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Sich selbst verloren und nun?

Piper2603
Hallo liebe Gemeinde,
um mich und mein(e) Problem(e) zu erläutern muss ich kurz in meine frühste Kindheit abschweifen. Als meine Mutter schwanger war, war die Ultraschall-Untersuchung noch nicht begleitender Bestandteil. Somit wurde nicht frühzeitig erkannt, dass sich die Nabelschnur um die sich gerade erst entwickelnden Finger gelegt hat, die Finger wuchsen dadurch in die Nabelschnur ein. Dies hatte zur Folge, dass mir an der rechten Hand Fingerglieder fehlen, nur der Daumen ist dort vollständig und an der linken Hand sind Zeige- und Mittelfinger verkrümmt, zu kurz und versteift. Dies hat mir keine einfache Kindheit bescherrt, ich wurde nicht nur oft, sondern meist gehänselt (ich bin ihnen heutzutage aber nicht mehr böse, wir können oft mit so etwas nicht umgehen), dies zog sich dann wie ein roter Faden durch durch mein Leben, es war für mich schwer einem gleichaltrigen Mädchen näher zu kommen, ich hatte dadurch erst mit 24 eine Freundin und die war auch noch 18 Jahre älter als ich. Ja selbst in der Arbeitswelt stieß ich immer wieder auf Unverständnis und Vorurteile, die es mir ebenfalls schwer machten einen Job zu finden. Dennoch schaffte ich es ja, auch mir einen Freundeskreis aufzubauen und ja eben mit 24 auch die Liebe erleben zu dürfen. Doch durch meine Erfahrungen hatte sich eine große Verlustangst in mir breit gemacht, die zur Folge hatte, dass ich immer brav nur das tat was die Anderen wollten (sowohl im Freundeskreis, in der Partnerschaft und im Arbeitsleben). Dies hat dazu geführt, dass ich schwere bis hin zu schwersten Depressionen bekam (Diagnose nach mehreren Klinikaufenthalten und einer jahrelangen Therapie, schwerste depressive Episoden und Angststörungen). Dies bekomme ich zwar Dank der Therapie in den Griff (ich merke wenn ich in eine solche Episode komme und weiß was ich tun kann um dem entgegenzuwirken), doch ich weiß nicht mehr, was mir Spaß macht, wozu ich Lust habe, versteht es jetzt nicht so, dass ich auf der Couch sitze und mir nicht einfällt was man machen könnte, sondern dass ich bei nichts was mir einfällt in mir verspüre dazu habe ich jetzt Lust, das will ich machen Und selbst wenn ich mich dann aufraffe um das was mir eingefallen ist in die Tat umzusetzen, verspüre ich keinen Spaß dabei und verliere auch ganz schnell das Interesse es weiter zu machen. Ich habe mich selbst verloren und weiß grad nicht wie ich das ändern kann.
Lieben Gruß

21.07.2022 10:38 • x 1 #1


Heike1307
Ich würde sagen, lass es doch erst mal so laufen. Setz dich nicht unter Druck. Du musst gar nichts müssen. Das findet sich von ganz allein.
Hast du Freunde, Bekannte mit denen du was machst?
Bei mir hat es sich ganz von allein gegeben. Ich habe gestöbert, gesucht und mich mitreißen lassen. Habe auch vieles probiert und wieder sein gelassen.

21.07.2022 12:04 • #2


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Sich selbst verloren und nun?

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Piper2603
@Heike1307 Danke für Deinen Rat, aber die Depressionen z.B. habe ich schon seit fast 40 Jahren, habe aber erst vor 4 Jahren (durch selbst erkannte Suizidgedanken) erkannt was mit mir los ist und mir Hilfe gesucht und dieses geschilderte Problem habe ich ja nicht erst seit Gestern, sondern seit 4 Jahren. Nein ich habe keine engen Freunde, liegt aber daran, dass ich nicht wieder in die Situation geraten möchte, wieder nur das zu tun was andere machen wollen

21.07.2022 12:22 • #3


Piper2603
Vielleicht sollte ich noch erwähnen, es gibt schon Menschen in meinem Leben, mit denen gehe ich auch mal einen Kaffee trinken oder ein Eis essen und man unterhält sich über Gott und die Welt und ich empfinde ja nicht alles als schlecht, aber zwischen Schlecht und Juhu liegt ja eine Menge mehr, wenn ich es in einer Skala von 1 bis 10 ausdrücken würde, wobei 1 Schlecht ist und 10 Juhu, liegt das dann immer zwischen 3 und 4 und ja, sogar S.. liegt nur noch maximal bei 4

21.07.2022 12:37 • #4


Heike1307
Zitat von Piper2603:
Nein ich habe keine engen Freunde, liegt aber daran, dass ich nicht wieder in die Situation geraten möchte, wieder nur das zu tun was andere machen wollen


Na soooo eng brauchst du es ja auch nicht kommen zu lassen. Es reicht ja, mit Menschen in Kontakt zu treten und eben das zu geben, was du zu geben bereit bist. Was machst du in deiner Freizeit? Depressionen können ausbremsen, das stimmt. Ich nehme aber mal an, dass du medikamentös eingestellt bist und auch sonst in Behandlung bist/ warst. Also gibt es da schon eine Grundlage.

21.07.2022 12:38 • #5


Piper2603
@Heike1307 ich unternehme schon was, schon allein um die Zeit totzuschlagen, mache Bergwanderungen, fahre Rad oder Treffe mich eben mit Bekannten auf z.B. einen Kaffee oder ein Eis und man unterhält sich, aber ich empfinde eben dabei kaum etwas, es ist zwar nicht schlecht, aber auch nichts wo ich sagen würde, dass will ich ganz schnell wieder machen

21.07.2022 12:41 • #6


Heike1307
Na ja, das musst du ja auch nicht. Gibt dir einfach Zeit. Was hilft es dir denn, dich unter Druck zu setzen? Man kann doch nicht einfach mal einen Knopf drücken und Bumms! habe ich wieder große Freude. Nein, das geht anders.
Und nur aus Langeweile etwas machen? Nee, das macht ja auch wirklich keinen Spaß. Dann lieber langweilen.

21.07.2022 12:46 • #7


Piper2603
Ich bin auch durch meine Erfahrungen in meinem Leben sehr introvertiert, halte mein soziales Umfeld bewusst klein und ziehe es vor mit einem davon etwas allein zu unternehmen, als als Gruppe

21.07.2022 12:49 • #8


CocosPool
Bist du aktuell noch in Therapie?
Falls nicht würde ich an deiner Stelle wieder damit anfangen.
Dein Trauma begleitet dich doch schon Jahrzehnte und ich glaube nicht das dafür der Zeitraum ausreicht den du bereits an Therapie hinter dir hast.

Ich bin eigentlich nicht dafür jemanden zu Tabletten zu raten, aber vielleicht würde es dir unter medikamentöser Behandlung besser gehen.
Falls du schon Medikamente nimmst, lass die Gabe umstellen auf etwas anderes, es dauert manchmal bis man das richtige gefunden hat.

Eine Depression ist eine ernste Erkrankung, es wird leider nicht helfen wenn du dich dich selbst dazu zwingen möchtest dein Leben zu genießen.

Wobei du das ja auch schon versucht hast.

Es wäre schade, wenn du dein Leben ohne weiter ohne Freude verbringt.

Und ohne Freunde, ich verstehe deine Angst vor dem verbiegen.

21.07.2022 12:50 • x 3 #9


Heike1307
Zitat von CocosPool:
Und ohne Freunde, ich verstehe deine Angst vor dem verbiegen


Ja, das verstehe ich auch. Aber man muss sich gar nicht verbiegen, das denkt man nur.

21.07.2022 12:55 • #10


Piper2603
@CocosPool ja ich nehme Tabletten, da ich aber auch eine Herzerkrankung habe, vertrage ich nicht jedes Präparat. Und es gibt ja auch Menschen in meinem Leben, mit denen ich mich gelegentlich treffe, man unternimmt eben nur nichts Großes zusammen. Ja ich habe Angst dass ich womöglich nie wieder Freude empfinden kann, hinzu kommt auch, dass die Hänseleien (Ablehnung) zwar gegenüber der Kindheit nachgelassen haben, aber nie ganz aufgehört haben und das hindert mich oft daran mich Menschen nähern zu können, ich habe ja öfter sogar ein Problem damit jemanden einfach nur nach der Uhrzeit zu fragen

21.07.2022 12:58 • #11


CocosPool
Ja das stimmt natürlich, aber er tuts ja unbewusst aus Angst vor Ablehnung.
Das müsste/ sollte/könnte er auch bearbeiten in der Therapie.
@Heike1307

21.07.2022 12:58 • #12


Ampelmännchen
Ich bin wahrlich kein Profi und aus der Entfernung ist es sicherlich nicht einfach etwas passendes dazu zu sagen...hast du schon mal mit deinem Therapeuten darüber gesprochen?
Nimmst du gegen deine depressiven Schübe Tabletten? Schlagen die eventuell auf das Gemüt und unterdrücken damit evtl. Hochgefühle?

Da du diese Krankheit ja nun schon viele Jahre mit dir rumschleppst könnte ich mir auch vorstellen, dass dein Körper, dein Kopf ausgelaugt ist. Es quasi verlernt hat sich wirklich gut zu fühlen. Das dein Hirn entsprechende Botenstoffe nicht mehr produziert und aussenden kann. Ist nur ´ne Theorie. Ob es so etwas weiß ich nicht.
Deinen Hormonspiegel kannst du ja aber mal abchecken lassen sofern noch nicht geschehen.

Von mir selber könnte ich dein Empfinden aber zum Teil wohl auch behaupten. Wobei mir dein Ausmaß ja nicht bekannt ist. So wirklich richtig Spass habe ich auch nur noch selten. Alles ist zwar ganz nett aber ein richtiges Glücksgefühl vermisse ich schon und bilde mir ein, dass es früher anders war.
Meine Vermutung ist die, dass ich vielleicht auch zu viel erwarte oder es in meinem Leben einfach Dinge gibt, mit denen ich so dermaßen nicht zufrieden bin, dass sie alles andere mit überschatten. Nicht falsch verstehen...mein Leben ist schon soweit ganz gut aber irgendwie fehlt einfach etwas bei vielem was ich tue.
Liegt eventuell aber alles auch am Alter. Wirklich Überraschendes gibt es kaum noch. Sehr viele Gefühle wurden alle schon mal gefühlt.
Ist vielleicht wie mit einem guten Witz. Beim ersten Mal lacht man sich schlapp. Beim zweiten Mal wird noch milder darüber gelächelt und beim dritten Mal bedeutet er gar nichts mehr.

21.07.2022 13:03 • x 2 #13


Heike1307
Zitat von Piper2603:
ich habe ja öfter sogar ein Problem damit jemanden einfach nur nach der Uhrzeit zu fragen


Oh, das kenne ich aus meiner Kindheit/ Jugend. Ich war auch sehr introvertiert. Meine Mutter hat dies aber noch bestärkt und mich absichtlich niedrig gehalten. Sie fragt heute noch manchmal (90 ) wen ich ihr erzähle, was ich grade so gemacht habe Waaaas? Das traust du dich?
Und du hältst dich durch deine Erfahrungen niedrig.

21.07.2022 13:03 • #14


CocosPool
@Piper2603 hast du das in deinem Erwachsenen Leben denn schonmal wirklich so erlebt, das aufgrund deiner fehlenden Gliedmaßen dann doch abgelehnt wurdest, obwohl ihr bekannte seid?
Also ich meine weil du sagst du versuchst es aus deiner Angst heraus allen Recht zu machen.
Versuche es doch NICHT allen recht zu machen, sondern so wie du dich fühlst.
Ich meine die Menschen mit denen du Kaffee oder mal Biertrinken ähnliches tust, Diamanten es doch gerne mit dir, sonst würden sie es doch nicht tun.
Also ist es wirklich nur die Angst?

Und was ist mit der Fortführung deiner Therapie?

21.07.2022 13:04 • #15


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