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Sie hat sich getrennt: Ich will mich verabschieden

Z
Hey,
das wüsste ich aber, wenn wir die selbe Person wären
Vor allem ... was wäre das für ein krasser Aufwand ... unsere Beiträge sind ja meist nicht gerade kurz.
Absprung als Geliebte? scheint mir aber auch ein interessanter Thread zu sein. Hab da zwar nur ein zwei Sätze gelesen gerade, schaue ich vielleicht mal intensiver rein.

Gute Nacht

13.08.2014 23:27 • #91


Z
keiner mehr da?

19.08.2014 03:24 • #92


A


Sie hat sich getrennt: Ich will mich verabschieden

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H
Doch, doch.

19.08.2014 05:29 • #93


Z


Ich konnte neulich plötzlich nicht mehr schlafen und musste dann hier ins Forum.
Ich denke in letzter Zeit vermehr über mich, meine Rolle in der Beziehung und die Anfänge der Beziehung nach ... irgendwie sorgt das alles nicht gerade dafür, dass es mir besser geht... sondern eher schlechter ... aber vielleicht ist das auch ein wichtiger Schritt zum Verarbeiten. Leider mischen sich da auch Zukunftsängste dazu, was den größten Anteil der Sorgen bereitet. Ich habe irgendwie Angst, dass ich hier meine Rolle im Scheitern der beziehe viel viel zu viel unterschätze und eine eventuelle Beziehung in der Zukunft irgendwann nochmal genau so scheitern wird.

20.08.2014 14:15 • #94


H
Hey zukunft1988,

ich finde es sehr schade, dass Dich das Nachdenken zurück statt nach vorn bringt. Aber sicher ist es auch nur eine Phase, die Teil des Auf-und-Ab's in der Verarbeitung ist.
Ich glaube übrigens nicht, dass Du die gleichen Fehler noch einmal machen wirst, die Dir in der Beziehung unterlaufen sind, weil Du das, was wir hier im Thread so ausführlich besprochen haben, immer im Hinterkopf behalten wirst. Mir geht es jedenfalls so und ich bin wirklich sehr dankbar für das, was uns hier erklärt wurde.
Falls ich ein weiteres Mal in eine solche Beziehung gerate, werde ich viel sensibler sein und mich nie wieder einem Menschen so unterordnen und meine Bedürfnisse bestimmter durchsetzen bzw. sie überhaupt klarer äußern. Und das nicht nur am Anfang der Beziehung. Und ich werde das Nein!-Sagen stärker anwenden. Zur Selbsverständlichkeit, werde ich mich nicht mehr degradieren lassen. Ein bissel mehr Ego täte uns ganz gut, glaube ich. Und ein wenig mehr Blick von außen, auch während der Beziehung. Aber das sollten wir jetzt wissen, oder?
Und was Du nicht vergessen solltest: Du wirst die nächste Beziehung nicht mehr mit der Frau anfangen, die Du jetzt verloren hast. Also warum soll es genau so wieder scheitern?
Unsere Antennen sind jetzt besser ausgerichtet und wir sind die, die in Zukunft den Sender einstellen werden.

Mach Dir nicht mehr so viele Gedanken und akzeptiere das was war, was ist und das was sein wird. Du bist gut so wie Du bist, kannst Dein Gegenüber wahrnehmen, machst Dir darüber Gedanken und bist ein offener Mensch. Warum Angst haben?

Beste Grüße!

20.08.2014 15:52 • #95


Z
Danke, Hinrich. Du hast die richtigen Worte und Fragen gefunden, um mich wieder in die richtige Richtung zuführen.
Genau was du dir vorgenommen hast, habe ich mir auch vorgenommen. Eigentlich kann man es ganz gut mit Balance finden umschreiben.

Viele Grüße und bis bald!

20.08.2014 23:03 • #96


A
Guten Abend zusammen,

ich kopiere euch mal zwei Beiträge von Tempo aus dem Thread: das normale Dilemma einer langen Partnerschaft hier rein. Ich habe selten so sinnvolle Denkanstöße im Forum bekommen. Vielleicht könnt auch ihr etwas damit anfangen

Zitat:
Lieber Springer,

deiner(n) Antwort(en) entnehme ich, dass du noch sehr weit davon entfernt bist zu verstehen, was aus einer Beziehung eine Liebesbeziehung macht.

Menschen möchten sich in einem Gegenüber spiegeln, sie möchten sich in ihm sehen können. Und am liebsten möchten sie nur ihre Sonnenseiten im anderen gespiegelt sehen. Die Schattenseiten – nein, bitte nicht. Die sollen nur eins: weg, weg, weg. Nach 20 Jahren kennt der Partner aber die Schattenseiten auch nur allzu gut und spiegelt sie auch.
Eine neue Liebe ist wie ein neuer Spiegel, aber was du darin sehen wirst, wirst auch immer wieder du sein.

… Jedoch stelle ich ganz offen Euch die Frage, was war Euer Anteil daran?…

Ich hatte es bereits geschrieben: es war unsere Verschlossenheit. Jeder sich selbst, aber auch dem anderen gegenüber. Funktionieren, Rollen ausfüllen, schaffen, schaffen, schaffen bis zur Erschöpfung – da war kein Raum mehr für irgendetwas, … schon gar nicht für die Seele und für Entwicklungen, aus denen Leben besteht. Wir hatten beide kein Gegenüber mehr, nur funktionierende Hüllen. Nette Hüllen zwar, aber wen oder was soll man da lieben? Keine Gegenüber da. Du hast es von dir selbst geschrieben:

…Ja, ich war vielleicht früher zu sehr auf meinen Job konzentriert und hätte mal mehr zu Hause sein sollen. Meine Frau hat das jedoch auch gut selbst gemanagt. Ich kann es aber nicht mehr rückgängig machen und habe in den letzten Jahren aus meiner Sicht viel getan, um sie mehr zu unterstützen, aber auch meine Wünsche nach mehr gemeinsamen Aktivitäten und mehr Nähe geäußert. Was war die Folge? Es wurde -aus Trotz?- noch weniger....

Zuhause sein allein ist es nicht. Wie bitter, wenn jemand physisch anwesend ist, es aber emotional nicht ist, weil er sich nicht zeigt und sich nur in Rollen (guter Versorger) kennt. Die Seele lässt sich nicht verarschen. Anwesenheit ist Achtsamkeit und zwar an erster Stelle sich selbst und dann den anderen gegenüber. Ihr zwei wirkt auf mich wie ein gut laufendes Unternehmen, aber nicht wie ein Paar. Und die Verantwortung dafür trägt jeder Beteiligte. Es ist keine Schuld (großer Unterschied!). Rückgängig machen ist nicht wichtig, aber jetzt anders machen und gnädig sein mit eigenen Fehlern und denen des anderen und dankbar sein für das, was war und ist.

… So sitzt hier ein selbstbewußter Mann, der viel im Leben erreicht hat, mit sich selbst zufrieden ist, aber dem das Wichtigste im Leben fehlt: Liebe und Nähe, die ihm seine Frau seit vielen, vielen Jahren verweigert…

Dir selbst bewusst scheinst du nicht zu sein. Im Gegenteil scheinst du sehr wenig über dich zu wissen und über deine Frau auch nicht, außer was Ihr geleistet habt und wie Eure Außenwirkung ist. Du hängst fest in deinen alten Familienauflagen. Was weißt du von deinen wahren Bedürfnissen und wie DU sie DIR erfüllst? Es kann kein anderer für dich tun. Eine heillose Überforderung!
Weißt du z. B., wann du Hunger hast und isst dann sofort? Weißt du, wann du Ruhe brauchst und ziehst dich dann zurück? Weißt du was und wer dir gut tut und warum? Ich denke nicht.

Dir fehlt Liebe und Nähe. Schön formuliert. Sie fehlen dir. Du hast sie nicht und darum kannst du sie auch nicht geben. Deine Frau wird es sicher auch vermissen.

…Vor Verzweiflung wollte ich mich auch bereits mal auf die Bahngleise in der Nähe stellen, dachte dann jedoch an die Kinder.... Ich bin in keiner Lebenskrise, weiß viel mit mir anzufangen und komme auch sehr gut alleine klar.

Schau mal Springer, in einem Satz Bahngleise und keine Lebenskrise … Deine Kinder … Oh Gott, was für ein Gewurschtel! Komm zu dir! Was ist es denn dann, wenn keine Lebenskrise in der du steckst? Du scheinst nichts mit dir anzufangen zu können und brauchst eine Affaire um gut allein klar zu kommen …

… Ja, vielleicht führe ich derzeit ein Doppelleben und es ist unmoralisch. Aber was ist Moral? Moral ist, was wir im Kindesalter gelernt haben oder uns die Gesellschaft vorgibt, wie wir leben müssen…

Ja, Moral sind gesellschaftliche Regeln. Regeln, die Gefühle schützen (google doch mal). Und die Gesellschaft setzt sich aus jedem von uns zusammen. Hör doch bitte auf sie zu verteufeln, du profitierst doch auch davon. Oder wirst du gerne belogen und verraten? Kinder haben diese Moral übrigens meist auf ganz natürliche Weise und viel ausgeprägter als Erwachsene. Sie müssen es nicht lernen. Was sie leider meist viel zu früh lernen (müssen) ist mit Doppelmoral umzugehen …

…Ich bin eben nicht @tempo, ein Mann, der sich im Internet eine Frau gesucht hat, sondern nach vielen Bemühungen, dass sich unsere Ehe bessert, ist mir diese Frau über den Weg gelaufen…

Das Prinzip ist kein anderes, ob Internet oder über den Weg gelaufen. Welche Bemühungen hast du angestellt? Ich lese aus deinen Beiträgen, dass es oberflächliche Bemühungen waren – Versorgung, gutes Ansehen … Was ist mit dem Herzen? Mit Empathie? Mit Offenheit? Mit Verständnis? Mit Wärme und Nähe, die DU gibst?

… Ja, Liebe braucht Pflege. 1000 % Zustimmung. Aber ist für die Pflege nur der Mann verantwortlich?…

Nein. Beide. Aber jetzt scheint es darum zu gehen, wer von Euch den Teufelskreis der Entfremdung durchbricht. Du könntest es in die Hand nehmen.

…Wie sehr sehne ich mich danach, dass mir meine Frau mal einen schönen Tag wünscht oder mich mal abends in den Arm nimmt, mal fragt wie mein Tag war, was ich denke, was ich fühle. Mal Ideen entwickelt, was wir zusammen unternehmen könnten und vielleicht auch, wie wir unser Liebesleben auffrischen können. Nichts kommt von ihr. Nichts und das seit vielen Jahren…

NICHTS kommt von ihr? Sie hält, wenn ich es richtig verstanden habe, die Familie und Euren Wohlstand zusammen. Kein leichter Job. Und weiß sie, dass du dir das wünschst? Und hast du Ideen? Meine Erfahrung ist, wenn ich von einer Idee begeistert bin, ziehen andere mit. Warte nicht darauf, dass deine Frau damit kommt. Mach es selbst! Sei begeistert und begeistere sie! Liebe ist eine Entscheidung.

Ich vermute auch, dass deine Frau dich früher gefragt und in den Arm genommen hat. Dass es eine Verbindung gab zwischen Euch. Solche Verbindungen brechen ab, wenn man nicht mehr ehrlich miteinander ist, wenn man sich nicht sagt wie es sich anfühlt, dieses in den Arm nehmen z. B. Du, wenn du mich in den Arm nimmst, fühle ich mich klein, kleiner als du bist, und in deinen Armen tanke ich auf, Du, wenn du mich in den Arm nimmst, fühle ich mich wie deine Mutter, ich empfinde dich, wie ein weiteres Kind, das ist mir zu schwer. Ich vermisse die gleiche Augenhöhe, ich vermisse dich als Mann … Nur als Beispiel. Und ich habe es besonders bei erfolgreichen Männern immer wieder erlebt und beobachtet, dass gerade diese sich bei ihren Frauen verhalten, wie Kinder. Sie soll dann die ganze Last des Alltags/des Erfolgs von seinen Schultern nehmen. Das ist leider komplett unerotisch. Und wenn sie dann nicht mehr will, wird ihr Trotz angehängt …

… Ich behandele meine Frau gut. Mir ist noch nie die Hand ausgerutscht oder ähnliches. Es gibt keine Schimpfwörter. Ich trinke und rauche nicht, nehme keine Dro., bin nicht kriminell und sorge mich m.E. gut um das Wohlergehen meiner Familie…

Mensch Springer, wenn die Mindestanforderungen schon eine gute Behandlung sein sollen – da fehlt noch eine ganze Menge. Du scheinst mir sehr kontrolliert zu sein. So wird das nichts. Mit niemandem. Wo bleibt die Herzlichkeit? Die Liebe? Die Spontaneität? Hör auf zu jammern und wach auf! Das wirkt auf mich so, als würdest du ihr jeden Tag einen Napf Futter in den Zwinger stellen und dich wundern, dass sie nicht ausgelassen fröhlich mit dir herumtollt.

…Und dann kommt mir eine Frau ins Leben, die es ungemein schwer hat, 2 Kinder alleine erziehen muss und der nicht die gebratenen Tauben in den Mund fliegen und einem sagt, was bist Du ein netter Mann. Das tut einfach gut…

Die arme Frau, sie braucht dich. Eine neue Chance für deine alte Rolle, als Retter/Versorger gut dazustehen.

Oh Springer, du hast einen weiten Weg vor dir!
Wünsche dir, deinen Frauen und Kindern von Herzen, dass du dich endlich selbst einmal kennenlernst und du Euch als echter Mann ein Gegenüber bist.

Verständnis bekommst du von mir in rauen Mengen. Wenn du aber meinst, dass ich dir über den Kopf streicheln und gut heißen soll, was du tust oder besser was du nicht tust, dann ist das etwas anderes und das bekommst du von mir nicht.

Du solltest dich auf den Weg zu dir machen. Lies, was das Zeug hält. Es gibt so gute Bücher zu den Themen Liebe, Männlichkeit, Persönlichkeitsentwicklung etc. Mach eine Männer-Initiation, entdecke dich, entdecke, dass das konventionelle Männerbild unmenschlich und unmännlich ist und hab den Mut dich neu zu erfinden, unabhängig von dem, was dir deine Ursprungsfamilie in den Kopf gepflanzt hat. Was auch immer, mach was aus dir, damit deine Hülle eine Füllung bekommt und aus dir ein integrer Mann wird!

Darüber, dass du mich scheinbar nur wenig ernst nimmst, weil ich eine Enttäuschte bin, sehe ich hinweg. Ebenso über die Anfeindung den Gästen gegenüber. Es ist ein Teil deines Problems.

Alles Gute, Springer!
K.

PS. Mein Lebensgefährte schrieb mir noch vor seinem Tod, wie sehr er meine tiefgründige Art vermissen würde. Und das glaube ich sofort, da hat er sich immer reichlich und gerne bedient. – Ohne es im Kopf klar zu haben, war er auf der Suche nach seinen eigenen tiefen Gründen … und die hat er bei all den anderen Frauen auch nicht gefunden.


Zitat:
Hallo Springer, hallo Else,

dieses sind ein paar Brocken, die mir geholfen haben mir selber auf die Spur zu kommen und Dinge zu verstehen, die mit denken allein nicht zu verstehen sind. Ich möchte dazu sagen, dass ich mich schon mein Leben lang für Menschen/Psychologie und in gewisser Weise für Spirituelles (nicht im herkömmlichen Sinne Religiöses) interessiert habe. Ich bin froh, dass solche Bereiche eine immer breitere Akzeptanz erfahren und sogar von der Wissenschaft aus der Esoterik-Ecke gezerrt werden. Dazu gab es z. B. auf Zeit.de einen Bericht über Meditation auf Rezept.

Bücher:
von Eva-Maria Zurhorst – fast alle gut, finde ich. Schöne Einstiegsliteratur in eine Denkweise, die fern ab des deutschen Mainstream liegt. Sie bedient sich einiger Methoden aus der Meditation u. ä. und macht sie alltagstauglich, schreibt sehr modern und geradlinig, dennoch warmherzig und vor allem aus eigener Erfahrung (ihre Ehe war am Ende). Auch für Männer geeignet. Wenn nicht, vielleicht etwas von ihrem Mann Wolfram (der konvertiert ist), den ich selbst aber noch nicht gelesen habe.

Liebe und Glück im Märchen, Hans Jelluschek (einer der bekanntesten deutschen Paartherapeuten), Vera Kast (bekannte schweizerische Analytikerin), … – Märchen in Bezug auf Paarbeziehungen tiefenpsychologisch und sehr modern interpretiert. Mir haben besonders Die Nixe im Teich und der Froschkönig die Augen geöffnet.

Eventuell auch Warum hast du mir da angetan? von Hans Jelluschek – ein Buch über Dreiecksbeziehungen/Affairen. In keiner Weise anklagend. Mein Highlight-Buch war es nicht, aber das ist ja nur mein Geschmack.

Youtube-Videos:
Eugen Drewermann:
Liebe Leid und Tod – Dieser Mann ist etwas gewöhnungsbedürfig, aber was mich an ihm fasziniert, ist seine unglaubliche Herzensweite und Bildung – eine menschliche Rarität! Auch anderes von ihm ist sehens-/hörenswert.

Bärbel Wardetzki:
über Kränkungen und nimms bitte nicht persönlich.

Donnerstags gibt's auf 3Sat Scobel zu sehen – hier kann man schön seinen Geist fordern. Fast immer sehr interessante Gespräche zu sozialen Themen (auch in der 3Sat-Mediathek). Das und ähnliches tut gut, um sich aus dem Würgegriff der allgemeinen Verflachung zu lösen und Mut zu entwickeln, anders zu sein.

Ein themenfremder Dokumentarfilm, der aber auch einen heilsamen Lebensansatz (Meditation/Ayurveda) transportiert: mein indischer Doktor. Hier wird schön deutlich, wie wir aus dem Westen alles, was wir denken, für das einzig Wahre halten. Aber die Welt ist so vielfältig und auch andere Kulturen haben Wahrheiten, von denen es sich durchaus etwas abzugucken lohnt.

Ich habe zudem jede Menge (vor allem ältere) Menschen befragt, wie es ihnen so erging mit ihrem Partner. Meistens kam heraus, dass sie zwischendurch auch vorübergehende fette Krisen hatten, Affären, Trennungen … und wieder zusammen kamen. Interessant zu hören, welche Fallstricke sie im Nachhinein entlarvt hatten, interessant zu sehen, wie sie beim Erzählen über sich selber schmunzelten. Von diesen Erfolgsstories (wie ich finde) liest man in Foren leider so gut wie nichts.

Falls es noch nicht deutlich geworden sein sollte zwinkern Ich persönlich finde die meisten Trennungen ziemlich überflüssig (außer bei Verbrechen und vielleicht bei Sucht …). Eine persönliche Entwicklung dagegen überhaupt nicht. Bei Gründen wie wir haben uns auseinandergelebt oder ich liebe ihn/sie nicht mehr horche ich auf: Meist ist hier ein Schritt selbstwärts nötig. Mit dem Partner hat das meist herzlich wenig zu tun.

Mir selbst haben Psychotherapeuten bei meinem selbstwärts-Schritt nicht helfen können. Sie waren auf der Suche nach Krankheiten und behandelten mich auch wie eine Kranke. Aber ich war nicht krank. Ich war nur in Trauer. Mir half dann allerdings die Einsicht, dass ich das auch nicht von einem einzigen Menschen erwarten konnte. Und dass ich nicht drumherum komme, diesen steinigen Weg allein zu gehen. Oft mit Zähneklappern, oft voller Mutlosigkeit. Mir half dann potentiell jeder Mensch, der mir begegnete, der etwas zu sagen hatte, auch wenn es nur winzige Bruchstücke waren. So konnte ich ein Mosaik zusammensetzen, das sich allmählich wie ich anfühlt. Es gibt dazu einen schönen Satz von Pindar, einem griechischen Dichter: Erkenne dich selbst, werde, der du bist!

Kümmer dich um dich selbst, um deinen Geist, deine Seele, deinen Körper. Je mehr du das tust, um so besser wird das Lebensgefühl, umso klarer der Geist, um so ruhiger und weiter das Herz.

Es lohnt sich, Springer! Und das sagt dir eine, die es selbst nicht glauben wollte.


euch allen eine friedliche Nacht

20.08.2014 23:21 • #97


H
Hallo aufgewacht,
schön von Dir zu hören, wenn auch in Form von Zitaten.

Die Geschichte von Springer habe ich aufmerksam und interessiert verfolgt, und sie jetzt noch einmal gelesen. Es stimmt tatsächlich, dass er seine Frau irgendwie sehr unpersönlich beschreibt.
Zitat:
Sie ist eine tolle Mutter, häuslich und geht seit einigen Jahren auch noch 1/2-tags arbeiten.

Mir fehlt da die wirklich emotionale Wahrnehmung seines Gegenübers. Er sieht nur ihre Leistung. Und er sieht auch nur seine Leistung auf materiellen Gebieten. Toller Job, erfolgreich etc. Das sind Dinge, die ich nicht unbedingt in die erste Kategorie Erfolg einordnen würde. Authentizität wäre etwas, dass da hineingehört. Also im Leben nicht opportunistisch sein Fähnchen in den Wind zu halten, um den eigenen Vorteil zu erreichen. Solche Verhaltensweisen sind mir zum Beispiel sehr unangenehm und fremd.
Der Fall Springer ist ja sowieso einer für sich. Er lebt einem Ideal hinterher, dass ihm seine Eltern vermittelt haben und an dem er seinen persönlichen und gesellschaftlichen Wert misst. Ich finde das ziemlich traurig, wenn ich ehrlich bin. Sein ganzes Leben scheint eine Art Projekt zu sein, dass Regeln zu folgen hat, die nicht er selbst festgelegt hat. Daraus spricht eine große Unselbstständigkeit, die durch die Flucht in eine Rolle kaschiert wird. Ob Springer wirklich weiß wer er ist, kann ich nicht beurteilen, aber viel Substanz und Nähe zu sich vermute ich in seinem Fall nicht. Der Begriff Hülle, der im Thread genannt wird, illustriert das sehr schön. Und dieses fehlende Bewusstsein für sein Ich, mit seinen Abneigungen und Vorlieben, ist sicherlich der tiefere Grund dafür, dass er sich schon auf Bahngleisen liegend gesehen hat. Dass ist nicht nur eine Lebenskrise, sondern eine ausgewachsene Depression.
Ich hatte auch mal so eine Phase. Zwar nicht so schwer, dass ich an die Verabschiedung von der Welt gedacht hätte, aber ich war emotional blockiert und zutiefst einsam. Das hing mit dem Krebstot meiner Mutter zusammen, den ich unmittelbar erlebt habe und in dem Alter noch nicht verarbeiten konnte. Der ganze Schmerz hat sich auf die Seele gelegt, weil ich letztlich alleine mit ihm umgehen musste; funktionieren musste. Ich habe in einer Blase gelebt. Überspielt habe ich das damals mit einer Maske aus Arroganz und Unnahbarkeit, was rückblickend natürlich noch Schmerz verstärkend gewirkt hat. Meine ganze Unzufriedenheit habe ich damals an meiner Umgebung ausgelassen und teilweise enge Freunde verstoßen, was mir heute sehr unangenehm ist. Vor einiger Zeit habe ich eine Freundin aus dieser Zeit wieder getroffen, die mich direkt gefragt hat, was damals mit mir los war. Ich habe es ihr erklärt und mich für meine Hartherzigkeit entschuldigt. Ich war damals nicht ich. Mein Ofen war aus und es brauchte wirklich lange Zeit, bis die Glut in ihm wieder zu glimmen begann; bis ich mich wieder entdeckt habe. Kein leichter Weg. Dort heraus zu kommen ist etwas, was ich für mich als Erfolg werte. Hätte ich so weitergelebt, wäre ich tatsächlich irgendwann auf Bahngleisen gelandet, glaube ich.
Heute sehe ich diese Zeit aber als Geschenk, weil ich die Chance hatte, wirklich meine Abgründe kennen zu lernen und zu sehen, dass diese existieren, es aber möglich ist, sich mit ihnen zu versöhnen, sie einschätzen lernen zu können und die Dämonen bannen bzw. bekämpfen kann, die aus ihm hervorstreben.

Worin ich mich in dem Zitat wiederfinde ist, dass ich wenig Gefühlseindrücke geäußert habe, wenn sie mir nahe war. Daran muss ich auf jeden Fall arbeiten. Es war ganz oft so, dass mir erst im Nachhinein eingefallen ist, dass ich einfach mal hätte sagen können, dass die Situation gerade schön ist oder ich mich wohlfühle. Das kam tatsächlich zu selten, wenn ich zurückblicke.
Aber ich schrieb ja anfangs auch, dass ich teilweise nicht mehr dazu kam, weil vorher schon die Frage danach gestellt wurde. Das soll keine Entschuldigung oder Relativierung sein! Es war einfach so. Teilweise hat sie meine Liebesäußerungen auch gar nicht angenommen. Sowas wie mich kann man lieben? usw. Mehr als ein Ja, verdammt!, kann ich dann nicht mehr äußern. Und wenn das dann nicht ankommt... Was tun?

Zitat:
entdecke, dass das konventionelle Männerbild unmenschlich und unmännlich ist

D'accord! Ich bin ganz sicher keiner der Männer, die, mit Machismo bis zur Schädeldecke durch die Welt laufen und Frauen als schwache, formbare Anhängsel zum Ego-Push begreifen und das Leben auf dicke Autos ausrichten. Ganz sicher nicht. Das ist mir zutiefst zuwider. Und ich suche auch keine Mutti, die für mich den Haushalt schmeißt und mein Leben organisiert. Bei solchen Paaren bekomme ich Brechreiz.

Zum zweiten Zitat:
Ich beschäftige mich schon seit der Pubertät mit den Themen, die da aufgezählt werden. Zum Beispiel mit dem Buddhismus, respektive dem Zen, seit ungefähr 20 Jahren. Ich meine aber nicht Zen als neumodischen New-Age-Abklatsch mit Räucherstäbchen und Buddha-Statue im Bad!
Fremde Kulturen und Bräuche sind auch schon seit ganz langer Zeit Teil meines Bildungshorizonts. Besonders die asiatischen Länder haben es mir angetan, weil die Menschen dort eine ganz andere Denkweise als wir Westmenschen haben. Da kann man viel lernen.
Den Mut anders zu sein bzw. zu denken, habe ich auf jeden Fall und mir ist die allgemeine Verflachung auch sehr, sehr unangenehm. Wenn ich manchmal höre, was so gesprochen wird, wenn sich Menschen in der Kneipe unterhalten, gruselt es mich. Arbeit, Einkommen, Konsum. Das kann doch nicht alles sein!? Wo bleibt die Seele, wo der Geist, wo das Herz?

Zitat:
Ich habe zudem jede Menge (vor allem ältere) Menschen befragt, wie es ihnen so erging mit ihrem Partner. Meistens kam heraus, dass sie zwischendurch auch vorübergehende fette Krisen hatten, Affären, Trennungen … und wieder zusammen kamen. Interessant zu hören, welche Fallstricke sie im Nachhinein entlarvt hatten, interessant zu sehen, wie sie beim Erzählen über sich selber schmunzelten. Von diesen Erfolgsstories (wie ich finde) liest man in Foren leider so gut wie nichts.

Falls es noch nicht deutlich geworden sein sollte zwinkern Ich persönlich finde die meisten Trennungen ziemlich überflüssig (außer bei Verbrechen und vielleicht bei Sucht …). Eine persönliche Entwicklung dagegen überhaupt nicht. Bei Gründen wie wir haben uns auseinandergelebt oder ich liebe ihn/sie nicht mehr horche ich auf: Meist ist hier ein Schritt selbstwärts nötig. Mit dem Partner hat das meist herzlich wenig zu tun.

Schön gesagt!


Ich finde auch, dass man von jedem Menschen auf seinem Weg etwas lernen kann. Mir geht das zumindest so. Aber dafür muss man achtsam sein und sein Gegenüber wahrnehmen können ohne zu urteilen. Leider habe ich manchmal das Gefühl, dass Empathie und emotionale Intelligenz langsam verschwinden. Viele Menschen sind einfach zu voll vom Ich.


Liebe Grüße an alle!

21.08.2014 15:46 • #98


U
Hallo zusammen,

ich hoffe, es geht euch allen gut, besonders dir zukunft. Auch ich bin noch da, auch wenn ich mich erst nach einiger Zeit zurückmelde. Bei mir passiert grad viel, in meinem Kopf ist es etwas wirr, darum wollte ich schreiben, wenn ich wieder etwas klarer bin. Bin ich zwar jetzt immer noch nicht, möchte aber trotzdem schreiben.

Zu allererst möchte ich noch auf die Fragen von aufgwacht eingehen.

Zitat:
Ich war sehr bedürftig und so suchte ich im Außen nach einer entsprechenden Befriedigung- war also sehr selbstbezogen. Kam diese Befriedigung nicht mehr, machte ich mich also wieder auf die Suche. Ich denke, dass es erst möglich ist, wirkliches Interesse am Partner zu haben (und ihn eben nicht nur als Bedürfniserfüller zu sehen), wenn wir selbst eine gewisse Reife und in der Folge Selbstzufriedenheit gewonnen haben. Vorher sind wir wie Säuglinge, die einen Ernährer suchen.


Genau das ist wohl mein Problem. Ich danke dir ehrlich dafür, dass du dich so toll ausdrücken kannst und deine Gefühle so toll schildern kannst. So sehe ich manches klarer, was mit mir passiert. Hast du dich auch so gefühlt, dass manchmal dein Leben an dir vorbei läuft? Also dass du einfach handelst, aber irgendwie nicht richtig dran beteiligt bist und dich dann halt hinterher fragst, warum du so gehandelt hast, weil es eigentlich gar nicht zu dir passt? Schwer zu erkären, ich hoffe, du weisst was ich meine.

Zitat:
inwiefern haben Deine Partner für Dich gelebt? Was hast Du getan, das Dir nicht entspricht? Hast ihn also schlecht behandelt und darum hast Du jetzt Schuldgefühle?


Dass mein Ex-Mann für mich gelebt hat meine ich, dass ich halt nie Entscheidungen treffen musste. Er hat gesagt, was gut und was böse, was richtig und was falsch ist, sozusagen. Er hat mir mit seinem Verhalten (aber das ist eine andere Geschichte) ja mein komplettes Selbstbewusstein weggenommen. Ich war teilweise zu nichts mehr in der Lage. Dafür bin ich heute schon ganz schön weit. Ich hätte nicht gedacht, dass ich so stark bin. Aber Verantworung übernehmen und Entscheidungen treffen muss man halt auch erst lernen. Hört sich komisch aus dem Mund einer 35jährigen an, ich weiss, aber ist so. Und dann kommt da jemand, der einem so viel Liebe entgegen bringt (mein neuer Partner), das nimmt man natürlich gerne an. Und dann sind wir wieder bei dem Punkt, den ich oben schon angesprochen habe, mit dem du vollkommen recht hast...wahrgenommen habe ich ihn nicht. Er hat meine Bedürfnisse erfüllt. Je mehr ich darüber nachdenke, desto richtiger erscheint mir das. Danke für den Denkanstoss.

Ich habe ihn in der Beziehung, und auch jetzt noch, sehr sehr verletzt. Die Verletzungen, die jetzt da sind (z.B. mein fehlendes Vertrauen und Unterstellungen, obwohl er mir wirklich nieeee Anlass gegeben hat, und ich halt Mist gemacht hab) entstehen aus meiner Unsicherheit. Und daraus, dass er meine Bedürfnisse nicht mehr erfüllt. Ich glaub ich hab ihn sehr gebraucht emotional. Ob das Liebe ist? Und trotzdem, wenn ich bei ihm bin, fühle ich mich wohl. Ich kann so eine Nähe nicht schnell aufbauen. Und dann bin ich mir wieder sicher, dass ich ihn liebe.

Zitat:
Ich finde auch, dass man von jedem Menschen auf seinem Weg etwas lernen kann. Mir geht das zumindest so. Aber dafür muss man achtsam sein und sein Gegenüber wahrnehmen können ohne zu urteilen.


Das hast du sehr schön gesagt, Hinrich. Das beste Beispiel ist dieses Forum hier.

25.08.2014 09:52 • #99


Z
Hallo unfähig,

ich durchlebe immer noch ein Auf und Ab, da meiner Ex leider gelegentlich über den weg laufe. gleiche Stadt, gleiche Uni, Arbeitsplätze nahe beieinander ...

Zitat:
Dass mein Ex-Mann für mich gelebt hat meine ich, dass ich halt nie Entscheidungen treffen musste.

In meiner Beziehung war es so, dass Sie versucht hat das herbeizuführen. Sie wollte keine Entscheidung alleine fällen. Das ging Teilweise so weit, dass sie mich von der Arbeit aus anrief und ich Entscheidungen für sie Treffen sollte, die sie dort fällen musste.
Wenn es um etwas wie Klamotten geht oder dergleichen, helfe ich natürlich gerne bei der Entscheidung, weil es einem ja auch wichtig ist, was der Partner von dem eigenen Aussehen hält, aber sämtliche Lebensentscheidungen an mich Abzugeben, hat mir nie gefallen und natürlich kam es immer wieder zum Streit, wenn ich das zum Thema machte, dass sie zumindest bei Sachen die mich sozusagen nichts angehen ihre Entscheidungen selbst treffen muss.


Zitat:
Ich habe ihn in der Beziehung, und auch jetzt noch, sehr sehr verletzt. Die Verletzungen, die jetzt da sind (z.B. mein fehlendes Vertrauen und Unterstellungen, obwohl er mir wirklich nieeee Anlass gegeben hat, und ich halt Mist gemacht hab) entstehen aus meiner Unsicherheit. Und daraus, dass er meine Bedürfnisse nicht mehr erfüllt.

Ich bin mir gerade nicht sicher ob ich das richtig in Bezug setzte, aber aus der Erfahrung mit meiner Ex kommt mir das auch bekannt vor. In Phasen unser Beziehung, in denen ich nicht 110% zur Verfügung stand, weil ich zB für eine Klausur lernen musste, hat sie sehr oft mit emotionalem Druck auf mich reagiert. Sehr verletzende Provokationen, die immer direkt auf Gefühle abzielten. Entweder mit Unterstellungen, dass ich sie nicht lieben würde, aber auch mit Aufzählungen von Dingen, die vermeintlich Stolpersteine für die Beziehung darstellen könnten (z.B. ich glaube ich will doch niemals Kinder haben). Immer mit dem Ziel, dass ich ihr lange meine Liebe zu ihr bekunden musste oder eben sehr lang über die Wertigkeit unser Beziehung reden musste. Wohl eben immer damit der Bedürfnisakku geladen wird.
Das hat leider dazu geführt, dass ich meine Dinge oft vernachlässigt habe und dann teilweise versucht habe alles nachts nachzuholen. Viele durchgemachte Nächte oder Nächte mit sehr wenig Schlaf waren das Resultat.

Zitat:
Ich glaub ich hab ihn sehr gebraucht emotional. Ob das Liebe ist? Und trotzdem, wenn ich bei ihm bin, fühle ich mich wohl. Ich kann so eine Nähe nicht schnell aufbauen. Und dann bin ich mir wieder sicher, dass ich ihn liebe.

Diese Aussage habe ich kürzlich in ähnlicher Form auch von ihr gehört als wir uns über den Weg liefen. Was mich sehr verletzt hat, weil es irgendwie die komplette Gefühlsbasis der Beziehung angreift und ein Gefühl hinterlässt... man fragt sich plötzlich einfach ob mein zusammen eine Lüge gelebt hat. Sie sagte, dass ich in einer dunkle Phase ihres Lebens zur ihr gekommen bin und sie mit meiner Liebe wie einen kleinen Vogel gesund gepflegt habe, der jetzt aber eben weiter ziehen muss, weil ihm hier nicht mehr reicht.
Ich bin immer noch ein bisschen sprachlos...

Kann man denn so extrem bedürftig sein, dass man jeden nimmt, der einem etwas Zuneigung schenkt? Muss da nicht mindestens ein kleiner Funke da sein? Diese Frage spuckt seit dem in meinem Kopf herum und lässt mich nicht los.

25.08.2014 21:53 • #100


H
Zitat von zukunft1988:
Sie sagte, dass ich in einer dunkle Phase ihres Lebens zur ihr gekommen bin und sie mit meiner Liebe wie einen kleinen Vogel gesund gepflegt habe, der jetzt aber eben weiter ziehen muss, weil ihm hier nicht mehr reicht.


Das ist ja fast schon unheimlich. (Ihr erinnert euch an den Kosenamen für meine Ex?)

Meine musste ja auch weiterziehen, weil sie noch etwas erleben will, was aber nicht heißen sollte, dass sie jetzt wild durch die Gegend voegelt...

26.08.2014 05:23 • #101


U
Hallo zukunft und alle anderen,

Zitat:
aber sämtliche Lebensentscheidungen an mich Abzugeben, hat mir nie gefallen und natürlich kam es immer wieder zum Streit, wenn ich das zum Thema machte, dass sie zumindest bei Sachen die mich sozusagen nichts angehen ihre Entscheidungen selbst treffen muss.


Genau das meinte ich damit. So ist es bei mir auch. Und zum Streit kommt es, weil ich (und deine Ex wahrscheinlich auch) ja nicht verstehen kann, dass es für euch sozusagen zu viel ist, mitzuentscheiden. Eigentlich ja toll. So sollte eine gesunde Beziehung ja funktionieren. Jeder ist ein eigenständiger Mensch mit eigenen Entscheidungen, man ergänzt, respektiert und berät sich. Aber trotzdem ist halt jeder ein Individuum für sich. Da wir aber diese Leere in uns haben, sind wir ja sozusagen kein Individuum. Ich kann mich leider nicht so gut ausdrücken wie aufgewacht, ich hoffe ihr versteht mich trotzdem. Also und deswegen wollen wir ja mit dem Partner verschmelzen sozusagen. Eine Person werden. Und da fühlt man sich dann sogar verletzt, wenn dieser einem die Freiheit lässt, eigene Entscheidungen zu treffen. Paradox, aber so ist es.

Zitat:
Entweder mit Unterstellungen, dass ich sie nicht lieben würde, aber auch mit Aufzählungen von Dingen, die vermeintlich Stolpersteine für die Beziehung darstellen könnten (z.B. ich glaube ich will doch niemals Kinder haben). Immer mit dem Ziel, dass ich ihr lange meine Liebe zu ihr bekunden musste oder eben sehr lang über die Wertigkeit unser Beziehung reden musste. Wohl eben immer damit der Bedürfnisakku geladen wird.


Auch hier erkenne ich mich eins zu eins wieder. Leider Für mich sind es genau solche Situationen, die mir gerade das GEnick brechen sozusagen. Ich denke, ich stehe auch kurz vor einer Trennung, bzw. hat er sie schon ausgesprochen, aber ich wills noch nicht wahrhaben. Aber hundert Chancen sind wohl 99 zuviel. Naja wie auch immer, es ist so, dass wir jede Kleinigkeit auf uns beziehen. Du hast das Beispiel mit dem Prüfungsstress angebracht. Sie wird den in dem Moment nicht geshen haben. Bei mir ist es so, ich sehe dann nur, was er sagt oder dass er sich halt abweisend verhält. Alles andere ist irgendwie nicht da. Dann fühle ich mich zurückgesetzt, nicht beachtet, nicht geliebt. Dann ensteht ein Druck. Bis meistens ein riesen Streit entsteht, in dem Emotionen gezeigt werden. Und dann fühlen wir uns wieder geliebt dadurch. Auch total paradox eigentlich. Ist mir auch völlig klar nach jedem riesen Streit. Besonders jetzt, wo mein Partner (Ex?) das eben nicht mehr so mitmacht. D.h. ich bekomme dadurch keine Bestätigung mehr, sondern er entfernt sich noch mehr. Er war zuletzt richtig traurig darüber und sehr verleztzt, hat oft geweint. Und dann war mir immer sehr bewusst, wie paradox mein verhalten eigentlich ist. Aber ändern konnte ich es bis jetzt noch nicht wirklich

Zitat:
Was mich sehr verletzt hat, weil es irgendwie die komplette Gefühlsbasis der Beziehung angreift und ein Gefühl hinterlässt... man fragt sich plötzlich einfach ob mein zusammen eine Lüge gelebt hat


Nein, das darfst du so nicht sehen. Wie gesagt, wir handeln total widersprüchlich und leider auch verletztend dem Partner gegenüber. Aber trotzdem tragen wir Liebe in uns. Nur leider lieben wir uns selber nicht genug, um es so leben zu können, wie du z.B. es verdient gehabt hättest. Ich weiss nicht genau, wie ich es erklären soll. Wie gesagt, ich frage mich ja auch mittlerweile, ist das überhaupt Liebe. Weil man ja immer gesagt bekommt, wer sich so verhält, oder wer so zu seinem Partner ist, der kann diesen ja nicht lieben. Aber ich glaube, so ist es nicht. Wir können lieben, wahrscheinlich haben wir sogar eher ein Problem damit, Liebe anzunehmen. Wenn alles gut ist, der Partner perfekt ist und Harmonie herrscht, dann kann man das nicht glauben. Dann fängt man an zu suchen irgendwie. Dann werden Kleinigkeiten genommen, so wie bei dir halt das Beispiel mit dem Prüfungsstress, und gesagt, siehste der hat jetzt keine Zeit für micht, ist abweisend, der kann mich ja nicht lieben. Ich hoffe, ich konnte es verständlich erklären.

Ich finde diesen Thread übrigens ganz toll und durchaus tiefgründig. Ich finde es klasse, dass beide Seiten sozusagen hier völlig wertungsfrei über ihre Ansichten sprechen können und niemand dafür verurteilt wird. Danke dafür.

27.08.2014 20:09 • x 2 #102


Z
Hey unfähig,
danke für deine Antworten und Kommentare zu meinen Schilderungen. Deine direkten Schilderungen, was in dir vorgeht gefällt mir und Hilft mir, das ganze besser zu durchdringen.
Die Schilderung mit dem Verschmelzen hilft mir sehr weiter viele ihrer Handlungen zu verstehen.

Auch deine Schilderungen zum Paradoxon Streit hilft mir weiter. Ich hätte dazu jetzt auch noch eine weitere Frage an dich:
Wir sind früher sehr häufig auf WG Partys gewesen und haben uns da mit vielen Leuten aus der Uni getroffen. Sobald wir danach zu Hause waren, gab es IMMER Streit von ihr aus. Riesen Szene über völlig an den Haaren herbei gezogenen Dingen.
Bisher hatte ich diese eigenartigen Streitursachen immer auf eine verschobene Wahrnehmung zurückgeführt (ausgelöst durch Ängste oder so). Könnte es eventuell auch sein, dass die Ursache vielmehr so gewesen sein könnte, dass durch den Streit sozusagen wieder eine Balance der Aufmerksamkeit für die Empfinden geschaffen werden sollte? Auf den Partys selber habe ich mich halt nicht die ganze Zeit mit ihr beschäftigt sondern auch mit meinen Freunden und anderen Leuten die da waren. (Sie stand jetzt aber nicht alleine in der Ecke... das war genau so ihr Freundeskreis, wenn auch eher durch mich.)

Diese Streiterein haben mich ehrlich gesagt auch irgendwie angefangen zu zermürben, was dann dazu geführt hat, dass ich solche Einladungen nicht mehr wahrgenommen habe und viel Anschluss verloren habe. Momentan bin ich wieder dabei die alten Freundschaften aufzunehmen ... ist zwar alles nicht so eifnach ... aber mir wird da mit viel Verständnis begegnet.
Ich erzähle natürlich nicht die Stroy, sondern es ist halt das bekannte Abtauchen in einer Beziehung.


So und mir geht jetzt dein Abschnitt zum verschmelzen echt nicht mehr aus dem Kopf... der wird mich noch weiter beschäftigen

28.08.2014 00:30 • #103


U
Hallo zukunft,

Zitat:
gab es IMMER Streit von ihr aus. Riesen Szene über völlig an den Haaren herbei gezogenen Dingen.


Um was ging es denn bei den Streitigkeiten? Dann kann ich dir zumindest meine Sicht erklären, vielleicht war es ja bei ihr genauso.

Es ist ja -bei mir zumindest- auch so, dass nur ein gewisses schwarz-weiss-denken vorhanden ist. D.h. einerseits idealisiert man den Partner, sieht die ganzen positiven Sachen und ist einfach nur glücklich. Dann kehrt der Alltag ein, man verhält sich ganz normal, und dadurch werden keine Emotionen mehr übermittelt. Ich weiss nicht, wie ich mich besser ausdrücken soll sorry. Ich hoffe, ihr versteht mich. Ich will damit sagen, dass eigentlich alles in bester Ordnung ist. Alltag eben. Aber dem trauen wir nicht, warten sozusagen auf irgendetwas negatives. Wenn man zuhause ist, passiert nicht soviel. Aber dann geht man weg, so wie ihr, und eine Kleinigkeit reicht schon aus. Vielleicht hast du dich mit einer anderen unterhalten, oder ihr in ihren Augen nicht genug Aufmerksamkeit geschenkt, und schon ist der Abend gelaufen. Man hat das Haar in der Suppe gefunden. Das geht dann aus dem Kopf nicht mehr raus. Und -so traurig es auch ist- durch Streit und Emotionsausbrüche wird sich dann die Bestätigung wieder geholt. Wenn man sieht dass der Partner traurig und verletzt ist, muss er ja was für einen empfinden.

Ich möchte nochmal sagen, dass mir wirklich leid tut, was euch passiert ist. Und dass ich mich schäme, meine Ausführungen hier aufzuschreiben, weil man gerade auch hier sieht, wie sehr man Menschen damit verletzt und doch irgendwie nicht anders kann.

28.08.2014 10:22 • x 2 #104


Z
Hey,
wenn ich so darüber nachdenke, dann kann ich wieder beides wiedererkennen. Das idealisieren und das dem Frieden nicht trauen. Und dann alles um den Streit herum... danke, ich verstehe das jetzt viel besser. Mir wird auch gerade etwas klar...
Sie meinte immer, dass sie halt leidenschaftlich ist. Und die Streits ein Ausdruck davon. Aber diese Streits hatten nie den Charakter eines solchen Streits. Bei einem Streit aus Leidenschaft steckt Kraft dahinter. Aber in diesen Streits war das keine Kraft bei ihr, mehr Verzweiflung und so ein fühle jetzt genau wie ich.

Es gibt noch ein paar Dinge die mir einfallen. Bin leider gerade unterwegs und lange Texte mit dem Smartphone schreiben ist zu anstrengend

Ich möchte dir aber noch sagen, dass du dich nicht schämen brauchst. Es ist genau das richtige darüber zu sprechen. Dadurch reflektiert man sich selbst sehr gut und lernt sich halt einfach besser kennen. Und das ist doch ein wichtiger Schritt, um die Zukunft positiv zu gestalten in kleinen Schritten.

LG

28.08.2014 10:47 • #105


A


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