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Singles - vom Leitbild zum Sozialschmarotzer

J
Zitat von leilani1801:

Da muss man einfach mal 30 Sekunden logisch denken: im Zuge der stetig anwachsenden Weltbevölkerung in Kombi mit der Globalisierung, sehen wir Menschen alle irgendwann milchkaffeebraun aus...

So what? Die Leute sollen friedlich miteinander umgehen, eine gute Zeit haben und da hoffe ich, dass wir das irgendwann mal schaffen



Da musst ihn selbst fragen



Genau, milchkaffeebraun und dann die ganzen dunkleren Brauntöne bishin schwärzlich und schwarzoliv. Heißt, die milchkaffeebraunen sind dann die neuen WEISSEN.
Dauert nicht mehr soooo lange, aber wir erleben schon mal die Umbruchzeit, sind mitten drin. In Frankfurt am Main leben offiziell schon mehr Ausländer/Deutsche mit Migrationshintergrund als Deutsche.

27.12.2018 16:08 • #121


A
Mal wieder zurück zum Thema...
Die kinderlosen Frauen in meiner Arbeit leiden sehr an dem überhöhten Familienbild, das dort propagiert wird. Ein sehr konservatives Umfeld, das mich lange in einer unglücklichen Beziehung hielt. Es ist schon schlimm dort, keine Kinder zu haben, aber auch noch Single? Unvorstellbar. Mit ihr kann was nicht stimmen.
An mir prallte diese 50er Jahre Homestory scheinbar ab. Es war mir schon immer egal, wie andere leben und ich finde glückliche Familien toll und hätte das auch gerne gehabt, aber ich habe auch sehr glückliche Dauersingles in meinem Bekanntenkreis.
Und ich werde mir sicher auch mein Leben als Neusingle schön machen.
Aber nach diesem Thread merke ich, dass ich mit Single bisher tatsächlich etwas Negatives verband. Und das hat viel mit dem vermittelten Idealbild zu tun.
Mich kotzt diese Unsensibilität beim Thema an. Keiner kennt doch die Hintergründe der anderen und diese Fake Familienbilder, gerade zur Weihnachtszeit schreien nach Biedermeier reloaded.
Die coolen Mütter und Väter genießen ihr Glück und haben gar keine Zeit für Häme. Die wissen, dass das Leben nicht planbar ist und Familie und gesunde Kinder Glück sind.

27.12.2018 18:16 • x 1 #122


A


Singles - vom Leitbild zum Sozialschmarotzer

x 3


D
Ich habe noch nie in meinem ganzen Leben Häme oder Ablehnung erfahren.
Hier im Rheinland gilt echt Leben und Leben lassen, niemand käme in meiner Firma auf die Idee, irgendjemandem Sprüche zu drücken.
Tante Gitte fragte nur mal nach drei Likörchen, warum ich nicht verheiratet sei?
Ich lachte und meinte, dass ich wohl einfach nur Glück gehabt hätte.

Und irgendwer fragte mal, ob ich mich nicht endlich binden möchte?
Ich habe entsetzt den Kopf geschüttelt: Nein, ich mag mein promiskuitives Leben viel zu sehr.

27.12.2018 18:33 • x 3 #123


Blanca
Neulich wurde hier im Forum ein Thread mit einem bezeichnenden Titel eröffnet:
Frau ist überzeugter Single - warum?
frau-ist-ueberzeugter-single-warum-t53865.html

Ich hole diesen hier daher nochmal hoch, rein der ergänzenden Info halber.

08.06.2019 11:23 • #124


Blanca
Da der Link zu dem in Beitrag #1 genannten Medienartikel nicht funktioniert, hier nochmal der Hinweis auf Beitrag 108 dazu:
singles-vom-leitbild-zum-sozialschmarotzer-t29591-s105.html#p1632960

08.06.2019 12:13 • #125


Blanca
Im oben erwähnten Thread nebenan steht ein Beitrag, der mir total gut gefallen hat:
frau-ist-ueberzeugter-single-warum-t53865-s645.html#p1810035

@Kaetzchen beschreibt in den letzten Absätzen darin, warum sie zur Zeit so gern Single ist. Kein Wort von wegen unvollständig, einsam, oder was weiß ich. Im Gegenteil: Aus ihrem Beitrag spricht das zufriedene, positive Lebensgefühl, wie ich es noch von der Fit and Fun-Gesellschaft der 1980er erinnere.

Ich unterschreibe diesen Beitrag. Was reitet Medien und Mitmenschenn nur, um (freiwilligen) Singles ihr - hier sehr anschaulich erklärtes - Glücklichsein so ritualisiert abzusprechen, wie sie das seither tun? Was für Wesenszüge hat jemand, der andere einfach nicht sein lassen kann, wie sie aber nun mal erklärtermaßen sein möchten?

Allein dieses Detail sagt viel darüber aus, wie weit es mit Offenheit und Toleranz in unserer Gesellschaft tatsächlich her ist. Umgekehrt allerdings auch - im positiven Sinne - über jeden Single, der das cool an sich abprallen lässt und sein Leben ungeniert weiterlebt - nämlich nicht für alle anderen, sondern für sich selbst.

Früher nannte man sowas unbeugsam - nicht im Sinne von Starrsinn, sondern in respektvoller Anerkennung der Charakterfestigkeit, die hinter jemand steht, der so souverän für sich sorgt. Das ist eine gesunde Form von Egoismus, die nichts mit antisozialem Verhalten zu tun hat.

15.06.2019 11:46 • #126


N
Zitat von Blanca:
Was reitet Medien und Mitmenschenn nur, um (freiwilligen) Singles ihr - hier sehr anschaulich erklärtes - Glücklichsein so ritualisiert abzusprechen, wie sie das seither tun?

Blanke Existenzangst.
Variante a: Betreffende Miesepampel ist unfreiwillig Single, weil potentielle Partner es eben doch bei 3 auf die Bäume schaffen. Natürlich versteht unser kleine/r Schelm/in nicht (ich achte natürlich peinlich darauf, beide Geschlechter anzusprechen, sonst stehen hier bald wieder die militanten Maskulisten auf den Plan) , dass er/sie selbst das Problem sein könnte, ergo müssen ja diese bindungsfaulen Biester schuld sein. Und dann kommt da noch so ein Ober-Biest, das die anderen Biester noch bestärkt. So gießt man Öl ins Feuer. Oder doch eher Kerosin. Solange die Leute den Sinn einer Beziehung nicht hinterfragen, ist es leichter. Man muss halt eine Beziehung haben, also kann man genauso gut die übrig Gebliebenen einsammeln. ...Das wird mit einem Schlag zunichte gemacht, wenn jemand kommt und auch noch vorlebt, dass das Single-Dasein einer unglücklichen Beziehung immer vorzuziehen ist.

Variante b: Betreffende Miesepampel hat den Sinn von Beziehungen nie hinterfragt, da es die Beziehungspflicht mit der Muttermilch eingesogen hat. Außerdem muss später jemand die Rente zahlen und dazu bedarf es nun mal genügend Nachwuchs. Also verbleibt man in der Beziehung, ganz gleich ob die glücklich oder unglücklich ist. Tritt ein glücklicher Dauer-Single auf den Plan, kommen unweigerlich Fragen hoch, die man seit Jahren mühsam unterdrückt hat. Die Komfort-Zone wird plötzlich unbequem. Der Single stellt eine Bedrohung da. Er könnte das Weltbild umwerfen. Möglicherweise setzt er dem eigenen Partner oder dem näheren Umfeld Flausen in den Kopf. Dann geht die Welt unter, mit der man sich mühsam arrangiert hat. Seien wir doch mal ehrlich. Die klassische Familie stirbt aus, wird durch Lebensgemeinschaften, Lebensabschnittspartnern und Patchwork ersetzt. Dieses geradezu fanatische Hochhalten der Familie ist das letzte Aufbegehren der Konservativen, die sich halt nicht gerade aufgrund von Toleranz und Flexibilität hervor tun. Meist haben sie außerhalb ihrer Partner keine nennenswerten Kontakte und ja, da ist die Existenz tatsächlich bedroht. Dann schlägt man halt blindwütig gegen alles, was nicht wie man selbst ist. Die Dinosaurier haben so auch reagiert. Oder meine Sulawesi-Garnelen, die ich trotz größter Anstrengungen nicht am Leben erhalten konnte. Die haben versucht, durch Masse zu überleben und einen wahren Baby-Boom ausgelöst. ...Und Verpaarungsunwillige im Verbund gejagt.

Variante c: Es ist mir gleich, ob die anderen glücklich oder unglücklich sind, Hauptsache meine Rente wird gezahlt und das nicht von mir. Diese Leute tun sich dadurch hervor, das eine Kind für die Statistik rauszupressen, um unangreifbar zu sein und regen sich dann über diese Asi-Familie eine Straße weiter auf, die 4 Bälger hat, die sie vermutlich noch bezahlen dürfen. Gleichzeitig wird auf die elenden Dauer-Single geschimpft, die nichts für die Statistik getan haben. Egoistisches Pack! Und was heißt hier Ehrenamt, Familienpflege und vollen Einsatz für die Wirtschaft? Wenn man sich einen Partner sucht, muss man sich nicht noch anstrengen! ...Zu diesen Leuten sagt man besser nichts. ...Und achtet peinlich darauf, durch private Vorsorge nicht zuviel einzuzahlen. Wollen wir mal sehen, wie weit die mit ihrem Statistikkind kommen. ...Wenn ich richtig nachrechne, kommt auf das bedauernswerte Ding schon allein 2 alte Elternteile. ...Da zahl ich aber lieber für die 4 Bälger, soviel ist sicher!

Zitat von Blanca:
Was für Wesenszüge hat jemand, der andere einfach nicht sein lassen kann, wie sie aber nun mal erklärtermaßen sein möchten?

Keine besonders Guten. Denn wenn man mal schaut, aus welchen Gründen bei diesen Heulbojen Partnerschaften geschlossen werden, dann bekommt das makellose Bild Risse. Ich brauche eine Partnerschaft, um mich sicher zu fühlen und nicht zu vereinsamen, also muss sich jemand opfern, mein Partner zu sein. Sch**ßegal, ob der glücklich oder unglücklich ist. Es gibt sogar Leute, die Kinder zeugen, um den Partner an sich zu fesseln. ...Selbstredend wird auf die Kinder keine Rücksicht genommen. Sie sind nur Mittel zum Zweck. Man kann aber dem abtrünnigen Partner damit ein schlechtes Gewissen einreden. Ich habe mal einen Mann kennen gelernt, der ständig davon redete, dass seine Partnerin Kinder bekommen soll (und am besten wenig arbeiten). Schließlich muss sie dann Verantwortung zeigen und kann nicht einfach weg. ...Von den Kindern selbst war keine Rede, da war es sogar in Ordnung, ihnen eine unglückliche Mutter zuzumuten. Der Mann ist übrigens auch 10 Jahre später noch Single mit wenigen Unterbrechungen, weil die verdammten Weiber immernoch nicht bereit waren, für ihn Verantwortung zu tragen. ...Neben dem Kindlein.

Zitat von Blanca:
Allein dieses Detail sagt viel darüber aus, wie weit es mit Offenheit und Toleranz in unserer Gesellschaft tatsächlich her ist.

Glaubst Du an Spuk und böse Geister? Es gab auch schon Wissenschaftler, die in Frauenzeitschriften eindringlich davor gewarnt haben, sich Singles als Freunde zu suchen. Sollten die glücklich mit ihrem Leben sein, könnte man versucht sein, die eigene Partnerschaft in Frage zu stellen. ...Es war aus wissenschaftlicher Sicht vollkommen schnuppe, ob man glücklich ist, man muss die Beziehung schützen. ...Aus welchen Grund auch immer. Übrigens musste man bei Google nur mal ein wenig näher die Hintergrundsorganisationen beleuchten, die diese wissenschaftliche Arbeit in Auftrag gegeben haben, dann wurde sehr schnell klar, dass mehrere radikale, christliche Vereine sich hinter diesen Organisationen verschanzten. Da bekommt Fake Science eine völlig neue Dimension.

Ich bin übrigens mal ziemlich unter Druck gesetzt worden, weil ich einer alten Schulfreundin Obdach und einen Job an meiner damaligen Arbeitsstelle gewährt habe. O-Ton von ihm und seiner Verwandtschaft: wenn sie weiter nichts gehabt hätte, um sich selbst zu finanzieren, wäre sie ja bei ihm geblieben. Ich hatte also die Ehe zerstört. ...Warum sie von ihm weg wollte, hat niemand hinterfragt. Hehe, der hat ziemlich dumm aus der Wäsche geguckt, als sie dann irgendwann mehr verdiente, als er.

Mir ist nur aufgefallen, wann man wirklich von einer stabilen und guten Partnerschaft, bzw. Familie sprechen kann. ...Wenn es vollkommen egal ist, ob die Freunde überzeugte Single sind. ...Man selbst ist mit seinem Leben so zufrieden, dass man gar nicht ins Zweifeln kommt und dementsprechend von einem Single keine Flausen in den Kopf setzen lässt.

Bevor falsche Vorstellungen aufkommen, ich habe meinen glücklichen Singlestatus gegen eine Beziehung eingetauscht. Die ich ganz gewiss nicht gesucht habe, sie hat mich mehr so aus dem Hinterhalt erwischt. Ich war fast 7 Jahre glücklicher Dauersingle und habe zufrieden mit meinen gebundenen Freunden und Verwandten co-existiert.. ...Ganz ehrlich, ich war so zufrieden, dass mich nichts über Jahre in dieser Partnerschaft gehalten hätte, wenn die nicht noch einen Ticken besser gewesen wäre. Für mich sind Single-Freunde absolut kein Problem und ich glaube ihnen auch anstandslos, wenn sie sagen, sie seien gern Single. Ich habe schließlich so viele zufrieden Jahre lang zu ihnen gehört. ..Allein den Hormonen ist es geschuldet, dass ich doch gewisse Annehmlichkeiten aufgegeben habe. Nur wegen seinen verflixten Pheromonen habe ich es soweit kommen lassen, dass da der Faktor Liebe ins Spiel kommen konnte. ...Naja neben seinen Pheromonen war auch sein Körper ausschlaggebend. ...Vielleicht sogar sein Charakter.

Und damit habe ich wohl auch die These widerlegt, dass Dauersingles einfach nicht bindungsfähig sind. Sie sind es, wenn es die Mühen wert ist. Ich mach das ja nun auch schon ein paar Jährchen mit.
Zum Egoismus möchte ich sagen:
als ich es mir finanziell nicht so gut ging, habe ich mir keinen Partner als finanzielle Krücke gesucht, sondern meine Probleme selbst in den Griff bekommen. ...Und bei Reis und Nudeln in Lumpen gehüllt auf einem CAMPINGPLATZ gehaust.

Nachdem ich mir einen gewissen Wohlstand erarbeitet hatte, habe ich einen Partner mitfinanziert, der aufgrund eines Pflegeberufs sträflich unterbezahlt wurde.

Als ich kein Geld hatte, habe ich mit Zeit und Körpereinsatz den Tier- und teilweise den Kinderschutz unterstützt. Seit ich aufgrund höherer, beruflicher Anforderung keine Zeit mehr dazu habe, habe ich ein beträchtlichen Teil meines Einkommens da rein investiert, außerdem unterstütze ich die Social Media Kanäle, betreibe ehrenamtlich das Marketing ...und setze mich selbst gewissen Risiken aus, um den Naturschutz zu unterstützen. ...Ich denke nicht, dass ich mir Egoismus vorwerfen lassen muss.

...Übrigens herrscht in der Natur in den seltensten Fällen Monogamie und damit Treue bis zum Tod. Die Bindungsbereitschaft endet meist, wenn der Nachwuchs flügge wird. Ist bei fast allen Säugetierarten so. Ich fürchte, jetzt habe ich mich unbeliebt gemacht. ...Mal wieder!

16.06.2019 14:25 • x 4 #127


Blanca
Ich stelle mal eine SPoN-Artikel über glückliche Singles hier ein, er stammt aus 2016:
https://www.spiegel.de/wissenschaft/men...06630.html

Die Studien dazu gibt es hier:
https://onlinelibrary.wiley.com/doi/abs...05.00121.x (EN)
https://journals.sagepub.com/doi/full/1...7515597564

29.06.2019 20:18 • #128


Blanca
Nebenan hat @Garibaldi einen Clip eingestellt, in dem es ab 13:00 um die gezielte Marginalisierung von Singles in unserer Gesellschaft geht: warum-heiratet-man-heute-noch-t54702-s90.html#p1858665

Bis dahin verläuft er für meine Begriffe etwas schwurbelig, aber speziell diesen Teil fand ich ansprechend.

28.07.2019 20:30 • x 1 #129


scallisia
Zitat von Sick:
Nix da maybe... Ich bin mit dem Projekt Familie und gemeinsam ne Zukunft aufbauen einmal grandios gescheitert, das reicht mir einfach für mein Leben. Auch wenn ich jetzt erst 40 werde, ich will meinen Samen einfach nicht mehr weiter durch's Land verstreuen und darum brauch' ich auch kein Nest mehr bauen. Konnte immer gut für mich selbst sogen(zumindest finanziell, den Rest lasse ich mal dahin gestellt ), das sollten die nächsten Damen bitte auch können - um mir über 3,50Euro Mieteinsparungen in 'ner gemeinsamen Wohnung nen Kopp zu machen, denke ich da eh eher in anderen finanziellen Dimensionen...

Standlautsprecher statt Blumenregal, nen Skateboard oder nen Bike ungefragt an die Wand nageln wenn ich's schön finde und die Wohnung 3 x so schnell geputzt ohne den ganzen kitschigen Dekoscheiss überall. Nie wieder gleichgeschlechtlich Tischdeckchen und Platz im Kleiderschrank. Ihre bescheuerten Freundinnen und Mütter können sie dann auch in ihrer eigenen Wohnung treffen und ich mit meinen Kumpels bei mir saufen wie und wann ich will wenn mir danach sein sollte. Der Pate 1-3 am Stück gucken ohne dass wer zu meckern hat, gut!

Nen Schlüssel konnte schon meine letzte Kurzzeitflamme( ) trotzdem recht schnell haben, aber für die galt auch nur gucken, nix anfassen . Wollte sie zum Glück auch gar nicht...

Das hat aber trotz Allem nix damit zu tun dass ich die Frauen nicht mehr ernst genug nehmen möchte, nichts ernsthaft Dauerhaftes suche oder sonst was. Im Gegenteil, ich kann eher gar nix mit unverbindlichen Sachen anfangen. Es ist nur einfach im MOMENT das was ich mir für die nächsten Jahr(zehnt)e wünsche würde...

Aber wie war das? Mache Pläne wenn du das Schicksal lachen sehen willst? Schön wär's trotzdem wenn's so klappt


Darüber habe ich mir auch Gedanken gemacht. Bin dabei genau zu diesem Modell gekommen.

Zitat:
[b]oder nen Bike ungefragt an die Wand nageln wenn ich's schön finde[/b]


Ach, das dürfte der Mann bei mir. Meine würden ja direkt daneben hängen... (damit hätte sich auch die Dekofrage erledigt...)

29.07.2019 10:30 • #130


M
Liebe Bianca,

Dauersingels gab es zu allen Zeiten. Besonders nach dem Krieg blieben viele Frauen unverheiratet, da deutlich in der Überzahl. Da ich inzwischen zur älteren Generation gehöre, habe ich viele dieser Frauen kennen lernen dürfen und sie alle haben mich sehr beeindruckt. Ich selbst wurde im Sinne der 50er und 60er Jahre aber eher konservativ und leider auch streng erzogen. Meine Eltern förderten zwar - wenn auch widerwillig - meine schulische und berufliche Ausbildung, es war aber immer klar, daß ich im Falle einer Familiengründung den Beruf aufgeben müsste. Und genau das habe ich mangels staatlicher Kinderbetreuung dann auch tun müssen. Heute beneide ich z.B. die Frauen in der ehemaligen DDR, die ganz selbstverständlich Beruf und Familie unter einen Hut bekamen. Und deren Ehen und Beziehungen dauerten meistens, solange sie eben dauerten und waren nicht bis zum Lebensende verpflichtend. Auch das habe ich anders gelernt.

Wie alles hat aber auch das 2 Seiten. Ja, ich war lange Jahre Hausfrau und Mutter und musste mich nach dem Auszug der Kinder neu orientieren. Das brachte natürlich auch einige heftige Beben in unserer Ehe mit sich. Inzwischen geht's uns aber wieder sehr gut. Und ich kann dir sagen, ich bin an all diesen Herausforderungen sehr gewachsen. Ich verstehe, daß ihr jungen Frauen heute sehr vorsichtig seid mit euren Bindungen. Schließlich war meine Generation, die ich als eine Art Übergangsgeneration betrachte, nicht immer das beste Beispiel für eine erfolgreiche Lebensplanung.

Jetzt aber das Singeldasein und die kompromisslose Individualität zu propagieren, halte ich für fatal. Wo bitte, sollen da noch Kinder Platz haben? Und auch wenn es nicht leicht ist, man lernt und erlebt viel in einer Ehe oder von mir aus auch in einer Dauerbeziehung ohne Trauschein. Die Ehe ist kein Ponyhof, ganz bestimmt nicht. Sie ist ein Abenteuer! Vielleicht das letzte, was es noch gibt in unserer zivilisierten Welt!

Liebe Grüße

29.07.2019 11:10 • #131


Blanca
Liebe @Meerschaum ,

es geht in diesem Thread nicht darum, das Singledasein als gesellschaftliches Leitbild zu propagieren, sondern um seine Akzeptanz - nicht mehr, nicht weniger. (Auch freiwillige) Singles werden grundsätzlich als defizitär marginalisiert in dieser Gesellschaft, und das systematisch - es zieht sich durch Medien, aber auch durch Begegnungen im realen Leben. Das ist nicht in Ordnung und deshalb dieser Thread, der zudem dieses Forum zum Auslöser hatte, siehe diesen älteren Beitrag hier: singles-vom-leitbild-zum-sozialschmarotzer-t29591.html#p615662

29.07.2019 22:00 • #132


M
Also ich habe hier schon einiges nachgelesen und bei vielem muss ich dir Recht geben. Diese Dating Shows nerven mich auch und die omnipräsente Werbung für Singelbörsen a la Parship und Co finde ich zum kotsen. Da verkommt etwas wunderschönes, nämlich die Liebe zur Ware. Ebenso nerven mich diese Hochzeitssendungen und die Sendungen über Brautmoden. Mein Kleid damals war schlicht und bequem und trotzdem für mich und meinen Mann wunderschön. Zumal da auch noch mein Babybauch hinein passte. Dennoch würde ich so ein großes Fest nicht noch einmal ausrichten, hätte ich nochmal eine Hochzeit vor. Es war sehr teuer und es war irgendwie nicht wirklich unser Fest. Vielmehr bedienten wir die Erwartungen von Freunden und Familie.

Heute würde ich ein kleines Fest mit den engsten Freunden und einem Teil der Familie feiern und danach lieber einen schönen langen Urlaub mit meinem Mann verleben. Damals war alles sehr stressig und sehr konventionell. Aber es war eben so, wie es war. Inzwischen sind Jahrzehnte vergangen und unsere Ehe war nie einfach. Dennoch möchte ich meinen Mann nicht missen. Er ist mein bester Freund, mein engster Vertrauter, ein Kumpel zum Pferde stehlen und der S. mit ihm macht auch noch Spaß. Ich denke, viel mehr kann man nicht verlangen. Wir haben Höhen und Tiefen durchgestanden und gerade die letzten Jahre waren sehr schwer. Wir stehen nun an der Schwelle zum Rentner- und Seniorendasein und ich weiß, daß das Leben sicher nicht leichter werden wird. Im Gegenteil. Dennoch bin ich froh, nicht alleine zu sein.

Ich denke, jeder in unserer Gesellschaft sollte nach seiner Façon glücklich werden. Es gibt heute so viele Formen des Zusammenlebens und alle sind doch irgendwie ok. Wer alleine bleiben will, kann doch auch das tun. Ich habe nichts dagegen. Ich habe einige junge Kolleginnen, die alleine leben und ich beneide die ein bisschen. Ich habe diese Erfahrung leider nie machen können. Ich hätte auch gerne mal mein eigenes Reich gehabt und die absolute Freiheit, tun und lassen zu können was ich will. Leider bin ich von meinen Eltern aus dirket mit meinem Mann zusammen gezogen, weil es anders finanziell nicht machbar gewesen wäre.

Es gibt ja auch noch viele unfreiwillige Singels, Alleinerziehende z.B. oder vereinsamende Senioren. Ich denke daher rührt auch z.T. das schlechte Image des Singellebens. Aber da wo es freiwillig und selbstbestimmt ist, finde ich es wunderbar. Wo fühlst du dich von der Gesellschaft so stark unter Druck gesetzt, dass du dich sogar von der Familie zurück ziehst? Versteh mich nicht falsch, Familie wird in meinen Augen überschätzt. Ich hatte mit meiner Ursprungsfamilie auch viele Probleme habe mich aber nie von ihnen abgewendet. Ich musste nur irgendwann für mich klar bekommen, dass ihre Weltanschauung eben nicht meine ist. Dennoch konnten wir immer zusammen feiern und sie blieben die Zeugen meiner Kindheit. Das verbindet doch auch.

Ich empfinde deine Posts als sehr klug und du belegst alles mit Studien und Pressenotizen. Wo aber ist dein wirklicher Schmerz? Was genau macht dir soviele Probleme? Du lebst doch dein Leben und bist zufrieden damit. Warum befindest du dich dennoch im Kampfmodus? Wen oder was bekämpfst du?

30.07.2019 09:47 • #133


L
Zitat von Meerschaum:
Wo fühlst du dich von der Gesellschaft so stark unter Druck gesetzt, dass du dich sogar von der Familie zurück ziehst?


Kann das total nachvollziehen.

Ich versuche immer das Beste aus dem Status Quo zu machen. Und wenn ich gerade Single bin, dann versuche ich die mir gegebene Zeit möglichst schön und sinnvoll für mich zu nutzen.

Ich mag es auch bestimmte Sachen auszuprobieren und nachdem ich viele Jahre mal mehr mal weniger, aber im Grunde immer auf der Suche war, habe ich mich ganz bewusst für ein Jahr entschieden, in dem ich mich mit Männern im romantischen Sinn nicht beschäftige. Es interessiert mich einfach, was das mit mir macht.

Aber scheinbar provoziert das andere. Für die meisten spielt Partnerschaft oder die Suche nach dieser ein ganz zentrales Thema in ihrem Leben.

Wenn du sagst ist mir aktuell nicht wichtig und schlichtweg das Thema wechselst wird gerne psychologisiert und das nervt.

Mir geht es gut, ich brauche keine mitleidigen Blicke, keine Beziehungstipps etc.

Deswegen gehe ich so Leuten, dann einfach aus dem Weg.

30.07.2019 09:57 • #134


M
Zitat von leilani:
Wenn du sagst ist mir aktuell nicht wichtig und schlichtweg das Thema wechselst wird gerne psychologisiert und das nervt.

Mir geht es gut, ich brauche keine mitleidigen Blicke, keine Beziehungstipps etc.

Deswegen gehe ich so Leuten, dann einfach aus dem Weg.


Das kann ich verstehen. Meine Familie hat meinen Lebensentwurf auch sehr kritisch beurteilt und sich da oft sehr eingemischt. Leider hab ich mich damals nicht getraut, Grenzen zu setzen. Heute würde ich das tun. So unter dem Motto: meine Beziehung geht euch nichts an und deshalb will ich das mit euch nicht weiter diskutieren. Aber ich liebe euch trotzdem und will mit Euch im Kontakt bleiben.

Ich habe andere nie kritisiert und war immer sehr tolerant. Leider kann das nicht jeder so leben. Ich denke, dahinter verbirgt sich oft die eigene Unsicherheit. Indem man andere offen kritisiert sucht man doch nur die Bestätigung für den eigenen Lebensentwurf. Und warum sucht man diese Bestätigung? Weil man sich selbst nicht sicher ist, ob man wirklich so glücklich damit ist.

Von Leuten, die an sich selbst zweifeln, lass ich mich aber nicht mehr verunsichern. Ich habe mein Leben bisher so gelebt, wie ich es in der jeweiligen Situation für richtig hielt. Klar, im Nachhinein hätte ich vieles anders oder besser machen können. Einiges davon kann ich noch korrigieren, anderes leider nicht mehr. Aber ich kann sagen, ich habe immer das best mögliche getan. Vielleicht bin ich deshalb jetzt sehr entspannt im Umgang mit anderen Lebens- und Beziehungsformen. Ich bewundere z.B. die ganz junge Generation, die jetzt nachwächst sehr. Das mag daran liegen, daß mein Sohn zu ihnen gehört.

Er lebt in einer WG mit Männern und Frauen. Er ist aber Singel und konzentriert sich auf seine Ausbildung. Er ist politisch engagiert und lebt ökologisch sehr bewusst. Er achtet auf seine Ernährung und seinen Umgang mit unseren Ressourcen. Z.B. fährt er kein Auto, obwohl er einen Führerschein hat. Seine Begegnungen mit Frauen beschränken sich zur Zeit auf Freundschaften + oder - . Je nach Gusto. Und er strahlt soviel Zufriedenheit und Selbstsicherheit dabei aus, daß ich ihn am liebsten ständig knuddeln würde. Das finde ich sowieso toll an jungen Menschen, die mir z.B. auch im Beruf begegnen. Die sind so selbstbewusst und dabei nehmen sie sich selbst einfach auch nicht so ernst. Das wirkt dermaßen authentisch und unverkrampft, daß ich nur den Hut davor ziehen kann. Scheinbar hat meine Generation zumindest als Eltern oft einen guten Job gemacht. Der alte Muff der 50er und 60er Jahre scheint endlich überwunden zu sein. Ich hoffe es jedenfalls!

Alles Liebe Euch!

30.07.2019 10:20 • #135


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