Hallo ihr Lieben, hier kommt jetzt auch meine Geschichte. Ich habe hier schon vieles gelesen und gute Ansatzpunkte gefunden, vielleicht könnt ihr mir auch etwas helfen, ich freue mich über jeden, der seine Gedanken und Erfahrungen einbringt.
Meine Vorgeschichte ist eine unstete Kindheit als Einzelkind mit schwierigen, ambivalenten Eltern, die mich abwechselnd überbehütet, mit Liebesentzug bestraft, verwöhnt, ignoriert haben. Meine Mutter litt unter Depressionen, der Vater ist Alk.. Beide sind sehr unsicher und wurden selbst von ihren Eltern schlecht behandelt, so dass ich mittlerweile alles verzeihen kann. Jedoch habe ich kein gutes Selbstvertrauen mitbekommen, was auch durch Mobbing in der Schule noch verstärkt wurde. Erst mit der Ausbildung begann ich mich positiv zu sehen und habe mit therapeutischer Hilfe eine Weiterentwicklung geschafft, die aus einem ängstlichen, sozial gehemmten Kind eine im Leben stehende, relativ selbstbewusste Frau werden ließ, die endlich (mit 41) mit Menschen unbefangen und offen umgehen kann. Leider stresst es mich trotzdem weiterhin, neue Leute kennenzulernen, ich habe seit meinem 20. Lebensjahr alleine gelebt und mich daran gewöhnt, obwohl ich mich oft einsam fühle. Doch treffen auf mich so ziemlich alle Aspekte einer Hochsensiblen Persönlichkeitsstruktur zu und aus Ruhe und Rückzug in Natur und vier Wände schöpfe ich meine Kraft. Partys, Club und große Menschenansammlungen sind nicht so mein Ding, so dass ich kaum neue Kontakte knüpfe. Mein Leben ist ansonsten geregelt. Guter Job, nette Kollegen, schöne Wohnung, Hobbies, einige gute Freunde - was mir fehlt zum Glück ist eine Partnerschaft mit Austausch und körperlicher Nähe.
Ich habe in den Jahren der absoluten Selbstzweifel und sozialen Ängste jeden Kontakt zu Männern abgewehrt, die wenigen unfreiwilligen Erfahrungen waren leider übergriffiger Natur. Meine Therapiegruppe von damals erklärte, ich sei halt eine sehr ero. und attraktive Frau, was ich nie so gesehen hatte, im Gegenteil, aber ich lege Wert auf mein Aussehen, habe weibliche Rundungen, mag frivole Späße. Trotzdem denke ich, es lag eher daran, dass ich mich einerseits hübsch und auch s.xy anzog, aber gleichzeitig zu wenig Grenzen setzen konnte, zu lange in Schockstarre wartete, bis ich mich wehrte. Trotzdem beeinflussten diese Erlebnisse (betatscht, geküsst werden, ohne dass ich es wollte) mein Männerbild negativ, so dass ich ihnen extrem aus dem Weg ging.
Mir fehlte gleichzeitig immer die Nähe, S., Verbundenheit zu einem Mann. Ich hatte romantische Träume, s.uelle Fantasien. Ich war jedoch der Auffassung, dass ich für die, die ich attraktiv fand, zu hässlich bin, hatte Angst vor Männern (die nach meiner Erfahrung ja nur respektlos das Eine wollten) und somit litt ich jahrelang unter meiner Sehnsucht nach Liebe, S. und Romantik, hatte aber nie die Nähe eines Mannes zugelassen.
Mit 39 war ich schließlich in absoluter Panik, weil ich gelesen hatte, dass Menschen, die mit 40 noch nie eine Beziehung hatten, diese wohl auch nicht mehr eingehen würden.
Ich wandte mich an einen Coach, der zwar zunächst unglaublich gute Arbeit leistete, so dass ich ihm Vertrauen schenken konnte, keine Angst vor ihm hatte und einige Themen mit ihm bearbeiten konnte - nur kamen bei mir (natürlich) nach und nach Gefühle auf, ein Mann, der so einfühlsam war, so verständnisvoll, intelligent, attraktiv - ich verfiel ihm, blendete alle Warnzeichen aus. Und er verliebte sich (angeblich?) in mich. Ich war so unglaublich glücklich, ich konnte es nicht fassen, dass er mich wollte, mich begehrte, mit mir die Zukunft verbringen wollte. Er trennte sich (angeblich?) von seiner damaligen Partnerin und zum ersten Mal verbrachte ich die Nacht mit einem Mann und konnte diese frei und ohne Angst genießen (ein solches erstes Mal wünsche ich jedem ). Ich war im absoluten Ausnahmezustand, umso krasser war der Absturz.
Da es nicht um diese Geschichte geht, die sich über 1 Jahr hinzog, fasse ich sie zusammen - im Endeffekt stellte sich heraus, dass dieser Mann extreme psychische und finanzielle Probleme hatte, mich belogen und manipuliert hatte, ich schenkte ihm noch Geld, dann lernte ich mehr und mehr sein wahres Gesicht kennen, er ging (zurück?) zu seiner Partnerin, die ihn finanziell aushielt und psychischen Halt gab - ich war am Boden zerstört, gleichzeitig schaffte ich es, mir in meinem Gefühlselend etwas zu bewahren - die Freude und Erleichterung darüber, dass ich lieben konnte und ansatzweise geliebt wurde und vor allem, endlich körperliche Nähe erlebt hatte und mich als sinnliche, lustvolle Frau spüren durfte. Wenn auch leider mit einem verkorksten Mann, aber na ja, verkorkst bin ich ja auch...
In meiner Trauer suchte ich nach Ablenkung und fand im Internet einen Tanzpartner für einen Tanz, den ich schon sehr lange lernen wollte. Und so traf ich auf ihn - um den es jetzt geht. Wieder ein Mann in einer Beziehung, was mir wichtig wahr, damit es nicht zu Annäherungsversuchen kam, die ich damals in meinem Liebeskummer absolut nicht haben wollte. Ich wollte einfach nur tanzen, mir zeigen, dass das Leben weitergeht. Wir trafen uns, fanden uns sympathisch und er kümmerte sich engagiert um die Möglichkeit, einen Tanzkurs zu finden und brachte mir bis dahin alles bei, was er schon konnte. Wir sahen uns zweimal die Woche und hatten viel Spaß. Er führte eine Fernbeziehung, sprach oft und offen von seiner sehr sympathisch wirkenden Freundin. Ich konnte bei ihm völlig frei sein, denn er war ja in festen Händen. Bis er dann sehr schnell anfing, mich mit Komplimenten zu überschütten, er erzählte, dass er sich nicht sicher war, ob er mit seiner Freundin wieder hätte zusammen kommen dürfen, dass er mich unglaublich gerne vorher kennengelernt hätte, dass er mich schön, sinnlich, lustig, intelligent finden würde. Wir fingen an, lustige und tiefgründige Chats bis tief in die Nacht zu schreiben. Wenn wir miteinander tanzten, flirrte mittlerweile die Luft, wir machten anzügliche Scherze, die Blicke wurden intensiver. Und ich war hin- und hergerissen, zwischen diesem Balsam für mein Herz nach der Enttäuschung durch meine erste große Liebe und dem schlechten Gewissen. Immer wieder stritten wir uns, versuchten zurück zu gehen ins platonische, machten uns Selbstvorwürfe, entschuldigten uns beim anderen, wenn wir wieder anfingen zu flirten. Ich war längst verliebt in ihn, sehnte mich nach seiner Berührung. Bis es irgendwann eskalierte und er eines Nachts nach langem Hin und Her zu mir fuhr und wir nur noch übereinander herfielen. Der Verstand hatte ausgesetzt, es war reine Lust. Und natürlich, ein paar Tage später, nachdem der Rausch vergangen war, Schmerz. Ich wollte mehr, hatte gleichzeitig meine moralischen Werte verraten, er war zerrissen und sein schlechtes Gewissen quälte ihn.
Er entschied sich (aus noch anderen Gründen), zu seiner Freundin zu ziehen, die 500 km entfernt von uns wohnte und dort ein neues Leben mit ihr aufzubauen. Und ich versuchte erneut, mit der Enttäuschung und dem Schmerz umzugehen, hatte ich natürlich gehofft, dass er nach dem S. ebenfalls mehr von mir wollte und sich von ihr trennt. Doch er zog seine Pläne durch, meinte, er hoffe, er würde das Richtige tun. Ich versuchte, Abstand zu bekommen, jedoch kamen wir nicht voneinander los. Wir hatten fast täglich Kontakt, tauschten uns aus, scherzten, bauten uns auf, neckten uns. Er erlebte mit mir, wie ich im Urlaub einen ONS hatte (meinen ersten und wohl letzten, auch hier hatte ich zwar Glück mit einem unglaublich zärtlichen und hübschen Mann, nur fehlte mir die seelische Komponente und es war auch irgendwie aus Wut und um ihn eifersüchtig zu machen), er rief besorgt nachts an, ob alles ok ist, als ich ihm von einem Date berichtete, zu dem ich mich zwang. Er wünschte mir Liebesglück mit einem anderen, beteuerte aber immer wieder, wie sehr er es bedauere, kein Single zu sein und nicht mehr in meiner Nähe zu sein, er würde mich vermissen, schaue sich immer wieder Fotos von mir an. In über einem Jahr hatten wir höchstens für 4 Wochen am Stück Sendepause, wenn ich es gefühlsmäßig nicht mehr aushielt, mit ihm zu schreiben. Und mir war bewusst, dass ich für andere Männer komplett blockiert war. Keiner kann ihm das Wasser reichen. Einem Betrüger, der sich nicht entscheiden konnte... Er meinte selbst, er wüsste, dass er uns damit das Vertrauen genommen hätte, das wir in einer Beziehung zwischen uns bräuchten, dass er konfliktscheu sei, die Konsequenzen nicht ziehen will. Ich war wütend über meine Bedürftigkeit, dass ich es nicht schaffte, den Kontakt abzubrechen oder mich zu entlieben.
Im Januar versuchte ich mal wieder, den Kontakt zu kappen, obwohl ich nichts mehr ersehnte als seine Nähe, seinen Humor, seine Zärtlichkeiten. Ich wurde sauer, als er wieder davon anfing, wie toll er mich fände und dass er sich dort nicht wohlfühlen würde, dass er planen würde, wieder hierher zurückzukommen. Ich meinte wütend und traurig, dass es so nicht ginge, er davon profitiere, von zwei Frauen das Ego aufgebaut zu bekommen und zumindest ich jetzt darunter litt, seine Freundin spätestens dann, wenn sie es doch herausfände, dass mehr zwischen uns war. Und dass er ja wohl nicht hierherziehen könnte, da seine Freundin dort bleiben wollte und er das dann nicht sagen soll und überhaupt hätte das alles keinen Sinn mit uns. Und da antwortete er, sie hätten sich getrennt und er würde gerade ausziehen, sich wegen seines Jobs erst mal in der Stadt dort eine kleine Wohnung suchen. Ich kann nicht beschreiben, wie krass diese Nachricht für mich war, ich hatte immer wieder gehört, dass sich der Mann niemals von seiner Partnerin trennen würde, aber er meinte, sie hätten das letzte Jahr nur noch nebeneinander her gelebt und da er für eine andere Frau offen sei, wäre es ja klar, dass die Beziehung nicht in Ordnung gewesen sei.
Mit einem Schlag war das schlechte Gewissen fort, das ich 1 1/2 Jahre hatte, weil ich einen vergebenen Mann begehrte. Das tat so gut... Die Beziehung war nicht gesund, sonst hätte das alles nicht passieren können. Ich war nicht mehr die *beep*, die einer tollen Frau den Mann nimmt... Und ich gebe zu, ich war davon ausgegangen, dass nun unsere Zeit beginnt. Dass wir uns nun offen und frei begegnen könnten, uns langsam richtig kennenlernen, schöne Stunden und Erlebnisse miteinander verbringen könnten. Wir wollen beide keine Kinder, beide im Grünen leben mit ein, zwei Hunden, Gespräch bei Rotwein, Filme analysieren, mit dem Motorrad rausfahren - dies hatten wir vorher immer mal so herausgefunden... Ich war so glücklich.
Tja. Er will es nicht. Er zog sich zurück. Schrieb mir irgendwann, als ich nachhakte, dass es ihm leid tue, beschrieb, was er alles an mir schätzt, dass er sich eine Beziehung mit mir wünschen würde, ich seine Traumfrau sei, aber momentan in selbstgemachtem Chaos versänke, zerrissen sei, eine Gefahr für mich, mich verletzen würde. Er könne mir aber auch nicht den Laufpass geben, den ich bräuchte, um endlich Abstand und Ruhe vor ihm zu bekommen.... Ich kämpfte noch ein wenig, wollte vermitteln, dass es ja langsam gehen sollte, wir uns Zeit nehmen können, um es sich entwickeln zu lassen. Ich fragte, ob er jetzt meinte, wir sollten den Kontakt einstellen und unserer Wege gehe. Er antwortete, wir müssten loslassen, hätten zu hohe Erwartungen... Wir schrieben weiter und weiter und es endete in SMS-Sex, wir liebten uns zum ersten Mal ohne Bedenken, wenn auch nur mit Worten. Ich wollte ihn so gerne sehen und spüren.
Ich fragte ihn ein paar Tage später, ob wir uns denn irgendwann noch mal treffen könnten, zum Reden, was auch immer. Tja, und er schrieb, er sei gerade hier in der Nähe, hätte aber keine Zeit, würde bis spät in die Nacht arbeiten und am nächsten Tag früh wieder zurück. Da ist in mir etwas zerrissen. Denn ich habe ihn jetzt seit 6 Monaten nicht mehr gesehen und es wäre jetzt das erste Mal gewesen, dass es hätte sein dürfen... Ohne schlechtes Gewissen. Wir wären frei gewesen. Mir hätte es gereicht, wenn ich mit ihm eine Viertelstunde einen Kaffee getrunken hätte, kurz sehen, drücken, Tschüss bis zum nächsten Mal. Aber nicht einmal das war ihm ja in den Sinn gekommen, komplette Abwehr. Ich habe ihm noch erklärt, dass mich das sehr verletzen würde und dann den Kontakt abgebrochen. Obwohl es eigentlich nicht reicht für ein inneres es ist vorbei, er hat ja nie gesagt oder bestätigt, dass es mit uns nichts wird. Immer nur auf Zeit gespielt, die Umstände wären gerade dagegen, ansonsten würde er ja gerne... Er hat darauf nichts mehr geantwortet, seitdem ist Funkstille.
Und nun kämpfe ich jeden Tag gegen die Enttäuschung und die Hoffnung an, dass er nur seine Trennung verarbeiten muss, hierher zurückzieht und dann irgendwann zu mir kommt und wir einfach sehen können, ob wir das Vertrauen aufbauen können, das für eine Beziehung nötig ist. Ob ich überhaupt Nähe ertragen kann, Partnerin sein kann. Er weiß alles über mich, es hat ihn nie abgeschreckt, dass ich so unerfahren bin, er meint auch, er hätte es nie gemerkt, aber vielleicht ist es auch das - dass er denkt, ich könnte keine gesunde Beziehung führen? Ich weiß das halt nicht. Ich arbeite an mir, bin offen, reflektiere - aber mache sicher Fehler.
Ich habe immer noch diesen Wunsch, uns einfach zu erleben, das, was ansatzweise da war. Ekstase, Spaß, Verrücktheit, Tiefe, ero., Lebendigkeit, Alltag... Es hatte sich so nah und vertraut angefühlt.
Und gleichzeitig möchte ich diesen Schmerz loswerden, diese erneute Enttäuschung, diese Traurigkeit, dass ich wieder nicht angekommen bin, nicht ganz gewollt bin. Dass ich meine Werte verraten habe, dass ich wieder einen Mann erlebt habe, der betrügt. Und ich ihn trotzdem will. Ich weiß, ich muss loslassen. Lasse den Schmerz zu, habe eine Kontraliste angelegt. Vielleicht ist er ja auch schon wieder zurück zur Ex, hat eine ganz andere am Start, wollte mir nur nicht weh tun. Ich wurde ja schon mal so belogen, aber hatte mich dazu entschlossen, ihm Vertrauen zu schenken, denn nur so hat ja eine neue Beziehung eine Chance. Trotzdem würde er mir doch zeigen, wenn er mich wirklich wollte. Das muss ich wohl akzeptieren und die Realität sehen.
Aber ich bin wie ein Kind, dass sagt, ich will aber endlich, ich war so lange ohne, ich kann nicht mehr warten, ich möchte jetzt endlich leben und lieben... Und in meinem Alter und so zurückgezogen, wie ich lebe, finde ich doch so schnell keinen anderen, der so ist wie er. Der mir gefällt. Dem ich gefalle. UND vor allem frei ist. Ich habe gerade so Angst, jetzt doch mein restliches Leben alleine bleiben zu müssen... Oder dass meine fehlenden Erfahrungen mich wieder zu einem Mann führen, der nicht gut für mich ist... Ich bin so unsicher und sehnsuchtsvoll und so verdammt bedürftig und ausgehungert. Ich habe Angst vor neuen Verletzungen, Angst, dass ich wieder zu naiv bin, Angst, dass es die Art Liebe, die ich mir wünsche, gar nicht gibt... Vielleicht ist mein Leben doch zu verkorkst und ich ziehe solche Menschen einfach an. Die vernünftigen sind ja in Beziehungen, haben Familie, ihre langjährigen Partnerinnen. Mich macht es so traurig, die wunderschönen Beziehungen meiner Freundinnen mitzuerleben und so etwas anscheinend nicht erreichen zu können...
Ich weiß jetzt auch gar nicht, was ich euch fragen soll... Bin einfach total down. Vielleicht fällt euch etwas ein, vielleicht seht ihr es auch eher hoffnungslos. Dann muss ich einfach damit leben und mir sagen, ich habe es versucht und die wenigen schönen Momente im Herzen bewahren. Ach, alles doof..
21.03.2017 00:38 •
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