Ich erzähl Euch die weitere Geschichte in einer kurzen Form. Ich ging am Freitag Abend noch zu meiner Therapeutin. Erzählte ihr, was los ist. Sie meinte, meine Frau hätte wohl eine Depression. Jetzt zu gehen sei wirklich falsch, weil sie könne sich ja nicht wirklich entscheiden.
Ich ging nach Hause und tat nicht dergleichen. Später überrumpelte ich sie, und gab ihr eine 90 Minuten Massa.. Am folgenden Tag organisierte ich alles. Alle Kinder-Termine, das Essen, einfach alles. Am Sonntag wollte ich auch, hatte aber so Kopfschmerzen, dass mir das nicht ganz gelang.
Am Montag Abend setzte sie sich zu mir und eröffnete mir, dass sie den anderen vermissen würde. Ich war schockiert. Die Diskussion endete rasch ohne Resultat. Ich dachte mir, dass ich jetzt das einfach durchziehen muss. Am folgenden Tag sagte sie mir am Telefon, dass sie glaube, dass sie in ihn verliebt sei. Am Nachmittag konnte ich nicht mehr arbeiten. War völlig von der Rolle. Ich suchte das Gespräch mit ihr und sagte, dass wir jetzt einen Plan haben müssen, wie wir weiter gehen wollen. Ich sagte, lass uns heute Abend zusammensitzen und die Optionen anschauen. Ich setzte mich hin, und machte meinen Plan. Dann nahm ich ihren PC und wollte im Internet nachschauen, was es für weitere Ideen gibt. Ich konnte es nicht lassen, ihre Mails zu checken. Im Unter-unter-unter-unter-Ordner fand ich dann diese Mail vom August 2012, wo er ihr schreibt:
Liebste XX
Danke für die lieben und erlösenden Zeilen.
Ich bin nicht wütend. Wie könnte ich auch...
Ich kann Dich so gut verstehen. Auch ich fühle mich manchmal schlecht, wenn ich in Dein Leben trete als wärst Du alleine.
Da sind fünf Buben und ein Ehemann. ((er meint seine und meine Kinder))
Dass er Dich schlecht behandelt hat, machen meine Schuldgefühle kleiner - was für eine Illusion.
Offenbar gibt er sich Mühe, bemüht sich, will Vater sein. Gründe für die Vernunft. Gründe, die das Konstrukt
Ehe rechtfertigen. Und ich glaube, er ist kein schlechter Vater.
Deine Buben finde ich cool. Alle auf gutem Wege. Aber dank Dir und Deiner immensen Fülle an Liebe.
Was meine Buben von Dir bekommen haben, war ehrlicher, aufrichtiger und liebevoller als sie es zu Hause bekommen.
Das hat sie verwirrt - und sie haben es geliebt - und sie können nicht genug davon bekommen.
Die Leben sind aufgegleist, organisiert. Aber nicht statisch, nicht unveränderlich, stets im Fluss.
Unvorhersehbar. Nicht immer kontrollierbar.
Auch ich vibriere in den Morgen, den Mittag, den Abend - durch Deine SMS, Deinen Geist.
Mache mir viele Gedanken. Habe nichts zu bieten im Moment, vielleicht eine schwierige Scheidung vor mir.
Vielleicht auch eine einfache. Am Rappenspalten - obwohl ich in dieser Beziehung auf hohem Niveau leide...
Viele Unsicherheiten im Beruf, aber auf gutem Wege. Noch viele Jahre Chancen, alles noch besser zu machen.
Warum schon wieder eine Frau mit drei Kindern, Haus und viel Hausarbeit, Engagiert? Zufall? Prägung?
Vermisst mein Unterbewusstsein ein Zustand, die Gewohnheit, gar Lebenssinn?
Bin ich Deine Flucht oder Dein Ausweg? Bin ich Zufall oder Chance? Oder die Liebe nach der Du Dich sehnst?
Je mehr ich denke, desto mehr Fragen fliegen durch den Sternenhimmel.
Vor zwei Jahren, habe ich mir alle diese Fragen gestellt. Mein Garten gepflegt.
In dieser Zeit wusste ich zuerst, was ich nicht mehr wollte und dass es sich nicht ändern würde bei Claudia.
Dann fragte ich mich, was ich denn wollte und fand ebenfalls Antworten.
Ich habe dann, und dann kamst Du, plötzlich alles vor mir gehabt, was für mich wichtig war.
Und ich konnte zufrieden ausziehen und nach Vorne schauen.
Das Leben hat mich gelehrt, dass nur das JETZT zählt. Da ich auch im JETZT Entscheidungen fällen kann, muss
ich mir der vergangenen JETZT gewahr werden und dafür im morgigen JETZT die Verantwortung übernehmen.
Ich fühle, dass für Dich die Zeit für den erlösenden Kuss der mich zum Prinzen verwandelt noch nicht reif ist und möchte Dich nicht drängen.
Auf keinen Fall. Ich bin wirklich zufrieden mit meinem Leben, manchmal happy. Aber mit Dir ist es so, dass ich sicher bin, dass
ich noch glücklicher wäre. Jede Minute.
Ich möchte Dir auf Deinem Weg das Gefühl geben, dass Du für mich wichtig bist, ich Dich begehre, Dich riechen möchte
und mich von Deinem Wesen begeistern lassen. Ich bin im Vorteil - ich bin frei - bin ich nicht, wegen Dir... Werde aber immer Rücksicht auf
Deine Gefühle nehmen.
Es ist schwer zu beurteilen, wie Eure Familie funktioniert. Darum muss ich, obwohl ich Dich gerne unterstützen würde,
alle Entscheidungen Dir überlassen. Meinst Du nicht, dass sie längst irgendwie fühlen, dass sich die Dinge verändern?
Uns läuft nichts davon, wirklich nichts.
Sei unbesorgt - ich laufe Dir nicht davon...und werde mich nicht zurückziehen, und warte auf goldene Bälle, die langen Zöpfe,
den Turnierkuss, den Besenritt. Und wenn ich Dich im gläsernen Sarg schlafe sehe, mit den fünf Zwergen, werde ich Dich küssen,
sodass die Rosen den Traum freigeben.
Vielleicht bleibt nur der Weg der Freundschaft - auch diesen würde ich geniessen.
Wahrscheinlich könnte ich es nicht lassen, Dich zu foppen, Dich zum Lachen zu bringen, Dich aus den Reserven zu locken...
Ueberigens hätte ich Dich gerne noch viel mehr angefasst. Wir wurden aber von den Buben und Erwachsenen
arg beobachtet...So habe ich mir dann halt selbst auf die Finger gehauen...
Grosser Kuss, eine nahe Umarmung (rieche an Dir)
Dein XY
Danach hatte ich meine Sachen gepackt und bin gegangen. Ich bin zerstört. Total am Ende. Hintergangen. Was folgte waren unglaubliche Schmerzen. Es fühlte sich an, wie als mein Vater starb als ich noch Kind war. Totale Leere. Nicht verstehen wollen. Nicht verstehen können.
Ich bin jetzt ausgezogen. Ich lerne jetzt sie nicht mehr zu lieben. Ich lerne jetzt zu begreifen, dass sie nicht die Frau ist, die ich in ihr sah. Der Weg vor mir ist unglaublich steil und steinig. Zurück bleiben nur Verlierer ...
Nie im Leben hätte ich gedacht, dass so etwas mir passieren würde. Nie. Ich dachte immer, nur den Anderen passiert das, weil sie sich nicht genügend acht geben. Und wie sie mit mir sprach ... es ist nur ein Freund ... im Stil/der Tonalität von mit dem was haben, sag mal bist du noch bei Trost ...
Das Leben ist war nicht immer fair. Jetzt weiss ich, dass es nie mehr fair werden kann. Doch ich sag es mir immer wieder: Mir geht's gut. Ich werde meinen Weg auch ohne sie finden. Ich sage es mir immer und immer wieder. Solange, bis der Schmerz überstanden ist. Das Leben geht weiter - muss weiter gehen. Auch wenn ich nicht verstanden habe, was hier passiert ist. Mein Verstand kommt nicht nach. Ich versuche alles zu recht zu biegen. Irgendwann werde ich es schaffen. Irgendwann.
01.07.2013 10:19 •
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