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Sind Fremdgänger schlechte Menschen?

Wurstmopped
Zitat von Gregor2:
Irgentwie reden wir aneinander vorbei. Wenn ich mich mit zwei Partnern vergnüge- ist da mein Stammpartner no 2, weil ich on top mir weinen zweitpartner gesucht habe?

Ich glaube auch...also zweite Wahl ist für Dich, unabhängig ob du jetzt betroffen, die Person die als zweiter Partner bzw. drittes in die Beziehung herein gelassen wird?

06.10.2020 11:26 • #241


E
Edit (siehe unten)
Zitat von Wurstmopped:
Was genau für Vereinbarungen sind das und wo unterscheiden diese sich zu den Vereinbarungen die ihr vor der Affäre hattet?
Oder sind die Vereinbarung ähnlich, im Gegensatz zu der Zeit vor der Affäre, jetzt nur einfach ausgesprochen?

Sowohl als auch. Ich meine das sehr allgemein und pauschal. Das können Fragen der Familienversorgung sein. Oder der Erziehung. oder der Finanzen. Aber in erster Linie ist es inwieweit unsere Ehe geöffnet ist. Denn die Spannweite reicht von der Vollverschleierung im Haus bis hin zur komplett offenen Ehe wo man morgens beim Frühstück den anderen fragt: Na, gut gev... und der andere ja, war ganz schön wow und viel Spaß Dir heute.
Es sind Vereinbarungen über die Informationspflicht. Wo fängt die Überwachung an, wo hört Interesse auf.
Im Laufe einer Beziehung denke ich verändert man sich und damit auch die Beziehung. Was gestern passend war muss es heute nicht mehr sein. Und genau deshalb stellt man seine Vereinbarungen auf den Prüfstand und passt sie ggf. an.
Um ehrlich zu sein hatten wir proaffärisch keine Vereinbarungen getroffen. Es waren immer diffuse Annahmen. Und ich wage zu behaupten, dass das auch für einen Großteil der Beziehungen so ist. Insbesondere hier fängt doch beinahe jede Story an mit: Ich w oder ich m bin seit x Jahren mit meinem jetzigen partner zusammen. Eigentlich ging es uns gut, wir haben Kinder Hund Haus, wir lachen miteinander und haben gute Gespräche (zwischenfrage: Was bedeutet ein gutes Gespräch?) Und dann habe ich entdeckt/hat er gebeichtet, dass es da jemanden gibt. Und dann fällt man in ein Loch. Und IMHO nicht unbedingt wegen des FGV sondern wegen der dafür getätigten Lügereien und Betrügereien.
Wieviel einfacher wär doch das Leben und viel weniger Leid verbunden, würde man doch im Vorfeld Eheveträger aushandeln. Und zwar, wie man es möchte, und nicht wie irgendjemand anderes es vorgibt. Aber das tut man nicht, jedenfalls nicht in der Breite. Wir alle haben gößtenteils doch sehr verklärte Ansichten über Liebe und Partnerschaft.
In anderen Zeiten da ging es um Wirtschaftsgemeinschaften, musste Kriege Flucht und Vertreibung überlebt werden. Und dennoch wurde Fremdgev praktiziert und es wurde hingenommen. Und heute sind die Partner immer öfter unabhängig und merken gar nicht, dass die Beziehungsbasis jetzt auf einmal vereinbart werden muss. Ich behaupte: (aus meiner Erfahrung heraus): Fast niemand spricht in seiner Ehe tiefer als, wo fahren wir in den Urlaub hin, können wir uns das neue Auto leisten und andere Oberflächlichkeiten und Organisatorisches.
Aber das ist falsch. Es reicht nicht. Es reicht zu einem -wie meine gute Freundin es formulierte zum geölten Nebeneinander. Und da bleibt die geistige, emotionale und seggsuelle Beziehung auf der Strecke. Auf den Tisch gehören Themen wie: Wie geht es mir, wie geht sehe ich gerade uns. haben wir noch Pläne und Luftschlösser, ich habe zuwenig S und es ist langweilig- können wir nicht auch mal xyz probieren? Wo stehst Du, was ist dein jetziger Plan für die nächste Zeit. In den meisten geschichten geht es dann auch weiter- naja, der S wurde schon weniger, aber das ist doch normal. Nö. Ist es nicht. Normal wäre es, wenn jeder sein Bedürfnis ausleben kann.
Wir haben uns beim Projekt Eherettung letztendlich auf die Kommunikationseben einzulassen gelernt und verstanden, dass Offenheit uns nur weiterbringt.Sobald etwas unter den Tisch gekehrt wird, droht es zu einem eitrigen Geschwür zu werden. Ich hätte z.B. niemals gedacht, dass ich Gefallen an dominanz habe und meine Frau wusste nicht, dass sie gefallen hat, dominiert zu werden. Das mal ausgesprochen und probiert hat uns zu neuen Ufern und Erlebnissen geführt. Wir haben sehr enge Freunde (ohne plus). die wir außerhalb der Ehe treffen, einzeln sehr viel Spaß und Tiefe erleben und so wieder rückkoppeln. Achtsam mit dem anderen umgehen funktioniert nur im Austausch.
Und im Sinne dass Regeln auf den Prüfstand gehören: Zur zeit gilt für uns strenge Monogamie. Aber ich (ich muss da mal mit FrauDrache mich austauschen) könnte mir durchaus vorstellen, diese Regel auch mal temporär auszusetzen. Aber das gehört kommuniziert und verhandelt, wie wann wer.
Und wenn es nicht mehr passt- warum auch immer- Langeweile, geht doch nicht, genügend Erfahrung gesammelt, whatever, dann verhandelt man eben neu und stellt neue Regeln auf. So meine ich das, so leben wir es.

Edit- ich gebe gern zu, dass ich das noch nicht in Vollendung beherrsche. manchmal bin ich auch der kleine verletzte Junge.

06.10.2020 12:05 • x 1 #242


A


Sind Fremdgänger schlechte Menschen?

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T
Zitat von Wurstmopped:
Eine langjährige Affäre jedoch ist eine ganze andere Hausnummer.

Für mich ist die Dauer tatsächlich sekundär. Lug und Trug ist doch unabhängig von der Dauer. Ausserdem ist es bei einer langen Affäre viel wahrscheinlicher, dass die Aufarbeitung nach deren Ende einfacher ist, da der Betrüger nicht mehr diesen anfänglichen Hormonrausch erlebt und Zeit hatte, sich sicher zu werden, was er will.
Aber natürlich habe ich auch jeglichen Urlaub, jedes Erlebnis fein säuberlich aufgeteilt in vorher, während und nachher. Und vor diesem Hintergrund neu beleuchtet. Bis mein Therapeut (ja, für den Anfang habe ich/haben wir uns Unterstützung geholt) meinte, ich solle die Vergangenheit hinter mir lassen, da ich sie nicht mehr ändern könne und sie nun leider Teil unserer Beziehung sei. Jetzt konzentriere ich mich mehr auf die Gegenwart und die Zukunft, denn da kann ich etwas beeinflussen.

06.10.2020 12:48 • x 3 #243


E
Zitat von Trust_him:
ür mich ist die Dauer tatsächlich sekundär. Lug und Trug ist doch unabhängig von der Dauer. Ausserdem ist es bei einer langen Affäre viel wahrscheinlicher, dass die Aufarbeitung nach deren Ende einfacher ist, da der Betrüger nicht mehr diesen anfänglichen Hormonrausch erlebt und Zeit hatte, sich sicher zu werden, was er will.

das ist zweischneidig IMHO. Du bist damit umgegangen, weil es deine Geschichte ist. ich bin mit der Kurzzeitaffäre umgegangen, weil es eine solche war.
ich kann bestätigen, dass die Hormone noch mindestens 6 monate gewirkt haben. Auf der anderen Seite bedeutet eine langjährige Affäre eine tiefe Vertrautheit innerhalb der Außenbeziehung. Das aufzubrechen ist anders als das Abklingen des Hormonspiegels abzuwarten.

06.10.2020 12:55 • x 4 #244


Wurstmopped
Zitat von Trust_him:
Aber natürlich habe ich auch jeglichen Urlaub, jedes Erlebnis fein säuberlich aufgeteilt in vorher, während und nachher. Und vor diesem Hintergrund neu beleuchtet.

Jepp das ist eine Aufgabe.
Die Zweite Aufgabe ist es, seiner Wahrnehmung und dem Bauchgefühl wieder zu vertrauen.
Bei mir hatte das schweren Schäden genommen...

06.10.2020 13:02 • x 1 #245


Wurstmopped
Zitat von Gregor2:
Wir alle haben gößtenteils doch sehr verklärte Ansichten über Liebe und Partnerschaft.

Ich denke jeder hat seine eigene Sicht und Bedürfnisse.
Und das ist auch OK so, diese immer zu kommunizieren gehört dazu.
Ich gehe mit Maximalforderung in die Beziehung, warum, weil wenn ich mich nicht um meine Anliegen kümmer, macht es keiner. Und dann muss man die Beziehungswaage auspacken und jeder legt seine Bedürfnisse in die Waagschale bis sie austarriert ist.
Das ist bei Zeiten zu wiederholen und es gibt hier viel Konfliktpotential und man kann sich vortrefflich streiten.

06.10.2020 13:08 • x 1 #246


T
Zitat von Wurstmopped:
Die Zweite Aufgabe ist es, seiner Wahrnehmung und dem Bauchgefühl wieder zu vertrauen.

Wie schon erwähnt, war das bei mir nicht das Problem, da mein Bauch ja die ganze Zeit recht hatte.

06.10.2020 13:09 • #247


T
Zitat von Gregor2:
eine tiefe Vertrautheit innerhalb der Außenbeziehung

Die war vorher schon da, da eine platonische Freundschaft voraus ging. Und die Angst, diese Freundschaft zu verlieren plus die Angst mich zu verlieren waren die Hauptgründe, warum es so lange gedauert hat.

06.10.2020 13:12 • #248


Wurstmopped
Zitat von Trust_him:
Wie schon erwähnt, war das bei mir nicht das Problem, da mein Bauch ja die ganze Zeit recht hatte.

Bei mir auch, aber der Partner hat mir erzählt es wäre alles ok...und das über einem langen Zeitraum. Irgendwan habe ich das Gefühl für meinen Bauch verloren und an meiner Wahrnehmung gezweifelt....

06.10.2020 13:13 • #249


E
Zitat von Trust_him:
Die war vorher schon da, da eine platonische Freundschaft voraus ging. Und die Angst, diese Freundschaft zu verlieren plus die Angst mich zu verlieren waren die Hauptgründe, warum es so lange gedauert hat.

Sorry, die tiefe Vertrautheit einer platonischen Freundschaft ist doch etwas völlig anderes als die tiefe Vertrautheit einer langjährigen (außen)Beziehung. Mit meiner besten Freundin verbindet mich sehr viel Tiefes und auch Intimes. Aber es ist noch etwas völlig anderes als die Vorstellung, mit ihr zusammen gewesen zu sein.

06.10.2020 13:17 • #250


T
Zitat von Wurstmopped:
Bei mir auch, aber der Partner hat mir erzählt es wäre alles ok...und das über einem langen Zeitraum. Irgendwan habe ich das Gefühl für meinen Bauch verloren und an meiner Wahrnehmung gezweifelt....

OK, das ging mir natürlich auch so. Aber jetzt, wo ich WEISS, dass ich meinem Bauch vertrauen kann, habe ich das Problem nicht mehr. Heute höre ich einfach auf das, was mein Herz und Bauch sagen. Und ich werde mich nicht mehr mit Worten abspeisen lassen, wenn von dort Warnlampen kommen sollten. Was das betrifft, bin ich heute klüger. Somit hat das mein Vertrauen in mich selbst und meiner Wahrnehmung eher gestärkt.

06.10.2020 13:18 • x 2 #251


T
Zitat von Gregor2:
Aber es ist noch etwas völlig anderes als die Vorstellung, mit ihr zusammen gewesen zu sein.

Das mag bei dir oder mir so sein. Für meinen Mann war es eben anders. Menschen sind verschieden.

06.10.2020 13:20 • #252


E
Zitat von Trust_him:
Das mag bei dir oder mir so sein. Für meinen Mann war es eben anders. Menschen sind verschieden.

Och verschieden sind Menschen nur im Detail. die meisten finden sich innerhalb des 80% Intervalls der Normalverteilung.
Ich verstehe Deinen Mann und seine Ängste sehr gut- es ist normal und völlig typisch.
ich weiß heute auch warum das so ist:
(Disclaimer: andere als Heteros mögen bitte passend das Geschlecht selber einfügen)
Die Beziehung zwischen Mann und Frau beinhaltet immer auch eine ero. Komponente. Diese Komponente verursacht auch Spannung. Schafft das Freundespaar es, diese Spannung auszuhalten, ist es eine lebendige unschädliche Beziehung. Schafft es einer der Beteiligten nicht, sein Begehren zu überwinden und vor allem steigt dieses Paar in die Kiste, dann gelten völlig neue Regeln und es ist eine Grenze überschritten.
Und Dein Mann - so verstehe ich Deine Aussage- hat das schmerzhaft zur Kenntnis nehmen müssen. Er musste die Freundin wenigstens vorüber aufgeben, um die Beziehung mit dir neu aufzubauen- richtig?

06.10.2020 13:31 • #253


Wurstmopped
Ich könnte meinem Partner nur schwer beim Trauen um die Affäre zuschauen...da ist die Belastungsgrenze erreicht

06.10.2020 13:40 • x 2 #254


E
Zitat von Wurstmopped:
Ich könnte meinem Partner nur schwer beim Trauen um die Affäre zuschauen...da ist die Belastungsgrenze erreicht

Das finde ich menschlich. Aber mal ehrlich- wenn es eine normale Affäre ist, sind doch gefühle im Spiel und der Betrüger kann doch nicht einfach sagen schwupps, dass war es In meinen Augen kann das nicht funktionieren und ich musste das aushalten. Unterm Strich hat es sich für mich gelohnt, aber ich habe volles Verständnis, wenn Betrogene an genau dieser Stelle scheitern.

06.10.2020 13:45 • x 1 #255


A


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