Hallo Gast17!
Vielen Dank für deine wirklich schön geschriebene Antwort!
Zitat von Gast17: Was du geschrieben hast bezüglich Liebeskummer vs Demütigung finde ich auch interessant. Gerade in Bezug darauf, dass er anfänglich gar nicht so dein Typ war. Glaubst du, dass diese Verliebtheit bestehen bleiben würde, wenn er dich zu sich lassen würde?
Ich kann mich nicht mehr sehr gut daran erinnern, wie ich ihn zunächst wahrgenommen hatte. Aber an eines erinnere ich mich. Prinzipiell war das aber so, dass ich verheiratete/gebundene Männer nie besonders beachtet habe. Nicht mal aus moralischen Gründen, sondern weil ich automatisch davon ausging, dass sie glücklich vergeben sind und gar kein Interesse an mir haben können. Habe mich nie groß damit befasst. Nachdem wir einige Zeit miteinander zu tun hatten und er mir schon deutlich zeigte, dass er mir interessiert ist, habe ich mal in einer ruhigen Minute überhaupt das erste Mal darüber nachgedacht, wie eine Affäre denn so sein könnte. Ich weiß noch wie ich dachte: Hm, eigentlich ganz reizvoll. Und er ist nett. Wie schade, dass er nicht mein Typ ist. Ich nahm mir vor ihn, mir beim nächsten Mal (damals sahen wir uns auf seinen Wunsch hin regelmäßig) genauer anzusehen. Dann kam dieses nächste Mal und als er mit einem strahlenden Lächeln auf mich zuging, fand ich ihn auf einmal sehr anziehend. Er gab sich auch alle Mühe sich von der besten Seite zu zeigen. Verliebt habe ich mich etwas später, als dieses Superheldengehabe etwas ablegte und offener wurde. Da gab es noch überhaupt keine Abweisungen oder Demütigungen.
Zitat von Gast17: Was sein Alter anbetrifft, da kann ich mir vorstellen, dass er Angst hat. Er ist sich auch unsicher, ob du ihn nicht irgendwann fallen lassen wirst / fallen gelassen hättest. Was die Äußerlichkeiten angeht, bist du sicherlich die Stärkere. Was meinst du eigentlich mit angemessener Rache?
Völlig zu Unrecht.
Angemessene Rache = Er hat es mir sehr schwer gemacht, ihn zu vergessen. Er hat sich über Monate um mich bemüht und als er mich haben konnte, wusste er auf einmal nicht, ob er sich das leisten kann. Und dann ginge es viele Monate lang hin und her. Bis es sozusagen 5 vor 12 war und er genau da wohl kalte Füsse kriegte. Er versetzte mich ganz kurzfristig, versprach einen neuen Termin auszumachen. Verschwand für mehrere Wochen. Entschuldigte sich, sprach von Problemen, bat mich, es nicht persönlich zu nehmen. Er würde sich melden. Das tat er auch wieder viele Wochen später mit einer ganz kurzen WA, in der ihm auf einmal einfiel, dass er ja verheiratet ist und seine Frau was dagegen haben könnte. Ich akzeptierte es. Es vergingen Monate. Wir sahen und wieder und ich hoffte, er würde mir doch ein wenig erklären, was los gewesen ist. Stattdessen war er sehr distanziert und fragte mich völlig gleichgültig, ob ich denn schon jemand anders hätte. Dabei habe ich mir in den Monaten zuvor die Augen ausgeweint, depressive Symptome entwickelt, habe eine Therapie angefangen und Medikamente genommen. Ich war von der ganzen Situation so erschlagen, dass ich in dem Moment kaum etwas herausgebracht habe. Habe nur traurig zum Boden gesehen, glaube ich. Jedenfalls wünsche ich ihm zumindest einen Bruchteil von diesem Schmerz. Z.B. dass ihm doch einfällt, dass er mich mal anziehend fand und die Chance aus eigener Feigheit verpasst hat. Oder dass er sich schämt, so eine Schmierenkomödie mit einer fragilen Frau abgezogen zu haben, die nach einer schlimmen Ehe, alleine ein Kind durchbringt und sich damals auch noch vor ihrem Ex fürchten musste und die sich in ihn verliebt hatte, nadem er sie umgarnt hat. Oder zumindest, dass er nicht mehr weiß, ob ich denn noch so von ihm begeistert bin und sich doch ein wenig aus seiner Komfortzone herausbewegen muss, um es zu erfahren.
Zitat von Gast17:
Ich kenne folgende Situation auch: Trennung / Scheidung vom langjährigen Ehepartner, dann die ersten Monate ein richtiges Aufblühen(!), obwohl man eigentlich traurig sein müsste/sollte. Alles geht leicht, die Welt ist rosa, man strahlt pure Energie und Lebensfreude aus und ist deswegen unheimlich attraktiv. Viele Leute des anderen Geschlechts interessieren sich für einen. Man denkt es geht immer so weiter. Dann kommt so jemand wie bei dir der Arzt, es läuft anfangs richtig toll, aber dann kommt es ins Stocken und die ganze Leichtigkeit ist mit einem Schlag dahin. Man erinnert sich wehmütig an diese Zeit der Erleichterung/Freude kurz nach der Scheidung zurück, aber die Gefühle des Bäume ausreißen könnens wollen sich nicht wieder einstellen. Die Leichtigkeit ist wie weggeblasen und man kriegt sie einfach nicht mehr her. Diese Trennung nach einer so kurzen Geschichte, bei der es nicht mal zu richtigem S. kam tut viel viel mehr weh und ist viel langwieriger und emotionaler als die Trennung vom langjährigen Partner. Man hat das Gefühl, ganz ganz nah an einem viel besseren Partner drangewesen zu sein als am Ex-Ehepartner, aber dieser neue potentielle Partner, der für all die schlechten letzten Ehejahre mit einem Schlag mehr als entschädigt hätte (blödes und gemeines Wort dem Ex-Ehepartner gegenüber, aber so fühlt es sich an), zerinnt einem zwischen den Fingern wie Wasser, das man mit den Händen nicht festhalten kann und man kann nur fassungslos zusehen während das geschieht.
Genau so ist es. Du hast es wunderschön beschrieben.
Zitat von Gast17: Zu deinem Brief: Männern geht es sicherlich *nicht* anders als Frauen. Wenn so ein intimer Brief kommt, in dem man das Herz öffnet, vergisst das auch kein Mann. Auch egal von wem er kommt. Und in deinem Fall ist es ja nicht irgendwer, der den Brief geschrieben hat, sondern eine Frau, die er mal sehr attraktiv fand (und vermutlich/vielleicht immer noch findet). Er hat den Brief mit Sicherheit nicht vergessen.
Er hat ihn jedenfalls nicht beantwortet, wobei ich auch geschrieben habe, dass ich keine Antwort erwarte und alles andere als aufdringlich sein möchte.