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Die Phasen nach einer Trennung - was passiert mit uns?

H
@liebe Yonda,

Die komplette Aufarbeitung ist sehr wichtig, denn selbst wenn wir nur gewisse Dinge verdrängen, dann können diese im Laufe der Zeit, zu einem echten Problem werden. Deine Erkenntnis, dass deine Ehe nicht glücklich und dein Ex ein sehr schwieriger Partner war, finde ich sehr bemerkenswert (!). Vor allem im Zusammenhang mit deiner Aussage, dass du dich erst nach zweieinhalb Jahren am Anfang von der dritten Stufe befindest. Für mich ist das aber auch ein Beweis dafür, dass er dich wohl nicht verdient hatte, zumal du dich ja noch heute sehr ernsthaft mit eurer Trennung auseinandersetzt.

Auch ich habe damals über zwei lange Jahre (!) gelitten, aber letztendlich haben wir ja trotz allem, dass wirklich Beste daraus gemacht. Der faire sowie respektvolle Umgang miteinander, der hat sich dann natürlich auch bei unserer Scheidung bezahlt gemacht. Unsere Anwälte dachten damals vermutlich, dass sie sich in einem falschen Film befinden, denn da war rein gar nix mit einem Rosenkrieg.

Wir hatten übrigens zwei Scheidungstermine, weil meine Exehefrau beim ersten Termin auf die lustige Idee gekommen ist, unserer Scheidung nicht zuzustimmen. Für diese sehr niedliche und kluge Idee , habe ich ihr anschließend sogar noch einen Blumenstrauß gekauft.


@liebe Diedieimmerlacht,

Ja, irgendwann muss man es aufarbeiten und damit abschließen. Du hast sehr wichtige Erfahrungen gemacht und letztendlich hast du selber festgestellt, wer deine Freunde sind und wer dich deiner Energien beraubt. Diesbezüglich ist es der einzig richtige Weg, wenigstens zu versuchen, die vielen gemachten Erfahrungen (positive und negative) schätzen zu lernen. Du schätzt zum Beispiel heute noch, dass deine Freundin die wichtigste Konstante, in dieser schweren Zeit gewesen ist. Und ja, auch Negativerfahrungen bereichern unser Leben.

Familien und Freunde hören sich die Probleme in der Regel schon an, aber irgendwann kommt wohl immer der Zeitpunkt, wo auch sie es nicht mehr hören wollen und nicht mehr hören können. Ich habe aber gelernt, dass es sich hierbei um eine völlig normale und keine verwerfliche Reaktion handelt. Unser aller Alltag ist schwierig und kompliziert geworden, deshalb ist wohl wenig Platz für zusätzlichen Dauerstress.

Leider gehören Trennungen mittlerweile zu unserem täglichen Leben, wie die Butter auf das Brot. Die sogenannten Promis leben uns die Trennungen doch sehr medienwirksam vor und desto verrückter deren Trennungen sind, desto größer ist die Aufmerksamkeit in unserer Gesellschaft. Das sagt doch eigentlich schon alles über den Verlust von früheren Werten aus und es wird nicht besser, sondern immer verrückter werden...

VG Holzer60

22.05.2017 06:55 • x 1 #16


Y
Zitat von Holzer60:
Die komplette Aufarbeitung ist sehr wichtig, denn selbst wenn wir nur gewisse Dinge verdrängen, dann können diese im Laufe der Zeit, zu einem echten Problem werden.


Stimme ich dir voll und ganz zu, aber was ist komplett? Was gehört alles mit zur Aufarbeitung? Wie weiß ich, dass ich komplett aufgearbeitet habe?

In der Therapie gingen wir bis zu meiner Kindheit, Elternhaus, Erziehung zurück. Wenn das alles zu komplett dazu gehört, lieber Holzer, ist das ein lebenslanges Projekt. Reflektieren, aufarbeiten, verstehen, danach handeln ist ein unendlicher Prozess. Das hört nie auf.

Zitat von Holzer60:
Deine Erkenntnis, dass deine Ehe nicht glücklich und dein Ex ein sehr schwieriger Partner war, finde ich sehr bemerkenswert (!). Vor allem im Zusammenhang mit deiner Aussage, dass du dich erst nach zweieinhalb Jahren am Anfang von der dritten Stufe befindest. Für mich ist das aber auch ein Beweis dafür, dass er dich wohl nicht verdient hatte, zumal du dich ja noch heute sehr ernsthaft mit eurer Trennung auseinandersetzt.


Die Trennung ist natürlich heftig, aber schwerer, nachhaltiger wiegt die Zeit davor. Meine seelische Abhängigkeit und jetzt drastisch meine finanzielle Abhängigkeit von ihm sind nun die krassen Themen meiner Analyse.

Naja verdient, keine Ahnung. Er hätte jedenfalls mit mir die Chance gehabt an sich und an mir zu reifen, sich aus der Umklammerung seiner Herkunftsfamilie mit ihren strengen Doktrinen zu lösen und sich der Angst vor dem Verlassenwerden zu stellen. Ich hätte den Sprung in die wirkliche Herzensnähe machen können, mich zu öffnen und emotionale Nähe zuzulassen. Hätte, hätte, Fahrradkette!

Zitat von Holzer60:
Wir hatten übrigens zwei Scheidungstermine, weil meine Exehefrau beim ersten Termin auf die lustige Idee gekommen ist, unserer Scheidung nicht zuzustimmen. Für diese sehr niedliche und kluge Idee , habe ich ihr anschließend sogar noch einen Blumenstrauß gekauft.


Puh, gleich zweimal das Prozedere! Mir graut vor meinem. Ich fürchte, ich muss Taschentücher mitnehmen ins Gericht.
Bevor bei uns der Rosenkrieg ausbrach, überredete ich meinen Ex zur Mediation. Es ist so furchtbar, ich muss mit ihm über meine finanzielle Zukunft nun verhandeln. Ich habe meinen Job vor 17 Jahren seinetwegen aufgeben, um bei ihm mit im Geschäft zu arbeiten (weit unter meiner Ausbildung). Das war ein riesiger Fehler! Bevor meine Tochter heiratet und einen Ehevertrag unterschreibt, werde ich ihr eine gründliche Beratung bei einem fähigen Anwalt zur Hochzeit schenken. Das wird vielleicht nicht so wertgeschätzt von ihr, aber ich fürchte, im späteren Verlauf könnte sie mir mal sehr dankbar sein dafür.

Zitat von Holzer60:
Leider gehören Trennungen mittlerweile zu unserem täglichen Leben, wie die Butter auf das Brot. Die sogenannten Promis leben uns die Trennungen doch sehr medienwirksam vor und desto verrückter deren Trennungen sind, desto größer ist die Aufmerksamkeit in unserer Gesellschaft. Das sagt doch eigentlich schon alles über den Verlust von früheren Werten aus und es wird nicht besser, sondern immer verrückter werden...


Die Werte haben wir immer noch, wir leben nur nicht mehr danach, weil uns ja nicht wirklich mehr was passiert. Wird mein Ex gesellschaftlich geächtet wegen seiner Warmwechselei? Nein, natürlich nicht. Muss ich mit Schimpf und Schande davon ziehen als geschieden Mutter? Nein, muss ich nicht.

Wir leben bestenfalls seriell monogam. Die Möglichkeiten des Onlinedatings werden unsere Beziehungsform noch nachhaltig beeinflussen. Die Idee der Freundschaft + kommt daher.

Ich frage mich oft, ob wir uns mit dem herkömmlichen, romantisch geprägten Beziehungsmodell nicht emotional komplett überfrachten. Ob das überhaupt wirklich unseren wesentlichen Bedürfnissen entspricht, wenn es doch so oft schief geht.

22.05.2017 09:12 • #17


A


Die Phasen nach einer Trennung - was passiert mit uns?

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G
Mir hat meine Trennung damals geholfen, dass ich den Schritt einer Psychotherapie gegangen bin, was nicht nur bei der Aufarbeitung der Trennung geholfen hat, sondern auch bei anderen Baustellen in meinem Leben. Die Therapie war nicht einfach, aber jetzt, so kurz vor der Zielgeraden - hat sie mir unheimlich viel gebracht.

Beziehung aufgearbeitet und abgeschlossen / neue Partnerschaft seit fast 1,5 Jahren und um vieles besser, weil ich mehr bei mir bin und sich mein Beuteschema geändert hat / konnte Menschen aus meinem Leben entlassen, die mir nicht gut taten (wo ich aber immer die Augen vor verschlossen habe). Daher war die damalige Trennung für mich das beste was mir passieren konnte.

22.05.2017 09:33 • x 1 #18


Y
@Grace_99

Ja, der Anstoß zur Therapie kam auch erst dadurch.

So weit bin ich noch nicht, dass zu sagen, dass es das Beste war. Macht aber natürlich Mut, dass so von dir zu hören.Die Suche nach einem neuen Partner, habe ich zZ auf Eis gelegt. Würdest du sagen, dass dein neuer Partner wesentlich zur Bewältigung deines Trennungsschmerzes beigetragen hat? Hat er dir den Rücken gestärkt?

22.05.2017 10:10 • #19


G
Zitat von Yonda:
@Grace_99

Ja, der Anstoß zur Therapie kam auch erst dadurch.

So weit bin ich noch nicht, dass zu sagen, dass es das Beste war. Macht aber natürlich Mut, dass so von dir zu hören.Die Suche nach einem neuen Partner, habe ich zZ auf Eis gelegt. Würdest du sagen, dass dein neuer Partner wesentlich zur Bewältigung deines Trennungsschmerzes beigetragen hat? Hat er dir den Rücken gestärkt?


Nein, hat er nicht, da ich nach der Trennung seinerzeit über 1 Jahr Single war (bewusst), um alles auf- und abzuarbeiten und mich kennenzulernen, die Therapie, Kinder, Arbeit, Freunde waren schon eine Menge im ganzen, da hätte ein Partner nicht reingepasst und ich wollte auch einfach keinen Freund.

Mein Partner ist erst mein Partner geworden, als ich dazu bereit war (besser gesagt, wir beide dazu bereit waren) und ich würde es immer wieder so machen. Von einer Beziehung in die nächste halte ich eh nichts von, da verA.t man ja nur sich selbst.

22.05.2017 10:13 • x 1 #20


M
Danke Holzer,

es ist gut, sich alles so vor Augen zu führen. Ich dachte, ich wäre längst mitten in der Stufe 4...war ich wohl noch nicht. Trotz einer neuen Beziehung. Es bedarf eines erneuten Treffens mit meinem ehemaligen AM und einer erneuten Verletzung um vollkommen frei zu werden. Danke

22.05.2017 10:22 • #21


H
Liebe Yonda,

eine Aufarbeitung kann natürlich sehr viel Zeit in Anspruch nehmen, vor allem dann, wenn mehrere Baustellen zu bewältigen sind. Ich muss jetzt mal darum bitten, den Begriff der kompletten Aufarbeitung nicht auf die Goldwaage zu legen. Eine Sache ist bei der Aufarbeitung jedoch ganz wichtig, anfangs sollte man verschiedene Dinge ersteinmal verdrängen und eine gewisse Distanz dazu aufbauen, denn alles benötigt seine Zeit. Als ich damals die Wahrheit erfahren hatte, da habe ich die Dinge natürlich auch mit völlig anderen Emotionen und Sichtweisen betrachtet, als es heute der Fall ist.

Für die Bedeutung eines Wortes gibt es vermutlich immer eine Unzahl von Definitionen, aber der wesentliche Punkt ist doch, welche Bedeutung all die Worte für uns selber haben. Natürlich spielen hierbei auch immer unsere persönlichen Eigenschaften, unsere eigenen Einstellungen sowie all unsere Erfahrungen eine entscheidende Rolle. Niemand geht den gleichen Lebensweg.

Ein erster Schritt in die richtige Richtung ist auf jeden Fall, dass man die Realität akzeptiert und diesbezüglich anerkennt, dass auch die Negativerfahrungen zu unserem Leben gehören. Die nächste wichtige Erkenntnis sollte sein, dass niemand die Uhren zurückdrehen oder die Vergangenheit sogar verändern kann. Es gibt halt Sachen in unserem Leben, die sind geschehen und sind letztendlich nicht mehr zu ändern.

Deshalb muss uns in den schwierigen Zeiten bewusst sein, dass unser Leben weitergehen muss und weitergehen wird. So schwer es auch fällt, nur positives Denken kann uns da tatsächlich weiterbringen und unsere Lebensqualität wieder Stück für Stück erhöhen. Ich schaue niemals auf die Menschen, denen es besser, sondern ich schaue nur auf jene Menschen, denen es schlechter geht als mir.

Trennungen zählen zu unseren schmerzlichsten Erfahrungen und gerade darum muss man nach einer Trennung in erster Linie versuchen, die Liebe zu sich selbst zu finden und auch gut mit sich selber umzugehen. Denn nur wer mit sich selber gut umgehen kann, der kann es auch mit anderen Menschen. Ständige Fragestellungen, Selbstvorwürfe und Selbstzweifel sind da keine guten Wegbegleiter und auch nicht zielführend, denn kein Mensch ist fehlerfrei oder gar perfekt.


VG Holzer60

22.05.2017 12:50 • x 4 #22


H
@alle


Ich wünsche euch allen (Männern und auch Frauen) einen schönen Feiertag sowie ein erholsames Wochenende.


PS

In etwa vier Wochen werde ich wieder in dieses nette Forum schauen und vielleicht auch wieder den ein oder anderen (passenden oder auch unpassenden) Beitrag schreiben. Diesbezüglich hoffe ich natürlich, dass es bis dahin allen Betroffenen ein Stückchen besser geht.

In diesem Sinne wünsche ich euch allen ganz viel Kraft (!).


VG Holzer60

24.05.2017 15:20 • x 4 #23


J
Danke gleichfalls, Holzer ... wünsche Dir auch Kraft und Liebe.

24.05.2017 19:12 • #24


A
Ich habe gerade diesen älteren Thread gefunden, der mir beim Lesen gerade sehr geholfen hat - lieber Holzer, du hast die Phasen sehr gut und treffend beschrieben - auch wenn ich mich wohl erst zwischen Phase 1 und 2 befinde und für mich der Alltag noch sehr schwierig ist und ohne wirkliches Glücksempfinden oder Fröhlichkeit - ich hoffe, das wird bald besser....vor allem die ewigen Gedanken an diese ganzen Trennungssache und an die Erinnerungen belasten mich sehr, es nervt einfach schon ziemlich, dass das ewig in mir präsent ist! Irgendwie hab ich das Gefühl, dass das niemals weniger wird!

26.02.2018 14:45 • x 1 #25


W
Hallo Holger, ich freue mich, dass dich mein Text zu den Trennungsphase inspiriert hat. Als Autor ist es immer schön, wenn die eigenen Gedanken anderen helfen. Schöner wäre es noch, wenn der Text - mit denen vielen von dir 1:1 kopierten Textbausteinen - dann nicht als der eigene ausgegeben wird, und man zumindest um Erlaubnis gebeten und als Urheber kenntlich gemacht wird. Oder wie siehst du das?

Das Original findet ihr hier: wielandstolzenburg.de/die-4-phasen-nach-einer-trennung-und-was-am-ende-am-meisten-hilft/

In dem Sinne alles Gute,
Wieland

07.08.2018 17:33 • #26


A


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