Im Januar hat sich meine Freundin, wir lebten 4 Jahre zusammen, von mir getrennt.
Ich hatte psychische Problemchen, war dadurch zunehmend ein jammernder Lappen geworden. Habe sie in wichtigen Dingen (Job, Studium, *beep*) angelogen. Als ich es ihr beichtete hat sie die Reißleine gezogen und mich aus ihrer (Eigentums-)Wohnung geschmissen.
Als ich dann meine 7 Sachen abholte mit nem Möbelwagen kam es zu einem heftigen Streit, wo wir beide große Fehler machten.
Seit dem, also seit 5 Monaten, hatten wir keinerlei Kontakt mehr.
Ich bin bis heute wahnsinnig in sie verliebt und habe sehr gelitten unter der Trennung. Dachte ich noch bis vor einem Monat an Selbstmord und schätzte meine Situation als ausweg- und hoffnungslos ein, hat sich das zum besseren gewandelt.
Ich begann Sport zu treiben (Joggen, mittlerweile jeden Tag 10+ Kilometer), sehe vorsichtig optimistisch in die Zukunft, habe Pläne. Das gelang mir mit Tricks - Listen erstellen, Tagebuch, eben der Sport, jeden Tag rückwirkend bewerten. Ich hatte keinen Bock mehr auf dieses Deprileben. Ich sagte mir, wenn ich in einem Jahr weiterhin so drauf bin, mache ich einfach Schluss. Aber bis dahin will ich mich richtig anstrengen, die Ängste überwinden, aktiver werden und so.
Nun, und in dieser Phase hat sich meine Ex, die auch weiterhin, wenn auch langsam verblassend, permanent in meinen Gedanken war, plötzlich und unerwartet gemeldet, vor knapp zwei Wochen.
Ich dachte, sie würde mich mit dem A... nie wieder anschauen, sei glücklich mich Freak losgeworden zu sein und hätte (im Gegensatz zu mir) längst einen Besseren gefunden.
Aufhänger ihres Anrufs waren angeblich ein paar Habseligkeiten, die sich in den Monaten angesammelt hätten, und die sie mir vorbeibringen wollte.
Am Freitag stand sie dann mit einem Karton vor meiner Tür. Ich bat sie hinauf in meine kleine Bude. Dann haben wir ein bisschen geredet, ein Spiel gespielt (eine unserer gemeinsamen Leidenschaften - wir haben gut zusammengepasst!). Dann wollte sie mit mir spazieren gehen. Während dieses Spaziergangs habe ich u.a. gefragt, ob sie sich eine Beziehung mit mir nun wieder vorstellen könnte.
Hierbei muss ich erwähnen, dass wir, seitdem sie mich vor 2 Wochen erstmals anrief, ein paar nichtssagende, aber freundliche SMS gewechselt hatten, und ich ihr fast täglich ein paar Blümchen in den Briefkasten steckte - denn meine Laufroute hat sich seit dem geändert, und ich jogge immer an ihrem Haus vorbei (ca 13 km hin und zurück).
Ich wollte nicht aufdringlich sein und etwa klingeln oder dergleichen. Aber Blumen sprechen schon eine deutliche Sprache, findet ihr nicht? Auch wenn es irgendwelche Primeln vom Wegesrand sind. Außerdem wollte ich ihr damit signalisieren, dass ich mich verändert habe, abgenommen habe, endlich Sport treibe, keine Dro. mehr nehme, optimistischer bin.
Und es muss doch auch verdammt nochmal einer Frau gefallen, wenn sie derart umgarnt wird.
Ich war gespannt, wie sie auf die tägliche florale Dosis reagieren würde? Beim Spaziergang hatte sie sich sehr erfreut darüber gezeigt. Sie hätte sie jedes mal mit Wasser versorgt und auf ihrem Wohnzimmertisch platziert.
hm.
Also. Auf meine besagte Frage (Beziehung wieder aufnehmen) hat sie mit betont harter Mine gesagt, sie könne sich das nicht vorstellen.
Da war ich für den Rest des Spaziergangs sehr geknickt, und als wir an ihrem Auto ankamen, wollte ich mich mit einem frustriertem Bis dann von ihr verabschieden.
Sie stand an ihrer geöffneten Fahrertür, und in dem Moment traten ihr Tränen in die Augen. Verwirrt ging ich zu ihr, und nahm sie in die Arme.
Dabei spürte ich, wie dünn sie geworden war. Es platzte aus ihr heraus, dass sie sehr unglücklich sei, und eine ganz miese Zeit durchmache. Sie denke an Suizid, fände alles sinnlos (Arbeit) und könne sich nun auch nicht mehr vorstellen, ein Kind zu bekommen. (Am Tage vor ihrem 30. Geburtstag hatten wir uns getrennt...)
Nun war es also völlig unerwartet an mir sie zu trösten, sie aufzurichten.
Das hatte ich nun garnicht erwartet, sie in der Verfassung zu sehen.
Meint ihr, sie leidet unter der Trennung?
Kann mir einer erklären, was im Herzen dieser Frau los ist?
Und wie um Himmels willen ich mich nun verhalten soll?
Wir haben weitere zwei Stunden miteinander verbracht. Sie in ihrem Fahrersitz, ich an der geöffneten Türe stehend, teils kniend, immer wieder ihre Hand fordernd (und erhaltend) und sie, während wir miteinander redeten, tröstend streicheln.
Ich glaube, es ist ihr Stolz, der sie sich mir gegenüber so merkwürdig verhalten lässt.
Bei ihrer Familie war ich persona non grata (der Psychofreak, zu alt, zu arm,zu ziellos). Und ihr kleiner Bekanntenkreis - ach Gott, viele wundervoll-spießige Doppelverdienerpärchen, mehr oder weniger bürgerlich. Auf alle Fälle gesetzt, stabil. Will sagen, unter allen den Leuten um sie rum, da gibt es keinen, der ein Fan von mir wäre.
Ihre Eltern, völlig derbe, hatten von dem Moment, da sie mit mir zusammen war, jegliche Kontakt mit ihrer Tochter abgebrochen. Und kaum war die Nachricht, dass der Unhold vertrieben wurde bis zu ihnen vorgedrungen, da spielten sie wieder Papa und Mama. Es kotzt dermaßen an...
Dabei habe ich, zumindest in den ersten drei Jahren, bis ich den Boden unter den Füßen verlor, ihr jeden Wunsch von den AUgen abgelesen, sie auf Händen getragen, und war voller Verständnis für ihre psychische Labilität, die anders geartet ist (Burnout) als bei mir (ADS, soziale Ängste, katastrophales Selbstvertrauen). Dennoch, und ich behaupte gerade deswegen, hatten wir wundervoll zusammen gepasst.
Und auch im letzten Jahr hatte ich zwar bittere Fehler gemacht und sie angelogen, aber unsere Beziehung hat darunter nicht gelitten. Ich war immer noch ihr treuer Freund, nun halt leider ein depressiver...
Deswegen hat mich diese abrupte, totale Trennung dermaßen erschüttert und mir den Boden unter den Füßen weggezogen.
Nun sitzt sie da vor mir, ein Häufchen Unglück, und sie erzählt, ich sei ihr bester Freund, und sie vermisse die Zeit, die wir miteinander verbracht haben (zusammen Spielen, Sauna,...?).
WIe jetzt? Beziehung kann sie sich also nicht vorstellen. Aber Spielen schon?
Nun, ich schlug vor, dass wir gleich wieder einen Tag ausmachen sollten, wo wir uns sähen, und miteinander spielen. Einfach weils uns und vor allem ihr (die ja nun überraschend die Schwächliche zu sein schien - was aber natürlich nicht im Geringsten was mit unserer Trennung zu tun hätte...)
Herauskam, dass wir zwei Tage später (also morgen, am Sonntag) zusammen den Tag an einem Baggersee verbringen werden.
Um der Hitze mit einem kühlen Bad begegnen zu können, um miteinander spielen zu können.
Weil wir ja beste Freunde sind. Alles rein platonisch natürlich.
Ich bin extrem verwirrt liebe Freunde, und habe keine Ahnung wie ich mich verhalten soll.
Was meint ihr, wie schätzt ihr diesen SInneswandel ein?
Sie weiß genau, dass ich sie weiterhin liebe und begehre. Ich habe es ihr gesagt, mit Worten und mit Blumen.
Denkt sie ernsthaft ich könnte auf diese Freundesschiene eingehen?
Für Antworten, Tips, Einschätzungen, seien sie auch noch so kurz, wäre ich unendlich dankbar!
Ich bin sehr aufgeregt und glücklich, aber auch verwirrt und unsicher.
Immerhin ist auf einmal die Chance wieder da.
Und Freundschaft ist ja auch was. Aber wenn ich sie morgen am Baggersee im Bikini sehe, da werde ich keinen Freund sehen.
Da sehe ich meinen Lieblingsmenschen, meine Traunfrau, mit der ich wundervolle Jahre hatte.
Und ich will sie zurück!
05.07.2015 01:02 •
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