Hallo Zusammen
Ich dachte mir, ich melde mich hier in meinem Thread wiedermal und erzähle ein wenig wie es mir mit der Verarbeitung
des Seitensprungs meiner Freundin geht. Vielleicht interessiert es den einen oder anderen die Eindrücke und Gedanken zu lesen, wie eine Aufarbeitung mittels einem Neuanfang zusammen mit der Frau/Freundin sein kann.
Wir wohnen seit drei Monaten wieder zusammen (3 Monate wohnte ich nicht zuhause). Durch die Kinder ist eine Art des Alltags wieder zurückgekehrt, was in meinen Augen auch normal ist. Es ist aber nicht der selbe Alltag wie früher, die Kommunikation zwischen uns hat sich verbessert, sie könnte noch besser sein, doch das ist in meinen Augen ein Prozess, welcher noch dauern wird.
Es sind viele Zärtlichkeiten da, wir hören uns bewusster zu, sprechen offener Probleme und Gefühle an. Durch ihre Taten zeigt sie mir eigentlich immer wieder, dass sie an sich arbeitet und auch wirklich Liebe da ist.
Klingt eigentlich ja alles wunderbar. Ich habe viel darüber gelesen, wie lange und schwer dieser Weg sein wird. Zu Beginn dachte ich, die Schwierigkeit wird sein wieder mit ihr zusammen zu sein, die Wut über das geschehene zu verarbeiten oder ihr zu verzeihen was sie getan hat.
Für mich besteht aber die grösste Schwierigkeit bei mir selbst. Der Kampf mit mir und meinen Gedanken, den Triggers, welche das Geschehene immer wieder aufpoppen lassen und der Aufbau des Vertrauens. Diese Phasen sind ansträngend, zermürbend und es kommt auch manchmal der Gedanke auf es wäre doch einfacher alles hinzuwerfen und neu zu beginnen. Gejagt von diesem Gedanken folgen die Eindrücke wie sehr sie sich bemüht, meine Gefühle für sie, wenn ich nicht in einer Down Phase bin.
Dieses Auf und Ab ist sehr anstrengend und es macht auch müde. Jedes Mal in einer solchen Phase das Geschehene hervor zu holen und mit der Freundin darüber zu reden halte ich für den falschen Ansatz. Zu Beginn war das sicher gut und wichtig, doch irgendwann müsste ich diese Zeit ad Acta legen können.
Den Entschluss ihr zu verzeihen und gemeinsam eine Zukunft aufzubauen habe ich getroffen und bin immer noch der Meinung es ist richtig so.
Doch diese Triggers sind heftig. Das Misstrauen ist immer wieder da, obwohl sie mir eigentlich keinen wirklichen Anlass dazu gibt. Sie ist kaum noch auf WA oder FB unterwegs, sie schläft wieder im Ehebett, sie zeigt mir immer wieder, dass sie mich liebt und kommt mit Zärtlichkeiten auf mich zu und gibt mir das Gefühl, dass sie es ernst meint.
Warum also immer wieder diese Triggers und das Misstrauen? Muss das wirklich Monate/Jahre dauern um darüber hinweg zu kommen? Solange diese Phasen da sind, kann ich nicht restlos glücklich werden, da immer wieder eine dunkle Wolke über dem neuen Glück hängt.
Ich bringe mich leider oft selbst in diese Down Phasen, da ich mir durch das fehlende Vertrauen immer wieder dieselben Fragen stelle.
Die Frage danach ob sie wirklich zurück zu mir gekommen ist, weil sie gemerkt hat, dass sie doch noch Gefühle für mich hat?
Die Frage danach ob sie noch an ihn denkt oder noch Gefühle für ihn hat?
Die Frage danach was wäre gewesen, wenn sie es doch zusammen versucht hätten ob sie auch dann irgendwann gemerkt hätte, dass sie einen Fehler gemacht hat?
Die Frage danach ob sie noch Kontakt haben (Ja sie sichert mir zu sie haben keinen, doch dank fehlendem Vertrauen kommt Paranoia Kopf und sagt sie kann ja alles löschen usw)
Beantworten kann ich diese Fragen nicht, zufriedenstellend beantworten kann auch sie diese Fragen nicht, da ich mir in meiner Birne immer die Frage stellen kann ist das nun die volle Wahrheit? Wie also damit umgehen?
Ein gute Freund, welcher etwas ähnliches durchgemacht hat gab mir den Rat nicht mehr zurück zuschauen. Die Vergangenheit ruhen lassen und nur nach vorne schauen. Einfacher gesagt als getan.
Meine Baustellen lassen die von mir gewünschte Souveränität noch nicht zu (etwas vom Mr Nice Guy weg kommen, eigene Interessen wahren und auch mal Kante zeigen). Deshalb kam es auch leider vor, dass ich ihre Mails gelesen hab (Mails waren 5 Monate alt). Ja ich bin selber schuld und dümmer gehts nicht kenn ich schon. Also ein guter Tipp an Personen, welche in einer Art und Weise dasselbe durchmachen, tut euch einen Gefallen und lasst es sein.
Es reist alles wieder auf und schleudert euch wieder auf Feld 1 des Spiels. Zwar bin ich so souverän um nicht gleich zu ihr zu rennen und eine Schimpf-Tirade loszutreten, trotzdem schmerzt es sehr Texte aus dieser Phase gesehen zu haben. Ich kann mir sagen ja die lieben Hormone waren dafür verantwortlich diese ganzen Liebeserklärungen zu verfassen, ja Gefühle können kommen und gehen und es kann sein, dass sie heute komplett mit ihm abgeschlossen hat)
Aber wie man sieht, das Gedanken-Karussell dreht ne extra Runde. Für diese Selbstgeisselung könnt ich mich hauen.
Sorry für den langen Text aber abschliessend kann ich für mich sagen, den grössten Kampf habe ich mit mir selbst. Ich hoffe diese Phasen werden durch Gespräche mit Freundin, Freunden und Familie irgendwann weniger und ich hoffe ich halte so lange durch und werde nicht irgendwann zu müde.
Die Zeit wird es zeigen, in diesem Sinne.
Euch allen eine gute Zeit und danke, dass ihr mich durch diese Zeit begleitet habt und vielleicht weiter begleiten werdet