Hallo zusammen,
und danke für's zuhören
Mitte Juni war es soweit - meine Frau wollte sich nach 12 Jahren Beziehung (davon 5 Jahre Ehe) von mir trennen: Sie wusste nicht, ob sie mich noch liebt, wollte keine romantische Beziehung mehr mit mir, sah mich nur noch als Freund mich gewissen Vorzügen, wollte mehr Freiraum von mir. Wie es heute aussieht, weiß ich leider nicht. Aber immerhin: Ich konnte sie relativ einfach dazu motivieren, es weiter zu versuchen und an uns zu arbeiten. Dennoch zerreisst mich die aktuelle Situation - und deshalb bin ich hier.
Zugegeben: In unserer Ehe ist seit längerer Zeit eigentlich einiges nicht mehr so gelaufen, wie es hätte sein sollen. Der Haupt-Grund dafür sind sicher die Kids, von denen besonders der 2-jährige schon immer ziemlich anstrengend war, und die Tatsache, dass ihr zuhause die Decke auf den Kopf fällt (zum Glück fängt sie einigen Wochen wieder an zu arbeiten). Von Happy Wife, Happy Life war einfach länger nichts mehr zu sehen.
Eskaliert ist die ganze Sache dann ab Anfang des Jahres - sie hat ein Online-Videospiel für sich entdeckt, für das sich alles andere in ihrem Leben hinten anstellen musste. Hatte ich sie währenddessen angesprochen ('Was wollen wir heute essen?', 'Hast du die Fenster zu gemacht?', 'Was soll ich einkaufen?'), ist sie quasi sofort ausgeflippt, dass ich sie gefälligst nicht stören soll. Hatten wir einen Abend zu zweit geplant, hing sie währenddessen an der Konsole. Sollte ausnahmsweise mal sie zum weinenden Kind gehen, musste das Kind weiterschreien, weil sie erst ihre Spielrunde beenden musste. Es ging soweit, dass sie sich weinend in's Badezimmer eingesperrt hatte, 'nur', weil sie einige Runden hintereinander verloren hatte. Und dass sie ständig müde und erschöpft ist, führe ich am Ende doch irgendwo darauf zurück, dass sie mehrmals pro Woche erst nach 4 in's Bett ist, und die Kids um 06:30 auf der Matte standen - einen Zusammenhang konnte sie da aber nie erkennen.
Ich war in dieser Zeit sicher nicht der beste Partner. Ich hatte mich vernachlässigt gefühlt - weniger wegen der fehlenden Zeit, sondern vielmehr wegen der fehlenden Zuneigung und Wertschätzung. Das hatte sich natürlich angesprochen - und auch offen und ehrlich ihrer 'Spiele-Sucht' die Schuld daran gegeben. Im Nachhinein vermutlich ein großer Fehler. Habe ihr Vorwürfe gemachtt, die ich auch hätte gut sein lassen können. Vermutlich hätte ich ihr auch mehr mit den Kindern oder im Haushalt helfen können. Obwohl ich auch wieder nicht gerade wenig gemacht hatte.
Natürlich hat das zu einigen Streitsituationen geführt, die wir aber immer wieder gut gemeistert haben. Ich hatte auch immer wieder bekundet, dass ich sie nicht verlieren will - und noch wenige Wochen vor ihrem Trennungsversuch hatte sie mir felsenfest versichert, ich müsse mir keine Sorgen machen.
Seit Juni hat sich nun einiges gebessert. Objektiv gesehen läuft die Beziehung eigentlich ziemlich gut. Die Kids sind mehrmals die Woche bei Oma und Opa - das nimmt einiges an Spannung raus. Sie spielt zwar weiterhin sehr viel und bis spät in die Nacht, gibt sich aber große Mühe, sich mir gegenüber respektvoller zu verhalten, wenn sie in ihrer Welt versunken ist. Ich hingegen habe aufgehört, irgendeine gemeinsame Zeit mit ihr zu fordern oder sie während ihrem Spiel mit 'Belanglosigkeiten' zu stören.
Subjektiv gesehen sieht die ganze Sache aber nun anders aus, weil ich einfach nicht weiß, woran ich bin - sie aber auch nicht mit ständigen Gesprächen nerven und belasten möchte. Ich möchte ihr ja Freiraum geben.
Ich habe aufgehört, ihr zu sagen, dass ich sie liebe - weil es sie unter Druck setzt, und weil es einfach schmerzt, wenn nichts zurück kommt. Unser S. ist gut und regelmäßig - wir kuscheln auch fast jeden Abend im Bett. Eigentlich ein gutes Zeichen - wäre da nicht ihre Aussage gewesen, sie würde mich als 'Freund mit gewissen Vorzügen' sehen. Kommen die Kinder nachhause, werden sie liebevoll empfangen, umarmt etc. - komme ich nach Hause, bekomme ein beiläufiges 'Hallo' (nein, ich bin nicht eifersüchtig auf die Kids - aber zu sehen, wie sie reagieren 'könnte', im Vergleich zu dem, wie sie tatsächlich mir gegenüber reagiert, schmerzt einfach). Würde ich keine Nähe suchen, würde von ihr gefühlt tagelang nichts kommen (obwohl ich ihr schon tausend mal gesagt habe - schon seit Jahren - wie glücklich es mich machen würde, wenn sie mich wenigstens alle paar Tage mal von sich aus in den Arm nehmen würde). Und noch so einiges mehr.
All das führt dazu, dass sich bei mir negative Gefühle ihr gegenüber entwickeln, die ich gar nicht entwickeln will - bis hin zu Hass und Verachtung, die dann aber zum Glück wieder verschwinden, sobald wir Paar-Zeit verbringen. Aber schon bald wiederkommen. Ich sehen mich nach irgendeiner anderen Frau - ganz einfach, weil ich mir Zuneigung und Liebe wünsche, was ich von meiner Frau einfach nicht bekomme (aber natürlich am liebsten von ihr hätte).
Ich will und werde unsere Beziehung nicht beenden und alles dafür tun, dass es funktioniert. Natürlich auch wegen den Kindern, aber vor allem, weil ich sie von ganzem Herzen liebe und mein Leben mit ihr verbringen will. Aber es ist einfach verdammt schwer. Ich bin freudlos, antriebslos, mir fehlt für alles die Motivation, weil ich einfach immer im Kopf habe, dass sie von jetzt auf gleich wieder unsere Beziehung beenden könnte, wie sie es schonmal tat, weil immer das Gefühl des 'Freundschaft Plus' da ist, des 'Sie ist nur bei mir, damit ich nicht leiden muss'. Weil einfach, obwohl es verhältnismäßig gut läuft, von ihr eben nichts kommt, das mir Vertrauen geben würde: Eine Umarmung, ein Kuss, eine freudige Begrüßung, ein Kompliment, was auch immer.
Vielleicht bin ich einfach selbstverständlich für sie geworden. Vielleicht würden die alten Gefühle wieder hochkommen, wenn die Möglichkeit im Raum stünde, sie könnte mich (an eine andere) verlieren. Vielleicht würde ein längerer Abstand nicht schaden (wobei 2 Nächte im Hotel offenbar zu kurz waren). Ich weiß es einfach nicht.
Eine konkrete Frage habe ich nicht an euch. freue mich aber über eure Ideen, Interpretationen, Gedanken, Tipps, Anregungen etc.
24.08.2022 08:42 •
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