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Sie hat sich getrennt: Ich will mich verabschieden

Z
Hallo ihr!

Ich habe hier in letzter Zeit viel gelesen und habe dadurch wieder etwas Kraft gefunden.

Meine Freundin hat sich nach über 6 Jahren Beziehung von mir getrennt und das leider auf unschöne Weise.
Wir hatten s.uelle Probleme. In den letzten 2 Jahren ist der S. immer weniger geworden und Anfang dieses Jahres zum erliegen gekommen.
Wir hatten zwar darüber gesprochen, dass es so nicht weitergehen kann und wenn wir es nicht hinbekommen ... wir uns gegen Ende des Jahres wohl trennen müssten.
Ich war fest entschlossen zu Kämpfen. Meine Bemühungen wurden nur etwas durch die übliche Uni Prüfungsphase gestörrt.

Vor zwei Wochen kam für mich dann der Schock. Sie trennte sich von mir. Aber leider nicht nur das! Sie gestand mir, dass sie sich auf einer Fachschaftsparty in einen Komillitonen verliebt hätte. Auf der Party eine sehr Ausstrahlung auf sie gehabt, dass sie ihm erlegen war - vor allem auch in s.ueller Hinsicht.

Wie es mir geht, könnt ihr euch sicherlich vorstellen, aber das soll nicht das Anliegen hier sein.
Ich habe auch in vielen Frauen-Foren in den Liebe und Untreue Bereichen gestöbert. Und habe mir haufenweise Sachen zur Psychologie durchgelesen.

Dabei ist mir sehr viel klar geworden, vor allem habe ich auch viele Beiträge von Frauen gelesen, die das gleiche Schicksal wie sie hatten. Ich habe auch mit manchen dieser Frauen geschrieben zu ihreren Situationen und ganz neutral zu ihrem Charakter befragt.
Was die Frauen gemeinsam hatten war folgendes:
- sie wissen eigentlich, dass sie gut aussehen
- sie finden sich persönlich aber nicht gut aussehend
- sie lieben es beachtet zu werden (bewundernde Blicke auf der Straße, Tanzfläche usw.)
- mehrere eher kurze Beziehungen in der Jugend
- danach die erste längere Beziehung (teilweise auch schon die 2.)
- nach den ersten Jahren lässt der Wunsch S. mit dem Partner zu haben nach, obwohl alles andere perfekt scheint
- nach dem fast erliegen oder fast erliegen der S. verlieben sie sich einen anderen Mann

Interessanter Weise gab es auch was die Männer betrifft Übereinstimmungen:
- in der Jugend sehr s.uell ausgelegte Männer... keine schönen Beziehungen
- der Mann mit dem sie dann die lange Beziehung haben entspricht dann ca immer der Beschreibung ich fühlte mich endlich angekommen und wusste, dass ich mit ihm alt werden will
- der neue Mann war dann nach der Beschreibung Er entspricht gar nicht dem was ich von einem Mann für eine Beziehung erwarte, aber er fasziniert mich so s.uell.

Was dann passierte war bei vielen unterschiedlich: Manche hatten ihren Freund betrogen, manche hatten Angst davor es zu tun, andere versuchten es zu unterdrücken.

Nie kamen die Diskussionen in den Foren zu einem Ergebnis. Immer hieß es ... ja du musst dich entscheiden... das übliche.

Ich schreib darauf hin dann auch einmal einen Beitrag in dem ich fragte: Hat jemand es geschafft seine alte Beziehung zu retten und dabei glücklich zu werden?

Ich bekam dann eine sehr nette PN zugeschickt in der mir eine Dame ihre Geschichte erzählte:
Ihr war es genau so ergangen wie oben geschildert. Als sie sich dann verliebte, erzählte sie es direkt ihrem Freund. Sie beschlossen eine Paartherapie zu machen. In dieser Therapie wurde schnell klar, dass sich natürlich beide Partner nicht immer optimal verhalten haben, aber dass es noch etwas anderes gibt.
Ein psychologisches Problem:
Kernpunkte sind Anerkennung, Bestätigung und Selbstzweifel.
Meist gab es in der Kindheit viele Probleme in der Familie (zB Schulden, Krankheit von Familienangehörigen usw.) auf denen stark der Fokus lag. Dadurch wurde man etwas Vernachlässigt, was positive Bestätigung und so etwas angeht.
Später wird versucht diese durch andere Personen zu bekommen. Das kann wie in den vorliegenden Fällen zB durch S..
Später wünscht man sich dann aber eine schöne Partnerschaft in der man dann ein richtiges geborgenes Leben hat. Also die korrigierte Fassung aus der Kindheit.
Die Probleme aus der Kindheit sind dadurch nicht verschwunden und können in einer Partnerschaft auch nicht korrigiert werden.
Für den Betroffenen ist es nämlich in etwa wie bei einer Dro.:
Man kommt zusammen und erhält seine Dosis Anerkennung und Bestätigung, weil der Partner ja einen wünscht.
Nach der großen Verliebheitszeit am Anfang nimmt dieser Rausch dann natürlich ab und der Betroffene verspürt wieder den Drang nach dieser großen Anerkennung und Bestätigung. Dass in einer langen festen Bindung diese auf vielfältige Weise ausgedrückt werden kann, wurde von den Betroffenen einfach nicht gelernt beim Heranwachsen. Dadurch kommt auch S. immer weiter zum Erliegen, da sozusagen die Anerkennung und Bestätigung von diesem Partner hier schon gegeben wurde. Sozusagen bringt es nichts neues auf die Waage, auch wenn man versucht zu Experimentieren.
Das Resultat ist dann folgendes:
So lange die Kindheitsprobleme mit dem Selbstzweifel nicht erfolgreich bekämpft wurde, wird das oben beschriebene Schema immer wieder durchlaufen.
Beziehung - drang nach dieser alten Anerkennung und Bestätigung - Abendteuer - ...

Natürlich läuft es nicht immer genau so ab, aber ich denke vielen Menschen können da zumindest Teile wieder entdecken.

Worauf ich hinaus wollte: Genau das Muster konnte ich jetzt auch bei meiner Ex entdecken.

Ich frage mich daher folgendes: Soll ich ihr noch einen Abschiedsbrief schicken in dem ich ihr das auch schildere? Sie wusste, dass sie irgendwelche psychiischen Probleme hatte (waren anderer Natur), aber hatte immer Angst vor dem Psychologen.
Natürlich entschuldigt das nicht, was sie getan hat. Aber habe diese Frau geliebt und ich liebe sie noch immer. Und darum wünsche ich mir auch, dass sie dann irgendwann gesund wird.

Ich bin nicht so der Typ für lebenslagen Hass und Rache

Dennoch frage ich mich, ob ich überhaupt noch das Recht habe mich bei so etwas einzumischen.


LG
Tobias

PS
Ich musste mich gerade extrem zusammenreißen, um den Text so sachlich wie möglich zu schreiben. Aber ich glaube einfach, dass es so am besten für die Diskussion ist

15.07.2014 15:36 • x 3 #1


H
Lieber Tobias,

was Du hier so schön sachlich schreibst, kann ich absolut nachvollziehen und würde meiner Ex gern auch ein paar ähnliche Dinge mit auf den Weg geben, obwohl es in Sachen S3x bei uns nicht solche Probleme gab. Klar, er ist mit der Zeit weniger geworden, aber es gab immer wieder leidenschaftliche Ausbrüche. Aber sie sprach bei der Trennung davon, dass ich einen eventuellen Seitensprung akzeptieren müsste, sie noch etwas erleben wolle und ich mir doch überlegen sollte, ob ich eine Freundin wie sie wirklich haben wolle.
Ein User, selbst Seelenklempner, schrieb zu einem ähnlichen Thema hier folgendes:
Zitat von Meckniel:
Da steckt bei ihr was anderes dahinter, als die Sorge, ins Grass zu beißen, ohne die Welt gesehen zu haben, denke ich. Ich vernute eher eine tiefe Unzufriedenheit mit sich selbst. Bevor Frau sich jedoch mit ihrer eigenen Entwicklung auseinandersetzt, wird das eigene Unvermögen mal eben fix auf den Partner projiziert. Wenn der dann weg ist, wird irgend jemand anders gesucht, der dann der Schuldige für was auch immer ist. Meist setzt das Nachdenken erst nach dem eigenen Absturz ein. Bis dahin hinterlässt Frau dann eben verbrannte Erde. Irgendwann kommen alle ungeklärten Dinge einmal hoch und wehe dem, der Frau dann im Wege steht, oder eben greifbar ist.


Aber ich weiß eben, dass sie rumpsychologisieren hasst wie die Pest. Wahrscheinlich deshalb, weil sie verschiedene dieser Dinge seit langer, langer Zeit verdrängt und sich einen Panzer aus Selbstschutz zugelegt hat, der aber mehr als brüchig zu sein scheint. Zumindest habe ich das so empfunden und erlebt. Ich habe schon versucht, sie auf ihr Inneres hinzuweisen, denn es war offensichtlich, dass irgendwas nicht in Ordnung ist. Auch andere haben das bemerkt. Aber null Chance und sofortiges Runterlassen der Rollläden und aggressive Reaktionen.
Wenn ihr halbwegs abgeschlossen habt, würde ich diese Dinge äußern. Aber sei darauf gefasst, dass sie ziemlich ungehalten und beleidigend reagieren kann und Du sie komplett verlierst. Denn Du wirst ihr quasi die Hosen runterziehen und damit wird sie nur ganz schlecht umgehen können, weil Du ihren Schutzpanzer durchdrungen hasst und ihre Ängste ans Licht gebracht hast. Dass, was sie immer - mehr oder weniger erfolgreich - zu verhindern wusste.
Vielleicht nimmt sie das Gesagte auch so auf, als würdest Du ihr die Schuld für das Scheitern zuschieben. Und da solche Menschen eh schon mit Selbstzweifeln oder Minderwertigkeitskomplexen zu kämpfen haben, werden sie mit der Wahrheit nur ganz schwer umgehen können. Obwohl sie eigentlich mal einen Anstoß bräuchten.

Es bleibt eine schwierige Entscheidung und ich weiß auch nicht so recht, ob Du den Versuch wagen solltest.

15.07.2014 16:05 • #2


A


Sie hat sich getrennt: Ich will mich verabschieden

x 3


M
Hallo Tobias,

ich habe gerade durch Zufall Deinen Bericht gelesen.
Alles, was Du sagst, ist richtig, ich habe mich lange mit dem Thema befasst.
Auch ich wurde genau wie Du verlassen, von 100 auf 0, schlagartig.
Weil es da eine andere Frau gab, der sich mein Ex-Freund nicht entziehen konnte.
Dabei war es sogar bei uns total leidenschaftilich! (ich dachte, wenigstens das wäre
ein Maßstab für eine Beziehung, aber da kann man sich wohl auch irren..)
Vielleicht ist bei ihm der Drang nach Bestätigung so stark, das nicht mal das für ihn
wichtig war. Dass er diese Probleme hatte, war von Anfang an klar, er wollte auch
seine traurige Kindheit mittels Therapie aufarbeiten, hat es aber in 3,5 Jahren immer
geschafft, Ausreden für den Besuch eines Erstgespräches zu finden.
Ich habe gelesen, dass nur Menschen mit sehr großer Sehnsucht nach Selbstheilung dann auch diesen Schritt unternehmen. Als Außenstehender kann man da gar nichts tun.
Ich habe meinem Freund einen mehrseitigen Brief zum Abschied geschrieben.
Ich habe ihm da noch einmal gesagt, dass er auf diese Weise immer wieder vor sich
selbst davon rennt. Außerdem habe ich mich für die schönen Dinge, die wir zusammen
hatten, bedankt. Er ist auch ein Mensch, auch wenn er mich in den Abgrund gerissen hat.
Egal, wie so ein Brief wirkt. Ich brauchte es für mich, um Abschied zu nehmen und ich denke, auch Du hast ein Recht dazu. Egal wie Deine (Ex)Freundin es findet.
Ich wünsche Dir viel Glück, Du wirst sicher noch eine gute Beziehung finden. Du bist noch jung, es liegt noch so viel vor Dir. Mit fasst 50 wird es schwieriger....aber egal, ich lebe auch weiter. Suche Dir eine Frau mit einer möglichst unbeschwerten Kindheit. Du erkennst es
daran, wenn sie frei lachen kann und Lebensfreude hat.
Ich wünsche Dir ganz viel Glück, komm gut über den Berg!
Mohnblume

15.07.2014 16:17 • #3


H
Zitat von Mohnblume86:
Du erkennst es
daran, wenn sie frei lachen kann und Lebensfreude hat.


So einfach ist es leider nicht. Manche Menschen leben gut mit einer Maske aus Unbeschwertheit und die dunkeln Seiten kommen erst zum Vorschein, wenn man sie näher kennen lernt. Es bleibt ein Risiko.

15.07.2014 16:30 • x 2 #4


H
@zukunft88:
Du hast mir mit Deinem Beitrag wirklich die Augen geöffnet und ich befürchte, dass ich genau an so einen Menschen geraten bin, wie Du ihn - psychologisch begründet - beschreibst bzw. beschrieben bekommen hast. Es passt einfach alles. Vor Allem biographisch.
Schwere Scheidung der Eltern, depressiver Vater und eine Mutter, die ihr Leben nachgeholt hat, anstatt sich um die Kinder zu kümmern. Das macht sie bis heute so. Nutzt ihre Kinder im Grunde nur aus, ohne wirkliche Zuneigung zeigen zu können. Beim Vater das gleiche Spiel.
Ich habe im Nachhinein leider erfahren müssen, dass sie (meine Ex) es in der Vergangenheit sogar geschafft hat, mit dem Freund ihrer eigenen Schwester in die Kiste zu steigen. Das sagt viel aus, finde ich. Da war der Drang nach (körperlicher) Bestätigung sogar größer als die Moral und die Beziehung zu Familienmitgliedern. Und sie sagt auch selbst von sich, dass sie ihren Körper wie ein Werkzeug gebrauchen will, obwohl sie diesen Körper nicht mag.

Es ist traurig, aber auch irgendwie auch befreiend zu erkennen, dass ich in der Beziehung eigentlich keine Chance hatte. Selbst wenn ich mich noch mehr verbogen hätte, um ihr zu gefallen.
Und sie tut mir unendlich leid und ich hoffe ganz sehr, dass sie irgendwann einmal zu sich selbst geführt wird und diese Dinge erkennt.

Ich habe mich gestern noch einmal mit meiner Schwester getroffen und viel geredet. Sie liest gerade ein Buch zum Thema Bindungsangst (anderes Thema, ich weiß) und darin steht, dass man als Partner Menschen mit psychischen Problemen nicht helfen kann. Versucht man es, gibt man sich auf. Dass ist das, was mir passiert ist.
Diese Menschen müssen selbst zur Erkenntnis gelangen, indem sie zum Beispiel wirklich einmal zusammenbrechen. Leider! Denn ihr gewohnter Selbstschutzpanzer ist so stark und gibt so viel scheinbare Sicherheit, dass er keinen Menschen durchdringen lässt. Sie selbst wissen zwar ganz tief in sich, dass etwas nicht stimmt, können die Angst aber nicht überwinden, sich dem zu stellen oder sich diesbezüglich dem Gegenüber öffnen (Zitat Ex: Geteiltes Leid ist doppeltes Leid.) Das würde nämlich bedeuten, sich die eigene Schwäche und den Mangel einzugestehen. Das können sie nicht, denn dann verlieren sie alles, was sie noch an (gespielter) Stärke und Selbstbewusstsein haben.

Danke nochmal!

18.07.2014 11:16 • x 1 #5


A
Hallo zusammen,

Zukunft bzw. Tobias und Hinrich, ich habe mich bis zu einem gewissen Grad in euren Texten wieder gefunden. Ich war einmal eine Frau, die noch gar nicht bei sich war und sehr viel Bestätigung suchte. Ich hatte wechselnde Partner, ging fremd und sobald die er.otischen Flammen nicht mehr loderten oder mir nicht mehr der Prinzessininteppich ausgerollt wurde, bezweifelte ich die Beziehung und beendete sie meistens. Es war regelrecht eine Sucht! Ich war sehr unreif und sehr unglücklich (man sah es mir nicht an).

Aus heutiger Sicht kann ich nur sagen, dass Attraktivität für so einen beziehungsunreifen Menschen eine Falle sein kann. Wär ich nicht attraktiv gewesen, wäre ich viel früher gezwungen gewesen, mich mit mir selbst auseinander zu setzen.

Einer von euch hier schrieb, dass Besserung nur möglich ist, wenn der Wunsch nach Heilung sehr groß ist. Das war bei mir der Fall. Es war meine größte Sehnsucht denn ich war tief unglücklich (spielte sogar mit suizidgedanken).
Allerdings waren in meinem Fall auch sämtliche Männer, die ich damals kennenlernte, genauso unreif wie ich. Sie haben mir nie Geborgenheit, Ruhe, Verlässlichkeit geben können und ich ihnen auch nicht. Wenn ich an diese Zeit zurück denke, wird mir schlecht. Ich bedaure die verlorene Zeit, bin aber auch glücklich heute anders zu fühlen und zu denken.

Ich bin seither einen weiten weiten Weg gegangen, habe mit Pausen 3 Therapien gemacht und heute ist von dieser Frau, die ich einmal war nichts mehr übrig als eine gewisse Labilität und Melancholie. Aber die dauerhafte Suche nach einem Abenteuer scheint mir nicht nur völlig reizlos, sondern auch sinnentleert. Ich würde sogar sagen, dass die Suche nach Bewunderung das Gegenteil von Beziehung ist. Manchmal bin ich selbst erstaunt, dass ich mit Befremdung auf meine Vergangenheit bezüglich Männern blicke.

Zukunft, Deine Freundin hat z.B. nach ganzen langen 6 Jahren sofort einen neuen Partner gefunden. Ich glaube, dass es einem Menschen, der ganz bei sich ist schlicht und ergreifend unmöglich wäre, so schnell in eine andere Beziehung überzugehen- auch wenn man sich möglicherweise schon ein wenig auseinander gelebt hat oder die S.ualität nicht mehr das Highlight ist.Vielleicht irre ich mich aber für mich ist es eine Art Unbezogenheit, eine Art Beziehungslosigkeit, die so etwas ermöglicht. Für mich heute wäre so ein switchen ausgeschlossen. Nicht aus moralischen Gründen, sondern weil es ein langer innerer Prozess ist, sich zu lösen- so man es dann zulässt, diesen zu fühlen. Traurig und erschütternd ist es dann immer für den verlassenen Partner.

Ich denke, dass so ein Verhalten immer eine Art Abwehmechanismus ist wie jede kranke Verhaltensweise. Man leidet aber würde man sich seinen wahren Problemen stellen, würde man noch mehr leiden. Ich ging durch viele sehr depressive, schmerzvolle Jahre nachdem ich mit therapeutischer Begleitung meine alten Verhaltensweisen abgelegt hatte. Ich erkannte, dass meine Kindheit und Jugend der einzige Horror gewesen sind (nahm bis dahin an, alles sei paletti gewesen) und noch schlimmer: ich erkannte, dass ich mich noch nicht zu einer richtigen Persönlichkeit entwickelt hatte. Ich wusste nicht wer ich bin. Ich stand vor dem Nichts. Keine Ablenkungen mehr. Es ist kein Wunder, dass sich viele lange Zeit davor drücken.

Reden, Briefe helfen da wenig denke ich. Denn ich weiß noch, wie ich damals fühlte. Es erreicht einen nicht wirklich auch wenn man spürt, dass etwas mit einem nicht stimmt. Entwicklung braucht immer sehr lange Zeit und wenn man sich nicht in Kindheit und Jugend entwickelt hat, dann muss man es eben nachholen und das braucht genau so viele Jahre wie in Kindheit/Jugend. Erst wenn man diese Entwickung gemacht hat, dann beginnt man zu verstehen.

Und ich hatte Glück. Ich kam mit einem wundervollen Mann zusammen, der mich auf diesem Weg begleitete, eine Art blindes Vertrauen in mich hatte...Warum ich das schreibe? Um ehrlich zu sein: die Männer, die ich vorher liebte, die liebten irgendwo auch die Schaupielerin in mir, sie wollten mich nicht wirklich kennenlernen, sie wollten nichts von meinem Schmerz wissen. Ihnen war z.B. auch meine Attraktivität viel zu wichtig. Aber bei diesem Mann war es ganz anders. Er nahm mich wie ich bin und durch ihn lernte ich lieben. Ich denke, dass ich es ohne ihn nicht geschafft hätte.

Das nur mal so aus dem Inneren einer Frau, die früher einmal genauso war wie eure Ex Freundinnin. Vielleicht hilft es euch ja ein wenig.

Alles Gute für euch,

aufgewacht

18.07.2014 19:47 • x 4 #6


Z
Hallo aufgewacht,

danke, dass du uns deine Geschichte erzählt hast. Sie hilft mir das Ganze besser zu verstehen und öffnet mir auch in manchen Aspekten die Augen.

Wie ich bereits schrieb, war der Besuch eines Psychologen durchaus ein Thema in unser Beziehung. Sogar schon recht früh. Damals waren es aber Symptome, die ich heute ihrer Gesamtproblematik zuordnen würde, aber damals für etwas eigenständiges hielt. Es waren hauptsächlich Ängste.
Ich habe da immer versucht ihr so gut es geht zu helfen und es schien zuletzt so, als hätten wir sie besiegt. Im Nachhinein denke ich, dass ich das falsch eingeschätzt habe. Es waren eher die Symptome, die wir besiegt hatten als das Problem.
Ich habe immer versucht ihr so viel Halt, Kraft und Geborgenheit zu geben wie mir möglich war. Muss jetzt aber auch Zugeben, dass dies meine erste richtige Beziehung war (Händchen halten und Rumknutschen für paar Wochen in der Schule lasse ich hier mal kurz nicht gelten). Was ich damit sagen möchte ist, dass mir auf jeden Fall Erfahrung gefehlt hat und ich mir heute bewusst bin, dass ich in vielen Situationen anders hätte reagieren müssen. Ich stelle mir da auch die Frage, ob ich mit mehr Beziehungserfahrung sie vielleicht hätte vor sich selbst retten können? Jetzt gerade auch gar nicht mit dem Hintergedanken, dass dann unsere Beziehung noch bestehen würde, sondern weil ich mich noch immer um sie Sorge....

LG
Tobias

19.07.2014 02:12 • x 1 #7


H
Hallo aufgewacht,

ich war heute früh dermaßen baff über das, was Du hier geschrieben hast... Es ist exakt das, was ich zu meiner Ex schon selbst herausgefunden habe, ohne jemals einen Blick in ein Psychologiebuch geworfen zu haben. Das ist doch komisch. Und auch in gewissen Formen der Unreife habe ich mich wiedergefunden. Außer in der, dass ich mich nicht um meine Partnerin gekümmert oder sie wahrgenommen habe. Das ganze Gegenteil. Aber ich konnte eben nicht zu ihr durchdringen, was diesen leidenden Teil angeht. Und ich habe es anfangs wirklich versucht! Mir fehlten nur einfach die Werkzeuge.
Irgendwann musste ich dann aufgeben, weil ich eben keine Chance hatte, diese wunden Punkte anzusprechen, auch wenn sie unübersehbar waren und sind. Und an der Stelle habe ich mich irgendwann entfernt, weil das was ich schon sehr früh erkannt habe, sofort negiert wurde. Diese Verhalten war eine Verletzung meiner Empathie, meiner Kraft und irgendwann meiner tief empfundenen Liebe.
Was mich eben wirklich traurig stimmt ist, dass sie im Grunde einen Mann an ihrer Seite hatte, der ihre dunklen Seiten niemals als Schwäche oder Mangel begriffen hat, sondern mit ihr an ihnen arbeiten wollte. Aber wie ich schon zitiert habe: Geteiltes Leid ist doppeltes Leid. Ihre Maxime für ein Zusammenleben.

Du sagst zwar, dass Dir in der Situation vor der Therapie keine Worte oder Briefe geholfen hätten, aber wenn ich irgendwann noch einmal die Chance bekomme, werde ich ihr die Wahrheit schonungslos vorsetzen. Und es ist mir egal, wie sie darauf reagiert oder ob ich sie damit komplett verliere. Ich bin da ganz bei Tobias. Es geht nicht um ein Zurückgewinnen, sondern nur um liebevolle Fürsorge eines Menschen, der sie wirklich geliebt hat. Und Menschen die ich liebe, will ich nicht leiden sehen. Selbst wenn mich ihr Leben jetzt nichts mehr angehen sollte.

Meine Hochachtung dafür, dass Du den schweren Weg zu Dir selbst konsequent gegangen bist.

Tausend Dank und auch alles Gute für Dich!

19.07.2014 12:29 • x 1 #8


Z
Du sprichst mir aus der Seele, hinrich!

19.07.2014 12:34 • x 1 #9


A
Lieber Tobias,

wie alt seit ihr beiden denn?

Kann es sein, dass Du dazu neigst, Dich selbst zu sehr für Beziehungsprobleme verantwortlich zu machen? Es ist nur eine Frage, die sich mir beim Lesen Deines letzten Beitrags stellte. Denn ich denke nicht, dass es große Beziehungserfahrung braucht, um eine gute Beziehung zu führen, auch nicht, um einem Menschen Liebe und Geborgenheit zu geben. Genausowenig denke ich, dass es irgend etwas an ihrem Verhalten geändert hätte, wenn sie Deine 5. Beziehung gewesen wäre. Das Problem liegt ja in ihr und daran kann nur sie selbst arbeiten.

Zitat:
Wie ich bereits schrieb, war der Besuch eines Psychologen durchaus ein Thema in unser Beziehung. Sogar schon recht früh. Damals waren es aber Symptome, die ich heute ihrer Gesamtproblematik zuordnen würde, aber damals für etwas eigenständiges hielt. Es waren hauptsächlich Ängste.


Verstehe ich das richtig? Du nimmst an, dass ihre Ängste eines der Symptome war? Was waren das für Ängste? Und dies wurde in der Therapie thematisiert?

Zitat:
Ich habe da immer versucht ihr so gut es geht zu helfen und es schien zuletzt so, als hätten wir sie besiegt. Im Nachhinein denke ich, dass ich das falsch eingeschätzt habe. Es waren eher die Symptome, die wir besiegt hatten als das Problem.


Ich kenne euch beide nicht und so ist es schwer für mich, diesen Absatz richtig zu verstehen. Wie muss man sich diese Therapie vorstellen? Du meinst also, dass ihre wirkliche Problemetik in der Therapie gar nicht thematisiert wurde? Und inwiefern habt ihr die Symptome besiegt? Ihre Ängste ließen also nach? Und wodurch?

Zitat:
Ich habe immer versucht ihr so viel Halt, Kraft und Geborgenheit zu geben wie mir möglich war.


Das ist doch alles, was Du tun kannst Tobias, meinst Du nicht? Du hättest ihr noch so viel Geborgenheit geben können, wenn sie nicht lernt, einen gewissen Halt in sich selbst zu finden, dann fängt eine Beziehung natürlich immer nur kurzfristig auf, mehr aber nicht.

Übrigens ist mir gestern noch eingefallen, dass es mir damals nicht immer in erster Linie darum ging, bei einem neuen Mann Bestätigung zu bekommen, sondern Halt zu finden. Es klingt sicherlich brutal aber wenn es in meiner Beziehung Probleme gab oder die Er.otik nachließ, dann geriet ich innerlich sehr ins Wanken, regelrechte Panik und ein neuer Flirt gab mir (vermeintliche) Sicherheit.
Heute denke ich, dass ich der Er.otik einen so hohen Stellenwert verlieh, kann nur daran liegen, dass mir nie eine Beziehung vorgelebt wurde. Beide Eltern wechselten ständig die Partner und so hatte ich nicht die geringste Idee, was Paare auch nach Jahren zusammenhält, was überhaupt Beziehung ist. Ich wusste nur, was ein kurzes Strohfeuer ist und dass man wieder alleine ist, verlassen wird (ich verlor regelmäßig neue Bezugspersonen- also die Partner beider Eltern), wenn dies vorüber ist.

Zitat:
Muss jetzt aber auch Zugeben, dass dies meine erste richtige Beziehung war (Händchen halten und Rumknutschen für paar Wochen in der Schule lasse ich hier mal kurz nicht gelten). Was ich damit sagen möchte ist, dass mir auf jeden Fall Erfahrung gefehlt hat und ich mir heute bewusst bin, dass ich in vielen Situationen anders hätte reagieren müssen.


In welcher Situation hättest Du z.B. anders gehandelt? Meinst Du, es hätte wirklich etwas geändert? Kann es nicht sein, dass es vielleicht auch ein Wunschdenken ist, anzunehmen, Du hättest mehr in der Hand gehabt, wenn Du Dich nur anders verhalten hättest? Du warst doch nicht ihr Therapeut, Du bist ein Mensch, der wie jeder Mensch Schwächen, eigene Defizite hat, ein Mensch, der in der Entwicklung ist. Das ist ganz normal. Wir sind nicht erst beziehungsfähig, wenn wir uns vervollkommnet haben Man wächst ja auch in und mit einer Beziehung. Du musst nicht erst Superman sein, um ein liebevoller Partner sein zu können Wie war es eigentlich, wenn Du einmal Unterstützung brauchtest? War sie dann für Dich da? Wurden Deine Bedürfnisse befriedigt?

Zitat:
Ich stelle mir da auch die Frage, ob ich mit mehr Beziehungserfahrung sie vielleicht hätte vor sich selbst retten können?


Nein, kein einziger Mensch kann einen vor sich selbst retten wenn man nicht ernsthaft an sich arbeitet. Ein Partner kann immer nur eine Unterstützung sein. Diese Entwicklung von der ich sprach, die kann nur sie selbst machen und sie braucht wie gesagt Jahre. Selbst wenn Du sie hättest vor sich selbst bewahren können, so wäre sie damit in eine Abhängigkeit zu Dir geraten denn sie hätte die Sicherheit ja nicht aus sich selbst heraus gewonnen.

Übrigens war dieser Mann, mit dem ich Beziehung lernte sehr beziehungsunerfahren Ich war seine 2. Beziehung und die erste war eine Jugendliebe, noch sehr kindlich und unverbindlich. Gerade seine Naivität, sein noch heil sein, war für mich persönlich sehr beziehungsförderlich. Aber natürlich war es in erster Linie sein Wesen, dass ich liebte. Er ist ein Mensch, der immer an das Gute im Menschen glaubt, ein Mensch der vertrauen kann und sehr bindungsfähig ist (das ist man nicht erst nach der 10. Beziehung). Du glaubst nicht, wie fremd mir all das die ersten Jahre war! Ich ahnte nicht einmal, was Bindung bedeutet, was Zuverlässigkeit und Liebe bedeutet. Natürlich redete er viel mit mir aber es erreichte mich nicht. Ich lernte nur dazu dadurch dass ich es erfuhr- und das baruchte Jahre (die gewiss nicht leicht für ihn waren). So läuft es ja auch in der Therapie, gerade darum dauert Therapie auch meistens recht lange: rationale Erkenntnisse bringen wenig, der Mensch muss eine Erfahrung machen und die macht er nur in Beziehung. Das ist für einen Menschen, der dies nicht kennt ein großes Wagnis und wenn er es nicht eingeht, kann er nicht weiter kommen. Ich habe am Anfang sehr oft mir dem Gedanken gespielt, die Beziehung (auch die Therapie- auch eine Beziehung ) abzubrechen, es war geradezu ein Zwang. Mein Therapeut hielt mich sehr einfühlsam dazu an, in der Beziehung zu bleiben. Und aus heutiger Sicht sage ich, es war eine Gradwanderung. Um ein Haar wäre ich abgesprungen, hätte wieder bei Null angefangen und wieder bei Null und wieder (Partnerwechsel). All das, um mir selbst nicht begegnen zu müssen.

Im Laufe der Zeit ist mir aufgegangen, dass nicht nur Menschen wie ich, sondern auch viele andere dem (meiner Meinung anch) Irrtum unterliegen, dass das, was sie für ihre Zufriedenheit brauchen, von Außen, also durch einen (neuen) Partner kommt. Sie brechen eine Ehe ab und beginnen eine neue Beziehung...Keine Frage, manch einmal ist eine Liebe erloschen aber oftmals ist es eher das Suchen nach etwas, was man eigentlich aus sich selbst heraus entwickeln sollte. Darum bin ich heute eine Verfechterin beständiger Beziehungen. Aufregung, Veränderung im Leben... kommt meistens aus einem selbst heraus und ist viel mehr Arbeit als sich einen neuen Partner zu suchen.So lange eine Beziehung liebevoll, konstruktiv ist und Liebe im Spiel ist, gibt es für mich keinen Grund, sie abzubrechen. Niemals würde ich um eines Abenteuers wegen eine Beziehung abbrechen. Das ist vielleicht auch eine gute Sache an meinem Vorleben- ich habe genug Abendteuer gehabt und weiß zutiefst, dass diese keinerlei Erfüllung bringen. Erfüllen kann man sich nur selbst und nichts ist erfüllender als eine dauerhafte, liebevolle Beziehung.

Zitat:
Jetzt gerade auch gar nicht mit dem Hintergedanken, dass dann unsere Beziehung noch bestehen würde, sondern weil ich mich noch immer um sie Sorge....


Habt ihr denn noch Kontakt? Du scheinst ein sehr liebevoller Mensch zu sein Tobias...aber wenn sie sich nicht mit sich selbst auseinander setzt, dann kannst Du ihr auch nicht helfen.Du scheinst etwas an sie herantragen zu wollen, nach dem sie gar nicht bittet (?). Man kann nur jemandem helfen, der diese Hilfe auch annimmt. Sie scheint ja nicht einmal einen Trennungsprozess, eien Loslösungsphase durchlaufen zu haben oder? Setzt sie sich mit euerer Beziehung auseinander? Ist auch sie um Dich besorgt? Fragt sie, wie es Dir geht?
Und wie geht es DIR?

Liebe Grüße,

aufgewacht

19.07.2014 12:52 • x 2 #10


H
Also ich bin gerade 35.
Ich gebe Dir mal das, was ich zur Liebe hier im Forum geschrieben habe, damit Du einen (kleinen) Eindruck von mir gewinnen kannst.
https://www.trennungsschmerzen.de/ist-li ... 19297.html

19.07.2014 13:42 • #11


Z
Wir sind beide 26. Die 88 in meinem Nickname ist der Jahrgang

Die Ängste bestanden hauptsächlich darin etwas falsch zu machen oder nur davor, dass Menschen denken könnten, dass sie was falsch gemacht haben könnte. zB hatte sie Angst, dass man denken könnte, dass sie etwas klaut, wenn sie im Geschäft Sachen anprobiert hat und dann aber ohne etwas zu Kaufen das Geschäft verließ. Es ging dann teilweise so weit, dass sie nur deshalb etwas gekauft hat, damit der Detektiv nichts schlechtes von ihr denken könnte.
Eine Therapie hat sie nicht gemacht. Ich hatte ihr immer gesagt, dass es wahrscheinlich besser wäre, wenn sie eine machen würde. Denn sowas muss ja seine Ursachen haben und dass ich glaube, dass es ihr allgemein besser ginge, wenn sie eine machen würde. Ich habe versucht durch viel darüber Reden und Konfrontation mit der Situation ihr dabei zu Helfen. Und irgendwie wurde es dann mit der Zeit besser.
Zum Psychologen wollte sie unter anderem auch nicht, weil sie Angst hatte, dass er ihr etwas erzählen könnte, was sie nicht hören will. Was eigentlich gerade ein Grund sein sollte zum Psychologen zu gehen, wenn man das denkt, weil man ja weiß, dass es Sachen in einem gibt, die man verdrängt. In der Verwandschaft von mir wurden gute Erfahrungen mit Therapien gemacht, weshalb ich da auch keine Hemmung habe.

Zur Beziehungserfahrung: Mein Gedankengang war der, dass ich eventuell durch falsches Verhalten oder so etwas in der Art, zB in Konfliktsituationen eine emotionale Abkehr von mir gefördert habe oder irgendwie sowas. Ich kann es nicht genau sagen. Aber eventuell geht es in die Richtung: Hätte ich das Abflauen der Er.otik verhindern können? Wäre dann noch alles gut?
Aber du hast da gewiss recht, dass das alles eher ein Wunschdenken von mir ist.
Auch wenn ich hier versuche mit so viel Abstand wie möglich zu schreiben... in der Lage auch wirklich so zu denken, bin ich noch nicht.

Deine Frage wie ihre Unterstützung aussah, hat mich jetzt ins grübeln gebracht. Zunächst dachte ich klar... aber beim genaueren war das auch etwas ambivalent...
Wenn ich wichtige Klausuren oder Referate hatte, hat sie mir häufig einen kleinen Glücksbringer oder so etwas in meine Tasche gepackt. Wenn es mir aber mal schlecht ging, weil ich einfach zu viel Stress hatte und alles zusammen kommt. Dann war sie immer eher schlecht auf mich zu sprechen: Einem Mann geht es nicht einfach so schlecht.

Ich zwinge mich gerade dazu keinen Kontakt zu haben. Ich wohne jetzt erst einmal bei einem Freund. Wir haben sein Wohnzimmer teilweise zu einem WG Zimmer für mich umgebaut, bis ich eine neue Wohnung gefunden habe und sie auch. Momentan zahle ich auch noch anteilig die Miete für unsere gemeinsame Wohnung. Meine Sachen sind aber schon alle raus.

Sie hatte scheinbar für sich eine unterschwellige Trennungsphase bevor sie sich getrennt hat, sagte sie. Ob sie um mich besorgt ist, weiß ich nicht. Kann mir schon vorstellen, dass sie sich fragt wie es mir geht. Aber wie ich sie kenne, ist sie sich zu stolz nachzufragen.
Mir geht es momentan ... eigenartig. Ich habe Phasen in denen es mir sehr gut geht und ich denke Ja, das war ein Ende mit Schrecken, aber das Leben geht weiter und du findest noch deine Traumfrau.. Dann habe ich aber auch Phasen in denen ich sie extrem vermisse und einfach traurig bin.
Ich bin gerade einfach etwas überfordert.


aufgewacht, ich danke dir von ganzem Herzen für deine Beiträge hier... sie helfen mir so unendlich viel weiter

Hinrich, auch ein sehr interessanter Text in dem verlinkten Thread

19.07.2014 18:28 • x 1 #12


Z
so, ich habe mich jetzt endlich mal angemeldet

20.07.2014 10:30 • #13


A
Hallo Zukunft,

Zitat:
Wir sind beide 26. Die 88 in meinem Nickname ist der Jahrgang zwinkern


Ja ist mir hinterher auch aufgegangen :D

Zitat:
Die Ängste bestanden hauptsächlich darin etwas falsch zu machen oder nur davor, dass Menschen denken könnten, dass sie was falsch gemacht haben könnte. zB hatte sie Angst, dass man denken könnte, dass sie etwas klaut, wenn sie im Geschäft Sachen anprobiert hat und dann aber ohne etwas zu Kaufen das Geschäft verließ. Es ging dann teilweise so weit, dass sie nur deshalb etwas gekauft hat, damit der Detektiv nichts schlechtes von ihr denken könnte.


Ja, ein schönes Beispiel dafür, wie sehr wir uns oft selbst im Weg stehen nicht wahr? Mir selbst ist irgendwann aufgefallen, dass die Hindernisse, die es im Leben zu überwinden gilt, fast ausnahmslos in meinem Inneren sind. Ich wundere mich manchmal, dass manche Menschen sich in erster Linie durch äußerliche Faktoren an ihrem Glück gehindert sehen. Für mich gilt dies:

Der wahre Wert eines menschlichen Wesens wird vor allem durch die Art und das Ausmaß bestimmt, wie es sich von sich selbst hat befreien können. Das schrieb unser Schlaumeier Albert Einstein :D

Für mich war es einerseits erschreckend, dies festzustellen, denn alles liegt an mir selbst...Aber gewichtiger ist die Freude durch diese Erkenntnis- denn das heißt, ich habe mein Glück selbst in der Hand :)

Hat sie denn eingesehen, dass sie sich diese Probleme selbst erschafft?
Aber Du schreibst, wenn ich Dich richtig verstanden habe, dass sie ihre Ängste z.T. bewältigt habe. Wie geschah dies?
26., das ist sehr jung finde ich. Ich war mit 26. noch voll drin in meiner narzisstischen und schmerzphase.

Zitat:
Zum Psychologen wollte sie unter anderem auch nicht, weil sie Angst hatte, dass er ihr etwas erzählen könnte, was sie nicht hören will. Was eigentlich gerade ein Grund sein sollte zum Psychologen zu gehen, wenn man das denkt, weil man ja weiß, dass es Sachen in einem gibt, die man verdrängt.


Oh ja, da hast Du Recht. Ich las einmal Wo die Angst ist, da ist der Weg.
Und ich glaube, je näher man an sich selbst dran ist, desto geringer wird die Angst, an einen könnte etwas von Außen herangetragen werden, mit dem man nicht umgehen könnte. Ich selbst habe einmal eine Zeit gehabt, in der ich z.B. meinte, nicht ertragen zu können, wenn der Mann den ich liebe, mich nicht wiederliebt. Schmerzhaft ist das immer aber heute kann ich so etwas ertragen. Früher hätte es den kompletten Zusammenbruch bedeutet.

Zitat:
In der Verwandschaft von mir wurden gute Erfahrungen mit Therapien gemacht, weshalb ich da auch keine Hemmung habe.


Hast Du also für Dich auch bereits eine Therapie in Erwägung gezogen oder missverstehe ich das?

Zitat:
Zur Beziehungserfahrung: Mein Gedankengang war der, dass ich eventuell durch falsches Verhalten oder so etwas in der Art, zB in Konfliktsituationen eine emotionale Abkehr von mir gefördert habe oder irgendwie sowas.


Ja, solche Gedanken hat sicherlich jeder Mensch einmal aber wir dürfen doch Fehler machen, wir dürfen unvollkommen sein...Wenn es so ist, dass wir aufgrund eines Fehlers verlassen wurden, dann wurden wir meiner Meinung nach nicht richtig geliebt.

und manchmal ist es auch so, dass wir uns mit dem (vermeintlich) Verpasstem grämen Wenn ich nur...!, um nicht spüren zu müssen, dass nicht so viel in den eigenen Händen gelegen hat, wie man annimmt. Es erinnert mich an ungeliebte Kinder, die vielleicht denken Wenn ich nur so und so geworden wäre, wenn ich ein erfolgreicher xy geworden wäre, ja dann hätten mich Mutter und Vater akzeptiert und geliebt... Und so versucht man, dem Bild der Eltern, des Partners zu entsprechen, um nicht wahrhaben zu müssen, dass man nicht geliebt wurde.

Zitat:
Ich kann es nicht genau sagen. Aber eventuell geht es in die Richtung: Hätte ich das Abflauen der Er.otik verhindern können? Wäre dann noch alles gut?


Hätte nicht auch sie versuchen können, dies zu verhindern? Und ist es überhaupt zu verhindern? Ist es nicht eher so, dass es eben heiße Phasen gibt und andererseits Phasen, in denen andere Dinge im Mittelpunkt stehen? Auch ich kenne die Sorgen, die ein Verlust der Er.otik mit sich bringt, schön ist es nicht...aber wenn eine Beziehung sehr viel Potential hat, dann bricht man sie doch nicht wegen einem Fieberverlusts ab 8) Und vielleicht flammt die Er.otik ja wieder auf....wer weiß?

Zudem habe ich die Erfahrung gemacht, dass der Versuch, etwas zu steuern (etwa die Er.otik krampfhaft aufrecht erhalten zu wollen) immer das Gegenteil von dem bewirkt, was man sich ersehnt. Die intensivste menschliche Begegnung ist möglich wenn wir das unmögliche Unterfangen aufgeben, etwas steuern, lenken zu wollen.
zugegeben, sobald wir in einer Beziehung stecken, wollen wir das Schöne festhalten, wir verlangen es geradezu und es ist eine riesengroße Herausforderung, wenigstens zeitweise alle Erwartungen fahren zu lassen und zu schauen, was sich zwischen einem selbst und dem geliebten Menschen ergiebt.

Zitat:
Aber du hast da gewiss recht, dass das alles eher ein Wunschdenken von mir ist.
Auch wenn ich hier versuche mit so viel Abstand wie möglich zu schreiben... in der Lage auch wirklich so zu denken, bin ich noch nicht.


Ihr habt 6 ganze Jahre miteinander verbracht. Das ist eine lange Zeit Tobias. Und der Loslösungs- und Verarbeitungsprozess braucht Zeit. Ich habe nach meiner langjährigen Beziehungserfahrung Jahre gebraucht um abzuschließen (das heißt nicht, dass ich Jahre litt. Nur die ersten Monate waren sehr schwer).

Zitat:
Deine Frage wie ihre Unterstützung aussah, hat mich jetzt ins grübeln gebracht. Zunächst dachte ich klar... aber beim genaueren war das auch etwas ambivalent...
Wenn ich wichtige Klausuren oder Referate hatte, hat sie mir häufig einen kleinen Glücksbringer oder so etwas in meine Tasche gepackt. Wenn es mir aber mal schlecht ging, weil ich einfach zu viel Stress hatte und alles zusammen kommt. Dann war sie immer eher schlecht auf mich zu sprechen: Einem Mann geht es nicht einfach so schlecht.


Was für eine Aussage! Offenbar hat es ihr Angst gemacht, wenn Du einmal nicht stark warst? Du warst ihr Fels in der Brandung? Und wenn dieser Fels einmal selbst schwach war, dann verlor sie den Halt? Aber so eine Äußerung ist nicht verwunderlich denn wenn man sich selbst nicht zu helfen weiß, dann weiß man auch anderen nicht zu helfen und steht ohnmächtig vor der Weichheit oder Schwäche des anderen.

Zitat:
Sie hatte scheinbar für sich eine unterschwellige Trennungsphase bevor sie sich getrennt hat, sagte sie. Ob sie um mich besorgt ist, weiß ich nicht. Kann mir schon vorstellen, dass sie sich fragt wie es mir geht. Aber wie ich sie kenne, ist sie sich zu stolz nachzufragen.


Zu stolz nachzufragen? :herz: Das verstehe ich nicht. Ihr habt zusammen gewohnt, ihr habt 6 Jahre gemeinsam verbracht...Was hat das mit Stolz zu tun, sich um den anderen zu sorgen?

Hallo nochmal Hinrich :)

Zitat:
ich war heute früh dermaßen baff über das, was Du hier geschrieben hast... Es ist exakt das, was ich zu meiner Ex schon selbst herausgefunden habe, ohne jemals einen Blick in ein Psychologiebuch geworfen zu haben.


Weißt Du, ich glaube, ein irgendwo heiler Mensch braucht nicht erst- wie ich beispielsweise- etliche Psychologiebücher, um zu verstehen. Ich denke, viel Wissen steckt in jedem Menschen- von Natur aus. Es ist vielleicht eher so, dass man durch falsche erziehung etc. so weit weg von diesem Wissen gelangen kann, dass man eben ganz viel Nachhilfe braucht. es ist doch schön, dass Du sie nicht brauchst. Du kannst Deine Energien in die Gestaltung Deines Lebens stecken- das ist wunderbar. genieße es. ich habe Jahre gebraucht, um da zu stehen, wo liebesfähige, selbstliebesfähige Menschen vielleicht schon mit 19 stehen aber ich will nicht klagen. Manchmal erscheinen einem die für andere Menschen selbstverständlichesten Dinge geradezu wie ein Wunder und man kann sie umso mehr genießen :) Alles hat seine guten Seiten.

Zitat:
Das ist doch komisch. Und auch in gewissen Formen der Unreife habe ich mich wiedergefunden. Außer in der, dass ich mich nicht um meine Partnerin gekümmert oder sie wahrgenommen habe.


Du beziehst Dich darauf, dass ich schrieb, dass die Männer, die ich vor meiner schönen Beziehung hatte, selbst unreif waren nicht? Mit unreif meinte ich nicht lebensunerfahren oder dergleichen. Ich meinte, dass sie genauso krank waren wie ich. Wirklich krank an der Seele wie ich.

Zitat:
Das ganze Gegenteil. Aber ich konnte eben nicht zu ihr durchdringen, was diesen leidenden Teil angeht. Und ich habe es anfangs wirklich versucht! Mir fehlten nur einfach die Werkzeuge.


Meinst Du, dass Dir die Werkzeuge wirklich fehlten? Oder ist es nicht eher so, dass Deiner Ex Freundin die Werkzeuge fehlten, um gewisse Dinge anzunehmen und zuzulassen? Sie verschließt sich ganz offensichtlich noch ihrem leidenden Teil und das wird wenig mit Dir zu tun haben. Ich las einmal, dass ein Mensch so lange dicht macht, bis er die Kraft, die Stärke in sich entwickelt hat, sich mit schmerzvollem zu konfrontieren. Das geschieht aber immer nur aus einem selbst heraus. Was meinst Du, was ich zu Beginn meiner Beziehung alles nicht wahrgenommen, gesehen habe?! Puh, das ist allerhand! Ich habe mich nach Jahren dafür bei meinem Exfreund entschudigt. Als ich zu fühlen began, da fühlte ich erstmals auch ihn, was all das für ihn bedeutet haben muss, was ich ihm für Schmerzen bereitet habe. Dann weinte ich nicht mehr um mich selbst, sondern um ihn. Um diesen Mann, der mich so sanft liebte und dem ich anfangs dafür das Leben zur Hölle machte.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass wir mitfühlender, gütiger werden, je weniger bedürftig wir selbst sind. Als ich noch sehr bedürftig war, war mein Credo Gib! 8) bzw. Ich braaauuuuche Liiiiieeeebe! :roll: Sehen können wir erst einen Menschen wenn wir uns selbst erkennen.

Zitat:
Irgendwann musste ich dann aufgeben, weil ich eben keine Chance hatte, diese wunden Punkte anzusprechen, auch wenn sie unübersehbar waren und sind. Und an der Stelle habe ich mich irgendwann entfernt, weil das was ich schon sehr früh erkannt habe, sofort negiert wurde. Diese Verhalten war eine Verletzung meiner Empathie, meiner Kraft und irgendwann meiner tief empfundenen Liebe.


Ja, und so sollte es nicht sein nicht wahr? Wenn wir so verletzt werden, dann müssen wir gehen, sofern der Partner nicht aufhört, uns mit seinem Verhalten zu verletzen. Es gibt keinen dritten Weg oder? Ich kenne keinen.

Zitat:
Was mich eben wirklich traurig stimmt ist, dass sie im Grunde einen Mann an ihrer Seite hatte, der ihre dunklen Seiten niemals als Schwäche oder Mangel begriffen hat, sondern mit ihr an ihnen arbeiten wollte. Aber wie ich schon zitiert habe: Geteiltes Leid ist doppeltes Leid. Ihre Maxime für ein Zusammenleben.


Was für eine liebevolle, schöne Aussage! Aber sie selbst hat ihre dunklen Seiten offenbar als Mangel und Schwäche empfunden und wollte nicht in ihren wahren Wesen wahrgenommen werden? Das ist ja auch bei sehr narzisstsichen Menschen so. Sie wollen als das gesehen werden, als das sie sich selbst wünschen. Sie wollen, dass man das Bild liebt, das sie von sich selbst haben. Da ist ein Mensch, der Schwächen aufdeckt, eine Gefahr. Ich schrieb es ja bereits, ich wurde früher in meinem verzweifelten Schauspiel von vielen Männern bewundert aber in mir brannte ein schmerz. Und dann kam ein Mann, der mich mit allen Schwächen, mit allen Ängsten annahm und keine große Show verlangte und das war der erleichternste Moment, den ich vielleicht in meinem Leben erlebte. Von da an wusste ich, ich bleibe! :)

Zitat:
Du sagst zwar, dass Dir in der Situation vor der Therapie keine Worte oder Briefe geholfen hätten,


Ja, aber jeder Mensch ist anders. Wer weiß, ob nicht sie durch einen Brief berührt wird...Und mir ist gestern noch eingefallen, dass ich auch nie einen wirklich liebevollen Brief erhielt, lediglich verliebte Briefe :wink: Und vielleicht hätte mich ein Brief eines liebevollen Menschen doch dazu bewegt, umzudenken.

Und mir ging es darum, zu zeigen, dass kein Wort der Welt eine Erfahrung aufwiegen kann. Es ist wie mit der Liebe. Wie willst Du einem Menschen die Liebe erklären, der sie nie erlebte?

Aaaaaber, es geht ja nicht nur um sie, es geht auch um Dich :) Und wenn es Dir ein Bedürfnis ist, einen Brief zu schreiben, dann tu es für Dich, auch wenn er sie nicht so erreicht, wie Du es Dir wünschst. Manchmal auch werden Briefe erst Jahre später verstanden :wink:

Liebe Grüße,

aufgewacht

20.07.2014 12:58 • x 3 #14


Phoenix11
Hallo zusammen, und vorab schonmal wow aufgewacht, danke das du uns mal die andere Seite zeigst ich hoffe das meine EX auch irgendwann aufwacht... Und sieht das auch der Fels mal schwache Phasen hat! Und was sie mir damit angetan hat. Ich hoffe der Tag kommt, aber ich weiss das es dann zu spät sein wird, und ich nicht darauf warte, aber hoffe.

Und das Sie dann wie du den Mumm aufbringt, Ihren Stolz beiseite lässt, und sich dafür entschuldigt.

Danke vielmals deine Geschichte hat mir sehr geholfen.

Grüße

20.07.2014 13:36 • x 1 #15


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