Sie denkt bei mir an den Anderen - plötzlich Schluss

K
Hallo zusammen. Ich konnte mich jetzt doch dazu bringen, mich hier anzumelden. Ich habe bereits einige Beiträge gelesen und denke, dass ich hier ganz gut aufgehoben sein werde. Zu meiner Person: ich bin männlich und 19 Jahre alt. Wie man der Überschrift entnehmen kann, bin ich nach über 3 Jahren Beziehung von meiner Freundin verlassen worden. Man sollte dazu sagen, dass sie erstens zwei Jahre jünger ist als ich, also wird bald 17 und dazu ist es eine Fernbeziehung gewesen. Wir haben uns vor so ziemlich genau dreieinhalb Jahren durch einen völligen Zufall im Internet gefunden und uns sehr schnell angefreundet. Was uns von Anfang an sehr verbunden hat, war, dass wir uns beide sehr stark nach Zuneigung gesehnt haben. Bei ihr auch dadurch bedingt, dass ihre familiäre Lage schwer war und es jetzt auch noch ist. Sie ist Halbwaise und ihr Vater interessiert sich eigentlich so gut wie gar nicht für sie. Da sie sehr früh ihre Mutter verloren hat, hat sie also kaum wirklich Liebe und Fürsorge in ihrem Leben kennenlernen können. Ich war zu der Zeit ebenfalls sehr deprimiert und einsam. Nicht nur, dass ich total in ein Mädchen verliebt gewesen bin, das mich abgewiesen hat, ich konnte in kaum einer Person einen richten Freund oder eine richtige Freundin sehen, da alle meiner Kontakte immer ziemlich oberflächlich gewesen sind. Da wir beide damals so froh waren, uns zu haben, haben wir uns natürlich auch sehr schnell ineinander verliebt. Das hat uns beiden so gut getan, das wir endlich jemanden hatten, dem wir alles anvertrauen konnten und der auch noch die Zuneigung zeigte. Das einzige Problem war dann natürlich die Entfernung. Wir leben ca. 5 Stunden Zugfahrt voneinander entfernt. Daher hat es auch eine Weile gedauert, bis wir uns das erste mal sehen konnten. Doch als es dann soweit war, waren wir beide so überglücklich.

In diesen drei Jahren ist sie mir so dermaßend ans Herz gewachsen, dass ich mir eigentlich ein Leben ohne sie nicht mehr vorstellen konnte und auch nicht mehr wollte. Wir haben eigentlich immer von der Zeit geredet, später mal, wenn wir zusammen ziehen können, wenn wir heiraten können und Kinder bekommen können. Schließlich ist das wirklich naiv, das schon so zu planen. Aber wir sind mit solch einer Selbstverständlichkeit an die Sache herangegangen, das es anders undenkbar gewesen wäre. Und bis vor zwei Monaten ist das auch noch immer so gewesen. Die Fernbeziehung hat uns beiden aber wirklich nicht gut getan. Denn abgesehen von dem ewigen Warten, bis man sich endlich wieder sehen kann (meistens erst in den Ferien), erscheint die Zeit, in der man zusammen ist immer recht kurz. Und unter dem anschließenden Auseinanderreißen haben wir beide immer sehr gelitten. Besonders nach den Sommerferien, wo wir meistens Wochen zusammensein konnten und auch die Chance hatten, mal richtig miteinander zu leben und das ganze nicht nur als einen Besuch anzusehen. Schließlich hat mich das jedes mal in ein sehr tiefes Loch gestürzt, nach dem letzten Sommer war es besonders schlimm, da der Sommer besonders schön war. Es war vielleicht der schönste Sommer in meinem Leben. Ich bin richtig depressiv geworden. Mit ihr wieder zu schreiben, nachdem sie wieder heimfuhr, oder mit ihr zu telefonieren war einfach nicht das selbe. Sie hat sich danach gesehnt, mich hat es nur noch trauriger gemacht, weshalb ich ab diesem Punkt begonnen habe, mein Verhalten zu verändern. Ich kam aus diesem Loch einfach nicht mehr raus, ich war so voller Liebeskummer, als hätte sie mich zu dem Zeitpunkt schon verlassen.

Schließlich kam dann eben der Winter und mein Abitur stand an. Und davor habe ich mich die ganze Zeit schon gefürchtet, denn ich wusste, dass das eine sehr sehr schwere Zeit werden wird. Denn in mir hat sich der Druck immer mehr angestaut und ich kam kaum noch aus dem ständigen Vorbereiten mehr raus. Wir haben darüber gesprochen, dass ich nur noch wenig Zeit haben werde. Es hat mir so wehgetan, aber es musste einfach sein. Anders hätte ich das alles nicht mehr zusammenbekommen. Und eine Beziehungspause für diese Zeit wäre für mich nicht in Frage gekommen. Sie hat es mir versprochen, dass wir diese Zeit durchstehen, so wie wir bisher alles durchgestanden haben. Schließlich wurde sie aber sehr einsam, weil wir wirklich nur noch sehr wenig geschrieben haben und das ist eigentlich nur meine Schuld, weswegen ich mir die größten Vorwürfe mache. Sie hat eben einen anderen Kontakt gesucht. Jemanden, den sie schon länger gekannt hat. Die beiden haben mehr oder weniger wegen ihres Hobbys miteinander zutun gehabt, sie hat einen YouTube Kanal, auf dem sie Vocaloid Covers singt (falls das jemand kennt). Eigentlich kennen sich die beiden schon seit Jahren und ich habe mir nie etwas dabei gedacht. Einerseits, sie sind eben schon lange Freunde gewesen, andererseits ist er 8 Jahre älter als sie, wird also dieses Jahr 25 und steht kurz vorm Ende seines Studiums. Die beiden haben sich schon mal getroffen, mir hat sie das auch erzählt und mich mehr oder weniger gefragt, ob sie das darf. Ich habe das seltsam gefunden, hatte mir aber eigentlich (auch wegen des Alters) keine weiteren Gedanken gemacht. Außerdem hat sie sich darüber lustig gemacht, dass ich da anfangs Bedenken hatte. Dann habe ich mir auch gedacht, dass es lächerlich von mir war, da sie ja eben nur Freunde sind. Über den Winter haben die beiden ihren Kontakt immer weiter gefestigt, was mir anfangs gar nicht so aufgefallen ist, da ich meinen Kopf total woanders hatte und er nur noch am Brummen war. Aber als sie dann irgendwann nur noch von ihm erzählt hat, habe ich schon so eine leise Ahnung bekommen. Ich habe ihr gesagt, dass ich nicht über ihn reden will, aber eigentlich hat sie es trotzdem immer wieder gemacht.

Als ich mit allem fertig war, haben wir uns direkt getroffen. Es war wieder so schön wie immer. Es hat sich zu dem Zeitpunkt noch nichts verändert (das war im Januar). Doch dann kam das mündliche Abitur an die Reihe und ich war wieder dabei und hatte noch mehr Panik als vor dem schriftlichen. Sie hat munter weiter mit ihm geschrieben und ständig telefoniert. Sie haben ständig miteinander gespielt, was ich dann auch irgendwann seltsam fand. Aber wie gesagt, ich habe großes Vertrauen in sie gehabt und daher habe ich ihr diese Freiheit gelassen. Mir war es lieber so, als dass sie die ganze Zeit so allein ist. Im April habe ich begonnen, zu arbeiten. Ich will mir etwas dazuverdienen bevor ich studieren gehe. Ich arbeite seitdem Nachtschicht, was mich ziemlich auslaugt, gegen die Bezahlung kann man aber nichts sagen. Und anfangs hat das eben sehr reingehauen, ich war sehr müde und daher auch sehr abwesend. Wir wollten uns dann zu Ostern wieder treffen. Bis dahin haben wir aber tendenziell schon weniger geschrieben und telefoniert und da wurde mir schon klar, dass sich jetzt etwas schwerwiegend verändert. Sie wollte ihn für ein paar Tage besuchen. Das hat mich sehr verletzt und ich habe das nicht einordnen können. In meiner Dummheit und das bereue ich zutiefst und hasse mich dafür, habe ich es ihr erlaubt. Im Nachhinein hat sie mir dann einerseits vorgeworfen, dass ich es erlaubt habe. Hat dann aber zu einem späteren Zeitpunkt auch gesagt, wenn ich es verboten hätte, hätte sie es trotzdem gemacht. Eine Woche später war sie dann bei mir. Es war einfach so anders, alles hat sich anders angefühlt. Und im Nachhinein tut mir diese Erfahrung so weh, dass ich diese Kälte so abbekommen habe. Ich kam nicht mehr an sie ran, sie war ständig so abwesend. Dann eines nachts hat sie mir dann gestanden, dass sie mit ihm gekuschelt hat und auch mehr von ihm haben wollte. Wir haben darüber geredet und beide so bitterlich geweint, weil wir es irgendwie schon wussten, dass es vorbei sein könnte mit uns. Nur ich dachte, dass wir jetzt alles daran setzen müssten, unsere Beziehung zu retten. Sie hatte aber wohl da schon etwas anderes vor. Am letzten Tag wollte sie eine Beziehungspause, um über alles nachdenken zu können. Trotzdem küsste sie mich noch am Bahnhof, als sie heimfuhr. Ich war so neben der Spur an diesem Tag, ich habe mich gefühlt, als wäre ich im Dauerschockzustand. Wir haben die Tage darauf stundenlang telefoniert und über viele Dinge gesprochen. Sie sagte dann einmal zu mir, und das hat mir wirklich das Herz gebrochen, als sie bei mir gewesen sei, hätte sie sich vorgestellt, sie würde mit ihm kuscheln, statt mit mir. Sie hat sich zwar entschuldigt, das gesagt zu haben, aber das bringt im Nachhinein auch nichts mehr. Sie hat es eben gesagt und ich habe es gehört. Und wenn ich jetzt darüber nachdenke, jetzt beim Schreiben, kann ich es immer noch nicht verkraften, dass es so gewesen ist. Eine Woche später, kam er sie besuchen. Das war dann das nächste, worunter ich gelitten habe. Und kurz darauf waren sie dann zusammen.

Anfangs habe ich es eigentlich wirklich komplett verdrängen wollen. Ich habe es einfach nicht wahrgenommen und sie immer wieder gebeten, mit dem Quatsch aufzuhören. Ich habe wochenlang noch auf dem Kissen geschlafen, auf dem sie geschlafen hat. Aber irgendwann hat es mich dann mit voller Härte getroffen. Ich habe im Internet gelesen, dass man Bilder abhängen sollte, was ich dann auch tat. Auch das Kopfkissen ist dann irgendwann verschwunden. Nur die tiefe Trauer ist da wie am ersten Tag. Ich habe im Moment nur noch sehr wenig Kontakt zu ihr. Ich muss es denke ich nicht weiter beschreiben, wie sich das anfühlt, das wissen die meistens bestimmt selbst schon.

Ich entschuldige mich, dass der Text jetzt so lang wurde. Ich habe beim Schreiben nur gemerkt, dass es eigentlich ganz gut tut, das alles mal nieder zuschreiben. Ich habe mich hier gemeldet, da ich diese Einsamkeit so satt bin. Daher würde ich mich wirklich sehr freuen, wenn jemand Lust hätte, etwas zu schreiben. Am besten vielleicht jemand, der in einer ähnlichen Situation ist. Dann kann man sich vielleicht gegenseitig aufbauen oder auch die Ohren volljammern. Also einfach eine PM schicken und dann können wir uns auf Skype adden oder so.

Jedenfalls nochmals danke, dass sich die Zeit genommen wird, das alles hier zu lesen.

MfG

09.06.2017 09:31 • #1


S
Lieber KTP,
erstmal willkommen bei uns hier.
Wenn ich das lese, und das mal so zusammenfasse, hört sich das so für mich an, das ihr nicht wirklich zusammen wart.
Das war mehr so ein Schwebezustand.
Ihr beide seid noch recht jung + fernbeziehung das kann nicht gut gehen.
Gerade in Social Media Zeiten, ist es noch einfacher Kontakte etc zu knüpfen.
Sie hat sich in der Beziehung nicht wohl gefühlt. Auch wenn ihr geschrieben, telefoniert etc habt. Es fehlt noch etwas.
Das hat Sie jetzt gefunden.
Es tut mir leid für dich, aber du wirst deinen Weg jetzt alleine gehen müssen, aber halte dir vor Augen, das du noch Recht Jung bist.
Dir stehen noch alle Türen offen.
Nimm dir die Zeit zum trauern, aber tue dir einen Gefallen, sei dir selbst treu, und laufe niemanden hinterher.

Alles gute für dich.
LG
Stefan.

09.06.2017 10:28 • #2


K
Danke für die Antwort.
Ich muss das aber richtig stellen: man kann nicht sagen, wir wären nicht zusammen gewesen. Wir haben 3 Jahre intensiven Kontakt geplegt. Das ist wahrscheinlich mehr gewesen als so mancher in seiner Beziehung hat. Es hat allein die physische Nähe gefehlt. Diese war dann aber, wenn sie dann da war, vielleicht doppelt so intensiv. Und ja, eine Fernbeziehung ist gerade deswegen äußerst verletzend. Einfach weil diese Nähe ständig fehlt.

Die Sache ist nur eben auch, dass sie jetzt ebenfalls eine Fernbeziehung mit ihm führt. Das ist es vielleicht auch, was mich an der ganzen Sache so verwirrt. Schließlich ist es ja irgendwie wieder das selbe. Nur eben mit jemand anderem und nicht mit mir. Als sei ich einfach ersetzt worden.

Sicher bin ich noch jung und mir stehen alle Dinge noch offen. Aber ich bin derzeit einfach in einer Lage, in der ich von diesem Leben hier nichts mehr mitbekomme und deswegen suche ich mir ja diese Hilfe hier, damit ich mich mitteilen kann. Nach der Arbeit verkrieche ich mich in mein Zimmer. Freunde zu treffen ist ebenfalls sehr schwierig, da ich meistens dann frei habe, wenn andere arbeiten oder in der Schule sind. Das schaukelt sich mit der Zeit einfach noch weiter hoch.

09.06.2017 17:09 • #3




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