Ich habe Deine Antwort gestern schon gelesen und im ersten Moment wollte ich etwas Entnervtes darauf schreiben und habe dann letztendlich gar nichts mehr dazu gesagt. Aber ich glaube, es war ein wirklich nett und ernst gemeinter Hinweis, Traumtänzer. Also: Danke dafür!
Ich denke aber, dass das nicht das Richtige für mich ist. Weder ein Therapeut noch eine Beratung können ungeschehen machen, was nunmal geschehen ist. Weder was in unserer Beziehung war, wie wir waren, noch was alles nebenher in unserem Leben war und wie wir damit umgegangen sind, damit meine ich die viel zitierten Umstände, die es eben bei uns gab. Die Gespräche würden weder mein Leben jetzt anders machen, noch meinen Ex zurückbringen. Und viele tolle Freunde hätte ich auch nicht.
Die Mechanismen, wehalb es so gekommen ist, wie es am Ende gekommen ist, also welcher Weg dahin geführt hat, kann ich mir im nachhinein ganz gut erklären. Ich finde sie nicht richtig und ich finde auch die Trennung nicht richtig, aber ich kann das ganz gut alleine nachvollziehen, ich brauche keine Unterstützung, um mich damit auseinander zu setzen, was war oder wer und wie ich bin. Daran muss ich mich nicht abarbeiten. Manchmal brauche ich einfach nur jemandem zum Reden. Deswegen bin ich hier.
Daran wie oder warum mich mein Ex verlassen hat, kann sowieso niemand etwas ändern. Und auch nicht daran, dass es jetzt so ist. Ich mag mein aktuelles Leben nicht haben. Aber ich glaube, auch das ist einfach noch relativ normal. Die Trennung kam in einer Phase, in der ich mich ganz bewusst auf eine gemeinsame Zukunft mit meinem Ex eingelassen hatte. In der ich ganz bewusst neu Plänge geschmiedet habe, in der ich ernsthaft über Kinder nachgedacht habe und über ganz viele tolle Dinge, die wir gemeinsam erlebn würden.
Ich denke, sich davon zu verabschieden. Das braucht einfach viel Zeit, viel mehr Zeit. Und ich kenne mich damit eben auch nicht aus. Also damit allein zu sein, damit wie lange es dauert klar zu kommen, damit sich etwas völlig neues aufzubauen.
Es sind jetz 5 Monate ungefähr. Ist das lang? Zu lang für Trauer, wenn man doch eigentlich sein Leben miteinander verbringen wollte? Nicht wahrhaben wollen, Schockstarre, absolute Traurigkeit, wenn ich diese Phasen alle abziehe, dann komme ich auf drei, vier Monate. Kann man sich in drei Monaten wirlich schon ein neues leben Aufbauen? Oder gar wieder rundum glücklich sein, wenn man doch eigentlich etwas ganz anderes möchte?
Manche Threads hier erwecken den Anschein, dass das geht. Man geht einfach wieder Feiern, hat viele Freunde, schnell wieder Dates. Irgendwann kommt die/der nächste Partner und dann geht das Leben und die Liebe in eine neue Runde.
Bei mir ist das im Moment eben nicht so. Das gefällt mir nicht, dass es mir nicht gut geht. Aber ist das wirklich schlimm oder nicht normal? Ich habe es schon so oft geschrieben. Ich wurde verlassen, das bedeutet doch auch, dass bei mir die Liebe einfach noch da ist. Vermutlich wird sie immer da sein. Irgendwann kann vielleicht trotzdem jemand anderes kommen. Aber eben nicht jetzt. Und sich davon immer mehr zu verabschieden, von diesem Menschen, dem man absolut vertraut hat, bei dem man keine Zweifel mehr hatte (ich schrieb schon mal, dass das ein Thema bei mir war), mit dem man alles machen, leben und erreichen wolllte. Davon Abschied zu nehmen und sich gleichzeitig etwas anders aufzubauen, auch ein Leben alleine, das ist einfach hart. Für mich ganz persönlich ist das schwer, ungewohnt und nicht einfach. Und ich will diese Phase jetzt auch einfach dafür nutzen, es nach und nach auch richtig zu machen. Nur Ablenkung, dass ist es einfach nicht. Ich muss einen neuen Selbstwert aufbauen, mich neu definieren, reflektieren, lernen. Das alles kostet Kraft. Und diese Kraft fehlt dann eben auch bei der Motivation für anderes, für viele, das über die Pflichterledigung hinaus geht.
Vielleicht erwarte ich manchmal zu viel. Das es schneller geht, mir leichter fällt. Das tut es aber eben einfach nicht. Und genau damit, das es nicht schnell und einfach geht, muss ich mich arrangieren. Dabei kann einem eben auch keiner wirklich helfen. Kein Wunder, es ist ja auch mein Leben.
Wie arrangiert man sich also mit einem Leben, das man so nicht führen will? Einem Lebensabschnitt der nichts mehr oder nicht mehr viel von dem hat, was man will, sich wünscht und erträumt? Wohl nur, indem man einfach weitermacht. Mal besser, oft schlechter. Und irgendwann hoffentlich soweit ist, dass wieder mehr Motivation für anderes da ist.
Aber vielleicht ist es auch einfach gar nicht so unnormal, wie ich es im Moment denke, dass man als Single häufiger mal alleine ist. Zumal bei allen um mich rum deren normal ausgefülltes Leben weitergeht wie immer. Nur in meinem Leben sind auf einmal riesengroße Lücken. Vielleicht macht es das auch so krass. Zum einen, dass ich das nicht gewohnt bin, zum anderen dass nur ich es bin, deren Leben sich hier so verändert hat. Bei allen anderen dreht es sich weiter wie gewohnt. Ich falle aus dem Rahmen. Und dann merkt man, im Vergleich, wie viel man jetzt auf einmal alleine ist. Zeit, die bis vor 5 Monaten ausgefüllt war, auch mit Aktivitäten, aber eben mit dem Partner. Jetzt fallen die Aktivitäten weg, der Partner, mit dem man sich wohl viel zu oft selbt genug war, und es bleibt ganz viel Zeit. Zeit und Lücken, die andere eben nicht haben. Das ist schon krass. Es fehlt so unglaublich viel Nähe, Gespräche, Vertrauen und das wissen, dass immer jemand für einen da ist. Immer.
Übrigens: ich träume seit einer Woche davon, dass mein Ex zurückkommt. Das zeigt mir wohl zum einen, wie stark dieser Wunsch trotz allem ist zum anderen hoffe ich auch drauf, dass es einen weiteren Schritt des Verarbeitens und Abschließens einleitet. Hoffen kann man ja mal.