Weißt Du, ich find das langsam ein bisschen wie eine Ausrede, wenn so etwas gesagt wird wie der Kopf weiß es, aber das Herz nicht. Du bist nicht die Einzige, die das schreibt und ich frage mich da mittlerweile warum (vor allem, aber nicht ausschließlich) wir Frauen diese Ausrede gebrauchen.
Ich meine wird uns in der Kindheit eingebleut, dass Liebe nun mal nicht abgestellt werden kann und somit müssen wir bei allen Menschen bleiben, die wir lieben unabhängig davon, wie es uns dabei geht?
Wurden wir dazu erzogen, dass wir alles zu erdulden und zu erleiden haben, weil wir Frauen sind und es besser wissen sollten und die Männer eben so sind? Dass wir eben - weil wir Mädchen sind - mehr verzeihen müssen, denn Jungs sind eben viel rüpelhafter (sie wissen es eben nicht besser)?
Sind das unsere Schlüsse aus diesen ganzen Prinzessinnenmärchen? Wir müssen nur lange genug warten und genug leiden und dann kommt der Prinz und rettet uns? Dass Liebe aus Leid entsteht?
Was lässt uns denn unsere Gefühle über unser Wohlbefinden stellen? Über unser Glück?
Jetzt werde ich mal ein bisschen philosophisch :
Du weißt, dass die Sache Dir weh tut, dass Du leidest, dass es Dir schlecht geht. Trotzdem machst Du das.
Und dann kommen solche Sätze wie Ich würde ja gerne weg davon, aber.
Woran erinnern Dich diese Sätze? Na? Die könnte doch auch von einem Alk., H.- oder Tablettenabhängigem kommen, oder?
Und zwar in einer Phase, in der sie genau wissen, dass das so nicht gut ist, aber noch nicht den Willen haben damit aufzuhören. Denn - sind wir ehrlich - wenn die Dro. gerade da ist (Tbk, B., Mann), dann fühlt es sich absolut genial an. Die Endorphine tanzen Samba und man fühlt sich absolut gut. Und dass dann die restlichen 23 Stunden auf diese eine Stunde hingelitten wird, dass wird irgendwie ausgeblendet.
Es ist doch nicht so, dass wir Menschen nicht Herr über unseren Körper wären? Wir schimpfen auf Kerle, die nur an das Eine denken und ihren Verstand mal eben abgeben, sobald ein kurzer Rock auftaucht. Da sagen wir doch auch Gott gab uns die Impulskontrolle, das unterscheidet uns von den Tieren. (Obwohl die auch nicht mit jedem schl., der gerade verfügbar ist. Die würden dann nämlich gefressen werden.). Wo ist denn bitte der Unterschied zu Gefühlen? Warum lassen wir in solchen Situationen, wie Du es bist, über uns und unser Leben entscheiden - wohlwissend, dass sie in bestimmten Momenten gefährlich sind?
Meine Theorie? Es ist gegenüber Außenstehenden und vor allem dem eigenen schlechten Gewissen gegenüber legitimer zu sagen das ist das Herz, was nicht loslässt. Denn wenn man sagt, ich liebe ihn auch nicht mehr, kommen automatisch die Fragen: Wieso gehst Du dann nicht? Also sucht man sich eine super Ausrede, gegen die keiner so richtig was sagen kann, ohne dass er als kaltherzig abgestempelt wird (so ähnlich wie ich bin gegen Fisch allergisch, damit man ihn einfach nicht essen muss).
In Wahrheit ist es meiner Meinung nach schlichtweg (zumindest in vielen Fällen) Angst. Angst, dass man niemanden mehr findet; dass man zumindest eine Weile wieder allein ist; dass man weiß, dass man derzeit von keinem Partner geliebt wird; dass man sich selbst vielleicht dadurch herabwertet; dass man in der Familie manchmal mit einem mitleidigen Lächeln rechnen muss, wenn man sich als Single outet. Einer hat hier etwas über Dein Früchtchen geschrieben er weiß halt, was er hat in der Beziehung und genau das trifft auch auf Dich zu (und auf einige andere mehr, z.B. meine glorreiche Schwester):
Du weiß jetzt, was Du hast. Es mag nicht toll sein und definitiv nicht das, was Du wolltest. Aber es ist mehr, als niemanden zu haben. Ihn jetzt verlassen heißt auch, dass Du in das Unbekannte startest. Du weißt nicht, welcher Idiot als nächstes auf der Matte steht, ob Dein neuer Freund Dich betrügt, schlägt, psychisch fertig macht, Dein Hobby nicht akzeptiert usw.
Und deswegen behält man lieber den Spatz in der Hand, als die Taube auf dem Dach. Man setzt sich Fristen und verlängert diese, wieder und wieder. Man sucht und findet Gründe zu bleiben - hab ich doch letztens noch gelesen Versicherung, gemeinsame Wohnung oder wie Du mein Herz kann nicht anders.
Nur, damit stiehlst Du Dir Deine Zukunft, Dein Glück, Deine Zufriedenheit. Glaubst Du, er denkt darüber auch ansatzweise nach? Der denkt über keine von Euch Beiden nach. Warum dann so viele Gedanken und Gefühle an ihn verschwenden?
Ich sage nicht, dass Du Dir Deine Gefühle einbildest oder dass es nicht weh tut jemanden zu verlassen, selbst wenn es so ein Kerl ist. Und Du wirst trauern, keine Frage. Du wirst leiden und Du wirst zweifeln. Nur - wo ist der Unterschied zu jetzt?
Die Antwort ist relativ einfach: Der Trennungsschmerz wird weniger, die positiven Gefühle werden irgendwann überwiegen.
Wenn Du bleibst, wird es nicht besser (vom schlechter werden ganz zu schweigen).
Also: Frag Dich ernsthaft, warum Du nicht den Schritt machst. Frag Dich ernsthaft, was Du mit der Aussage mein Herz weiß es nicht eigentlich meinst. Sieh in den Spiegel, wenn Du Dir selbst die Fragen beantwortest. Dann weißt Du nämlich sofort, ob Du Dir selbst etwas vormachst.
Ich wünsche Dir viel Kraft, ein bisschen mehr Mut und vor allem, dass Du damit abschließen kannst und Dich frei machst für einen Mann, der nur Dich will und dafür keine Jahre braucht, um das herauszufinden. Denn solch einen Partner verdienen wir alle.