Das stimmt wohl, Außenstehende haben gerade in Momenten der Verzweiflung sehr viel Macht. Man sehnt sich einfach nach einer Führung, jemanden, der einem sagt, wie man was tun sollte. Aber sicher ist das nicht immer gut, keiner kennt uns besser als wir selber. Man muss nur noch genug Kraft aufbringen können, auf sich zu hören.
Genau das gleiche ist es doch mit deiner anfänglichen Kontaktsperre. Mir ging's genauso. Am Anfang ist man so verzweifelt, weiß nicht was man machen soll. Und dann kommt jemand, der einen sagt, Kontaktsperre ist das non plus ultra und alles klingt so rosig, man hat ein Plan und weiß wieder, wo es lang geht. Ich will gar nicht abstreiten, dass die Kontaktsperre sinnvoll ist. Aber ich bin von dem Gedanken weggekommen, dass sie dafür da ist, den anderen spüren zu lassen, dass man weg ist, sondern vielmehr, dass man selber reflektieren kann, was schief gelaufen ist und was zu ändern wäre. Hätte ich die KS nicht eingeleitet würde ich jetzt immer noch nach einer zweiten Chance flehen und sie vielleicht sogar schon hassen, weil sie mich immer wieder zurückstoßen würde in dem Zustand. Das sehe ich als den eigentlichen Sinn dahinter.
Und ja, ich sehe das mit der Trennung als Chance genauso (und hoffe, dass es in meinem Falle auch wirklich so ist). Meist bemerkt man den Mist, den man gebaut hat erst, wenn es viel zu spät ist. Mir ging es definitiv so. Wenn ich jetzt darüber reflektiere, dann gab es einige Momente, in denen sie mir schon deutlich Zeichen gegeben hat, dass sich etwas ändern muss, aber ich war so naiv, die nach kurzer Zeit immer wieder auszublenden. Aber ja, es bringt einen auch selber auf den Boden der Tatsachen zurück und zeigt einen auf, was vielleicht alles nicht so toll ist und man ausgeblendet hat, weil man ja so verliebt war.
Ich kann gut verstehen, dass du daran zweifelst, ob ein Neuanfang, wirklich das richtige ist oder ob man sich nicht doch besser umorientieren sollte. Mir schwirrt das auch oft durch den Kopf (auch wenn es bei mir bisher immer darin endet, dass ich mich ganz entschlossen für sie entscheide, trotz mancher Mängel).
Nichts desto trotz, wichtig ist doch vor allem, dass es uns wieder gut geht. Wie das nun sein mag, das sei dahin gestellt. Manche Dinge passen vielleicht wirklich nicht zusammen. Wobei ich der Meinung bin, dass unsere Welt so schnelllebig und perfektionistisch geworden ist, dass man viel zu viel von einer Beziehung erwartet. Jeder sucht den/die perfekte(n) Mann/Frau und sobald irgendein kleiner Schnullifax nicht passt, schmeißt man sie weg und sucht sich etwas neues. Ganz so, wie mit materiellen Dingen. Aber dass man vielleicht auch mal Kompromisse eingeht, an sich und seinem Partner arbeitet und damit etwas individuell Großartiges schaffen kann, das sehen die wenigsten, denn das erfordert ja zu viel Arbeit. Aber ich denke, dass man nur so eine Beziehung schafft, die es übersteht, durch dick und dünn zu gehen. Als meine Ex und ich in der Schwangerschaft waren, war ich überzeugt davon, dass es, egal wie es nun ausgehen mag, ein Ereigniss ist, was uns für ewig zusammenschweißt. Trotz aller Strapazen wollte ich das mit ihr durchstehen und den Stress, den wir damals zusammen durchlebt haben, dass geht schwer zu toppen. Ich hoffe, ich behalte recht in meiner Annahme.
11.11.2013 16:16 •
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