Ergänzung zu meinen Beitrag
Für den einen Leser mögen meine Zeilen leicht geschrieben und für den anderen Leser sogar unvorstellbar erscheinen, aber hinter all diesen Worten steckt ein unglaublich großer Kraftakt und ein unaufhörlicher Lernprozess.
Als ich damals mit der Tatsache meiner Trennung konfrontiert wurde, da war es natürlich so, als hätte ein mächtiger Blitz eingeschlagen und ein noch nie dagewesenes Hölleninferno ausgelöst. Es war der bis dato größte Schock in meinem Leben und ich war erstmals total verzweifelt, absolut orientierungs- und komplett hilflos. An diesen wenigen Worten der Wahrheit wäre ich mit meinen Kindern beinahe zerbrochen. Bis zu diesem Tag wusste ich noch gar nicht, dass man so tief fallen kann. Tiefste Trauer und auch ein weinig Hoffnung, waren (neben meinen Kindern), meine treusten Begleiter.
Erst nach einigen Wochen habe ich erkannt und begriffen, dass unsere Beziehung tatsächlich vorbei ist und nichts mehr so werden kann, wie es einmal war. Nach dieser Erkenntnis fuhr ich nochmals die komplette Achterbahn der Gefühle... Tiefe Trauer, unerträglicher Schmerz, noch nie gekanntes Selbstmitleid, innerliche Wut, ein wenig Hoffnung und Hoffnungslosigkeit. Ich begriff trotz des großen Leidens, dass es nicht mehr so weitergehen kann und dass ich eine sehr zeitnahe Entscheidung treffen muss. Mir wurde schlagartig klar, dass ich noch meine Kinder und vor allem auch sehr wichtige berufliche Verpflichtungen habe.
Meine Kinder und mein Beruf haben mich wieder daran erinnert, dass unser Leben einen Sinn hat und dass unser Leben immer weitergeht bzw. weitergehen muss. An diesem Abend habe ich die Ärmel hochgekrempelt und am nächsten Tag gleich damit begonnen, wieder aktiver an dem Leben teilzunehmen, also mit neuen Zielen und einem positiven Blick in die Zukunft. Dadurch wurden die Erinnerungen tatsächlich immer weniger. Mittlerweile hatte ich mich nur noch auf meine Kinder und auf mich selbst konzentriert.
Nachdem ich die Vergangenheit akzeptiert und die qualvollen Monate der Hölle hinter mir gelassen hatte, da spürte ich eine neue Stärke. Alleine die Tatsache, dass meine Trennung die schlimmste Erfahrung meines Lebens war und ich diese dennoch gemeistert hatte, hat mich noch viel stärker gemacht.
Zu diesem Zeitpunkt hatte ich bereits 100 prozentig verinnerlicht, dass ich nur noch einen eigenen Lebensabschnitt beschreiten werde. Irgendwo hatte ich sogar die Entscheidungen meiner Exehefra u akzeptiert, wobei ich mir nicht ganz sicher war, wie ich mich bei einem Kontakt verhalten soll. Dieser war ja längst unterbrochen.
Aber die Antwort lies nicht lange auf sich warten. Nur kurze Zeit später teilte sie mir per SMS mit, dass der Traum vom Neuanfang geplatzt wäre. Ich spürte in diesen Zeilen ihre Trauer und ihre Hilflosigkeit. Vermutlich hat sie von mir Schadenfreude erwartet, aber ich bot ihr sofort meine Hilfe an.
Einige Wochen danach habe ich uns eine zweite Chance gegeben. Zu diesem Zeitpunkt war ich einfach nur noch total glücklich und sehr froh darüber, dass sie wieder bei uns war. Obwohl ich ihr verziehen hatte, waren die Wunden wohl einfach doch zu groß und ich letztendlich auch nicht stark genug. Unser Umgang war wie vor ihrem Fehler, aber ich konnte ihr nicht mehr die körperliche und intime Nähe geben. Zudem hatte ich begriffen, dass uns diese Negativerfahrung irgendwo beide längst verändert hat und nichts mehr so werden wird, wie es einmal war.
Deshalb haben wir uns danach sehr fair und sehr freundschaftlich getrennt. Wir haben heute noch sehr engen Kontakt miteinander, sind in der Not füreinander da und wir unternehmen gelegentlich sogar noch gemeinsame Dinge . Ja, wir gehen trotz unserer Trennung, sehr respekt- und würdevoll miteinander um. Auch wenn ich ihr selbst heute keine intime Nähe mehr geben kann, mag ich sie noch immer und ich bin sogar stolz auf sie, weil sie ihr Leben so tapfer meistert.
Sie ist meine Jugendliebe gewesen und ich habe sie so sehr geliebt, wie man einen Menschen nur lieben kann. Nichtzuletzt ist sie natürlich die Mutter meiner Kinder und sie hat mir zudem sehr viele glückliche Jahre beschert. Wir hatten bis zu ihren Fehler eine sehr gute Beziehung geführt und es ging uns richtig gut. Unser Alltag war sehr abwechslungsreich und niemals langweilig. Dennoch ist sie damals gegangen, aber ich habe mittlerweile begriffen, dass es auch in einer sehr guten Beziehung einen Partner geben kann, dem all das (zu) Positive, irgendwann zu viel werden kann. Und mir ist auch klar geworden, dass sie ihr Recht wahrgenommen und sich lediglich für ein neues bzw. anderes Leben entschieden hatte. Diesbezüglich habe ich auch erkannt, dass sie deshalb trotzdem der Mensch geblieben ist, den ich einmal so sehr geliebt habe.
Heute sage ich mir, wir haben die einzig richtige Entscheidung getroffen, zumal diese Entscheidung noch immer allen Beteiligten sooo richtig gut tut. Wir haben uns zwar getrennt, aber wir haben uns trotzdem nicht verloren. Jeder geht seinen eigenen Weg, aber wir gehen uns niemals aus dem Weg.
Und das Wichtigste
Wir hatten viele Jahre eine ganz besondere Beziehung und trotz unserer Trennung, haben wir uns genau das Besondere, dennoch bewahrt.
VG Holzer60
20.05.2017 11:39 •
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