Hejeh, wasn Monsterthred.
Eigentlich wollte ich schon längst meinen Senf dazu gegeben haben, hatte das aus dem Augen verloren. Naja. Schade allerdings dass hier seitenweise Hass und Häme versprüht werden als wenigsten halbwegs anständig zu diskutieren.
Zuallererst nochmals kurz einen Sprung zur Rache:
Irgendwo in den Tiefen ging es um Rache im Christentum und Judentum. Wehementer Einspruch: Das Christentum kennt keine Rache. In der Bergpredigt nimmt Jesus zum AT Spruch Auge um Auge klar Stellung. Und selbst im AT heißt es auch mein ist die Rache. Die Apostel verweisen in den diversen Briefen auf diese Stelle. Der Spruch Auge Um Auge ist - so perv. es zunächst klingen mag ein zivilisatorischer Fortschritt: Während es durch Rache und Gegenrache ständig zu Gewalteskalationen kam bedeutet der Spruch, dass man den Schadenersatz/Rache auf den angerichteten Schaden begrenzt. Also wenn das sprichwörtliche Auge verloren geht, muss der Verantwortliche den Wert des Auges ersetzen- aber nicht mehr. Genug OT
Die Ausgangsfrage lässt sich sehr einfach und eindeutig beantworten. Affären sind böse, weil Unschuldige dritte betroffen sind. Sie werden belogen und betrogen.
Die Frage ist aber viel zu kurz. Es gilt zu betrachten, warum es zu Affären kommt und natürlich welche Folgen es nach sich zieht.
Die Frage nach dem warum ist schon ziemlich komplex. Die wenigsten Menschen finden es toll zu betrügen, aber ich kann mir gut vorstellen und kriege das auch so kommuniziert, dass die eigene Entwicklung, die Entwicklung des Partners und damit die Entwicklung der Beziehung so unterschiedlich sein kann, dass man empfänglich wird. Weil wir nämlich fehlbare Menschen sind.
Klar wäre entweder ein Trennen oder ein Aufräumen, eine Neupositionierung der saubere Weg, aber zum einen ist man doch sehr oft wie ein Frosch im Kochtopf, der nicht merkt, wie das Wasser immer heißer wird. Und zum anderen: Trennung spricht so einfach aus, aber die Konsequenzen einer Trennung hat gewaltige Konsequenzen und vielleicht will man das zunächst auch gar nicht. Insbesondere bei langjährigen Geschichten hängt viel voneinander ab, ist vieles verzahnt. Und zum Aufräumen gehört der Wille von zweien.
Und ohne die Erfahrung einer eigenen Affäre, sondern nur eine neue Freundschaft habe ich gemerkt, dass allein nur auf dieser Ebene eine neue Frau neue Perspektiven bietet, andere Ansichten, neue Gleise, man gibt sich gegenseitig Mühe, den anderen wahrzunehmen etc. Es fühlt sich sooo gut an. Der nächste Schritt ist dann nicht wirklich schwer. Aber- es bleibt die eigene Entscheidung ganz klar: Man rutscht nicht in die Affäre. Das zu behaupten ist feige und liegt in einer eigenen Realität.
Und dann gilt es zu betrachten, was die Affäre aus einem macht. Ich denke: Zuallererst werden unerfüllte Bedürfnisse gestillt. Oder aber man sucht das Abenteuer den Kick. Oder man braucht unterschiedliche Menschen in unterschiedlichen Lebensbereichen. Auf jeden Fall erfährt man Neues, lernt dazu. Wenn eine Affäre länger läuft hat das auch Auswirkung auf die Beteiligten. Sicher ist: iregentwann kommt der Punkt, an dem Affären aufhören unverbindlich zu sein. Es entwickelt sich eine Beziehung mit problemen, man sieht den anderen nicht mehr kritiklos. oder aber (aus der Metaebene schon schizophren): Man isteifersüchtig, wenn der AP noch andere anguckt Tja und dann?
Das Ende einer Affäre ist in meinen Augen fast immer für alle Beteiligten ein Erdbeben. Der Betrüger muss farbe bekennen und kriegt gnadenlos aufs Brot geschmiert, was er beim betrogenen angerichtet hat. Und er sieht es. Er muss Entscheidungen treffen. Schwerwiegende mit sehr drastischen Konsequenzen.
Gleiches gilt für den Betrogenen. Auch er muss Entscheidungen treffen. Und er muss mit den Verletzungen klar kommen.
Und jetzt kommt Kuddel: Ich habe nur eine aber leider die eigene Erfahrung betrogen worden zu sein. Daher ist das, was ich erlebe auf gar keinen Fall allgemeingültig.
bei uns sind viele Dinge ins Rollen gekommen. Sowohl bei mir, wie auch bei meiner Frau. Sie hat sich mir gegenüber emanzipiert, hat gelernt sich selbst als Person wahrzunehmen und sie selbst zu sein. Das wäre ihr in der bestehenden Beziehung nicht mehr gelungen. Und sie hat neue Ansatzpunkte gefunden, was denn für sie eine Beziehung bedeutet- sprich die Erkenntnis, dass Beziehung in erster Linie Arbeit bedeutet, Selbstliebe und Hingabe. Ohne die Zäsur wäre die Ehe auseinander gelaufen und im Nirvana der Bedeutungslosigkeit versunken.
Und ich war zu bequem an mir weiter zu arbeiten, hatte mich eingerichtet und hab mich gehen lassen. Meine Gesundheit ist erheblich gestiegen. Ich bin viel weiter, beschäftige mich auch mit Beziehung und lerne täglich dazu, komme aus einem Schneckenhaus heraus. ich habe auch gelernt, mich zu positionieren, nachdem ich dachte, ich könnte einen bequemen Weg für alle finden. Diesen Irrtum habe ich bereut, aber korrigiert.
Ich hatte mich entschieden, uns eine neue Chance zu geben. Meine Frau hatte entschieden, dass sie die Restgefühle zum Leben erweckt. Denn die Affäre wäre dauerhaft auch keine Lösung für sie. Es bleib tatsächlich nur die Option mit mir, oder allein. So und da stehen wir nur. Ich lerne täglich und lebe ein sehr spannendes Leben. Ob ich die Verletzungen verzeihen werde können kann ich abschließend nicht sagen. Aber das ist für den Fortbestand auf jeden fall unbedingt. Zur Zeit erlebe ich Fortschritte im Prozess, daher lasse ich es weiterlaufen.
Man sagt, dass nur 15% der Ehen eine Affäre länger als ein Jahr überstehen. Wir sind nicht mehr weit vom Jahrestag der Aufdeckung. Und wir sind uns wieder sehr nahe und vor allem auch geistig/seelisch nahe.
Was auf gar keinen fall funktionieren wird ist, die Affäre vergessen. So etwas ist zum Scheitern verurteilt. Eine Affäre verändert jeden. Was klappen kann ist, die Zäsur als Chance zu begreifen, die Beziehung weiter auf eine Ebene hin zu entwickeln, die sie stark macht. Das ist sehr sehr harte Arbeit. Un d durch den Vertrauensmissbrauch auch erschwert. Aber auch eine Trennung ist schwer und eine neue Beziehung birgt auch viele neue Gefahren, Klippen, ist auch nicht wirklich die Patentösung.
Also zusammenfassend:
Affären sind böse
Affärenführer sind fehlbare Menschen
Affären enden meist tragisch
Affären können aber auch ins Gegenteil umschlagen und die Ursprungsbeziehung auf neue Füße stellen, zu neuen Ebenen führen.
Affären können auch zu ganz tollen neuen Beziehung führen. Es gibt sie, die glücklichen Warmwechsler.
letzetenendes liegt es an jedem selbst, was einer Affäre folgt. Niemand sollte Urteile über die Entscheidung der Beteiligten fällen.