Hallo zusammen,
Nach langen hin und her, habe ich beschlossen hier meine Geschichte zu teilen. Eines vorweg: ich weiß nicht wonach ich suche. Nach Rat? Meinungen? Ähnlichen Erfahrungen? Ein wenig von allem? Ich weiß es nicht. Nur eines ist Tatsache. Selbst nach mehreren Monaten brennt mir die folgende Geschichte auf der Seele.
Und noch etwas. Der Aufschrieb ist lange. Vielleicht zu lange für einige. Aber mir hat es gut getan alles niederzuschreiben. Katharsis wann man daran glaubt.
Eine gute Freundin
Die ganze Geschichte beginnt vor ca 2 Jahren. Ich bin wegen Corona gerade erst von Kanada nach Deutschland gezogen und habe in einer Boulderhalle ein paar wirklich wichtige Freundschaften geschlossen. Sie gehörte zu diesen neuen wichtigen Freundschaften.
Nach einiger Zeit haben wir auch ein wenig zu zweit gemacht und ich habe erfahren, dass sie in einer Beziehung ist. “Kein Wunder”, dachte ich mir. “Sie scheint eine super Person zu sein.” Sie schien sich auch für mich zu interessieren und fragte mich einmal nach meiner besseren Hälfte.
Nach einem Kletterausflug saßen wir, B. in der Hand, in einer lauen Sommernacht draußen und unterhielten und öffneten uns. Ich sprach unter anderem über meine Ungewissheit ob ich nach Kanada zurückziehen sollte, über die schlechte Gesundheit von meinem Dad, über Probleme als introvertierte Person. Sie erzählte mir unter anderem von Problemen in der Familie, das sie Probleme mit ihrem Freund hat, sie unsicher ist über ihre Ausbildung.
Ohne es zu wissen, kamen wir uns immer näher. Aber unsere gemeinsamen Freunde ahnen (und sehen) schon lange etwas.
Eine gute Freundin?
Knapp ein Jahr vergeht. “Ich habe die Erlaubnis für meine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung in Kanda erhalten. Nun muss ich mich entscheiden ob ich zurückziehe oder nicht.”, schreibe ich ihr in einer der unzähligen Nachrichten, die wir uns schreiben. “Ich fände es richtig schade wenn du nun wegziehst. Aber mehr sage ich dazu nicht. Ich will dich auf keine Weise beeinflussen.”, kommt als Antwort zurück.
“Was soll das denn heißen?”, denke ich mir. Mir ist mittlerweile klar, dass ich mich um jemanden wie sie sehr bemühen würde wenn sie Single wäre.
Wäre.
Konjunktiv.
Sie ist aber in einer Beziehung.
Und trotzdem geht mir ihre Antwort nicht aus dem Kopf. “Mehr will ich dazu nicht sagen.” Ich spüre, dass da mehr ist. Ich nehme mir vor, sie darauf anzusprechen.
Ein paar Wochen später verbringen wir fast einen ganzen Tag gemeinsam. Als wir schlussendlich zusammen am Wasser sitzen ist die Luft voller Elektrizität. Wir liegen einfach beide nebeneinander im Grass und dösen ein wenig. Ein paar Sonnenstrahlen schauen immer mal wieder durch die Blätter durch. Wir beide spüren etwas und schauen immer mal wieder zur anderen Person rüber.
Ich spreche sie schließlich auf die Nachricht an. Sie will aber nicht herausrücken. Ich fasse mir ein Herz und sage ihr, dass ich sie richtig gern habe. Das ich mich für sie interessiere. Ich gebe ihr auch zu verstehen, dass sie und ihre Beziehung aber wichtiger sind. Und ich nicht dazwischenfunken werde. Das ist nicht meine Art. Aber Gefühle sind da. Und das muss einfach raus.
Ich rechne damit, dass wir uns nicht mehr sehen können. Und das ich mich täusche und sie meine Gefühle nicht erwidert.
Mehr als nur eine Freundin
Aber sie empfindet auch etwas für mich. Fast scheint sie sich zu schämen, als sie das ausspricht. “Ich komme mir so komisch vor, einen zehn Jahre älteren Mann so zu mögen. Und ich bin gerade auch noch in einer Beziehung! So etwas tut man nicht. Aber ich einfach noch nie so einer Person begegnet. Ich bin dir so nahe und wünschte, ich hätte dich schon viel früher kennengelernt.”
Der Tag geht schließlich zu Ende und wir beschließen Freunde zu sein. Immerhin ist sie in einer Beziehung. Und ich muss herausfinden, was ich mit Kanada tun will.
Ein paar Wochen mehr ziehen ins Land. Wir schreiben immer noch täglich. In einer Nachricht erzählt sie mir von einem Urlaub mit ihrem Freund und das sie nicht weiß, was sie davon halten soll. Ich unterstütze sie. Sage ihr, dass sie mit einem offenen Kopf in den Urlaub soll. Vielleicht tut es ihrer Beziehung ja gut, obwohl diese nun schon seit über einem Jahr kränkelt und sie psychisch und physisch mitnimmt.
Während ihrem Urlaub entscheide ich mich dafür, ein paar Monate nach Kanada zu gehen. Ich muss mich dringen um ein paar Dinge kümmern, da ich das Land von einem Tag auf den nächsten verlassen musste. Möbel, Bankkonto, alter Job. Und ich will meine kanadischen Freunde wiedersehen. Und ich will sehen, wie es sich anfühlt nach über zwei Jahren wieder dort zu sein. Aber insgeheim weiß ich aber, dass ich wieder nach Deutschland ziehen werde. Mein Zeit in Kanada ist vorbei.
Als ich sie das nächste Mal sehe, fahre ich zu ihr in die Stadt in der sie studiert. Über den Tag hinweg erfahre ich, dass sie mit ihrem Freund Schluss gemacht hat. Es überrascht mich, dass nach 5 Jahren Beziehung nun der Stecker gezogen wird. Sie kämpft schon so lange und ich war mir sicher, dass die beiden das packen werden. Sie sagt es war hart, aber sie fühlt sich schon so viel besser. “Es war eindeutig die richtige Entscheidung. Er geht schon lange nicht mehr auf meine Bedürfnisse ein. Und wir entwickeln uns in unterschiedliche Richtungen. Er will etwas ganz anderes im Leben als ich. Und irgendwo mache ich auch wegen dir Schluss. Ich möchte dich besser kennen lernen.”
An diesem Tag fällt der letze Zug aus den ich nach Hause nehmen wollte. Ich habe vor in ein Hotel zu gehen aber sie besteht darauf, dass ich in ihre WG komme. Ich lasse mich breitschlagen und in dieser Nacht küssen wir uns das erste Mal.
Der Bruch
In den nächsten drei Monaten sehen wir immer wenn es meine Arbeit und ihr Studium es zulassen. Zusammen klettern, wandern, Inliner fahren, schwimmen. Ein Paar sind wir aber nicht. Sie will Zeit, da sie die 5 Jahre Beziehung verarbeiten muss. Das verstehe ich. Vollkommen. Ich mache ihr deswegen keinen Druck und gebe ihr den Raum und die Zeit die sie braucht. Schließlich weiß ich, wie es ist wenn man die erste große Beziehung in seinem Leben beendet. Ich hatte meiner ersten Freundin nach 5 Jahren Beziehung auch noch einmal eine Chance gegeben.
Durch Gesten gebe ich ihr trotzdem zu verstehen, dass sie mir viel Wert ist. Wilde, selbstgepflückte Blumen. Selbstgemachte Geburtstagskarten. Ich erkundige mich nach ihrem Tag. Wir schreiben uns oft und die Nachrichten sind vertraut. Ich lerne weitere ihrer Freunde und Freundinnen kennen. “Ach du bist das. Von dir habe ich schon viel gehört. Freut mich dich kennenzulernen!” Das bekomme ich oft zu hören. Genauso oft höre ich, dass ich ihr fehle. Und das sie wünschte ich wäre bei ihr.
Obwohl wir noch nicht zusammen sind, werden wir intim. Initiiert von uns beiden. Was unsere gemeinsamen Freunde schon lange wissen, kommt immer mehr zum Vorschein. Unglaubliche Chemie. Obwohl wir es beide besser wissen, können uns derer kaum entziehen. Vor anderen geben wir vor, einfach nur befreundet zu sein. Glauben tut uns das schon lange niemand mehr. Und in Realität steuern wir beide auf etwas Ernstes zu. Nur etwas gedulden müssen wir uns.
Trotzdem wollen wir uns oft sehen und Zeit wird noch mehr eine Rarität. Zum einen muss ich ein paar Wochen nach Kanada. Zum anderen stehen ihre Prüfungen bevor. Ich bereite ein Prüfungsvorsorge-Paket für sie vor. Blumen. Eine Karte. Eine Playlist zum studieren. Nervenfutter. Zwei paar B. für nach der Prüfung. Wir planen einen kleinen Urlaub. Wir wollen einmal nur zu zweit sein.
Kurz vor ihrer Prüfung erhalte ich eine Nachricht von ihr. Wir müssen sprechen.
Der Ex
Mein Paket für sie kam an. Aber nach dem Paket von ihrem Ex. Sie erzählt mir davon als wir mit beidem Füßen im Wasser stehen. Sie weiß nicht was sie tun soll. “Ich glaube Gefühle für mein Ex kommen wieder hoch.” So komisch das klingt, ich verstehe das. Das war nur eine Frage der Zeit. Es ist hart das erste Mal Schluss zu machen. Ich sage ihr, dass das ganz normal ist. Die erste lange Beziehung. Das wird noch lange dauern, bis das voll verarbeitet ist. Es sind erst 6 Monate ins Land gezogen. “Das kommt in Wellen. Das Herz macht manchmal komische Sachen”, sage ich. “Ich stehe hinter dir. Aber vergiss nicht was wir hier haben. Gib uns auch eine Chance.”
Sie bedankt sich sehr für mein Verständnis. Und stimmt zu, dass wir etwas besonderes haben. “Du bist mir sehr wichtig. Und ich habe dich unglaublich lieb. Ich bin noch nie so einem Menschen wie dir begegnet.” Sie stimmt zu, dass wir auch noch Zeit miteinander verbringen sollen, während sie versucht herauszufinden was sie will.
Was sich anfangs wie ein guter Plan anhört, geht über die kommenden Wochen den Bach runter. Sie verbringt nur noch Zeit mit dem Ex. Dieser legt sich nun ins Zeug.
Wir beide sind nun nicht mehr in der Lage rational zu denken. Nachrichten werden emotional. Sie schwankt zwischen Gefühlen zu mir und ihrem Ex. Mir fällt es schwer, die Möglichkeit so eine tolle Person kennen lernen zu dürfen gehen zu lassen und muss mich gleichzeitig um meine Reise nach Kanada kümmern. Dann endlich eine Nachricht. “Ich treffe mich wieder regelmäßig mit ihm. Mein Bauch und Kopf sagt mir, dass es zwischen uns nun einen klaren Cut braucht. Für dich und für mich. Ich wünsche dir alles Gute.”
Und nun?
Der klare Cut war anscheinend nicht so gemeint. Über eine gemeinsame Freundin habe ich erfahren, dass sie Panik hatte. Sie wußte nicht wie sie kommunizieren sollte, dass sie es einfach noch einmal mit Ihrem Ex probieren muss. Und sie wußte, sie würde mir damit sehr weh tun. Aber ihr Ex hätte sich so geändert und sie will ihn noch einmal neu kennenlernen. Überraschen tut das auch unsere gemeinsame Freundin. Sowie alle anderen. “Sie hat so von dir geschwärmt. Aber was willst du machen?”
Kurz danach fliege ich für ein paar Wochen nach Kanada und kümmere mich um mein altes Leben. Ein Teil von mir will einfach hier bleiben und sich verkriechen. Ich fühle mich benutzt und liegen gelassen. War ich in Rebound für sie? Das glaube ich nicht. Ich habe Erfahrung mit Frauen, die das mit mir gemacht haben. Aber sie ist absolut nicht der Typ dafür. Oder täusche ich mich einfach so sehr?
Mittlerweile bin ich wieder in Deutschland. Nach 6 Monaten habe ich mich bei ihr gemeldet. Sie wollte ja schließlich keinen klaren Cut. Ich habe ihr mit einer Karte zum Geburtstag gratuliert. Keine Antwort. Genauso gab es keine Antwort von ihr für ein Weihnachtsgeschenk, dass ich ich ihr und zwei ihrer engsten Freunde schon lange vorbereitet hatte. Und auf eine Bitte für ein einfaches Gespräch ist sie auch nicht eingegangen.
Das sind meine letzten Monate. Wie oben beschrieben weiß ich nicht, was ich mit diesem Aufschrieb suche. Ich versuche schon lange weiter mit meinem Leben weiterzumachen. Aber obwohl wir nicht zusammen waren und schon einige Zeit vergangen ist, schaffe ich es nicht sie zu vergessen. Irgendwas hindert mich loszulassen. Und meine Freunde sagen die unterschiedlichsten Dinge:
“Renn. Sie weiß nicht was sie will.”
“Sie kommt bestimmt wieder.”
“Du willst nichts mit so einer Person zu tun haben.”
“Sie gibt ihm eine 2 Chance? Das klappt eh nicht.”
… und so weiter.
Vielen Dank fürs lesen.
mls
23.01.2023 00:45 •
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