Ansatzpunkte? Ein Ertrinkender sieht immer viele Strohhalme...
Ich glaube, wenn ich dazu was schreibe, muss ich etwas weiter ausholen.
Anfang November hat meine Frau die Trennung ausgesprochen. Vorangegangen war etwa ein halbes Jahr, in dem es zwei, drei Situationen gab, in der ein Streit in einer trennungsähnlichen Situation mündete. Doch wir haben immer wieder einfach weitergemacht und der Alltag verschleppte eine wirkliche Auseinandersetzung. Wobei ich mich an viele Situationen erinnere, in denen ich sie regelrecht bekniet habe: Werd dir klar, was du willst; was du von mir erwartest; und rede mit mir...
Sehr schnell nach der Trennung hat sie sich und mir eingestanden, dass sie sich in den Patenonkel unserer großen Tochter verliebt hat und ausprobieren möchte, was daraus werden kann. Nach drei Wochen war es Knutschen, nach sechs Wochen mehr.
Für sie war es einigermaßen überraschend, dass ich die Trennung nicht will und völlig überraschend, dass ich die Kinder beanspruche. Sie war davon ausgegangen, dass ich froh und glücklich wäre die drei Nervensägen (die beiden Kinder und sie) loszuwerden und es nur aus Verantwortungsbewusstsein niemals selbst gemacht hätte.
Nach sieben Wochen, also an Weihnachten, habe ich sie dann gebeten, bis Ende Januar auszuziehen. Nach nochmal einer Woche konnte sie klären, dass sie am 9. Januar vorerst zu ihrer Mutter zieht. Etwa eine Woche vor dem Termin haben wir dann die Kinder darüber informiert. Die sind nun von samstags bis dienstags bei mir. Wir tüfteln noch daran, dass es eine 50:50-Aufteilung wird; z.B. alle zwei Wochen Kindertausch schon am Freitag bzw. erst am Mittwoch.
Kommen wir zu den Ansatzpunkten. Die Kindder sind der erste: Ich bin erstaunt, wie gut es klappt, wie gut es mir tut, wenn die Kinder da sind. Sie ist wesentlich mehr erstaunt über den gleichen Umstand. Bemerkenswert ist, dass sie das überhaupt zulässt, dass die Kinder bei mir sind. Das rechne ich ihr ganz hoch an. Noch im Novemberr/Dezember hatte sie geäußert, sie könne die Kinder nicht mehr als eine Nacht am Stück mir anvertrauen.
Und wie furchtbar es sich für uns beide anfühlt, wenn die Kinder nicht da sind, darüber haben wir uns in den letzten drei Wochen auch schon ausgetauscht.
Ich denke, sie fängt jetzt erst an, wirklich zu fühlen und darüber nachzudenken, was sie aufgibt, bzw. schon lange aufgegeben hat. Gleichzeitig steht für sie aber so felsenfest, dass sie nichts mehr für mich fühlt und sie baut ihre neue Beziehung auf/aus. Das ist natürlich nicht schwer, denn eine große Vertrautheit ist ja bereits da.
Wir waren Anfang Januar und vergangene Woche zum Gespräch bei der Familien- und Erziehungsberatungsstelle. Ich hatte den ersten Termin bereits im November vereinbart und sie wollte das überhaut nicht, weil es für sie immer den Beigeschmack hatte, dass das Ziel Wir versuchen es nochmal sein müsse. Erst als sie gemerkt hat, dass die Kinderbetreuung Konflikpotential und Regelungsbedarf beinhaltet, hat sie einen Nutzen in externer Beratung gesehen und ist mitgekommen. Am Ende der ersten Sitzung hatte ich das Ziel fomuliert, dass ein Aufarbeiten unserer Probleme auch der Elternbeziehung zugute kommt, die wir beide erklärtermaßen aufrecht erhalten wollen. Am Ende der zweiten Sitzung habe ich dann geäußert, dass ich am Sinn einer solchen Aufarbeitung zweifele, solange ich innerlich eigentlich doch noch das Ziel habe, sie zurückzugewinnen und dass ich deshalb eher skeptisch bin. Diesmal hat sie den Nutzen für unsere Elternbeziehung herausgestellt und möchte die Beratung vielleicht mit etwas mehr Zeit dazwischen fortsetzen.
Ich kann noch so viel mehr schreiben - Anzeichen, Verletzungen, meine Gefühle dabei. Aber ich sollte mal ne Runde schlafen und gebe daher einstweilen die Frage zurück: Was würdest Du sagen - gibt es bei uns Ansatzpunkte?
06.03.2016 03:52 •
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