Hallo zusammen,
nach einigen Wochen wollte ich gerne nochmals berichten wie es weiter ging.
Es ging noch mehrfach hin und her zwischen uns, der Zustand der inneren Unsicherheit blieb bei ihr bestehen, bei mir war immer noch viel Angst und das Bedürfnis nach Kontrolle, beides verstärkte sich gegenseitig negativ.
Und führte dazu, dass wir letzte Woche dann tatsächlich kurz vor der Trennung standen, weil beide das Gefühl hatten, diesen unsicheren und misstrauischen Zustand nicht mehr länger ertragen zu können.
Dann habe ich in einer erneuten schlaflosen Nacht ein Buch gefunden, das mein Denken über die Situation nachhaltig verändert hat. Women's Infidelity II: Breaking Out Of Limbo von Michelle Langley.
Ich kann dieses Buch und mit Sicherheit auch Teil 1 jedem empfehlen, zu lesen. Auch um im besten Fall nie in eine derartige Situation zu geraten, also sich mit einer Affäre seines Partners auseinandersetzen zu müssen.
Die Autorin hat sich viele Jahre mit Frauen auseinandergesetzt, die in Affären geraten sind und in dem Buch wird exemplarisch eine Frau, die einen Ehemann und eine Affäre hat, interviewt.
Es geht darum, aus dem sogenannten Limbo Zustand herauszukommen. Der Zustand, den die meisten Frauen irgendwann erreichen wenn sie eine Affäre haben und dann nicht mehr wissen, was sie mehr wollen - ihre Ehe oder ihre Affäre.
Gleichzeitig spalten sie ihre Persönlichkeit praktisch auf, leben einen Teil nur mit der Affäre aus, einen anderen Teil vorrangig mit dem Ehepartner. Wodurch sie selbst aber nie vollkommen glücklich sein können, das ist laut der Autorin nur möglich wenn eine Frau beide Teile ihrer Persönlichkeit / S. in einer Beziehung auslebt und vereinen will(!) vor allem.
Und so verweilen sehr viele Frauen auch jahrelang im sogenannten Schwebezustand. Und kommen da auch praktisch nie von selbst raus, eher weil einer der Protagonisten sie irgendwann verlässt und dann das Spiel oft 1:1 so weitergeht wie vorher, nur die Protagonisten ausgetauscht werden.
Am Ende kommen die Interviewpartner zum Ergebnis, dass es um eine bewusste Entscheidung geht. Dass es den besseren Partner nicht gibt. Sondern die Affären immer deshalb als etwas derart erfüllendes betrachtet werden, weil es dort z.B. 3, 4 Stunden lang 100%tige Aufmerksamkeit füreinander gibt. Man sieht sich z.B. nur 1 mal pro Monat, entwickelt extreme Sehnsucht und die paar Stunden, die man dann miteinander hat, verbringt man nicht am Handy oder abgelenkt durch andere Dinge - diese Zeit ist man voll und ganz auf den anderen, seinen Körper, seine Ausstrahlung, seine Gestik, seine Stimme, seinen Geruch, etc. fixiert.
Und DAS ist laut der Autorin das eigentlich wichtige, das praktisch alle Paare in ihren langfristigen Beziehungen aus den Augen verlieren. Sobald man Zeit 100%tiger gegenseitiger Aufmerksamkeit planen / kultivieren würde, so wie man sich z.B. dazu entscheidet jede Woche ins Fitness Studio zu gehen, würde die Frau auch mit ihrem Ehemann wieder derart faszinierende und erfüllende Momente erleben wie mit der Affäre. Sie müssen nur bewusst geschaffen werden, und genau da liegt die Entscheidung.
Da steht noch viel mehr sehr interessantes in dem Buch, und vor allem geht es auch darum, dass die Frauen meist unehrlich zu sich selbst sind. Sie rechtfertigen ihre Affären und sabotieren sich damit auch langfristig emotional selbst. Sie signalisieren ihren Männern nicht 100% klar wenn du mir nicht mehr Aufmerksamkeit schenkst, dann suche ich mir einen anderen S., weshalb die meisten Männer es auch erstmal nicht bemerken. Die Hinweise sind oftmals zu subtil, die Männer denken dann die Frau beschwert sich nur aktuell, die kriegt sich schon wieder ein. Die Frau denkt sich im Gegenzug dann er scheint sich ja nicht dafür zu interessieren, also ist es ja OK - während sie ihm gar nicht 100% ehrlich gesagt hat, was in ihr vorgeht.
Im Interview fragt die Autorin dann hättest du deinem Mann aber 100% ehrlich die Meinung gesagt- nämlich, dass du einen anderen Mann x. wirst wenn sich nicht sofort etwas in eurer Beziehung ändert - denkst du dein Mann hätte so weiter gemacht wie vorher?, was die Interviewpartnerin natürlich vehement verneinte.
Und die nächste Frage war dann und wenn du vom 1. Date mit deinem AM heim gekommen wärst...dein Mann hätte es sofort mitbekommen....und dir klar gesagt, dass eure Ehe vorbei ist wenn du nicht sofort den Kontakt zu diesem AM abbrichst und so etwas nie wieder tust.....wie hättest du dann reagiert? Hättest du die Affäre weitergeführt?
Was die Interviewpartnerin dann ebenfalls vehemeint verneinte, sie hätte sich dann voll auf ihre Ehe konzentriert, da die Verlustangst zu groß gewesen wäre.
Es wird also durchaus letzten Endes eine Richtung eingeschlagen, die den Frauen den Vorwurf macht
- nicht klar genug ihre Bedürfnisse und vor allem mögliche Konsequenzen zu kommunizieren bevor sie eine Affäre beginnen
- sich dann nach und nach mehr selbst belügen und sabotieren, ihr Handeln naiv kindlich rechtfertigen
- am Ende aber praktisch immer in einem unerträglichen Zustand landen, in dem sie sich entscheiden müssen zwischen Dingen, zwischen denen sie sich eigentlich nicht entscheiden wollen / können. Denn mit dem einen leben sie die Seite aus, mit dem anderen die andere Seite ihrer Persönlichkeit. Beide sind aber essenziell um mit sich selbst ins Reine zu kommen
Sehr viele Frauen würden extreme Reue empfinden wenn sie sich für den AM entscheiden, mit dem zusammen ziehen und Monate später feststellten, dass es doch nicht der Himmel auf Erden ist wie gedacht. Dass ihnen ihr Ex-Partner fehlt und die Vorzüge, die er hatte.
Dieses von einem Partner zum nächsten springen sei ein endloser Kreislauf in dem viele Frauen immer wieder zum gleichen Punkt kämen - nämlich, dass ihr Partner und ihre Beziehung langweilig / unerfüllend wird und sie sich fühlen, als würden ihre Bedürfnisse nicht befriedigt.
Sie gleichzeitig aber oftmals ihren Männern ihre Bedürfnisse nicht 100% klar und ehrlich kommunizierten.
Und sich dieser endlose Kreislauf scheiternder Beziehungen und dem immer wieder kehrenden Bedürfnis nach Neustart mit Schmetterlingen im Bauch erst durchbrechen ließe, wenn eine Frau anfange, in ihre Beziehungen bewusst zu investieren.
Nicht zu warten, dass ein Mann ihre Bedürfnisse wie durch Gedankenübertragung perfekt erfüllen kann. Sondern mit dem Partner, den sie aussucht, so eine Beziehung bewusst aufzubauen. Durch Gespräche, durch Kompromisse, durch vor allem knallharten ehrlichen Umgang mit den eigenen Bedürfnissen.
Es geht wohl auch regelmäßig um Trotz, das bestätigte auch meine Partnerin, dass das ggfs. mit ein Faktor war.
--------------------
Jedenfalls habe ich dieses Buch (das ihr übrigens kostenlos runterladen könnt wenn ihr bei Google danach sucht bei dokumen . pub) in der Nacht durchgelesen und war total geflasht....
und am nächsten Morgen bat ich meine Lebensgefährtin, es auch zu lesen. Dies fand statt in einer Atmosphäre, in der das Beziehungsende permanent in der Luft lag. Aber sie nahm sich die Zeit, setzte sich mehrere Stunden hin und las das Buch, machte sich nebenher einige Notizen.
Danach gab es ein sehr klares und ruhiges Gespräch, das Buch habe auch ihr die Angst vor diesem Gespräch genommen, sagte sie. Jedenfalls waren die ersten 50% des Gesprächs ganz klar vom Stichwort Trennung geprägt.
Dann waren wir an einem Punkt wo wir beide sehr geweint haben, uns nicht loslassen wollten.....bis sie irgendwann unter Tränen fragte was können wir anders machen?
Und dann kam ich mit den Vorschlägen, konkrete Beziehungs-Regeln aufzustellen. Wir beide schreiben unsere Bedürfnisse auf, was sich für den jeweiligen ändern muss, was ihm fehlt, was ihm wichtig ist.
Bei ihr ist das z.B. regelmäßig Zeit für sich haben, auch in der Wohnung, nicht immer aufeinander hocken. Geplante Auszeiten voneinander sozusagen, auch um wieder Sehnsucht entwickeln zu können. Wöchentlich gemeinsame, engagierte Zweisamkeit zu planen. Regelmäßig zusammen Haushalt machen. Dass ich sie unterstütze bei ihrem Wunsch, gesünder leben zu wollen.
Auf meiner Seite steht da das Bedürfnis nach regelmäßiger Nähe, gegenseitiger regelmäßiger Aufmerksamkeit und vor allem auch Engagement füreinander. Oder dass wir wieder mehr zusammen unternehmen, vor allem auch mit anderen zusammen.
Zusätzlich habe ich eine Grenzen Liste gemacht in Bezug auf andere Männer. Da stand u.a., dass folgendes für mich inakzeptable Grenzübertritte sind
- Weiterer Kontakt zu AM
- Mit anderen Männern lange Telefonate führen, intensiv chatten, persönliche Dinge besprechen -- führt automatisch zu einer Art von Beziehung und Zuneigung, weil der versteht dich ja so gut, mit dem kannst du über alles reden --- genau das war auch Ausgangsbasis für Affäre. Hetero-Männer, die einer Frau sagen ich bin immer für dich da, melde dich jederzeit haben meist mehr im Sinn als nur Sprechen
- Sich mit anderen Männern zum Kaffee treffen nach dem Motto wir verstehen uns gut und trinken Kaffee und reden -- für praktisch jeden Hetero-Mann Signal ich habe Interesse an dir, lass mal abchecken ob bei uns mehr gehen könnte
- Fremden Männern die Handynummer / Kontaktdaten geben. Signalisiert den Männern ich habe Interesse, lass mal in Kontakt treten
- Kontaktaufnahme zu Ex-Sexualpartnern
Und sie fand diese nachvollziehbar und akzeptierte sie.
Wir haben einen neuen Rahmen definiert für unsere Beziehung. Fühlen uns damit beide viel besser, verstandener. Vor allem für sie war das offensichtlich ein großer Stein, der ihr vom Herzen fiel. Weil sie vorher keinerlei Perspektive hatte wie die Beziehung überhaupt weitergehen könne. Jetzt haben wir zumindest mal irgendeine Richtung, einen Plan gewissermaßen.
Und im nächsten Schritt planen wir, endlich mal wieder gemeinsam Urlaub zu machen.
Zum ersten Mal seit wahrscheinlich Jahren gibt es auch wieder positives Feedback aus ihrem familiären Umfeld, die sich sehr über die aktuellen Entwicklungen freuen und auch von ihrem Therapeut kamen sehr lobende Worte für die Art und Weise, wie wir miteinander Lösungen gefunden haben.
13.08.2024 08:17 •
x 8 #622