Hallo ihr alle,
ich habe nicht alle Beiträge lesen können, vielleicht wurde einiges also schon gesagt.
Ich habe vor Jahren auch meinen geliebten Partner und mein Leben mit ihm verloren und fiel in ein tiefes Loch. Das Fallen wollte trotz therapeutischer Unterstützung und einer grundsätzlich positiven Lebenseinstellung garnicht aufhören. Ich habe circa ein Jahr lang fast nur geweint (ich habe mich in diesem Jahr nicht mehr geschminkt weil ich wusste, dass die Schminke keine drei Stunden halten würde), im zweiten Jahr versiegten die Tränen aber die Trauer blieb.
Heute geht es mir wieder besser. Die Zeit hat die Wunde verschlossen aber etwas schmerzhaftes bleibt.
Ich wollte diesen Schmerz stets abschütteln um wieder so unbeschwert wie vorher zu sein aber heute glaube ich, dass gerade das falsch war. Ich denke, es gibt Ereignisse im Leben, die bleiben zumindest mit einer Melancholie behaftet (so z.B. den Verlust eines Menschen durch den Tod). Ich habe mich trotzdem irgendwann wieder dem Leben zugewandt. Anfangs eher mechanisch, später mit echter Freude. Und ich habe akzeptiert, dass es neben dieser Freude auch traurige Elemente gibt.
Wichtig war für mich, dass ich mir ein neues Leben aufbaue (das brauchte viel Zeit) und heute läuft eine neue Schallplatte auf meinem Plattenspieler und zwischendurch stockt diese Schallplatte und es schleichen sich die Töne der alten, abgebrochenen Schallplatte ein. Dann werde ich wieder melancholisch aber diese Traurigkeit baue ich in mein neues Leben ein, sei es dass ich mit Freunden darüber rede, sei es dass ich einen Abend weine, oder die Trauer in Kreativität verwandel.
Dieses Auslöschen des Traurigen halte ich nicht für gut. Bei einer langen Ehe wird der Partner genau wie auch die eigenen Eltern oder Kinder zur Familie. Die Eltern löscht man auch nicht aus, wenn sie gehen. Aber es ist eben wichtig, sich etwas neues aufzubauen, in das man das Alte einbauen kann. Und jeder Mensch braucht seine Zeit dafür. Herr Groschke, verliere nicht den Mut, weil es lange dauert. Manch einer braucht ein Jahr, aber ich kenne auch einen Menschen, der hat über fünf Jahre jeden Tag geweint aber er ging trotzdem zur Arbeit und lebte sein Leben. Er nahm die Trauer einfach mit. Ganz wichtig sind enge Kontakte, Menschen, die Deine Trauer nicht ausklammern, sondern annehmen. Denn sie gehört nun mal gerade zu Dir.
Meine Erfahrung ist, dass nicht nur leichte, glückliche Momente glücklich machen, sondern Authetizität. Wenn ich mit einer Freundin spazieren gehe und mich nicht verstellen muss, mich in meiner Trauer angenommen fühle...Oder wenn ich mir schöne Musik anmache und Tagebuch schreibe, dann fühle ich genauso eine Art Glück, wie wenn ich etwas leichtes erlebe. Genauso können z.B. Trauerfeiern manchmal etwas bewegt-melancholisch-schönes haben.
Das wichtige ist, dass Du Orte findest, in welchen Du diese Trauer in Dir auch leben kannst. Sie muss nicht in einem verborgenen Kämmerlein versteckt und versiegelt werden. Sie will genauso gelebt werden wie alles schöne im Leben.
09.05.2015 10:45 •
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