Ich bin gerade zufällig auf Deinen Thread gestossen und dachte mir erst: interessant.
Gann habe ich angefangen, alle Beiträge zu lesen und war gefesselt.
Unglaulich, was Du in kurzer Zeit nun alles durchschaut hast und vor allem, wie Du auf einmal Eigeninitiative bewiesen hast, indem Du Dir eine eigene Wohnung gesucht hast. Das verlangt eine Menge Mut, gerade weil er Dich ja systematisch klein gemacht hat, um Dich in seiner Hand zu haben. Deine Wandlung ist kinoreif, ganz ehrlich.
Ich kann mir gut vorstellen, dass es Dir nicht gut geht. Denn Du warst lange Zeit mit ihm zusammen und hast über die Jahre ja doch eine Bindung aufgebaut. Ein vollständiger Abschied kann Monate über Monate dauern, weil Du unbewusst eben doch noch an ihm hängst. Man kann Bindungen, auch wenn sie toxisch sind, nicht so einfach kappen.
Mir scheint, Ihr geht jetzt einen Zwischenweg, den der sog. Freundschaft. Also noch Verbindung, aber lockerer. Ob Dir das gut tut, musst Du selbst erfühlen. Wenn nicht, dann lass es sein. Gehe pfleglich mit Dir um und höre auf die Botschaften aus Deinem Inneren. Du hast das verlernt, vielleicht aber auch nie gelernt, Dich in den Mittelpunkt zu stelleen. Du hast ja praktisch für ihn gelebt, er hatte Dich in der Hand und er konnte Deine Gefühle steuern. Einmal Sonnenschein, dann wieder Eiseskälte
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Ich hate auch mal eine Beziehung mit einem, der Ähnlichkeiten aufwies. Bindungsvphobiker, ein Meister im 'Verdrehen von Worten und es ging so weit, dass ich iwann nicht mehr wusste, hat er nun Recht oder ich? Empfinde ich das aufgrund meiner inneren Ängste und Empfindlichkeit nur so oder liegt er vielleicht richtig?
Ich hatte mich selbst verloren. Die Beziehung dauerte nur 14 Monate, wir wohnten auch nie zusammen und er beendete damals die beziehung. Er tat den Schritt, den ich nie geschafft hätte. Prinzip Hoffnung. Warte nur uds sei verständnisvoll und gib nicht auf, dann wird er ... eines Tages ...
Er wurde natürlich nicht, nur ich wurde innerlich verzagt und war von Verlustängsten und düsteren Vorahnungen geplagt. Daher hat es mich so beeindruckt, dass Du eines Tages klar Schiff gemacht hast. Du wurdest handlungsfähig, Du hast auf einmal alles erkannt, während ich damals passiv blieb und auf Dinge hoffte, die nicht eintraten.
Ich habe alles in allem fast zwei Jahre gebraucht, bis ich richtig mit ihm abgeschlossen hatte. Natürlich verging der ärgste Kummer schneller, aber bis ich das wirklich verarbeitet hatte, dauerte es sehr lange. Heute ist er mir egal, wir haben keinen Kontakt mehr und ich wollte auch keinen.
Daher kann ich gut nachvollziehen, dass es Dir phasenweise nicht gut geht. Denn Du hast ja trotz allem etwas von Wert verloren und musst Dich erst in Deinen veränderten Lebensumständen zurecht finden. Das geht nicht so schnell wie man hofft.
Die Seele und die Gefühlsebene sind ja immer viel langsamer als der messerscharfe Verstand.
Ich wollte Dir nur sagen, dass ich Deinen Mut bewundere und Dir wünsche, dass Du eines Tages wieder ganz heil wirst. Ob er noch eine Rolle in Deinem Leben spielen kann, wird die Zeit zeigen. Und Du bist das Einknicken ja gewöhnt, er hat es Dir beigebracht. Oft spielen hier auch Kindheitserfahrungen eine große Rolle, die man ins Erwachsenenleben importiert.
Ich muss mich sehr anstrengen, um Liebe zu bekommen. Liebe gibt es nicht zum Nulltarif, Liebe muss man sich verdienen (im Härtefall auch mit Selbstaufgabe!). Ich muss mich anpassen, darf nicht aufbegehren (das schafft nur Konflikte und daher Frust), ich darf nicht ich sein. Ich spiele eh keine Rolle, ich werde nicht richtig wahrgenommen, ich bin unwichtig und meine Wünsche und Sehnsüchte spielen keine Rolle.
Viieles sind erlernte Verhaltensmuster, die man schon in der Kindheit verinnerlicht hat und nur schlecht wieder los wird. Man muss lernen, dass man ein Recht auf seine eigenen Empfindungen und Wahrnehmungen hat.
Ich hatte mal eine Kollegin mit einer ähnichen Geschiche. Geheiratet, eine Tochter, die er kalt stellte wie auch die Ehefrau. Schweigen, Abwendunge, Bestrafung durch eisige Kälte bei Aufbegegehren. Er traf alle Entscheidungen für sich, war lieblos und manipulativ. Aber sie wusste, irgendwann muss ich hier weg. Bloß wie? Sie hatte kein Geld, keine eigene Wohnung, vor allem aber Angst vor ihm, denn er würde sie nie gehen lassen. Das hätte Machtverlust bedeutet und sie hatte Angst vor einer gewalttätigen Reaktion. Irgendwann fuhr er weg, für zwei Tage. Er hätte erst mit ihr und der Tochter fahren wollen, entschied dann aber, es allein zu machen. Sie hatte nur die eine Nacht um zu verschwinden. Ihr Bruder kam mit dem Hänger, sie packte das Nötigste ein und verschwand mit der Tochter.Erst zu den Eltern, dann eigene Wohnung, viel Geld hatte sie nie.Sie hatte nie mehr eine Beziehung gehabt, aber sie wurde wieder glücklich. Sie ist heute begeisterte Oma von zwei süßen Enkelinnen, hat viel Verbindung zu ihrer Tochter und sie hat ein paar Freunde und eine Schwester, mit der sie viel unternimmt.
Ich wünsche Dir, dass auch Du wieder glücklich wirst!
Ach, was war mit ihm? Irgendwann Scheidung, sie vermied Kontakt mit ihm, zu viel Angst vor Nachstellungen, Stalking usw.
Jahre hat sie ihn nicht mehr gesehen. Eines Tages sah sie ihn irgendwo von weitem, er sie aber nicht, Er wirkte gebrochen und starb früh. Ein verwirktes Leben, aber ihr war es dann egal. Ich kann es bedauern, sagte sie, aber im Grund genommen geht es mir am Ar... vorbei. Es gibt wichtigere Dinge als ihn. Mich und miene Tochter und meine Schwester und meine Enkel.
Und was wurde mit meinem Exemplar? Keine Ahnung, er lebt und arbeitet und ist gesund. Ich sehe ihn nur ab und an dienstlich, heuzer aurgrund Corona gar nicht.
Bleib auf Deinem Weg! Chapeau, was Du bisher geleistet hast. Ich wollte Dir das nur sagen und Dir wünschen, dass Du Deinem Weg folgst. Das wird noch richtig gut, wenn Du erst Mal mit ihm innerlich abgeschlossen hast. Vielleicht kannst Du ihn in Deinem Leben noch vertragen, ohne Wünsche an ihn zu haben, vielleicht auch nicht.
Liebe Grüße
Begonie
05.11.2020 15:09 •
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