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Sinnkrise in der Ehe

G
Natürlich geht es in der Therapie nicht um deinen Mann, sondern um dich.
Was du da berichtest, das habe ich schon genauso vermutet und deine Therapie ist auf einem guten Weg, wenn das angesprochen wird.
Erwachsene treffen Entscheidungen und übernehmen Verantwortung dafür, auch dann wenn es vielleicht im Nachhinein nicht nicht immer das Beste war.
Dieser Baustein fehlt dir. Du hast schon erkannt, dass du in einem kindlichen Muster bist und immer das liebe Kind sein möchtest, welches alle liebhaben. Es ist harte emotionale Arbeit, dieses zu verändern.
Und du siehst, ich wollte dich weder verletzen noch Frust abbauen, sondern habe dich lediglich zu einem Dialog herausgefordert.
Es ist gut, dass du anfängst dir eigene Gedanken zu machen und eine eigene Meinung zu bilden.
Aber drei Jahre?
Kannst du Fortschritte in dir benennen?

27.12.2019 15:16 • x 1 #706


Vegetari
Zitat von Florentine:
Ich hab mich immer irgendwelchen Erwartungen und Meinungen, ja sogar Kleidungsstilen anderer angepasst oder den Weg des geringsten Widerstandes gewählt.
Dies hier ist für mich tatsächlich das erste Mal, dass ich eine wichtige Entscheidung einfach nur für mich treffen soll, dabei fühle ich mich egoistisch und mies.

Ich brauche dabei Hilfe, da ich gemerkt habe, dass ich alleine aus dieser Schleife nicht rauskomme, die habe ich mir geholt und damit arbeite ich nun.



Dann sind die Eheprobleme sekundär.

Es geht ja um den Einzelnen ,um Florentine allein und ihr Mann allein.

Nur wer sich selbst lieben und akzeptieren kann mit all seinen Vorzügen und Nachteilen kann eine einigermassen gute Beziehung führen.

Beide EP haben anscheinend persönliche Schwierigkeiten und erhebliche Selbstwertprobleme ,daher ist eine gute wertschätzende Partnerschaft nicht möglich.

Die Lösung des Problems liegt nicht im aussen ,sondern nur in sich selbst,d.h. besser Nachreifung und Weiterentwickllung mit Hilfe Einzelberatung für jeden Einzelnen. Nur wenn das gelingt kann eine reife Entscheidung für oder gegen die Ehe gefällt werden

27.12.2019 16:20 • #707


A


Sinnkrise in der Ehe

x 3


F
Zitat von grimes:
immer das liebe Kind sein möchtest, welches alle liebhaben. Es ist harte emotionale Arbeit, dieses zu verändern

Das stimmt. Zumal mir die Persönlichkeitsgrundlage fehlt, d.h. ich kann kaum sagen soundso BIN ich, weil ich mich halt ständig angepasst habe...als Jugendliche an meine beste Freundin, dann an meinen Freund...später dann eben an das Leben meines Mannes.
Erst durch die Kinder ist etwas in mir wach geworden und ich habe mich ernsthaft begonnen zu fragen, WER ich eigentlich bin, was ich meinen Kindern für eine Mutter sein will usw.

Zitat von grimes:
Und du siehst, ich wollte dich weder verletzen noch Frust abbauen

Das habe ich auch nicht so wahrgenommen, sonst hätte ich wohl nicht geantwortet.

Zitat von grimes:
Aber drei Jahre?
Kannst du Fortschritte in dir benennen?

Die Therapie dauert ja noch keine drei Jahre...die erste Einzeltherapie war mehr tiefenpsychologisch ausgelegt. Dadurch ist mir einiges zwar klar geworden, dennoch gelang es mir nicht, nur auf Basis dieses Wissens wirklich etwas zu verändern in meinem Alltag/meinen Handlungen/Denkweisen.

Dafür habe ich nun vor einigen Wochen die Therapeutin gewechselt und übe nun mehr praktisch durch kleine Aufgaben usw.

Was sich verändert hat? Dass ich mich überhaupt damit auseinandergesetzt habe, in der Beratung - auch der Paarberatung - ehrlich zu kommunizieren (ich habe sonst zuhause schneller mal gelogen oder einfach genickt, damit es keinen Streit gibt).
Ich habe kleinere Projekte angefangen, auf die ich stolz bin (das Gefühl ist mir - abgesehen von den Kindern - neu) und lange dafür gebraucht, mich damit zu arrangieren und meinen Frieden damit zu machen, dass ich talentiert in vielen Bereichen bin, aber eben in nichts herausragend gut. Dass ich nichts Besonderes sein muss und dass es ok ist, wenn mir dafür die Disziplin fehlt. Dass ich nicht etwas vorgeben muss um mich interessant zu machen oder gemocht zu werden (daran arbeite ich noch...das wird auch noch eine Weile in Anspruch nehmen).
Daneben hat sich verändert, dass ich (in einigen Bereichen) aufgehört habe, meinem Mann die Verantwortung zuzuschieben, sondern mich selber gekümmert habe z.B. durch die Renovierungen darum, dass ich mich hier im Haus wohl fühlen kann (das wird ebenfalls noch eine Weile dauern. War nicht leicht, mir selber einzugestehen, dass ich möglicherweise das falsche Haus gekauft habe bzw. es eben nicht einfach mit ein paar Wandfarben getan ist/war).

Zitat von Vegetari:
Nur wenn das gelingt kann eine reife Entscheidung für oder gegen die Ehe gefällt werden

Ich muss mich jetzt dagegen entscheiden. Mir fehlt die Kraft. Ich kann nicht an mir selbst arbeiten und gleichzeitig versuchen, wieder an 1000 Stellen Kompromisse mit meinem Mann auszuhandeln und da Gespräche zu führen.
Ich muss erstmal klar kriegen, wer ich bin. An welchen Stellen ich keine Kompromisse machen will, was mir unbedingt wichtig ist und an welchen Stellen ich Abstriche machen kann.
Ich kann nicht lernen, authentisch und ehrlich zu sein, wenn hier im Haus und in der Beziehung gleichzeitig das größte Konfliktfeld besteht, was sofort hochgeht, wenn ich z.B. mal deutlich kommuniziere.
Diese Stimmung, die kann ich dann hier alleine zu Hause so schlecht aushalten, dass ich dann wieder (wie letztes Jahr) zurückruder.
Dabei geht es nicht mal konkret um Trennung, sondern um Alltagskram/Urlaub/Freizeit/Kinder usw.

27.12.2019 17:39 • #708


G
Ich denke nicht, dass die Eheprobleme sekundär sind, sondern Teil des Problems bzw. eine Symthomatik der inneren Probleme der TE.
Warum muss der Ehemann nachreifen? Verstehe ich nicht. Was hat er denn gemacht?
Was verstehst du unter unter nach reifen? Klingt nach Obsternte.

27.12.2019 17:42 • #709


F
Zitat von grimes:
sondern Teil des Problems bzw. eine Symthomatik der inneren Probleme der TE.

Ja. Ich habe meinen Mann damals aus Vernunft geheiratet.
Ich war nicht direkt Feuer und Flamme...aber er umwarb mich und fand mich toll...ich hatte ein paar Bedenken, habe die damals aber auch erfolgreich beiseite gewischt und mich eben angepasst, versprach er eben jene Stabilität und Sicherheit.

Zitat von grimes:
Warum muss der Ehemann nachreifen?

Naja meinem Mann würde eine Therapie durchaus gut tun, der hängt, was den Umgang mit den Kindern betrifft und seinen Denk und Kommunikationsmustern locker genauso in der Uhr wie ich.
Er weiß, wer er ist und ist in der Hinsicht quasi unverrückbar, aber auch er weist Strukturen auf, die ungesund sind (keine Freunde, keine Aktivität, Kontakt zur Familie bzw. Umgang mit den eigenen Eltern usw).

27.12.2019 17:48 • #710


G
@Florentine.
Freue mich gerade über deinen letzten Post. Du sortierst schon sehr gut und bist weiter als ich es gedacht habe.
Super.
Du bist auf dem besten Weg eine selbstbestimnte und erwachsene Frau zu werden für die ein Partner eine Option, aber keine Notwendigkeit ist.
Das schafft wirklich nicht jede. Viele Frauen klammern an ihren Mann, obwohl sie betrogen und belogen, oder geschlagen wurden. Alles aus Liebe!?

27.12.2019 17:49 • #711


F
Zitat von grimes:
Das schafft wirklich nicht jede.


Das weiß ich auch nicht. Ich möchte es aber versuchen, denn das hier fühlt sich zwar bequem und sicher und gewöhnt für mich an....aber eben auch nicht nach mehr.
Ich war mit meinen beiden besten Freundinnen unterwegs und wir sprachen über das nächste Jahr.
Ich habe von der anstehenden Beratung und meiner Entscheidungsabsicht erzählt und aus meiner Freundin brach ein spontanes: Gott sei Dank, Na endlich! heraus.
Ich war etwas perplex.
Sie hatte sie nie in der Vergangenheit in irgendeiner Form zu der Beziehung geäußert, weil sie auch meinte: dein Leben, deine Entscheidung!

29.12.2019 12:01 • #712


A
Zitat von Florentine:
Gott sei Dank, Na endlich! heraus.

Solche Geschichten sind für echte Freunde sehr belastend. Du hältst ja nicht nur deinen EM hin, sondern dein gesamtes soziales Umfeld.

29.12.2019 12:24 • x 2 #713


G
Zitat von Andy17:
Solche Geschichten sind für echte Freunde sehr belastend. Du hältst ja nicht nur deinen EM hin, sondern dein gesamtes soziales Umfeld.

Das ist tüdeltatel.. Echt mal. Der Ehemann hätte und hatte Gelegenheit sich einzubringen, hat er aber nicht. Das ist seine Verantwortung.
Das soziale Umfeld hat mit der Ehe nichts zu tun und gute Freunde unterstützen, wenn nicht sind es keine.
Gute Freunde zwingen auch nicht zu einer Entscheidung, sondern sind einfach da und stellen keine grenzüberschreitenden Forderungen in Bezug auf etwas, was nur die Eheleute angeht.
Manchmal ist es schwer, enge Freunde in einer emotional ungute Situation zu erleben, das stimmt wohl, Grenzen sollte man deswegen nicht überschreiten, es sei denn man wird um die eigene Meinung gebeten, dann sollte man schon ehrlich sein
Alles andere sind keine Freunde, vielleicht eher Bekannte, von denen man Abstand nehmen sollte.
Zählt man Kinder zum sozialen Umfeld, kann, muss aber nicht, es sei das Eheprobleme egal in welcher Richtung und Gewichtung belastend sein können. Hier gilt es aufmerksam zu bleiben, alles ist lösbar.

29.12.2019 13:17 • x 1 #714


F
Zitat von grimes:
Gute Freunde zwingen auch nicht zu einer Entscheidung, sondern sind einfach da und stellen keine grenzüberschreitenden Forderungen in Bezug auf etwas, was nur die Eheleute angeht.
Manchmal ist es schwer, enge Freunde in einer emotional ungute Situation zu erleben

Ja, so sagte sie es auch. Sie wollte sich nicht einmischen, hat mir immer zugehört und sich eben ihre eigenen Gedanken gemacht, hatte immer den Eindruck, dass mein Mann und ich nicht besonders gut zusammenpassen - aber was sollte sie da auch groß zu sagen?
Sie hat das nun viele Jahre miterlebt und ihre Aussage kam mehr um meinetwillen als weil sie sich belastet fühlte und war eher erleichtert, dass ich offenbar beschlossen habe, aus diesen Spiralen auszubrechen.
Wir kennen uns nun seit über 20 Jahren und zumindest sie - aber ich selbst ja auch - hat den Eindruck, dass ich wieder mehr bei mir selbst und authentischer bin.

Zitat von Andy17:
Du hältst ja nicht nur deinen EM hin

Nee.
Der hält sich selbst genau so hin. Es ist ja nicht so, als habe er mir in der letzten Paarberatung unter Tränen seine Liebe gestanden und warte nun auf ein Urteil von mir. Das wäre ungerecht und ein Hinhalten, dem ist aber nicht so.
Mein soziales Umfeld mischt sich ansonsten nicht ein, das finde ich auch gut. Ich möchte nicht ständig gefragt werden, wie es läuft usw.
Wirklich Bescheid wissen nur meine Schwester und meine Eltern und meine beiden besten Freundinnen.
Der Rest nimmt eher wahr, dass es hakt und wir oft getrennt unterwegs sind und es ein paar Probleme gibt, aber weiß nichts über die Tragweite.
Das kommuniziere ich so auch nicht.

29.12.2019 13:44 • #715


F
Ich kann mir überhaupt nicht richtig vorstellen, wie es weitergeht.
In welcher Reihenfolge was passiert.
Wie wir miteinander umgehen werden/können und hier noch gemeinsam den restlichen Alltag schmeißen.
Wie wir die Sommerferien gestalten werden oder Urlaub.
Was mit dem Hund sein wird.

Das fühlt sich total seltsam an.
Ich hab gerne nen Plan in der Tasche, kann hier aber keinen machen...weil nahezu alles davon abhängen wird, wie wir unsere Wohnsituation und die Kinderbetreuung regeln.

29.12.2019 16:52 • #716


G
Ein Besuch beim Familienanwalt wird dir helfen, einen Überblick zu bekommen.

29.12.2019 19:26 • x 1 #717


F
Euch allen ein gutes 2020.

Ich habe Silvester mit Freunden verbracht und war in der Stadt. Mein Mann war mit den Kindern zuhause, vorher waren wir aber zusammen bei meinen Eltern zum Essen.
Erst hatte ich ein schlechtes Gewissen, ihn am Jahreswechsel allein zu Hause zu lassen. Aber dann dachte ich mir, dass wir die letzten 5 Jahre quasi Silvester zu zweit auf dem Sofa verbracht haben und er sich vorgenommen hatte, fernzusehen.

Zitat von grimes:
Ein Besuch beim Familienanwalt wird dir helfen, einen Überblick zu bekommen

Das stimmt und da muss ich/wir auf jeden Fall noch hin.
Aber zunächst mal müssen wir sprechen. ICH muss sprechen über meine Entscheidungen.

Bevor wir irgendwas beim Anwalt klären, müssen wir uns zu zweit überlegen, ob es eine Option ist, getrennt im Haus zu leben oder nicht.

Aus dieser grundsätzlichen Entscheidung heraus wird sich alles andere ergeben (oder eben auch nicht).
Davon werden Unterhaltszahlungen, Wohnvorteil und der ganze Rest abhängen.
Ich kann mir das (grob und theoretisch) ernstmal vorstellen, vor allem wegen der Kinder und wegen des Hundes, aber ob er das auch kann...keine Ahnung. Das wird davon abhängen, wie viel Emotion noch da ist und wie tief die Verletzung ausfällt, denke ich.
Auch ob das langfristig dann fair klappt mit der Wartung und Pflege von Haus und Garten: keine Ahnung.

02.01.2020 13:04 • #718


F
Urlaub ist vorüber, wir sind wieder mitten im Alltag.
Geredet haben wir bisher nicht.
Ich werde ihn vor dem Beratungstermin nochmal ansprechen, ob er hier zu Hause reden möchte oder es dort quasi eine Überraschung werden soll.
Ein Bedürfnis, darüber dann hier zu Hause zu reden, habe ich gar nicht. Ich habe Sorge, dass mit dir Situation entgleitet und er sich dann nicht mehr darauf einlässt, die Trennungsberatung zu machen.
Irgendwie bizarr, dass wir so gar nicht über die Situation reden und der Alltag einfach so weiter geht.
Er schaut abends fern, hier und da wechseln wir ein paar Sätze, damit hat sich's dann.
Nicht böse oder kalt, aber auch nicht gerade herzlich und innig schon gar nicht.
Am Montag gehe ich nochmal zur Einzeltherapie vor dem Paarberatungsgespräch.

07.01.2020 22:06 • #719


Satori
Hallo Florentine,

viel Kraft für Dich und ein gutes neues Jahr! Du näherst dich langsam der Entscheidung bzw. der Kommunikation derselben. Ich bin überzeugt, Du schaffst das und es wird dir danach besser gehen. Du wirst im Neuanfang Kraft finden und ich hoffe, ihr findet eine Basis für eine gemeinsame Lösung im Sinnne der Kinder.

Aber so solltest du nicht weitermachen, auf die lange Sicht. Weder für Dich noch für die Kinder als Familienbild.

10.01.2020 15:14 • x 1 #720


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