Wieviel Zeit habt ihr mitgebracht?
Meine Geschichte zieht sich über fast ein Jahr, und ich habe das Gefühl, momentan absolut nicht mehr weiter zu wissen. Freunde und Familie haben heute den Vorschlag gemacht, dass ich mich endlich in professionelle Hände begeben soll um für diese Geschichte ein Ende zu finden.
Aber von Anfang an...
Alles begann im September 2010. Ich bin bei einem großen deutschen Unternehmen für die Ausbildung unserer Mitarbeiter zuständig und war wie üblich auf einem Seminar unterwegs.
In der Pause wollte ich einem Kollegen ein wenig über die Schulter schauen und begab mich in seinen Schulungsraum. Was dann folgte, ist der Anfang meiner Leidensgeschichte... Ich kam herein, und die anwesenden Mitarbeiter trollten sich ein wenig da der Kollege kurz draußen war. Als ich in der Mitte des Raums ankam, sah ich wie eine sehr große Frau vornübergebeugt ihre endlos langen schwarzen Haare aufschüttelte und mit einer eleganten Aufwärtsbewegung über ihren Kopf nach hinten warf. In diesem Moment trafen sich unsere Blicke, ich sah in grüne Augen die in einem perfekt geformten, leicht geschminkten Gesicht standen. Wir standen gerade mal zwei Meter auseinander, ich erblickte sie in ihrer vollen Größe von beinahe 1,90 Meter (Ich bin selbst 1,95) und schaltete sofort auf hormonellen Autopiloten. Noch nie in meinen vierzig Jahren hatte ich eine solch attraktive und wirklich endlos wunderschöne Frau gesehen... Schlank, grazil, mit schmaler Taille, so zerbrechlich und ätherisch und doch so real...
Ich hörte meine eigene Stimme nur noch Du bist eine Augenweide! sagen und war für den Rest des Tages damit beschäftigt darüber nachzudenken, wie ich die junge Frau beeindrucken und ihre Aufmerksamkeit auf mich lenken könnte.
Vielleicht sollte ich der Umstände halber noch erwähnen dass ich zu diesem Zeitpunkt seit 12 Jahren glücklich verheiratet war, ohne einen Ausrutscher oder Trennungsgedanken.
Um das Ganze etwas abzukürzen: In den drei Tagen Seminar geschah nichts. Wir flirteten ein wenig, aber die respektvolle Distanz wurde von beiden Seiten sehr gut gewahrt. Nun ja, sie war ja auch Mitarbeiterin im Unternehmen, und auf Grund meiner exponierten Position war mir bewusst, dass ich so Einiges aufs Spiel setzen würde, sollte da etwas geschehen.
Nach dem Seminar gingen alle wieder getrennte Wege, und in den folgenden Monaten hatten wir lediglich zwei, dreimal Kontakt per Mail, wenn es um berufliche Dinge ging. Die Schmetterlinge waren weg, und ich war wieder glücklich daheim bei meiner Frau. Wie ich meinte...
In den kommenden Monaten bis zum Jahresende (ich hatte zwischenzeitlich keinen einzigen Gedanken an die Elfe verschwendet) kristallisierte sich heraus, dass meine Frau und ich unbemerkt schon seit Längerem wie Brüderlein und Schwesterlein nebeneinander lebten. Der S. war nach und nach eingeschlafen ohne dass man es vermisste, und durch meine häufige Reisetätigkeit hatten wir uns an getrenntes Leben gewöhnt.
Anfang Januar bat ich meine Frau um eine Aussprache, und sie reagierte erleichtert. Sie hatte es wohl auch schon länger bemerkt dass es nicht mehr so war wie früher, sich nur nicht getraut etwas zu sagen. Also beschlossen wir, die gemeinsame Wohnung aufzugeben und freundschaftlich weiterzumachen.
Im Januar (nach wie vor solo) ging ich eines Abends mit meinem besten Freund ein B. trinken. Es blieb nicht bei einem, und zu vorgerückter Stunde kramte ich mein Smartphone heraus. Ich wusste, dass ich mit der jungen Frau vom September auf einer sozialen Plattform befreundet war und dort ein Profilfoto von ihr zu sehen war. Bevor ich jedoch die Seite aufrief, wurde mir bewusst dass jetzt etwas geschehen würde, sollte ich mir wirklich das Bild anschauen. Die gleichen Schmetterlinge waren nämlich urplötzlich wieder da, nur flatterten sie weitaus stärker. So als ob es die ganze Zeit in mir geschlummert hätte...
Ich war betrunken, und es kam wie es kommen musste: Ich surfte zu ihrer Seite und starrte wie gebannt auf ihr Foto. Und als der Weisheit letzter Schluss schrieb ich ihr eine Nachricht. Den Text kenne ich heute noch auswendig: Hey Rapunzel, lass dein wundervolles schwarzes Haar für mich herunter...! Ich hatte nicht damit gerechnet dass sie genau in diesem Moment auf der anderen Seite der Leitung saß und prompt antwortete! Wir schrieben mehrere Stunden lang, und in den kommenden Wochen ergab sich ein regelmäßiger Kontakt, bei dem von beiden Seiten auf das Heftigste geflirtet wurde. Nach und nach kam man sich näher, gestand sich ein wie attraktiv man sich gegenseitig empfand und es wurde von Nachricht zu Nachricht intimer, bis wir beide schließlich beschlossen, uns zu treffen. Ob und was dann geschehen würde, überliessen wir dem Zufall. Aber bis zu diesem Zeitpunkt gab es (wie ich meinte...) keinerlei Geheimnisse mehr.
Wie es der Zufall wollte, musste sie im März ein Seminar besuchen, welches gleichzeitig mit einem meiner Schulungen zusammenfiel. So hatten wir die Möglichkeit, uns ohne weiteren Aufwand für drei Tage zu sehen und herauszufinden, ob man sich auch in natura so gefiele. Wir waren zu dem Zeitpunkt zwar über beide Ohren ineinander verknallt, aber in realiter ist das dann doch noch etwas anderes.
Als wir uns dann im Schulungshotel begegneten, war es wie eine Explosion... Ich sah sie, und mir wurde bewusst wieso sie mir nie aus dem Kopf gegangen war: Wenn ich sie anschaue ist es, als hätte jemand alles, was ich seit der Entdeckung meiner eigenen S. an Frauen attraktiv fand, aus meinem Kopf genommen und in dieser Frau zusammengebacken...! Vom Scheitel bis zur Sohle die perfekte Frau, zumindest was die Optik anbelangt. Wir trafen uns abends an der Bar, redeten nervös über belangloses Zeug und traten auf der Stelle. Als dann der Zeitpunkt des Zubettgehens näherrückte, war immer noch nichts geschehen und wir machten uns beide verstört und auch leicht enttäuscht über das Zaudern des anderen auf den Weg zum Aufzug. Im Aufzug wünschten wir uns nur noch eine gute Nacht, ich stieg in meinem Stockwerk aus und sie fuhr weiter.
In meinem Zimmer angelangt, hätte ich mich am Liebsten mit beiden Beinen selbst mit Anlauf in den Hintern getreten... Da wir schon seit Längerem per Handymessenger kommunizierten, dachte ich mir dass es nur wenige Augenblicke dauern würde bis sie mir etwas schrieb. Daher zog ich mich noch nicht aus. Und so war es: zwei Minuten später piepste das Handy und sie schrieb, dass wir wohl beide recht feige wären. Und da packte sie mich an der richtigen Stelle! Ich schrieb nur zurück Wir werden sehen wer feige ist, verliess sofort mein Zimmer und stand wenige Augenblicke später vor ihrer Tür.
Sie öffnete, schaute irritiert, ließ mich jedoch ein. Wir blieben beide im Flur des Zimmers stehen, schauten uns einen Moment an und dann packte ich sie. Die Welle die mich überrollte war unvorstellbar, und ihr sackten die Beine weg. Dabei hielt ich sie doch nur in meinen Armen, ihr Rücken war mir zugewandt und sie stieß hervor: Ich werde mich wehren, und ich werde das Licht ausmachen... Denn was ich nicht sehe, ist nie geschehen... Aufgrund meiner Kenntnisse in Sachen Kommunikation wollte ich sie warnen, ob sie denn wüsste was geschieht wenn man bewusst ein Sinnesorgan ausschaltet, dass dann alle anderen nur umso mehr registrieren würden. Es war ihr egal, doch meine Vermutung wurde im Laufe der nächsten Stunden bestätigt: Wir können heute, rund neun Monate später noch jede Berührung, jeden Atemzug und jeden Moment dieser Nacht wiedergeben. Es war stockdunkel, man konnte nicht die Hand vor Augen sehen.
Es gab nur Hände, Lippen und... Es war der beste S. meines Lebens, und das bestätigt sie auch. Noch nie vorher habe ich so etwas erlebt. Der Raum war verschwunden, die Zeit war ohne Bedeutung...
Es war um mich geschehen, ich war ihr nach all den Nachrichten und dieser unbeschreiblichen Nacht komplett verfallen. Und wie sie mir später erzählte, erging es ihr genau so. In der darauffolgenden Nacht ergab sich die gleiche Szenerie, und es war wieder genau so fantastisch... So als sei man füreinander geschaffen, anders kann ich es nicht schildern.
Die drei Tage vergingen wie im Flug, sie fuhr nach Hause und ich ebenfalls. Auf dem Nachhauseweg telefonierten wir mehrere Stunden, beide so unglaublich fasziniert von dem was geschehen war. Es wurde rasch klar, dass wir uns bald wiedersehen müssten, so verrückt wie wir aufeinander waren.
Sie trennte sich von ihrem Freund, doch da er länger brauchte um aus der gemeinsamen Wohnung auszuziehen, trafen wir uns von da an jedes Wochenende in Hotels und Pensionen. Es war harmonisch, verrückt und turbulent. Wie sich herausstellte, waren wir mit diesen Treffen jedoch weiter entfernt vom Alltag als uns bewusst war. Als sich der Zeitpunkt seines Auszugs näherte, beschlossen wir einen fliegenden Wechsel. Er zog aus, ich zog ein. Bis dahin intensivierten sich die Gefühle für sie so dermassen, dass ich nicht bemerkte wie ich nach und nach meine eigene Persönlichkeit aufgab um ihr alles, aber wirklich alles Recht zu machen.
Am Tag meines Einzugs gab es dann die erste Eskalation. Da sie eine voll ausgestattete Wohnung hatte und es ihr vorher auch absolut recht war, dass meine Frau dann den größten Teil des gemeinsamen Hab und Gutes behielt (was soll man auch mit zwei Küchen...), hatte ich lediglich wie besprochen meine Kleidung und persönliche Dinge dabei. In diesem Moment war ihr das aber absolut nicht mehr recht, und sie wurde aggressiv und meinte wütend, sie besäße alles in der Wohnung und ich käme mit leeren Händen. Wie ich mir das denn vorstellen würde?
Ich reagierte zurückhaltend und besänftigend, da ich Streit (so wichtig er auch ist) nicht mag und lieber erwachsen die Dinge kläre. Sie ließ sich jedoch nicht besänftigen, wurde nur umso wütender je ruhiger ich wurde, und sagte schließlich ich solle mich aus der Wohnung verpissen... Zu dem Zeitpunkt verfügte ich noch über genug Selbstbewusstsein, legte ihr die Schlüssel dahin und verliess die Wohnung in dem Bewusstsein, dass es das gewesen sei. Zum Glück hatte ich die alte Wohnung noch für ein paar Wochen und fuhr die rund 600 km noch in der gleichen Nacht zurück. Während der Fahrt schrieb sie mir diverse Texte per Handy, in denen es komischerweise kein einziges Mal um Gefühle, Verzeihung oder ähnliches ging. Stattdessen forderte sie von mir meinen Anteil der Miete für die kommenden drei Monate, bis die Kündigung durch sei... Ich war so perplex dass ich sagte, das könne sie schön vergessen, ich hätte schließlich keine Minute in der Bude gewohnt.
Ich war gegen 19 Uhr bei ihr angekommen, keine halbe Stunde geblieben und schließlich irgendwann am nächsten Morgen gegen fünf Uhr wieder in meiner alten Wohnung. Bis dahin war Funkstille, lediglich meine Frau hatte sich telefonisch gemeldet. Den Rest des Tages verbrachte ich im Bett, wütend und weinend und verletzt. An eine Situation erinnere ich mich genau: Meine Frau kam vorbei, setzte sich an die Bettkante und tröstete mich. Alles was ich sagen konnte war: Wie bekomme ich diese Frau aus mir heraus...? Eine Frage, die mich bis heute, acht Wochen nach der wirklichen Trennung, immer noch beschäftigt. Ich war noch nie in meinem Leben so verliebt, ja vernarrt, verloren, süchtig wie nach dieser Frau...
Am folgenden Tag entschuldigte sie sich, sagte wie sehr sie mich vermisse und dass sie das nur aus Angst vor der Zukunft getan habe. Nach wenigen Stunden war alles wieder in Butter, und ich fuhr erneut die 600 km, zog bei ihr ein und wir verlebten die kommenden Wochen in relativer Ruhe.
Doch nach und nach fühlte ich mich immer unwohler. Sie geriet bei der kleinsten Kleinigkeit aus dem Häuschen, regte sich über alles und jedes auf und wurde schließlich sogar persönlich und gemein. Schlimmste Schimpfwörter schrie sie mir entgegen, und in den kommenden Monaten nahm ich noch viermal Reissaus. Nun werden Sie sich sicher fragen: Junge, wieso hast du dir das überhaupt angetan?
Aber ich darf Ihnen sagen, dass ich bis zum heutigen Tage so dermassen verliebt in diese Frau bin, dass auch jetzt das kleinste lockende Wort von ihrer Seite genügt, und ich hänge wieder an der Angel...
Sie hat sich in den Tagen der unfreiwilligen Trennung größte Mühe gegeben, sämtliche Leute aus Familie und Bekanntenkreis durch geschicktes Verdrehen von Fakten davon zu überzeugen dass es jedesmal mein Fehler war...
Um mal langsam zum Schluss zu kommen:
Vor acht Wochen beendete sie die Beziehung. Ich war am Boden zerstört, und auch jetzt befinde ich mich in einem Teufelskreis aus Wut, Verlangen und tiefster Zuneigung. All die Dinge, die mir an ihr in den letzten Monaten auffielen, habe ich intensiv recherchiert und bin schlussendlich zu der Erkenntnis gelangt, dass diese Frau unter extremem Narzissmus leidet.
Narzissten leiden unter einem sehr geringen Selbstwertgefühl und erledigen daher ihre Arbeit und das Privatleben mit einem perversen Perfektionismus. Problem dabei ist, dass sie sich ein Idealbild eines Partners zurechtlegen, welches sie dann auf den jeweiligen Partner projizieren. In dem Zusammenhang fiel mir auf wie sie mich von Anfang an vergötterte und als Traummann bezeichnete. Meine Warnung, dass ich beim kleinsten Vergehen nur umso tiefer fallen würde, ließ sie unbeachtet.
Wenn man dann als Normalo auch nur eine Spur von diesem Ideal abweicht (da reicht nur mal unpünktlich sein oder beim Einkauf etwas vergessen), wird man direkt als Mensch und Person komplett verächtlich behandelt. Wertlos, unnütz, austauschbar. Und genau so war es all die Monate. Dazu haben Narzissten auch noch eine perfide Rethorik, mit der sie es schaffen dass man sich tatsächlich als der Schuldige fühlt.
Was dann folgt, sind Selbstzweifel (ich war doch lange Jahre verheiratet, und davor hatte ich auch zwei langfristige Beziehungen?) sowie eine schleichende Unterwerfung. Man versucht alles, aber auch wirklich alles um es der Partnerin Recht zu machen. Bis zur Selbstaufgabe...
Zum Glück habe ich ein paar sehr gute Freunde, die mich immer wieder gewarnt haben. Bleib weg von der Frau, geh nicht zurück! Doch irgendwann habe ich sogar diese Freunde belogen und betrogen, nur um heimlich zu ihr fahren zu können.
Nun habe ich seit einigen Tagen kaum noch Kontakt zu ihr, bis auf einige wenige Messengernachrichten. Es ist fast nicht auszuhalten. Ich könnte auch jetzt, wo ich hier sitze, sofort meine Tasche packen und zu ihr fahren.
Was mich hier hält? Sie hat heute abend betriebliche Weihnachtsfeier, und wie ich vor einigen Tagen erfahren habe, hat sie sich wohl ein neues Opfer ausgesucht. Und der Knabe ist heute abend auch da.
Sie schickte mir vor einer Stunde noch Fotos von sich, wie sie zurechtgemacht ist. Unvorstellbar, wie schön diese Frau ist. Doch ich will nicht mehr.
Will ich nicht mehr...? Ich kann nicht mehr! Am Montagmorgen werde ich einen Psychologen aufsuchen und professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. So kann es nicht weitergehen, ich bin vierzig und dabei mein ganzes Leben wegen einer 15 Jahre jüngeren Frau zu vernichten.
So, wer bis jetzt durchgehalten hat dem möchte ich für das Interesse danken. Falls ihr Fragen habt, schreibt mich an, ich will jedem helfen, der in den Fängen eines Narzissten ist und nicht weiss wie er (oder sie) daraus entfliehen kann.
Als Buchtipp möchte ich dem (oder der) jenigen noch Zickensklaven - Wenn Männer zu sehr lieben ans Herz legen. Als ich es das erste Mal las, traute ich meinen Augen nicht. Es war, als hätte mir jemand in den letzten Monaten jede Sekunde über die Schulter geschaut... Ich las es in drei Tagen zweimal durch.
Beste Grüße,
Ritter_oder_Narr
PS: In den letzten elf Monaten ist so viel geschehen, dass es sich wie drei Jahre anfühlt...
17.12.2011 20:41 •
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