Hallo Haselschnasel
ich lese hier noch hin und wieder im Forum; allerdings nicht in meinem Thread. Auf Nachfrage (wie gut dass es eine Mail-Benachrichtigung hier gibt), wie hier von dir, gebe ich gerne Auskunft über mein jetziges Befinden und meine Gedanken nach über 3 Jahren. Vielleicht hilft es ja dem einen oder anderen der sich in einer ähnlichen Situation befindet.
Vorab schon mal; mit einem Dauergrinsen und ständigen Glücksgefühlen renne ich nicht durch die Gegend. Aber da bin ich nicht der einzige ; ob betrogen oder nicht.
Die Gefühle die du beschreibst kann ich bestens nachvollziehen. Jeder, der das erlebt hat, kann das wohl, sofern derjenige nicht ein egozentrisches oder narzisstisches Leben führt.
Gerne würde ich dir nur Positives berichten, doch alles hat halt seine zwei Seiten.
Mit meiner Frau verbindet mich unglaublich viel. Wir bauten Vertrauen wieder auf, spüren viel Zuneigung und können uns gegenseitig viel geben. Wir führen ein Leben in Zweisamkeit und Zuversicht.
Sie bereut abgrundtief, was passiert ist. Alles, was mich an die Zeit erinnern könnte, vermeidet sie. Sie hat uneingeschränkt keinen Kontakt mehr zu ihm. Wir sprechen auch kaum noch über diese schwierige Zeit. Und wenn doch, spüre ich wie sie es eher anwidert. Es hilft aber auch, dass sich der Affärenpartner beim Auffliegen der „Sache“ benommen hat wie GRÖALAZ. (Wer den Begriff GRÖFAZ kennt, ersetze das F durch die vulgäre Bezeichnung für das Gesäß)
Die andere nicht so schöne Seite ist, dass ich mich von den Gedanken des Vergessens verabschiedet habe. Die Ehe, Liebe ist nicht mehr unberührt. Da helfen noch so viele schöne Erlebnisse und noch so viel Nähe nichts. Vielleicht bin ich auch nicht der Typ, der wirklich loslassen kann. Es ist ein dunkler Fleck vorhanden. Gut, dieser wird immer kleiner und bedeutungsloser, aber er wird wohl nie verschwinden.
Ich glaube, genau das ist es, was du mit „Ich bin nicht unglücklich. Aber so richtig glücklich auch nicht“ umschrieben hast.
Ich bin davon überzeugt, dass wir ein „Warn-O-Meter“ in uns tragen. Schwere Verletzung an Leib und Seele werden nicht vergessen und sollen es auch nicht. Es ist da etwas in uns, das dir sagt „pass auf, dass dir das nie wieder passiert“. Die innere Warnung „nie wieder soll mir so weh getan werden“ (wie du es ausgedrückt hast) verwechsle aber bitte nicht mit dem Erkalten der Gefühle. Es fühlt sich so an, ist aber aus meinem Erlebten heraus eher dein ganz persönlicher Wächter, der dich immer wieder davor warnt, so etwas nicht noch einmal erleben zu müssen.
Was mich lange beschäftigt hat, war eher die Frage „wie konnte sie so eiskalt lügen und betrügen? Wie konnte sie so skrupellos sein.“
Nun, damit muss man bzw. du zurechtkommen. Wenn nicht, dann wird es verdammt schwierig. Da gibt es m. E. keine allgemeingültige Strategie. Bist du ein Engel? Ein Wesen aus einer anderen Welt, völlig losgelöst von irdischen Trieben und Sünden? Wir sind alle k(l)eine Engellein .
Das ist jetzt nicht als Rechtfertigung zu verstehen, absolut nicht. Jeder kommt in Versuchung, ob man dem nachgibt ist eine Art Charaktertest. Den hat sie eben nicht bestanden. Sieh ganz tief in dich hinein und frage dich, ob du aufgrund gewisser Umstände nicht auch mal schwach werden würdest.
@Pedro
Zitat
„Ich denke eher das der Betrogene Angst hat das der Betrüger Respekt vor einem verloren hat...wenn man bleibt!
Eigentlich will man dem Betrüger klar signalisieren...es war die letzte Chance..also streng dich an...doch dann bremst man sich ein...weil das ist auch keine Grundlage für einen Neuanfang.
Was die gemeinsame Basis zerstören kann, ist, wenn wir die Überführten (um das Wort Betrüger zu vermeiden – ups, hab ich es jetzt doch geschrieben) zu fast jeder Gelegenheit oder zumindest zu oft und beständig an das Fehlverhalten erinnern. Klar, wenn so ein Erinnerungsmoment kommt, liegt einem schon viel auf der Zunge. Doch solltest du sie im Zaum halten können.
In gewissen Momenten funktioniert das aber nicht, da unbewusste Auslöser existieren. Z. B. als meine Frau unseren Sohn in Bezug auf „wer einmal lügt, dem glaubt man nicht und wenn……“ belehren wollte. Ich musste ihr unwillkürlich in die Augen sehen. In Bruchteilen von Sekunden wurde ihr bewusst an was ich jetzt denke. Sofort hat sie den Rest des Satzes verschluckt. Doch damit muss sie leben. Das kann ihr auch keiner abnehmen.
Ihren Respekt habe ich nicht verloren. Dessen bin ich mir sicher. Am Anfang habe ich bei der Aufarbeitung allerdings klipp und klar Grenzen aufgezeigt. Wir haben uns zu Beginn der Ehe Treue geschworen und keine offene Ehe vereinbart. Ich habe sie auch danach gefragt ob sie eine offene Ehe will, das könnten wir doch auch andenken. Die Antwort war eine vehemente und strikte Verneinung. Also dann gibt es doch nur noch die Vereinbarung „wenn etwas in die falsche Richtung läuft, ehrlich sein und sofort sagen – gilt für beide. Keine dritte Person in unserem Kreis aufnehmen ohne dass der andere etwas davon weiß.“
Wenn wieder etwas hinter meinem Rücken geschehen würde sehe ich für uns keine zweite – besser gesagt – keine dritte Chance mehr. Jedem der beiden (Überführten wie Betrogenen) sollte klar sein, dass dies absolut ernst gemeint ist und alle daraus folgende Konsequenzen beinhaltet. Mit einem „Wischiwaschikurs“ erreichen beide nix. Also klare Ansage. Aber nicht dauernd wiederholend. Einmal muss reichen.
12.10.2015 11:45 •
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