Hallo Leute,
Ich habe schon viel hier mitgelesen und möchte nun gerne einen eigenen Beitrag posten.
Ich bin sehr gespannt auf eure Reaktionen.
Vor elf Jahren begann die Beziehung zu meiner Frau.
Sie war damals 16, ich war 21 und wir gingen beide auf dieselbe Schule. Wir haben relativ schnell damit begonnen, beim jeweils anderen zu schlafen und verbrachten somit direkt sehr viel Zeit miteinander. Ziemlich früh begannen auch die wirklich überschwänglichen Liebesbekundungen: Ich liebe dich unendlich; Wenn du mich mal verlassen solltest, könnte ich nicht mehr leben, etc. Das zog sich bei uns auch bis zuletzt die ganzen Jahre wie ein roter Faden durch. Sie war definitiv der Part, der mehr Liebe gab, in Form von überschwänglichen Liebesbeweisen, Geschenken, Gesten, Nähe, Traurigkeit, wenn ich nicht da sein konnte, usw.
Ich habe ihr auch Liebe gezeigt, aber vermutlich nicht so umfangreich wie sie.
Nach vier Jahren Beziehung nahmen wir uns unsere eigene Wohnung und nach weitern vier Jahren haben wir geheiratet - das ist nun drei Jahre her.
Sie machte ihr Referendariat zur Grundschullehrerin und arbeitete nebenbei einen Tag pro Woche in einem Kinderheim. Anfang des Jahres hat sie innerhalb des Heims (das Heim hat zwei Häuser) vom Haus mit den kleinen Kindern zum Haus mit den Jugendlichen gewechselt. Sie hat dann sehr schnell sehr viel Zeit dort verbracht, war teilweise täglich dort, kümmerte sich von Zuhause aus um Angelegenheiten und hat eins der Kinder dort besonders lieb gewonnen und kümmerte sich sehr intensiv um ihn und erzählte auch viel von ihm und der Arbeit, die sie in ihn investiert. Wir hatten dadurch natürlich immer weniger voneinander, aber sie distanzierte sich auch allmählich immer mehr von ihren Freunden und auch von ihren Eltern.
Ich habe das ca. drei Monate ohne zu Meckern mitgemacht. In der Zeit sagten wir uns auch noch auf ehrliche Art und Weise, dass wir uns lieben und hatten im März auch zum letzten Mal S. (welcher eh schon sehr selten geworden war). Ich habe aber auch nicht wirklich bewusst darauf geachtet, dass das langsam überhandnahm mit ihrer Arbeit.
Nach dem Hinweis einer Freundin, dass meine Frau fast nur noch das Heim im Kopf hat und sie nur noch davon spricht, fiel es mir wie Schuppen von den Augen und bin ich aus heiterem Himmel eifersüchtig (vor allem auf den Jungen, dem sie so viel Aufmerksamkeit widmete) geworden und teilte meiner Frau auch mit, dass ich mich vernachlässigt fühle. Ich war dann regelrecht besessen davon, dass sie das Heim oder diesen Jungen lieber mag als mich und wurde auch total misstrauisch, hatte Kopfkinos und eine riesen Verlustsangst. Ich gebe offen zu, dass ich in dieser Phase unausstehlich und nicht wirklich liebenswert war. Ich war extrem bedürftig und hoffte auf Anerkennung, Nähe und Liebe. Ich suchte auch einen Therapeuten auf, um mir meine Eifersucht zu erklären - meine Frau meinte dazu, dass das übertrieben sei, dass ich wegen eines Kindes eine Therapie machen wollte. Mein Zustand wurde aber von Tag zu Tag schlimmer und sie flüchtete sich letztlich auch immer mehr in die Arbeit. Hatte mir das im Nachhinein auch gesagt, weil sie sich Zuhause mit meiner Eifersucht und dem Misstrauen nicht mehr wohl fühlte.
Mitte Mai - sechs Wochen nachdem ich meine Frau das erste Mal darauf angesprochen hatte, hat sie mich abends nach meinem Feierabend weinend am Küchentisch erwartet und mir mitgeteilt, dass sie diesen Alltag nicht mehr kann und dass sie keine Gefühle mehr für mich hat. Meine Eifersuchts-Phase hat aber wohl nichts dazu beigetragen, sondern sie höchstens zum Nachdenken angeregt. Sie hat nicht konkret von Scheidung gesprochen, aber auch nicht vom Gegenteil. Ich habe gewissermaßen darauf bestanden, dass wir eine Paar Therapie machen, weil ich 11 Jahre Beziehung nicht einfach so wegwerfen wollte.
Wir gingen dann bis Ende Juni auch insgesamt vier Mal zur Paar Therapie, aber ich hatte nicht das Gefühl, dass uns das geholfen hat, sondern dass wir hier nur auf einer sanften Hinführung zur Scheidung waren.
Meine Frau hat sich kurz nach der Trennung eine Ferienwohnung für einen Monat gemietet, hat aber nach zwei Wochen schon nach einer richtigen Wohnung geschaut, weil sie sich von dem befristeten Mietvertrag unter Druck gesetzt fühlte.
Sie hatte während der Therapie auch noch immer keine Gefühle, obwohl ihr Kopf ihr sagt, dass die eigentlich da sein sollten. Ich glaube bei der dritten Sitzung hatte ich auch gesagt, dass ich überhaupt nicht weiß, wie lange ich diesen Schwebe-Zustand aushalten kann. Da fühlte sie sich wohl eingeengt und hatte (meiner Ansicht nach) aus Affekt gesagt, dass sie dann halt den Schlussstrich zieht.
Die ersten 4-6 Wochen der Trennung waren im Übrigen die absolute Hölle für mich. Ich konnte kaum noch schlafen, geschweige denn essen. Ich habe sehr viel an Gewicht verloren und konnte auch nur sehr selten zur Arbeit. Ich war einfach ein emotionales Wrack!
Ich weiß, dass wir keine wirklich gesunde und vermutlich auch zu verknotete Beziehung geführt haben und dass ihre Aufmerksamkeit stark auf die Arbeit im Heim gerichtet war. Aber kann es wirklich sein, dass ihre Gefühle innerhalb kürzester Zeit von unendlich auf null wechseln?
Macht es Sinn, nach elf Jahren Beziehung und einer im Vergleich dazu kurzen dunklen Phase an der Beziehung festzuhalten oder sollte ich sie lieber gehen lassen und meinen eigenen Weg gehen?
Ihre Wohnungssuche hatte sich dann leider noch etwas hingezogen. Sie fing ja Anfang Juni an zu suchen. Wirklich umgezogen ist sie dann Anfang September. In der Zwischenzeit hatte sie Unterschlupf im Heim gefunden. Es standen auch Ferienfreizeiten an, bei denen sie ständig unterwegs war. Somit war eine feste Bleibe erstmal nicht erforderlich.
Ich war also über drei Monate in der Wohnung, die WIR uns gemeinsam eingerichtet hatten.
Ich hatte in den Monaten immer mehr von unseren gemeinsamen Sachen in's Büro verfrachtet. Irgendwann war von ihr nichts mehr in der Wohnung zu sehen. Alles war im Büro und diese Sachen und auch wenige der Möbel aus den anderen Räumen nahm sie dann Anfang September bei ihrem Umzug mit.
Ich hatte direkt am Folgetag angefangen, das Büro zu renovieren. Das hat ca. zwei Wochen gedauert, weil ich immer nur abends nach der Arbeit was machen konnte. Vergangenen Sonntag habe ich dann Fernseher und TV aus dem alten in's neue Wohnzimmer gebracht und seitdem fühle ich mich wieder richtig down. Ich habe darüber auch mit meinem Therapeuten gesprochen und er meinte, dass es erst jetzt so richtig eine Trennung für mich ist, weil nun auch eine starke optische Veränderung und eine Gewohnheitsänderung eingetreten ist.
Zu allem Überfluss musste ich dann noch feststellen, dass sie offensichtlich wieder Kontakt zu ihrem Ex (also der vor mir, mit dem sie vor ca. 12 Jahren zusammen war) aufgenommen hat. Sie hatte sich nämlich bei Facebook damals mit meinem Spam-Mail-Account angemeldet und ich wollte mich gestern auf einer Internetseite registrieren und habe dann im Posteingang gesehen, dass sie sich seit gestern bei Facebook schreiben
Und DAS macht mich wahnsinnig! Ich fühle mich regelrecht verraten, dass sie gerade zu diesem Typen wieder den Kontakt sucht! Ich weiß nicht, was dahinter steckt, aber das Kopfkino ist jetzt im vollen Gange und ich komme mit dieser Vorstellung einfach nicht klar!
Alles in Allem:
11 Jahre Beziehung, davon 3 Jahre verheiratet
Bis Anfang des Jahres (meiner Meinung nach) noch eine sehr schöne Beziehung
Sie vertieft sich in Arbeit, ich werde eifersüchtig
Sie scheint mit Eifersucht nicht klarzukommen und will Trennung
Sie braucht ewig lange, um wirklich auszuziehen (sucht Zuflucht in Arbeit)
Ist endlich ausgezogen und nimmt direkt Kontakt zu verflossener Liebe auf
Im Moment stehe ich wirklich vor einem Abgrund. Ich hatte mich in den vier Monaten schon oft richtig verloren gefühlt, aber hatte mittlerweile schon wieder etwas Fuß fassen können. Seit vergangenem Sonntag geht es mir aber wieder richtig dreckig und ich habe eine Riesen-Panik davor, dass sie schon längst mit der Trennung abgeschlossen hat und schon auf Männer-Suche ist (im schlimmsten Fall sogar mit ihrem Ex, den sie eigentlich total gehasst hat - zumindest hatte sie mir das irgendwann mal erzählt als wir uns über Ex-Partner unterhalten hatten).
Ich versuche echt mit verschiedensten Tools, Ratgebern, Tipps, etc. loszulassen und nicht mehr an der Hoffnung zu klammern, aber es fällt mir einfach unglaublich schwer!
Sorry, der Text ist etwas länger geworden, aber nach elf Jahren Beziehung will ich gerne sehr konkret ausdrücken, wie ich mich fühle und was mich dazu geführt hat, so zu fühlen.
Ich freue mich auf eure Antworten!
20.09.2018 18:33 •
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