Hallo liebe Community,
vielen Dank erstmal an eure zahlreichen Beiträge und Hilfeleistungen. Dank dieses Forums und der unzähligen Verhaltensvorschläge, habe ich es geschafft ersteinmal aus diesem Trauertal nach einer frischen Trennung herauszukommen und fühle mich so, als könnte ich wieder einen halbwegs klaren Gedanken fassen. Jetzt wollte ich mich auch an euch alle wenden und eure Meinungen hören.
Meine Ex-Freundin (23) und ich (26) waren 11 Monate zusammen. Für mich war zum ersten Mal im Leben und die ganze Beziehung über klar, dass ich mit ihr alt werden möchte. Ich war der Meinung, dass wir perfekt zusammenpassen; wir haben sehr ähnliche Hobbies, gleiche Interessen und Ansichten und alles fühlte sich toll an mit ihr. Leider hatten wir einen sehr shwierigen Start in unsere Beziehung und hatten im dritten Monat einen Abbruch einer ungewollten Schwangerschaft, der sehr an uns (aber viel mehr an ihr) nagt(e). Für mich war es ersteinmal eine Riesenerleichterung, als alles vorbei war, da ich mir unter den gegebenen Umständen niemals vorstellen konnte, Vater zu werden. Ihr ging es scheinbar auch so, hat keine überragende Trauer gezeigt, wirkte so, als ginge es ihr gut. Wirklich über alles geredet haben wir nicht, und wenn, dann eher verhalten. Im August fing diese Fassade an zu bröckeln und alles brach in viel Trauer und Vorwürfen zusammen. Sie warf mir vor, ich würde sie nicht verstehen und sie fühlte sich damals allein gelassen und dass sie mir das nie verzeihen könnte. Solche Gespräche gab es danach noch zwei mal, aber ich hatte jedes Mal das Gefühl, dass es uns echt was gebracht hat und wir damit unsere Vergangenheit gut verarbeiten. Ich gab mir mehr und mehr Mühe, auf sie einzugehen und wir hatten einen wundervollen Urlaub gemeinsam. Mir liegt unwahrscheinlich viel an ihr und ihr innerer Schmerz hat mich zu tiefst berührt und ich würde alles dafür geben, ihr den zu nehmen.
Vor knapp zwei Wochen ist für mich dann die Welt zusammen gebrochen, als sie mir mitteilte, dass sie keine Gefühle mehr für mich hätte und sie Zeit für sich braucht, um sich wiederzufinden. Sie fühle sich nicht gesehen von mir und sei der Meinung, dass wir viel zu unterschiedlich sein, als dass wir zusammenpassen würden (sie ist sehr emotional, ein herzensguter Mensch und sieht Dinge in Menschen, die sie bewegen, wie ich es nicht für möglich halten würde; ich bin eher rational, überdenke alles, meide Konflikte und suche Harmonie, fühle mich aber dadurch auch in einem eher einfachen routinierten Leben wohl). Für mich kam das ganze wie gesagt wie ein Schock, weil ich es gar nicht habe kommen sehen. Sie war bis zum Tag zuvor unwahrscheinlich liebevoll und hat tausend liebe kleine Dinge für mich getan und wir waren, solange wir in der gleichen Stadt waren, wirklich jeden einzelnen Tag der Beziehung zusammen. Als es auseinanderging, wurden Vorwürfe laut, von denen ich nie was geahnt hatte. Dinge, die ich für sie gemacht hatte, wurden plötzlich so interpretiert, als seien sie nur für mich gewesen und generell kam die Kritik auf, ich hätte mich nie für sie gesorgt (wobei das in meinen Augen absolut nicht stimmt, auch wenn sie sehr viel aktiver war). Zum ersten Mal, wurde ich von ihr an den Pranger gestellt und angeschrien und ich verstand die Welt nicht mehr. Sie verabschiedete sich mit den Worten, dass sie Zeit für sich brauche und sehen muss, was gut für sie ist oder ob sie gerade einen Riesenfehler begehe, aber im Moment hat sie keine Gefühle mehr für mich und fühle sich eher so, als würde sie eher meinem Leben folgen und sich nicht mehr selbst verwirklichen und das will sie ändern.
Ganz klassisch, wie man sich das als verzweifelter Verlassener so durch den Kopf gehen lässt, habe ich die nächsten vier Tage whatsapp-Terror betrieben, vonwegen, dass ich sie über alles liebe und mich doch für sie ändere, vor ihr geheult und gelitten, Fehler eingesehen, die ich eigentlich nie begangen habe, und und und. Wir haben uns dann noch zweimal gesehen, einmal, wo wir uns nochmal ausgesprochen haben und einmal ganz kurz zum Sachen austauschen. Jedes Mal, wenn wir Kontakt hatten, hat sie sich sehr ruhig und sachlich mit mir unterhalten, mir ihre Lage erklärt und hat immer sofort geantwortet. Ein bisschen Hoffnung macht sie mir schon und schließt eine gemeinsame Zukunft nicht aus. Und sie versucht mich immer dazu zu bringen, sie ersteinmal gehen zu lassen und die Trennung auch als Chance zu sehen und versucht, mich immer irgendwie optimistisch zurückzulassen, ganz so als hätte sie selber die ganzen Bücher gelesen und versucht mich dazu zu bewegen, genau das alles zu tun.
Nach den ersten vier Tagen bin ich dann irgendwie auf diese ganzen Seiten aufmerksam geworden, habe mich seit 6 Tagen nicht mehr bei ihr gemeldet, lese hier unendlich viel, treffe Freunde und Familie, nehm mir Zeit für mich und mir geht's schon, zum großen Teil dank euch, so unendlich viel besser als noch vor einer Woche.
Nun meine eigentliche Frage (neben eurer Einschätzung meiner Situation):
Ich habe bisher darauf verzichtet, einen Brief ala John Alexander zu schreiben, weil ich ihn total aufgesetzt finde. Den Unterschied merkt sie auch so, da ich mich von richtig-viele-Nachrichten-schreiben zu gar-nicht-mehr-melden verändert habe (und damit auch sehr gut zurecht komme). Nun schrieb sie mir gestern, dass sie sich entschuldigt, dass sie nicht zum Sport gekommen ist, den wir eigentlich mal beide zusammen machen wollten (dabei war ich natürlich auch gar nicht da), sie sei krank und fragt mich, wie es mir geht. Grüße. Alles ziemlich neutral, ohne irgendwas. Würdet ihr euch darauf kurz und knapp und neutral melden oder gar nicht drauf reagieren? Mir widerstrebt es halt so ein wenig, mich nicht bei ihr zu melden, weil es nicht mir entspricht und ich auch nicht sauer bin auf sie und es eigentlich keinen Grund für mich gebe, außer eben dieser Strategie, sie zu ignorieren. Was sind eure Meinungen?
03.11.2013 11:16 •
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