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Die Phasen nach einer Trennung - was passiert mit uns?

H
Sind wir wirklich am Ende und was passiert denn nach der Trennung?

Wie wir letztendlich eine Trennung erleben und damit umgehen, dies hängt von vielen Faktoren und insbesondere von uns selber ab. Viele Fragen und Tatsachen spielen hier eine tragende sowie ganz entscheidende Rolle.

Wer hat sich getrennt, ist es die Trennung der ersten großen Liebe oder hat man schon mehrere Trennungen durchlebt, hat es bereits schmerzliche Trennungen in der Kindheit gegeben und wie gut kommt man mit sich selbst zurecht.

In der Trennungszeit sollte man wissen, dass es immer gewisse Phasen gibt und vor allem, dass es auch einmal wieder bergauf gehen wird. Für die Dauer und Intensität der einzelnen Phasen gibt es natürlich keine Zeitfenster und diese Phasen sind genau so unterschiedlich, wie wir Menschen selbst.

In der ersten Phase werden wir mit völlig neuen Tatsachen konfrontiert, denn der geliebte Mensch ist plötzlich weg. Wir sind geschockt, innerlich total aufgewühlt sowie durcheinander. Wir spüren totale Leere sowie Verzweiflung und wir können es gar nicht glauben bzw. wollen es einfach nicht wahrhaben. Wir glauben in dieser Phase noch immer, dass es sich der Ex-Partner vielleicht doch anders überlegt und klammern uns dabei an jede Hoffnung und greifen nach jeden noch so dünnen Strohhalm der sich bietet, um die verflossene Liebe vielleicht irgendwie umzustimmen sowie zurück zu gewinnen. Am Ende müssen wir mit der neuen Situation klarkommen Der geliebte Partner, das gemeinsame Leben und die gemeinsamen Zukunftsträume sind geplatzt. Wir können und wollen uns gar nicht mehr vorstellen, dass wir je wieder aus dem tiefen Loch herauskommen und jemals wieder glücklich werden können.

In der zweiten Phase kommt dann irgendwann doch die bittere Erkenntnis und das damit im Zusammenhang stehende Eingeständnis, dass die Beziehung wohl tatsächlich vorbei ist (!). Wir zeigen diesbezüglich die unterschiedlichsten Gefühle wie Trauer, Wut, Schmerz, Selbstmitleid, Hoffnung und auch Hoffnungslosigkeit. Wir glauben diesen Gefühlen vollständig und für immer ausgeliefert zu sein und fühlen uns so, als hätten wir den Boden komplett und für immer unter den Füßen verloren. Deshalb fehlt uns jegliche Motivation und teilweise stellen wir sogar den Sinn unseres Lebens in Frage.

In der dritten Phase erkennen wir wieder halbwegs einen Sinn in unserem Leben. Wir nehmen dann aktiver am Leben teil und sehen wesentlich positiver in unsere Zukunft. Nach den vielen Monaten des Leidens wird die Distanz zu der verflossenen Liebe spürbar größer und die Augenblicke, in welchen wir an die Exen denken, werden immer kürzer und immer weniger. Nun entwickeln wir endlich wichtige Energie für Neues, wir lernen neue Menschen kennen und gehen wieder unseren eigenen Wege.

In der vierten Phase gehören die Expartner der Vergangenheit an und mit Stolz stellen die meisten Menschen fest, dass sie es geschafft, die Zeit doch ganz gut überstanden und sich nicht nur persönlich weiterentwickelt haben, sondern auch an den vielen vergangenen Erfahrungen gewachsen sowie wesentlich stärker geworden sind. Nun sind alle Wege offen und es besteht der Drang, jede weitere Minute nur noch glücklich nutzen zu wollen.

Erfahrungen für den Umgang mit Trennungen

In der ersten Phase fällt es natürlich ganz besonders schwer, die Realitäten zu akzeptieren. Man ist deshalb auch kaum bereit, sich die Tatsache einzugestehen, dass die Partnerschaft für immer vorbei ist. Jetzt ist es ganz wichtig, dass man seine Gedanken sowie Gefühle mit Freunden und der Familie oder mit diesem Forum teilt. Natürlich sollte jeder noch gleichzeitig versuchen, sich gelegentlich auch einmal abzulenken, also so gut es nur irgendwie im Rahmen des Möglichen ist.

In der zweiten Phase reift langsam die Erkenntnis, dass es so ist, wie es gerade ist (!). Da es vermutlich auch die längste sowie schwierigste Phase ist, dürfen Gefühle nicht unterdrückt werden. Es ist wichtig zu trauern und die Gefühle nicht wegzuschieben. Also gilt es, mit Freunden oder mit der Familie über alles zu reden und auch die eigenen Gedanken irgendwo mal aufzuschreiben. Jeder verspürt wohl gerade in dieser Phase das große Verlangen, dem Ex-Partner noch soooo viele Dinge sagen zu müssen. In diesem Forum gibt es verschiedene Threads, wo man seinen Gefühlen und Gedanken freien Lauf lassen kann und keinerlei Rücksicht nehmen muss. Das Schreiben wird bei der Verarbeitung wirklich sehr helfen, denn das Gedankenkarussell wird kurzzeitig unterbrochen und man bekommt halbwegs eine Klarheit über seine wahrhaftigen Gefühle.

In der dritten Phase wird man langsam wieder offen für Neues sein und einige wichtige Dinge anpacken und auch wieder selber meistern können. Hier bietet es sich an, wenn man vernachlässigte Gewohnheiten wieder aufleben lässt und sich eventuell völlig neue Ziele setzt, welche bisher vielleicht nicht möglich waren.

In der vierten Phase beginnt der Neuanfang und endlich ein neues Leben.

Fazit
Irgendwann muss jeder mit der Trennung abschließen. Man sollte versuchen, die gemeinsame Zeit und die vielen gemachten Erfahrungen (positive und negative) schätzen zu lernen, da sie unser Leben irgendwo doch auch ein wenig reicher gemacht haben. Mit einer positiven inneren Haltung gilt es zu versuchen, sich vollständig und friedlich von der ehemaligen Beziehung lösen. Wenn man sich nicht wirklich von Gefühlen wie Wut, Ärger oder Enttäuschung trennen kann, dann wird dies letztendlich immer dazu führen, dass man ewig mit dem Ex-Partner verbunden bleibt und die Beziehung nicht wirklich abgeschlossen wird. Natürlich ist es nur schwer vorstellbar, einen Sinn in einer Trennung zu sehen, aber nach gewisser Zeit wird wohl jeden Betroffenen bewusst werden, dass alles in unserem Leben etwas Gutes bzw. einen Sinn hat (auch eine Trennung). Wenn sich eine Tür schließt, dann öffnen sich immer neue Türen und somit ungeahnte Möglichkeiten.

. Ich wünsche euch allen viel Kraft und auch viel Glück!

VG Holzer

17.02.2015 12:05 • x 16 #1


W
Schöner Text! Ich dachte oft, ich bin in Phase 4! Doch urplötzlich befand ich mich schlagartig wieder in Phase 1! Ich würde sagen, es kommt immer auf die Beziehung an, wie man verarbeitet! Danke für deine tollen Beiträge!

19.02.2015 18:18 • x 1 #2


A


Die Phasen nach einer Trennung - was passiert mit uns?

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A
Der Text ist genial und schätzt es absolut richtig ein. Meinen Respekt.

20.02.2015 09:19 • x 1 #3


Tiefes Meer
Hallo Holzer,

ja, ein wirklich schöner Text. Obwohl ich den Eindruck habe, dass meine eigene Verarbeitung nicht so gradlinig von 1 nach 4 verläuft. Es ist eher wie eine Spirale. Eine Weile denke ich, nun ist es halbwegs gut, dann kommt wieder ein Absturz und ich habe das Gefühl von vorne anzufangen.

Dennoch wird es von der Tendenz her besser - die Tiefs werden kürzer und flacher, die Phasen, in denen ich mich stabil fühle etwas länger. Es scheint, als ob ich Runde für Runde meine Themen jeweils mit einer etwas veränderten Farbe abzuarbeiten habe, und dass ich bei jedem Tief von der Tendenz her in einer etwas anderen, etwas stabileren Ausgangslage bin.

Ob ich jemals dauerhaft in Phase 4 ankomme, bezweifel ich inzwischen - mal mehr, mal weniger. Aber mein Prozess dauert nun auch schon über Jahre an. Es gibt wohl leider persönliche Altlasten bei mir, die durch die Trennung angetriggert worden sind.

Eine gute Freundin von mir hat 7 Jahre gebraucht bis sie soweit war, sich wieder auf eine Partnerschaft einlassen zu können. Erstaunlicherweise war es die Begleitung meines Verarbeitungsprozesses, was sie letztlich ermutigt hat. Das Leben geht schon seltsame Wege. Man kann immer nur das Beste aus dem machen, was gerade ist.

Viele Grüße

20.02.2015 10:29 • x 1 #4


Jeanny80
Danke lieber Holzer

Ich weiss nicht warum, aber gerade heute wo ich wieder eine paar Stufen nach unten gefallen bin, tut dein Beitrag echt gut.
Vielen Dank

LG Jeanny

20.02.2015 10:49 • x 1 #5


H
Hallo Warumnochmal,

Danke und natürlich gibt es in all unseren Lebensabschnitten immer wieder Augenblicke, die uns zurückwerfen, auch in die Vergangenheit.

Unser Unterbewusstsein kann niemamd überlisten, deshalb ruft es zum Beispiel nicht aufgearbeitete oder nicht wahrgenommene Infos ab (Träume, Kopfkino).

Du hast recht, die Dauer und der Wert einer Beziehung, aber auch persönliche Ansichten, persönliche Stärken sowie Schwächen spielen letztendlich eine Rolle.

Hallo Aries 1986,

Danke und diese Erfahrungen decken sich natürlich mit vielen geschriebenen Expertenmeinungen. Ich habe diese Phasen selber schmerzhaft durchlebt, mit wirklich allen Tiefen und Höhen, die ein Mensch erleben bzw. auch ertragen kann.

Hallo Tiefes Meer,

Danke und keine Verarbeitung verläuft geradlinig. Dennoch ist es eine Tatsache, dass die Erinnerungen verblassen und die Schmerzen weniger werden. Es gibt aber kein Zeitfenster, denn den Zeitraum bestimmt jeder selbst. Ja, manche brauchen Monate und andere Jahre.

Ich habe damals zwei Jahre benötigt und wäre fast mit meinen Kindern an der Trennung zerbrochen. Aber im schlimmsten Moment, stellte ich mir wie vom Blitz getroffen die Frage, was ich da gerade tu. Mir wurde klar, dass ich die Arme hochkrämpeln und sofort neu anfangen muss. Es hat funktioniert, weil ich es wirklich wollte.

Liebe Jenny 80,

Danke und es freut mich, dass dir dieser Beitrag ein wenig geholfen hat. Wenn du die Stufen herunter fällst, dann stehe auf und sage dir, jetzt nehme ich wieder eine Stufe mehr.


VG Holzer

21.02.2015 18:21 • #6


Sashimi
Deine Zeilen kommen gerade zur rechten Zeit bei mir.

19.05.2017 16:08 • #7


U
Hallo Holzer60,

ein guter und interessanter Leitfaden, schön sachlich und fundiert argumentiert und analysiert. Top. Danke.

Also nach Deinen Phasenbeschreibungen bin ich persönlich bei Phase 3 mit Tendenz zu Phase 4. Vielleicht hast Du ja noch einen Tipp für mich. Was mir zu Phase 4 fehlt ist folgendes:

Mir fehlt irgendwo noch der Mumm, etwas neues anzugehen, sprich eine neue Beziehung mal anzugehen. Das geht mit dem Flirten los: Irgendwo bin ich unsicher, ein wenig ängstlich, nicht schüchtern, aber manches Mal verunsichert. Da spielt wo noch hin und wieder die Angst mit, dass ich eventuell wieder auf die Nase falle. Ich habe mit meiner Ex abgeschlossen, die gescheiterte Ehe ist abgehakt, der Neuaufbau im Gange. Mal läuft´s gut, mal nicht. Es gibt Tage, da habe ich die Nase voll, an anderen Tagen könnte ich den Mount Everest unter Arm mitnehmen.

Gescheiterte Beziehungen brauchen Zeit zur Verarbeitung, keine Frage. Was würdest Du aber empfehlen, wenn ich z.B. eine Frau treffe, die mich interessiert, wo ich aber diese aufkommende Angst spüre, es könnte später wieder scheitern? Augen zu und durch, Risiko in Kauf nehmen oder lieber auf Bauchgefühl hören und die betreffende Frau meiden? Was meinst Du?

Danke nochmal für Deinen Beitrag.

19.05.2017 16:11 • #8


E
Zitat:
Irgendwann muss jeder mit der Trennung abschließen. Man sollte versuchen, die gemeinsame Zeit und die vielen gemachten Erfahrungen (positive und negative) schätzen zu lernen, da sie unser Leben irgendwo doch auch ein wenig reicher gemacht haben. Mit einer positiven inneren Haltung gilt es zu versuchen, sich vollständig und friedlich von der ehemaligen Beziehung lösen.


Dem Stimme ich zu .

19.05.2017 16:25 • #9


H
@udi74,

du hast vermutlich noch nicht gänzlich abgeschlossen, denn sonst würdest du nicht diese Unsicherheiten haben. Sobald du eine gewisse Sympathie hast, scheint sich dein Unterbewusstsein zu melden und das musst du noch nicht einmal bewusst wahrnehmen.

Du musst für eine neue Beziehung offen und bereit sein. Eines solltest du dir dabei bewusst machen, es gibt auch in einer neuen Beziehung keine Sicherheit, dass diese funktioniert. Aber wer kein Risiko eingeht, der bleibt dann halt auf der Strecke.

Anstatt zu zweifeln oder zu hinterfragen, solltest du es immer als Chance betrachten und versuchen, so positiv wie nur möglich zu denken.

Ich bin auch kein Experte und ich kann nur meine eigenen Gedanken und Erfahrungen aufschreiben, die natürlich nicht richtig sein müssen und die auch keiner teilen muss.


VG Holzer60

19.05.2017 17:32 • x 2 #10


U
Zitat von Holzer60:
du hast vermutlich noch nicht gänzlich abgeschlossen, denn sonst würdest du nicht diese Unsicherheiten haben. Sobald du eine gewisse Sympathie hast, scheint sich dein Unterbewusstsein zu melden und das musst du noch nicht einmal bewusst wahrnehmen.Du musst für eine neue Beziehung offen und bereit sein. Eines solltest du dir dabei bewusst machen, es gibt auch in einer neuen Beziehung keine Sicherheit, dass diese funktioniert. Aber wer kein Risiko eingeht, der bleibt dann halt auf der Strecke. Anstatt zu zweifeln oder zu hinterfragen, solltest du es immer als Chance betrachten und versuchen, so positiv wie nur möglich zu denken.


Dem ist auch so. Meine Unsicherheit, hervorgebracht wegen der eigenen persönlichen Geschichte, resultiert auch aus der Tatsache, dass ich auch im weiteren Bekanntenkreis ähnliche Entwicklungen feststelle, dazu die vielen Geschichten hier in den Foren. Für eine neue Beziehung offen und frei sein, ist prinzipiell richtig, aber nach Enttäuschungen wird niemand komplett frei und offen sein. Nicht frei, weil man die Erfahrungen ja mit in die nächste Beziehung reinnimmt, nicht offen, weil man nach einer gescheiterten Beziehung im Normalfall weiß, was man will und was nicht. Alles komplett offen und frei geht eigentlich nicht.

Natürlich gibt es keine Garantie, dass die nächste Beziehung funktioniert. Positiv denken sollte man natürlich auch. Theoretisch müsste man dann aber neben den eigenen Weg eine Art Auswahl treffen, was geht und was nicht geht. Dann aber hätte man wieder ein enggestricktes Bild und ein Anspruchsprofil, was ggf. kaum jemand erfüllen kann und somit das Scheitern (oder das Alleinsein) vorprogrammiert ist. Vielleicht einfach mal drauf ankommen lassen. Hmmmmm, ganz schön schwer, nach einem Tiefschlag wieder voll und ganz aufzustehen.

19.05.2017 18:02 • #11


H
@udi74,

ich schreibe dir am Montag mal eine PN.

VG Holzer60

19.05.2017 18:10 • x 1 #12


H
Ergänzung zu meinen Beitrag

Für den einen Leser mögen meine Zeilen leicht geschrieben und für den anderen Leser sogar unvorstellbar erscheinen, aber hinter all diesen Worten steckt ein unglaublich großer Kraftakt und ein unaufhörlicher Lernprozess.

Als ich damals mit der Tatsache meiner Trennung konfrontiert wurde, da war es natürlich so, als hätte ein mächtiger Blitz eingeschlagen und ein noch nie dagewesenes Hölleninferno ausgelöst. Es war der bis dato größte Schock in meinem Leben und ich war erstmals total verzweifelt, absolut orientierungs- und komplett hilflos. An diesen wenigen Worten der Wahrheit wäre ich mit meinen Kindern beinahe zerbrochen. Bis zu diesem Tag wusste ich noch gar nicht, dass man so tief fallen kann. Tiefste Trauer und auch ein weinig Hoffnung, waren (neben meinen Kindern), meine treusten Begleiter.

Erst nach einigen Wochen habe ich erkannt und begriffen, dass unsere Beziehung tatsächlich vorbei ist und nichts mehr so werden kann, wie es einmal war. Nach dieser Erkenntnis fuhr ich nochmals die komplette Achterbahn der Gefühle... Tiefe Trauer, unerträglicher Schmerz, noch nie gekanntes Selbstmitleid, innerliche Wut, ein wenig Hoffnung und Hoffnungslosigkeit. Ich begriff trotz des großen Leidens, dass es nicht mehr so weitergehen kann und dass ich eine sehr zeitnahe Entscheidung treffen muss. Mir wurde schlagartig klar, dass ich noch meine Kinder und vor allem auch sehr wichtige berufliche Verpflichtungen habe.

Meine Kinder und mein Beruf haben mich wieder daran erinnert, dass unser Leben einen Sinn hat und dass unser Leben immer weitergeht bzw. weitergehen muss. An diesem Abend habe ich die Ärmel hochgekrempelt und am nächsten Tag gleich damit begonnen, wieder aktiver an dem Leben teilzunehmen, also mit neuen Zielen und einem positiven Blick in die Zukunft. Dadurch wurden die Erinnerungen tatsächlich immer weniger. Mittlerweile hatte ich mich nur noch auf meine Kinder und auf mich selbst konzentriert.

Nachdem ich die Vergangenheit akzeptiert und die qualvollen Monate der Hölle hinter mir gelassen hatte, da spürte ich eine neue Stärke. Alleine die Tatsache, dass meine Trennung die schlimmste Erfahrung meines Lebens war und ich diese dennoch gemeistert hatte, hat mich noch viel stärker gemacht.

Zu diesem Zeitpunkt hatte ich bereits 100 prozentig verinnerlicht, dass ich nur noch einen eigenen Lebensabschnitt beschreiten werde. Irgendwo hatte ich sogar die Entscheidungen meiner Exehefra u akzeptiert, wobei ich mir nicht ganz sicher war, wie ich mich bei einem Kontakt verhalten soll. Dieser war ja längst unterbrochen.

Aber die Antwort lies nicht lange auf sich warten. Nur kurze Zeit später teilte sie mir per SMS mit, dass der Traum vom Neuanfang geplatzt wäre. Ich spürte in diesen Zeilen ihre Trauer und ihre Hilflosigkeit. Vermutlich hat sie von mir Schadenfreude erwartet, aber ich bot ihr sofort meine Hilfe an.

Einige Wochen danach habe ich uns eine zweite Chance gegeben. Zu diesem Zeitpunkt war ich einfach nur noch total glücklich und sehr froh darüber, dass sie wieder bei uns war. Obwohl ich ihr verziehen hatte, waren die Wunden wohl einfach doch zu groß und ich letztendlich auch nicht stark genug. Unser Umgang war wie vor ihrem Fehler, aber ich konnte ihr nicht mehr die körperliche und intime Nähe geben. Zudem hatte ich begriffen, dass uns diese Negativerfahrung irgendwo beide längst verändert hat und nichts mehr so werden wird, wie es einmal war.

Deshalb haben wir uns danach sehr fair und sehr freundschaftlich getrennt. Wir haben heute noch sehr engen Kontakt miteinander, sind in der Not füreinander da und wir unternehmen gelegentlich sogar noch gemeinsame Dinge . Ja, wir gehen trotz unserer Trennung, sehr respekt- und würdevoll miteinander um. Auch wenn ich ihr selbst heute keine intime Nähe mehr geben kann, mag ich sie noch immer und ich bin sogar stolz auf sie, weil sie ihr Leben so tapfer meistert.

Sie ist meine Jugendliebe gewesen und ich habe sie so sehr geliebt, wie man einen Menschen nur lieben kann. Nichtzuletzt ist sie natürlich die Mutter meiner Kinder und sie hat mir zudem sehr viele glückliche Jahre beschert. Wir hatten bis zu ihren Fehler eine sehr gute Beziehung geführt und es ging uns richtig gut. Unser Alltag war sehr abwechslungsreich und niemals langweilig. Dennoch ist sie damals gegangen, aber ich habe mittlerweile begriffen, dass es auch in einer sehr guten Beziehung einen Partner geben kann, dem all das (zu) Positive, irgendwann zu viel werden kann. Und mir ist auch klar geworden, dass sie ihr Recht wahrgenommen und sich lediglich für ein neues bzw. anderes Leben entschieden hatte. Diesbezüglich habe ich auch erkannt, dass sie deshalb trotzdem der Mensch geblieben ist, den ich einmal so sehr geliebt habe.

Heute sage ich mir, wir haben die einzig richtige Entscheidung getroffen, zumal diese Entscheidung noch immer allen Beteiligten sooo richtig gut tut. Wir haben uns zwar getrennt, aber wir haben uns trotzdem nicht verloren. Jeder geht seinen eigenen Weg, aber wir gehen uns niemals aus dem Weg.

Und das Wichtigste

Wir hatten viele Jahre eine ganz besondere Beziehung und trotz unserer Trennung, haben wir uns genau das Besondere, dennoch bewahrt.


VG Holzer60

20.05.2017 11:39 • x 10 #13


Y
Danke @Holzer60

das fasst es in so passende Worte.

Ich selbst sehe mich gerade am Anfang von Stufe 3. Nach fast zweieinhalb Jahren. Ich arbeite nicht nur die Trennung auf, die Scheidung wird bald erfolgen, sondern vor allem die Ehe. Sie war nicht glücklich und mein Ex war für mich ein sehr schwieriger Partner.

@udi74
Gescheiterte Beziehungen brauchen Zeit zur Verarbeitung, keine Frage. Was würdest Du aber empfehlen, wenn ich z.B. eine Frau treffe, die mich interessiert, wo ich aber diese aufkommende Angst spüre, es könnte später wieder scheitern? Augen zu und durch, Risiko in Kauf nehmen oder lieber auf Bauchgefühl hören und die betreffende Frau meiden? Was meinst Du?

Das kommt drauf an, was im Moment noch wichtiger für dich ist: Erfahrungen sammeln oder sich noch schonen. Ich war immer fürs Erfahrungen sammeln, auch wenn es weh tut. Aber ich verstehe deine Ängste so gut, sind auch die meinen.

Durch diese äußerst schmerzhafte Erfahrung innerhalb der Beziehung mit dem/der PartnerIn assoziieren wir unbewusst das Herannahen des anderen Geschlechts in eindeutiger Absicht mit dem erfahrenen Schmerz. So wie manche Menschen Angst im Straßenverkehr entwickeln, wenn sie einen schweren Unfall hatten. Diese Ängste bauen sich aber nur ab durch Konfrontation. Ich habe zwischenzeitlich schon drei Versuche gestartet in Beziehung zu gehen, aber ich kann es einfach nicht. Die Schwierigkeit lag zumal darin, dass ich mich, wenn ich ehrlich bin, einfach nicht verliebt habe, und es waren immer Fernbeziehungen. Das schaffe ich jetzt einfach nicht. Die Abbrüche dieser Beziehungen in Spe haben mich emotional nicht umgehauen, im Gegenteil meine Wahrnehmung geschärft und ich bin mir jetzt viel besser im Bilde, welche Art Mannsbild ich wohl gern in meinem Leben hätte und wie ich in Zukunft eine Beziehung führen würde.

Klarheit gewinnen über das, wie möchte ich in der Partnerschaft leben, welche Eigenschaften soll der Partner mitbringen, welchen Rahmen soll die Partnerschaft haben oder tingle ich erstmal lieber von Blüte zu Blüte, ist in dieser Zeit recht hilfreich. Wir betreten hier schließlich Neuland, da darf man ruhig die Landkarte nochmal hin- und Herdrehen und sich verlaufen, nach dem Weg fragen. Man kann auch mal neue Verhaltensweisen ausprobieren.

Ich habe zB festgestellt, dass die Welt nicht zusammenbricht unter mir, wenn ich mal ehrlich sage, was ich meine und denke, wenn ich auch mal Nein sage.

20.05.2017 22:30 • #14


Diedieimmerlacht
Zitat von Holzer60:
Irgendwann muss jeder mit der Trennung abschließen. Man sollte versuchen, die gemeinsame Zeit und die vielen gemachten Erfahrungen (positive und negative) schätzen zu lernen, da sie unser Leben irgendwo doch auch ein wenig reicher gemacht haben.


Ja, irgendwann... Bei mir war es so, dass ich einiges in meinem Leben nicht abgeschlossen habe. Durch diese Verlust, die ich nicht verarbeitet habe habe ich mich an meine beste Freundin gehängt, sie war meine Konstante in einer sehr schwierigen Zeit. Meine Familie dagegen ließ mich alleine als ich sie gebraucht habe und erwartete von mir, dass ich funktioniere und keinen Stress mache. Inzwischen weiß ich wer meine Freunde sind und wer mir meine Energie raubt.
Nun bin ich hier für mich alleine und kann es sogar sehr gut aushalten. Ich denke viel über die letzten Jahre nach und halte Abstand.

21.05.2017 16:21 • #15


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