Im Alter von etwa dreissig Jahren ging ich nochmals zurück an die Universität - zum Masterstudium nach Polen. Dort lernte ich im Jahre 2004 meine jetzige Frau kennen.
Sie war herzlich, fröhlich, lebensfroh, bescheiden, einfach ein Mensch den man gernhaben musste. Darum verliebte ich mich in sie und schnell waren wir ein Paar Sie wuchs auf dem Lande auf und zog nach dem Studium in die Stadt um zu arbeiten und um die grosse weite Welt zu entdecken. Wir lernten uns im Supermarkt kennen, wo ich sie ansprach. Ich wohnte in einer WG, sie wohnte in einer WG. Beide im selben Viertel, sehr nahe beieinander. Mal trafen wir uns bei mir, meist aber bei ihr. Alles war sehr romantisch und wie im Film.
DIE HEIRAT
Dieses Zusammenleben in Polen ging während etwa zwei Jahren so. Danach ging ich zurück in die Schweiz und wir pendelten ein Jahr lang. Mal kam sie in die Schweiz, mal flog ich nach Polen. Dann verlobten wir uns, sie zog zu mir in die Schweiz (damals noch illegal, resp. als Touristin, da Polen als Drittstaat galt und ein Visum nicht so einfach erhältlich war). Im Jahr 2008 heirateten wir dann zivil in der Schweiz Im Jahr drauf heirateten wir kirchlich in Polen. Wir wählten für dich kirchliche Heirat bewusst Polen, denn zum einen war meine Frau gläubige Katholikin (zumindest dachte ich das immer), und damit sie alle Ihre Lieben bei diesem wichtigen Fest dabeihaben konnte. Denn eine Reise in die Schweiz wäre für Ihre Verwandten und Bekannten zu teuer gewesen. Wir hatten für die Zukunft grosse Pläne: Kinder, Haus und Hund.
DIE INTEGRATION
Um unsere gemeinsamen Träume finanzieren zu können und um eine optimale Integration meiner Frau zu ermöglichen beschlossen wir, dass sie zuerst ein Jahr lang in der Schweiz in die Sprachschule geht (was ich aus eigener Tasche bezahlte) und dann noch etwa drei Jahre arbeitet. So sollte sie jederzeit wieder eine hochwertige Arbeit finden, wenn die Kinder dann in die Krippe gehen. Ich wollte, dass es ihr gut geht hier und dass sie nicht niedrige Arbeiten verrichten musste, wie es viele ihrer Landsfrauen tun. Sobald die ersten fünf Jahre Ehe durch waren, beantragten wir für meine Frau den Schweizer Pass.
DAS LEBEN IN DER SCHWEIZ - WIE DER WOHLSTAND DEN CHARAKTER VERDERBEN KANN
Ihren ersten Job fanden wir dann im Verkauf. Sie musste also nicht die Putzfrau spielen, so wie es damals noch zahlreiche Polinnen taten. Im Verkauf festigte sie ihre sprachlichen Kenntnisse. Nach einem Jahr war die Zeit reif, für sie eine Arbeit in der Bank zu finden, wo ich seinerzeit arbeitete. Das war ein sehr hartes unterfangen. Seinerzeit begnete man Leuten aus Polen noch mit Misstrauen und mit Geringschätzung. So brauchte es auch mehr als 50 Anrufe, persönliche Anfragen und schriftliche Bewerbungen, wo ich mich immer für meine Frau einsetzte. Schlussendlich fand sie eine Arbeit als Sachbearbeiterin. Sie musste unten durch, sie war ja aus Polen, branchenfremd und auch ihr Studienabschluss entsprach nicht dem gewünschten Profil. Zusammen schafften wir es aber. Ich ermunterte sie immer wieder, gab ihr immer wieder Tips und Ratschläge, wie sie mit schwierigen Situationen umgehen soll.
Heutzutage ist die Situation ganz anders. Ich bin arbeitslos und ohne Aussicht auf einen neuen adäquaten Job (Bankgeheimnis wurde abgeschafft, günstige europäische Arbeitskräfte überfluten den Schweizer Arbeitsmarkt, Stellen werden abgebaut, etc) und meine Frau wurde ins mittlere Management befördert und sie leitet ein Team. Sie ging vor mir aus dem Haus und kam spät nach Hause. Und oftmals hatte sie auch abends geschäftliche Pflichten, angeblich.
Kinderkriegen ist schon seit Jahren kein Thema mehr für meine Frau. Immer wieder neue Ausreden. Ich liess mein Sper. untersuchen. Alles ganz gut. Ich schickte sie dann auch zum Untersuch. Angeblich auch alles gut. Aufgrund von durch mich verursachtem Stress sah sie sich aber nicht in der Lage schwanger zu werden. Des weiteren fühlt sie sich in unserer schäbigen Wohnung so unwohl, dass es auch darum nicht geht. Alle anderen haben ja eine anständige und standesgemässe Wohnung, nur wir nicht Ich bestand jedoch darauf, dass wir eisern sparen, damit wir uns eine schöne grosse Wohnung oder ein Haus kaufen können, wenn sie dann mal endlich schwanger sein sollte.
Ich wurde durch diese Hinhaltetaktik zunehmend launischer. In den letzten drei Jahren stritten wir, Teilweise auch wirklich heftig. Ich war dabei zuweilen laut und aufbrausend. Geschlagen habe ich sie jedoch nie, das könnte ich auch nicht. Dennoch warf sie mir gegen den Schluss des Öfteren vor, sie hätte Angst vor mir. Beim Streiten zitterte sie teilweise. Ich erfuhr aufgrund von Internetrecherche zwischenzeitlich, dass lautes Streiten für eine Frau tatsächlich Gewalt darstellen kann. Aus ihrer Sicht mussten diese Streitereien also die Hölle gewesen sein
Nebst dieser ungesunden Entwicklung ging ich vermehrt meinem Hobby nach: ich verreiste mal dorthin mal dorthin. Ich dachte, dass ich das als Arbeitsloser ja tun könne, denn, wenn ich wieder einen Job habe, wird das nicht mehr möglich sein. Während unserer Ehe absolvierte ich auch noch zwei Nachdiplomstudien, wodurch ich auch sehr oft ausser Haus war. Eine Affäre hatte ich während dieser Zeit nie, auch wenn mir meine Frau das hin und wieder unterstellte (weiss aber nicht, ob sie das ernst meinte).
Eins kam also zum anderen. Sie fühlte sich in unserer Studentenwohnung nicht nur unwohl, sondern auch einsam. Sie fand zwei polnische Freundinnen, mit denen sie fortan ständig unterwegs war, wenn ich weg war. Zwischenzeitlich erfuhr ich, dass sie das Nachtleben rege genoss. Ob da was mit einem anderen Typen lief kann ich nicht beurteilen. Auf Facebook etc liess sie sich jedoch ständig mit der einen Freundin abbilden, ich spielte in ihrem Leben gar keine Rolle mehr. Zu den Freundinnen ging sie immer ohne mich. Ich durfte bei beiden nur die ersten beiden male mitkommen. Danach nicht mehr, weil sie mich angeblich hassten, weil ich immer «so klugsch.risch» füberkäme. Und zu uns lud sie auch nie jemanden ein, weil sie sich für unsere schäbige Wohnung schämt. Mit meinen Freunden freundete sich meine Frau auch nie an. Zunehmend ging jeder seine eigenen Wege.
DAS ENDE NAHT
Dann kontaktierte mich im Februar, also etwa ein Monat bevor Schluss war, die Frau eines befreundeten Paares. Wir sahen diese Leute schon seit über einem Jahr nicht mehr. Der Mann realisierte, dass wir Eheprobleme hatten und lobte dann meine Frau immer in den höchsten Tönen und machte ihr Komplimente. Zu seiner eigenen Frau war er kalt und abweisend (wie ich zu meiner Frau). Dieses Verhalten missfiel sowohl mir als auch der anderen Frau. So. Dann kontaktierte mich also die andere Frau und zeigte mir einen gelegentlichen SMS-Kontakt zwischen ihrem Mann und meiner Frau
Ein Wir-Gefühl von ihrer Seite gab es schon gar nicht mehr. Immer sprach sie nur noch von ich und du.
Am zweitletzten März-Wochenende planten wir zusammen eine Reise nach Polen. Zum einen nach Warschau und zum anderen zu Ihrer Familie. Am Abend vor unserer Abreise entdeckte ich, dass meine Frau längere Korrespondenzen mit ihrem Ex aus Polen führte. Und daneben führte sie merkwürdige Korrespondenzen mit einer polnischen Freundin aus der Schweiz mit viel «I love you» und so [Anmerkung: war das in Tat und Wahrheit ihr neuer Lover]? Das gab ein riesen Streit! Wir verpassten dann auch den Flug nach Warschau. Schliesslich rauften wir uns wieder zusammen und buchten für den nächsten Tag einen neuen Flug (was natürlich sehr teuer war). In Polen ging sie dann alleine zu ihrer Familie (sie wollte mich nicht dabeihaben). Am Montag trafen wir uns in Warschau. Wir verbrachten zwei harmonische Tage, gingen auch noch ins Kino und hatten Spass zusammen.
Am Dienstag 28. März flog ich nach Frankfurt, wo ein Studienkollege von mir drei Tage einen beruflichen Aufenthalt hatte. Er buchte ein schönes Wellnesshotel und lud mich ein. Da ich eh arbeitslos bin begleitete ich ihn, meine Frau kennt ihn und ermutigte mich sogar.
DAS ENDE BRUTAL... ABER ES BESTEHT NOCH HOFFNUNG
Am Freitag 31. März kam ich spät abends zurück aus Frankfurt. Das Licht war aus, ich dachte, dass meine Frau bestimmt schon schläft. Als ich dann die Türe öffnete der Schock ALLE Sachen meiner Frau waren weg! Nur den Ehering, das Hochzeitskleid und einen kurzen Abschiedsbrief hinterliess sie mir!
Wow, sowas brutales kann man sich gar nicht vorstellen, wenn man das selbst nicht erlebt. Nach 13+ Jahren Beziehung/8+ Jahren Ehe tat sie mir sowas an! Ich fasste es nicht. Meine Gefühle spielten Achterbahn. Ich wusste, dass ich unbedingt «ruhig Blut» bewahren musste, wenn ich noch Hoffnung auf ein Zurück haben wollte.
DIE KONTAKTSPERRE
Ich informierte mich im Internet, wie in einem solchen Fall vorzugehen sei. Die einschlägig bekannten Ratgeber, welche auch hier im Forum diskutiert werden, raten einhellig, man solle eine Kontaktsperre einrichten. So schwer mir das fiel, ich tat es. Tapfer hielt ich diese Kontaktsperre während 14 Tagen durch.
Am letzten Donnerstag buchte sie in einem Hotel in der Nähe ihres Arbeitsplatzes ein Zimmer eine Tagesrate. Merkwürdig, nicht? Spontan dachte ich, dass sie mich mit einem Lover betrügt. Dann redete ich mir auch wieder ein, dass sie das Zimmer auch für ganz andere Zwecke gebucht haben könnte. Oftmals ist ein Sachverhalt nicht so, wie er auf den ersten Blick ausschaut.
Am Ostersonntag schrieb ich meiner Frau eine E-Mail. Unter anderem bat ich sie, mich zu kontaktieren, wenn sie soweit ist, dass wir vernünftig und ohne Vorwürfe miteinander reden können.
Inzwischen sind vier Tag vergangen, ohne auch nur die leiseste Meldung meiner Frau. Auf WhattsApp hat sie mich zwischenzeitlich blockiert. Davon gehe ich jedenfalls aus, denn ich kann ihren Online-Status auf einmal nicht mehr sehen.
Gestern traf ich einen Leidensgenossen aus dem Forum hier. Wir diskutieren beide unsere Schicksale. Er wurde von seiner Frau während Monaten betrogen. Ist auch ein ganz starkes Stück. Immerhin machte mir dieses Gespräch wieder Mut.
DER SCHLAG INS GESICHT DER NEUE AN IHRER SEITE
Heute Nacht erfuhr ich nun, dass es meiner Frau bestens geht. Sie hat bereits letzten Mittwoch, zusammen mit ihrem neuen Freund, eine Wohnung an einem anderen Ort besichtig. Heute teilte sie dem Vermieter mit, dass ihrem Freund und ihr die Wohnung sehr gut gefalle und sie gerne per 1. Mai einziehen würden!
Für mich bricht nun endgültig eine Welt zusammen! Die Frau, die ich so liebte und die ich immer noch liebe, tut mir sowas an! Das hätte ich in meinen schlimmsten Alpträumen nicht für möglich gehalten. Wut, Trauer, Enttäuschung, und noch viele weitere Gedanken wechseln sich jetzt im Sekundentakt! Wow, ich fühle mich, wie wenn meine Seele bei lebendigem Leibe verbrannt wird, wie im Fegefeuer!
Zur Zeit wohnt sie zusammen mit ihrem neuen Lover bei einer polnischen Freundin, nur knapp einen Kilometer von mir entfernt!
WEITERES VORGEHEN? FRAGE AN DIE COMMUNITY
Die Diskussion ist eröffnet... Ich weiss nicht mehr weiter. Die einschlägigen Ratgeber sagen, dass man sich auch in einem solchen Falle, wo ein neuer Lover da sei, ruhig verhalten müsse. In ein paar Monaten würde sie evtl. zurückkommen. Ich bin jetzt ganz und gar nicht der Typ, der sich sowas gefallen lassen möchte. Es kann doch nicht sein, dass sich irgend ein dahergelaufener Trottel eine Frau, die noch in der Ehe ist, schnappt und mit der eine neue Wohnung bezieht. Bin ich denn da im falschen Film oder was?
19.04.2017 23:41 •
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