Hallo ihr Lieben,
ich lese seit einigen Tagen mit und möchte euch nun bitten, euch meine Problematik anzusehen und mir eventuell Tipps zu geben, wie ich vorgehen kann. Ich bin nämlich heillos überfordert.
Es begann vor zwei Jahren auf einer Party. Ein toller Typ sprach mich mit leuchtenden Augen an und erklärte mir, dass ich das Schönste sei, das er je gesehen hat - diese Aussage dürfe er aber eigentlich nicht machen, da seine Verlobte in unmittelbarer Nähe stehen würde.
Ich, damals selbst in einer Beziehung, musste lachen und sagte, wäre ich nicht vergeben und er nicht verlobt, würde ich ihm danken.
Von da an waren wir Freunde. Wir redeten auf dieser Party unentwegt und erregten Aufsehen unter seinen Familienangehörigen, aber zwischen uns war eine krasse Verbindung, und wir konnten nicht anders. Dabei ging es nicht ums Flirten - wir konnten nur einfach nicht aufhören, über Gott und die Welt und alles mögliche zu quatschen, wir konnten nicht voneinander lassen.
Nach dieser Erfahrung meldeten wir beide uns bewusst nicht beieinander - ich hatte einen Freund, er war verlobt. Obwohl wir uns bei Facebook immer wieder als Freunde vorgeschlagen wurden, ging keiner von uns darauf ein.
Monate später trafen wir uns wieder auf einer Party - dasselbe, wir waren fasziniert voneinander und konnten uns einfach nicht voneinander lösen, es war heftig und ich spürte, dass er ein ganz besonderer Mensch für mich war.
Er sagte irgendwas von Unsicherheit, ob die Ehe das richtige für ihn sei mit dieser Frau, und ich platzte heraus: du bist falsch bei ihr, du gehörst nicht zu ihr.
Und heimlich hatte ich das krasse Gefühl, er würde zu MIR gehören.
Aber er war eigentlich optisch nicht mein Fall, und er war 3 Jahre jünger als ich, darum verwirrten meine Gedanken mich selbst einfach enorm und ich sagte nichts weiter, sondern versuchte, ihn aufzubauen.
Nach diesem Treffen merkte ich, dass seine angeheiratete Familie, mit der ich befreundet war, seltsam mir gegenüber wurde. Wachsamer. Ich konnte mir nicht erklären, warum, denn zwischen ihm und mir lief wirklich NICHTS. Inzwischen waren wir zwar bei Facebook befreundet, aber wir schrieben nicht mal, wirklich nichts.
Dann gab es ein drittes Treffen, zu dem ich von seiner Familie eingeladen worden war. Dort war dann alles seltsam; die Leute beobachteten mich, und er lief geknickt umher und sprach gar nicht mit mir, was mir auffiel. Zwar war ich mit seiner Schwägerin befreundet und wegen ihr dort, aber er mied mich, und es fiel mir auf. Auch die beobachtenden Blicke aller anderen, die auf mir ruhten, fielen mir auf. Aber im Laufe das abends fand er doch zu mir und wir rauchten gemeinsam eine draußen. Er wollte etwas sagen, tat es aber nicht. Er war gehemmt und unglücklich, aber ich wusste nicht, wieso.
Monate vergingen, er und ich hatten keinen Kontakt, nix.
Da erfuhr ich von meiner Freundin (seiner Schwägerin), dass er von seiner gerade geheirateten Frau betrogen und verlassen worden war. Mir stockte der Atem. Ich hatte gedacht, die beiden würden für immer zusammenbleiben!
Ihre Trennung kam im 7. Jahr.... seine Jetzt-Frau hatte ihn auch schon vor der Hochzeit betrogen, während der Hochzeit und auch danach, und irgendwann fiel ihm das auf und er stellte sie zur Rede. Sie gestand alles und zog am selben Tag zu ihren Eltern, er brach völlig zusammen.
Als ich das erfuhr, beschloss ich, mich auf keinen Fall bei ihm zu melden. Ich war inzwischen selber Single und wäre frei gewesen, aber ich wollte nicht, dass er sich an mir festklammert wie ein verzweifelter Errinkender an einem Rettungsreif. Ich wollte, dass er das durchsteht, denn ich ahnte, dass von seiner Seite Gefühle kommen würden, wenn wir uns als Ungebundene begegnen würden.
Darum hielt ich mich fern. Natürlich wollte ich ihm schreiben - aber ich tat es nicht.
Etwa 2 Monate später meldete er sich bei mir. Wir schrieben locker hin und her und verabredeten uns dann zu einem Treffen. Vor diesem hatte ich furchtbare Angst und wollte es eigentlich mehrfach absagen, tat es aber nie und stellte mich.
Und es war gut. Er hatte sich krass gewandelt - er war immer noch 3 Jahre jünger als ich, aber er war wesentlich schlanker, geklärter, ruhiger, ernster. Ich machte mir Sorgen, er winkte sie lächelnd ab und meinte, es gehe ihm gut. Er hätte das verkraftet, und er wäre froh, dass die Trennung da war, denn mit einer Lügnerin wollte er nicht zusammen sein. Klar litt er noch.... aber er wollte nicht groß darüber reden und für mich war das ok.
Im Laufe der Zeit stellte sich heraus, dass seine angeheiratete Familie, mit der ich eigentlich befreundet war und über die ich ihn erst kennen gelernt hatte, schrecklich über mich herzog und lästerte. Er selbst stellte sich dann dazwischen und rief viel Unmut hervor; ich brach zu denen den Kontakt ab, weil sie hinter meinem Rücken über mich lästerten, er brach zu ihnen aus demselben Grund den Kontakt ab, sie brachen zu mir den Kontakt ab weil sie mir schon immer unterstellten, ich wäre auf ihn scharf gewesen, und zu ihm brachen sie den Kontakt ab, weil er sie vor mir verraten hatte.
Also alles nicht schön.
Er und ich verbrachten sehr viel Zeit miteinander, wir schrieben viel und er besuchte mich sehr oft, wir waren andauernd in Kontakt.
Irgendwann traf ich seine Tante, die ganz begeistert war, mich endlich auch mal kennen zu lernen, er würde ja so viel von mir erzählen. Es stellte sich heraus, dass er einfach allen von mir erzählte, und jeder aus seinen Reihen, dem ich begegnete, kannte mich längst und freute sich, mich endlich mal zu sehen.
Das zeigte mir natürlich, dass er es ernst meinte mit mir.
Gleichzeitig kam mein Vater ins Krankenhaus, und mein Typ holte mich bei Wind und Wetter ab, um mich zu meinem Vater zu fahren, holte mich dort auch ab, wenn es regnete, besuchte selbst meinen Vater, half uns bei allen möglichen bürokratischen Sachen und unterstützte mich massiv in dieser schweren Zeit.
Er gewann mein Herz, jeden Tag mehr.
Ich wollte eigentlich in eine andere Stadt ziehen, was er auch wusste, aber als ich eines Tages merkte, dass ich mich wirklich in ihn verliebt hatte, beschloss ich, zu bleiben.
Es kam, wie es kommen musste: wir kamen zusammen und wir waren das glücklichste Paar der Welt.
Er wohnte nicht in meiner Stadt sondern ca 30 min mit dem Wagen außerhalb, aber nichts desto trotz kam er täglich nach der Arbeit zu mir und schlief bei mir, er schrieb andauernd, er lernte meine Familie kennen, wir waren am Meer und auf allen Veranstaltungen zusammen.
Laut seiner Aussage war er der glücklichste Mensch auf der Welt und er trug mich buchstäblich auf Händen. Ich wurde im Leben noch nie so liebevoll behandelt und so sehr geliebt, wie durch ihn.
Es gab Dinge, die ihn belasteten: mit seiner EX hatte er ein Grundstück gekauft, das musste nun verkauft werden, außerdem stellte sie sich quer beim Auszug und bei der Scheidung. Das belastete ihn massiv. Zudem ist er der Patenonkel der kleinen Schwester seiner EX, und er will kein schlechter Patenonkel sein.
Am sechsten Tag der Beziehung beschlossen er und ich, dass das Hin und Herfahren sinnlos ist und auch die doppelte Miete unnütz ist - wir waren eh einig, den Rest unseres Lebens gemeinsam zu verbringen und waren sofort dafür, zusammenzuziehen.
Ich gab meine Wohnung in der Stadt auf, verschenkte alles, was darin war, und zog zu ihm.
Die erste Zeit war auch noch toll, wir hatten insgesamt etwas mehr als einen Monat pures Glück..
Doch dann änderte sich alles. Irgendwie.
Sein Stress mit dem Grundstücksverkauf machte ihm zu schaffen, dann fühlte er sich irgendwie eingeengt in unserer Wohnung (vorher lebte er da schon Monate allein, nachdem die EX ausgezogen war), dann fing er an, heraus zu fliehen indem er ständig Leute besuchte, und irgendwann suchte er das Gespräch, dass er nicht glücklich sei.
Er betonte wirklich immer wieder, dass es nicht die Liebe sei, die wäre fest und unantastbar und er wisse, ich sei die Liebe seines Lebens und die Frau, mit der er Kinder haben und eine Ehe führen wolle, aber jetzt im Moment würde ihm wegen allem die Decke auf den Kopf fallen.
Ich war entsetzt, brach in Tränen aus und entschied, dann eben wieder auszuziehen. Meine wundervolle Beziehung zu ihm war mir wichtiger als alles andere.
Innerhalb von 2 Wochen hatte ich tatsächlich eine Wohnung gefunden - und am selben Tag, wie ich sie angesehen und der Vermieterin zugesagt hatte, kollabierte mein Freund noch heftiger und brauchte sofort eine Lösung. Er konnte es gar nicht mehr mit mir aushalten und bat darum, dass er auszieht (sofort) oder eben ich, er konnte nicht mehr, er konnte nicht mehr atmen.
Ich war völlig entsetzt, rief meinen besten Freund an, der holte mich und meine Kleidung und seitdem wohne ich bei meinem besten Freund.
Mein fester Freund ist völlig fertig mit der Welt. Es tut ihm alles sehr Leid, er kann sich nicht in die Augen sehen. Anfangs wusste er nicht, was mit ihm los war - er dachte, unser Zusammenzug sei zu viel.
Inzwischen ist klar, dass er die Trennung von der Ex nicht verkraftet bzw. nicht aufgearbeitet hat.
Als sie ihn betrog warf er sich in ein aufregendes Leben und verdrängte mit aller Macht - dann kam ich, und er verliebte sich so heftig in mich wie in seinem Leben noch nie zuvor. Ich mich auch in ihn.
Aber mit der Zeit kamen die Sachen hoch, und im Zuge des Klärung aller finanzieller Sachen mit seiner Ex stellte sich heraus, dass er NICHTS verarbeitet und ALLES verdrängt hatte und ich diejenige war, die das Drama hervorgerufen hatte.
Er muss das verarbeiten, er bat mich um Zeit und Verständnis.
Laut eigener Aussage will er nicht zurück, und sie will ihn erst Recht nicht wiederhaben. Das sagen auch all seine Verwandten zu mir, sie beteuern auch dass sie ihn (meinen Freund) so gar nicht kennen und er sie alle überfordert.
Sie sagen, er sei nun völlig zusammengebrochen, und es läge daran, dass er jetzt erst kapieren würde, was da eigentlich in seinem Leben passiert ist.
Dass er mich liebt, steht außer Frage.
Nun frage ich euch, liebe Leser: was denkt ihr?
Seit ich bei meinem besten Freund wohne und auf das Freiwerden meiner neuen Wohnung warte (Mitte September), hatte ich erst wenige Kontakt zu meinem Freund auf seine Bitte hin, dann gab es mehrere Streits bei denen er immer zu mir in die Stadt gefahren kam um sie zu klären, dann beschlossen wir dass wir uns noch weniger beieinander melden, und dann eskalierte es.
Er war eingeladen zur Beerdigung des Opas seiner Ex. Das ist weit weg von uns.
3h lang fuhr er in die eine Richtung zur Beerdigung, im Auto seine ehemalige Schwägerin, die, mit der ich auch befreundet war. Sie hatten ein klärendes Gespräch, daran lag ihn eine Menge.
Dann war die Beerdigung und dann telefonierten er und ich.
Im Laufe des Gesprächs kam heraus, dass er wirklich nichts mehr handeln kann und wahnsinnig leidet. Ich fragte ihn, ob er zur Ex und der Familie zurück will, er sagte nein. Das lehnt er bis heute wehement ab und ist verletzt, wenn ich ihm anbiete, doch zu gehen und sie zurück zu holen.
Das, was er nun wollte, war eine Trennung auf Zeit von mir. Da ich das dumm finde, klatschte ich ihm verletzt und wütend hin, dass ich seinen Antrag auf Trennung hinnehmen würde und legte auf. Er war noch ganz starr vor Schreck, als ich das rief, doch dann war für mich eh vorbei und ich schlug den Hörer auf.
Am nächsten Tag telefonierten wir.
Er war völlig gequält und unglücklich. Er bat mich, nicht an seinen Gefühlen zu zweifeln, denn er würde mich lieben, sagte er. Er will auch noch immer die Zukunft mit mir, denn für ihn ist klar, dass ich alles bin, was er will.
ABER: er braucht jetzt Zeit und Raum, er muss nun verarbeiten, er muss seine Vergangenheit hinbekommen, denn so kann er sich nicht auf uns konzentrieren, so kann er nich tmehr als 50% geben und das quält ihn.
Ich kann meine Vergangenheit uns unsere Beziehung nicht unter einen Hut bringen, sagte er. Und er bat mich um Zeit.
Daraufhin sagte ich, dass er diese bekommt und bat ihn darum, auch meine Ansicht zu respektieren: bis zu meinem Umzug (meine Möbel stehen noch in seiner Wohnung, meine Bücher usw) will ich nichts mehr von ihm hören. Ich sagte, ich würde mich dann melden, und es fiel ihm sehr schwer, aber er sagte dem zu.
Er will wieder 100% mit mir durchstarten, wenn das alles um ist, und ich hoffe, dass wir das schaffen.
Was meint ihr? Hat jemand von euch sowas schonmal gehört?
Ich noch nie. Die Kontaktsperre tut einerseits gut, andererseits zerreisst sie mich.
Für Anregungen bin ich dankbar.
Cherie
18.08.2014 11:02 •
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