wir unterstützen uns und es fühlte sich nach einem Neustart an. Es gab eine Perspektive. Wir wollten richtig in einer gemeinsamen Wohnung zusammen ziehen und hatten viele Pläne. Die Probleme blieben trotzdem. Es ging dann eine ganze Weile gut bis zum Sommer. Kurz bevor im August die Ausbildung anfingen, fuhren wir gemeinsam in den Urlaub. Es war richtig schön unbeschwert und perfekt. Jetzt vor vier Wochen offenbarte sie mir, dass sie wirklich mehr Freiraum bräuchte und nicht mehr mit mir zusammen ziehen wollte. Für mich war das eine große Enttäuschung und wir stritten uns. Nach zwei Tagen versöhnten wir uns weil wir beide sehr heftig reagiert hatten und es eigentlich alles noch wollten. Wir wollten einige Dinge ändern zu denen es nicht mehr kam. Meinen neuen Therapieplatz bekam ich erst Anfang August, sodass dort noch keine Resultate kamen.
Sie verließ mich 4 Wochen später weil sie sich freier fühlen möchte und das Gefühl hat dies in einer/dieser Beziehung nicht zu können so wie es ist. Sie meinte es würde sich nichts ändern und sie hätte dafür keine Kraft mehr. Alle Gefühle, Träume, Vorstellungen und Gemeinsamkeiten sah sie bis zum Schluss und während der Trennung. Aber sie sieht keinen Ausweg als die Trennung und den Abstand momentan. Ich war am Boden zerstört, weil ich dachte wir schaffen es jetzt zusammen wenn wir die Ausbildung machen und eh weniger Zeit für einander haben.
Ich akzeptierte ihre Entscheidung aber relativ schnell, weil ich merkte, dass ihr Entschluss in dem Moment fest stand.
Sie übernachtete noch bei mir und fuhr morgens zur Arbeit. Dabei war sie sehr kühl und abweisend um sich selber zu schützen. Zum Abschied küsste sie mich (warum?!) lange und war dann weg. Danach hatten wir keinen Kontakt. Freitag holte sie als ich nicht da war einen Großteil Ihrer Sachen und schrieb mir nur, dass ich mich nicht erschrecken sollte wenn ich nach Hause komme. Ich antwortete nur knapp, Danke habe ich gesehen ich wusste ja dass du kommst. Seit dem gab es keinen Kontakt. Was auch gut ist glaube ich.
Das Problem ist nun, dass ich mit der Sache noch nicht abschließen kann. Ich weiß, dass mein Verhalten und die Problem durch meine Krankheit entstanden sind. Und ich weiß auch, dass ich es schaffen kann wieder so zu werden wie am Anfang unserer Beziehung. Vor Corona. Und das sie sich bis zum Schluss auch alles mit mir vorstellen konnte, sogar über Zukunft und Träume mit mir sprach zeigt mir, dass sie die Beziehung auch irgendwie möchte aber nicht mehr jetzt kann.
Ich mache mir große Vorwürfe und habe das Gefühl alles kaputt gemacht zu haben.
Ich konzentriere mich auf mich, versuche wieder mehr an mir zu arbeiten. Habe den Kontakt zu meinen Freunden wieder aufgenommen und genieße die Zeit alleine und in Gesellschaft. Trotzdem wünsche ich mir eine Chance für uns weil die Beziehung so harmonisch in allen anderen Bereichen war. Wir haben so viele Gemeinsamkeiten,Gefühle und haben uns immer noch so viel zu sagen gehabt.
Nur der Freiraum war das Problem. Und da es an mir liegt und meiner Krankheit ist es ein Problem was man lösen kann, wenn ich kontinuierlich dabei bleibe und die Therapie weiterhin mache.
Meine Frage ist nun ob ich jetzt erstmal auf Abstand gehen sollte und mich wirklich nur auf mich konzentrieren soll. Oder ob ich ihr signalisieren sollte, dass ich an mir arbeite und meine Probleme angehe. Ich mache mir nicht all zu große Hoffnungen insgesamt aber ich möchte die Chance nicht vergeben und mich dafür auf ewig ärgern es nicht probiert zu haben.
Erst dachte ich an eine Kontaktsperre um mich zu distanzieren, abzuschließen und gestärkt, wenn dann noch gewollt, den Kontakt zu suchen. Oder sollte ich sie um ein Gespräch bitten und wenn ja wann? Oder einfach erstmal Abstand bekommen und dann selbstbewusster versuchen mich anzunähern. vielleicht merke ich in der Zeit auch, dass ich es gar nicht mehr möchte, aber ich glaube ich muss diesen einen Versuch machen um mir sagen zu können, ich habe alles nochmal versucht.
Wir passen so gut zusammen, das sagen wir beide und auch Außenstehende. Deswegen möchte ich einfach schauen ob es nicht doch einen Weg für uns gibt. Es steht sonst nichts zwischen uns, keine Verletzungen oder Beleidigungen.
Ich glaube an mich und dass ich mich ändern kann. Es ist eben keine Veränderung nach einer Trennung um jemandem zu gefallen. Ich mache das für mich, damit ich wieder ich selber bin und eine gesunde Beziehung führen kann wie am Anfang und bis zum Frühjahr unserer gemeinsamen Zeit. Ob mit ihr oder einer anderen Person. Dementsprechend geht es nicht darum, dass ich mich für jemanden verbiegen möchte.
Vielleicht musste ich mir das ganze auch nur mal von der Seele reden, aber ich hoffe eventuell auch die eine oder andere Anregung zu bekommen.
Gruß Swift
19.09.2021 19:50 •
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