Zitat von CarrieBradshaw:Hallo zusammen, hier kommt ein Update für alle die es interessiert. Ich habe das Thema gestern angesprochen und es ist ausgegangen wie ich schon vermutet hatte. Er hat rumgedruckst und wollte keine richtige Aussage machen. Es ist ja schon eine Beziehung aber er kann mich jetzt nicht seine Freundin nennen ...
Danke für dein Update. Es tut mir total leid, dass du von ihm nicht die erhoffte Verbindlichkeit erhalten hast. Ich verstehe, dass du enttäuscht bist und das weh tut. Dennoch denke ich, dass es auch noch ganz schön früh ist bei euch und du der Sache auch noch Zeit geben könntest.
Nicht falsch verstehen: ich kann deine Situation total nachvollziehen. Ich habe grundsätzlich auch ein sehr hohes Sicherheitsbedürfnis und immer wieder starke Verlustängste, zusätzlich komme ich aus einer 25jährigen festen Beziehung, in der ja alles sehr verbindlich war, und ich tue mich tatsächlich etwas schwer mit diesem Dating und Kennenlernen und sich auf etwas Neues einlassen, zumal sich da die Bedingungen im Verhältnis zu vor 25 Jahren auch nochmal geändert haben. Ich lerne ja auch gerade jemanden kennen (allerdings ist es noch etwas frischer als bei euch), und ich hab auch so ein bisschen den Eindruck, dass er eher zu den Vermeidern gehört. Und übrigens hab ich auch letzten Dezember schlimmen Liebeskummer gehabt.
Aber dennoch habe ich nicht das Bedürfnis, das alles jetzt sofort total festzuklopfen und da eine Entscheidung einzufordern. Ehrlichgesagt könnte ich selbst gerade auch keine total verbindliche Entscheidung treffen. Ich finde, dazu kennen wir uns noch viel zu wenig. Natürlich kann ich mir mit ihm mehr vorstellen, etwas Festes, eine Zukunft - aber ich kann ja jetzt noch nicht wissen, wie sich das entwickelt in den nächsten Monaten, wenn die überwältigenden Verliebtheitsgefühle abebben und wir mehr und mehr Alltag teilen. Mir widerstrebt es auch irgendwie, allem immer einen Stempel aufzudrücken (das gilt auch für die überall viel beschriebenen Bindungsstile, auch die können sich ja je nach Beziehungsdynamik ändern, oder man kann mit dem entsprechenden Partner daran arbeiten). Mir war das wichtigste die Exklusivität. Die haben wir uns versichert. Und ansonsten kann ich mich tatsächlich damit abfinden, das, was zwischen uns ist, als wie auch immer geartete Beziehung zu bezeichnen. Ob er dann wirklich mein fester Partner wird, ob sich Tiefe und wirkliche Nähe entwickelt, das wird sich erst noch zeigen, das braucht Zeit.
Insofern kann ich deinen Mr. Big schon auch irgendwie verstehen - selbst ich würde mich irgendwie bedrängt fühlen, wenn mein Freund da jetzt von mir irgendwelche klaren Bekenntnisse und Bezeichnungen einfordern würde. Letztlich sind das ja auch nur Worte, sie können morgen schon nicht mehr wahr sein. Ich lege meinen Fokus lieber auf die Taten, und die sprechen bei Mr. Big und meinem Freund finde ich eine deutliche Sprache. Ich finde eigentlich, dass beide recht verbindlich agieren. Und ich sehe es nicht als Aufgabe meines Freundes an, mir absolute Sicherheit zu garantieren und mir diese immer wieder zu bestätigen. Das ist gar nicht möglich. Das kann nur ich selbst mir geben, niemand sonst.
Mein Freund ist auch ein sehr selbständiger, unabhängiger Typ. Genau das finde ich toll an ihm. Aber er hat gewiss auch seine Baustellen, und nach allem, was ich von ihm kennengelernt habe, vermute ich, dass er sich mit Bindungen auch nicht immer ganz leicht tut - auch wenn er sie sich eigentlich sehr wünscht. Ich merke, da muss ich behutsam sein, und genau so, wie ich nicht unter Druck gesetzt werden möchte und das in mir Fluchttendenzen auslösen würde, werde ich auch ihn nicht unter Druck setzen.
Aber naja, ich bin natürlich auch in einer anderen Lebenssituation als du. Meine Familienplanung ist abgeschlossen, ich bringe schon ein Leben mit, mit Kindern, Exmann und allen möglichen Verpflichtungen - eine neue Beziehung ist da für mich tatsächlich eher das Tüpfelchen auf dem i, etwas zum Genießen, aber nicht das Zentrum meines Lebens. Und noch dazu komme ich gerade gefühlt aus einem Gefängnis einer sehr engen, sehr verbindlichen festen Beziehung, in der ich mich zuletzt sehr eingeengt und unfrei gefühlt habe. Daher kann ich die Dinge vielleicht auch viel eher einfach auf mich zukommen lassen und lockerer sehen. Aber der alte Affe Angst steckt tief in mir, er kommt aus meiner Kindheit, und eine neue Beziehung, wie auch immer die sich entwickelt, ist auch wieder eine Chance, daran zu arbeiten und etwas über mich zu lernen.
Ein schmaler Grat. Bei alledem muss man natürlich aufpassen, dass man sich dabei nicht selbst verliert. Wenn einem das Ganze nicht mehr guttut, Bedürfnisse gar nicht gesehen oder ignoriert werden, klar, dann muss man sich schützen und das beenden, auch wenn es wehtut.
Es fällt mir schwer, dir ganz konkret etwas zu raten, denn Du kennst dich selbst am besten und weißt, wo deine Grenzen sind. Ich ermutige dich also dazu, diese zu achten und ihre Beachtung einzufordern und durchzusetzen. Aber ich kann auch gut verstehen, wenn Du das mit Mr. Big erstmal noch ein wenig weiterlaufen lässt und schaust, wo das hinführt. Und wenn es nur ist, um die Benefits mitzunehmen, die das Ganze ohne Zweifel für dich zu bieten hat. Aber natürlich muss es dir gut dabei gehen. Das würde ich mich immer wieder fragen - die Benefits müssen die Nachteile überwiegen, sonst: Ciao Kakao.