Hallo liebes Forum,
nachdem ich jetzt schon eine Weile anonym mitgelesen habe, hoffe ich, ihr habt vielleicht auch in meinem verfahrenen Fall einen Rat für mich.
Am Besten fange ich einfach mal chronologisch von vorn an: vor etwas mehr als 12 Jahren habe ich über eine Onlineplattform eine Frau kennengelernt. Sie war damals 20, ich 21. Wir haben uns von Anfang an sehr gut verstanden und waren auf einer Wellenlänge, trotzdem hat sich der Kontakt erstmal nur auf schriftlichen Austausch beschränkt, was mich aber zuerst nicht weiter gestört hat. Es hat sich dann in den folgenden Monaten immer weiter gesteigert mit der Schreiberei, alles was man sich in einer normalen Kennenlernphase persönlich sagt, haben wir quasi ins Handy geschrieben. Manchmal mehr als 100 Whatsapp's am Tag. Und mich hat das wirklich gefesselt, wie eloquent, wertschätzend und liebevoll sie geschrieben hat und mit mir umgegangen ist. Natürlich ist der Wunsch in mir dann immer größer geworden, sie denn dann auch mal live zu treffen, zumal wir auch noch in derselben Stadt wohnen. Aber da vertröstete sie mich immer. Meinte, sie würde ihr Äußeres selbst gar nicht mögen und hätte zu große Angst, mich dann zu verlieren, wenn ich ihr in Echt nicht gefalle (komplett unbegründet, aber dazu später mehr). Gut, dachte ich mir, mehr als das respektieren kann ich ja nicht, auch wenn es schwer fiel. Aber um das aufzugeben war der Austausch mit ihr zu angenehm für mich.
Aus den Monaten wurden dann am Ende über drei Jahre lang eine Art Beziehung, die vielleicht den Namen nicht verdient und auch sehr speziell war. Es blieb also dabei, dass wir uns nie dabei wirklich getroffen haben, sondern andere Arten von Nähe gefunden haben. Wir waren zum Beispiel gegenseitig bei uns in den Wohnungen und haben dem jeweils Anderen essen gekocht, kleine Geschenke dagelassen, Zettelchen geschrieben, bin mit dem Auto an ihrem Haus vorbeigefahren und habe ihr gewunken, solche Sachen. Und irgendwie ist es dann für uns Beide eine Art Selbstverständlichkeit geworden, dass das die richtige Form einer Beziehung für uns ist. Und ich denke auch trotz allem sagen zu können, das wir uns ehrlich geliebt haben.
Trotzdem fehlte mir natürlich die körperliche Nähe und Zärtlichkeit, die zwischen zwei Verliebten eigentlich ist. Leider war ich damals nicht weit genug, das auch so deutlich ihr gegenüber zu kommunizieren und habe mich stattdessen bei einer Dating - App angemeldet und Kontakt zu einer Ex-Freundin aufgebaut. Ich hatte aber nie die Absicht, jetzt eine schnelle Nummer klar zu machen, sondern wollte nach so langer Zeit viel mehr einfach mal schauen was so geht. Natürlich die dümmste Idee überhaupt, denn sie bekam das relativ schnell über verschiedene Ecken mit und war (zurecht) sehr verletzt. Ich habe dann versucht zu erklären und zu rechtfertigen, aber diese Verletzung saß sehr tief bei ihr. Ich habe diese Sachen dann umgehend wieder eingestellt und nach ein paar Wochen war es wieder ziemlich harmonisch zwischen uns, obwohl ich immer gespürt habe, dass da jetzt was ist.
Ungefähr ein halbes Jahr nach diesen meinen Eskapaden stand für sie ein dreimonatiges Praktikum an. Zwischen uns war alles soweit unverändert (speziell). Im Laufe des Praktikums offenbarte sie mir, dass sie Gefühle für einen Arbeitskollegen entwickelt hätte und nicht wüsste, ob es so für uns weitergehen könnte. Das traf mich dann (ohne die Einsicht von heute) ziemlich hart und ich versuchte, diesen Bruch noch abzuwenden. Aber natürlich vergeblich. Sie trennte sich von mir. Das war 2015.
Nachdem ich ein knappes Jahr auf dem Zahnfleisch ging und echt an dieser Trennung zu arbeiten hatte, fand ich eine neue Beziehung, die ganz konventionell aufgebaut wurde und verlief. Aber ich dachte oft an sie, da ich dieses Maß an Verbundenheit und Vertrauen nicht wieder so fand und wirklich vermisste.
Ich weiß jetzt gar nicht von wem es genau ausging, aber es war Ende 2022, dass wir wieder in einen realtiv losen Kontakt kamen und uns unregelmäßig Nachrichten schrieben (vielleicht einmal pro Woche). Sie war mittlerweile verheiratet mit diesem Arbeitskollegen und hatte zwei Kinder.
Unsere Beziehungen konnten uns nicht davon abhalten, diesen Kontakt wieder zu intensivieren, es war fast schon ein Automatismus. Und dieses Mal trafen wir uns auch richtig und es war einfach so schön. Viel schöner als ich es mir die ganzen Jahre vorher vorgestellt und erträumt hatte. Wir haben die Zeit zusammen so genossen.
Natürlich sind jetzt von der ganzen Sache nicht nur zwei Leute betroffen, das ist uns auch klar. Ich wäre gern (wieder) mit ihr zusammen und sie mit mir. Aber natürlich ist das mit zwei kleinen Kindern (3 und 5 Jahre alt) nicht so einfach und ich bin mir nicht sicher, ob ich dieser Herausforderung gewachsen wäre, mich mit dem Ehemann und den Kindern auseinanderzusetzen in so einer Situation. Außerdem hat er vor Kurzem herausbekommen das wir schreiben und jetzt gibt es seit zwei Monaten kein Treffen mehr und auch kaum noch Textnachrichten.
10.07.2024 17:29 •
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