Hallo Benny,
du bist kein schwieriger Fall. Das, was passiert ist, ist einfach noch nicht in dir/deinem Kopf/deinem Herzen angekommen. Zumal es schwer ist, etwas zu kapieren, wenn kein persönliches Gespräch stattgefunden hat.
Mir ging's am Anfang ganz genauso. Meine allererste Reaktion war zwar, dass er verschwinden soll, weil er eine Andere hat, und deswegen von meiner Seite aus sowieso alles vorbei ist, weil ich total geschockt war und mich extrem betrogen/hintergangen gefühlt habe, aber ziemlich schnell danach habe ich diese Tatsache einfach ausgeblendet und hing genauso drin wie du.
Er war immer noch das Beste, was mir passiert ist, er war immer noch der Mann, mit dem ich unbedingt zusammensein wollte und ich war zwar streckenweise wütend, aber nicht so, dass es mich von ihm weggetrieben hätte.
Und inmitten all dessen hatte ich die ganze Zeit ein schlechtes Gefühl, weil ich doch eigentlich anders fühlen sollte und jeder mir einen Vogel gezeigt hätte, wenn er gewusst hätte, wie sehr ich noch an ihm hänge, obwohl er sich längst mit der anderen vergnügt und mich nach all den Jahren einfach so abserviert (ebenfalls zunächst unpersönlich per SMS).
Genau wie du habe ich gehofft, dass sie ihn wegen seiner Probleme schnell verlässt, dass er merkt, dass er doch mich will oder dass er schlicht und einfach zugibt, dass alles ein riesen Fehler war und er schnell wieder nach Hause kommt.
Ich habe einen Monat lang fast nichts gegessen, in der Zeit fast 10 kg abgenommen, konnte nicht schlafen, habe schwarze Punkte vor den Augen gehabt, fühlte mich mager und schwach und war zu jeder Tageszeit traurig und zutiefst verzweifelt.
Dann irgendwann - durch Gespräche mit anderen, auch hier im Forum, und dem langsamen Einsetzen meines Verstandes - ist endlich ein bisschen was zu mir durchgedrungen, nämlich dass er wahrscheinlich nie mehr zurückkommt und vor allen Dingen, dass es auch nicht gut gehen könnte, wenn er wiederkommt (Vetrauensbruch, Gedanken an die andere, der Schmerz, der tiefe Spuren hinterlassen hat...). Ich sag dir, als das Klick gemacht hat, war ich richtig, richtig fertig. Im Nachhinein war das wohl der verzweifeltste Moment in den letzten Wochen - alles kaputt, Vergangenheit weg, Zukunft weg, nie wieder heil und und und.
ABER ich habe diesen Moment irgendwie durchgehalten. Ich kann dir nicht sagen wie genau ich das gemacht habe - ich saß alleine in meiner Wohnung, habe bitterlich geweint, mich dabei zusammengekrümmt... -, aber ich habe nicht aufgegeben und danach wurde es ein bisschen besser. Ich war ein bisschen ruhiger, ein bisschen weniger verzweifelt.
Meine Trennung ist nun fast sechs Wochen her. Da, wo du jetzt stehst, stand ich zu dem Zeitpunkt auch noch. Alles, was du schreibst, kommt mir sehr bekannt vor.
Heute geht es mir noch nicht gut und ich bin auf der Hut vor den Momenten, die mich zwischendurch immer wieder runterreißen, aber es wird ganz langsam.
Entscheidend war irgendwann auch, dass es mir körperlich immer schlechter ging. Da hatte ich nicht nur das Problem der Trennung und des Liebeskummers, sondern plötzlich auch Probleme mit mir selbst, weil ich mir durch mein Verhalten ziemlich geschadet habe (Kopfschmerzen, Bauchkrämpfe, keine Kraft, die Anstrengung überhaupt einen Arbeitstag durchzuhalten...). Das konnte so nicht länger weitergehen!
Also habe ich zwar gelitten, aber ganz, ganz langsam auch ein paar Dinge für mich getan. Ich habe wieder ein bisschen was gegessen (mal zwei drei Salzkartoffeln, mal eine Gemüsebrühe, eine dünne Scheibe Brot mit irgendwas drauf... lauter kleine Sachen, die man irgendwie runterbekommt), ich habe mich gezwungen, täglich eine kleine Runde um den Block zu drehen, versucht mich auf eine Arbeitsaufgabe besonders zu konzentrieren...
Die Schritte waren klein und manchmal hatte ich überhaupt keine Lust dazu, aber jeder dieser noch so kleinen Schritte hat dazu geführt, dass es mir ein bisschen besser ging und ich wieder ein bisschen mehr Kraft bekam.
Und glaub mir, wenn du körperlich und nervlich ein Wrack bist, kannst du gar nicht kämpfen. Dann gibst du nur weinerliches, verwirrtes Zeug von dir und ein erbärmliches Bild ab, das höchstens für Mitleid und Schrecken sorgt, aber ganz gewiss nicht dafür, dass du begehrenstwert oder auch einfach nur angenehm wirkst.
Du musst ein wenig zu Kräften kommen, um wieder sicher stehen zu können und dich selbst außerhalb dieses Schmerzes wiederfinden, um klarer denken zu können.
Das dauert und manchmal fühlt es sich schier unmöglich an, aber wenn du aufgibst, dann kann es dir nicht wieder gut gehen und dann kann auch nichts mehr gut werden.
Setz dich nicht selbst unter Druck, lass erstmal alles raus, aber nutze auch die Möglichkeiten, die sich dir bieten. Fang an, ein bisschen was zu essen, zwing dich täglich rauszugehen und ein bisschen zu laufen und nimm die Angebote deiner Freunde an. Wenn du Tag für Tag zuhause sitzt, wirst du früher oder später total verrückt und weißt überhaupt nicht mehr, wo vorne und hinten ist. Und das ist überhaupt nicht gut, weder für dich, noch für dein Umfeld!
Gib dich nicht auf, das hilft niemandem und führt zu gar nichts, außer dass du dich selbst zerstörst!
Alles Gute,
MaraLou
27.06.2012 12:24 •
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