Seit 6 Jahren bin ich die Schattenfrau - er ist die liebe meines Lebens, mein Himmel und meine Hölle. Vertrauen, Vertrautheit, Erkennen und Erkanntwerden. Kein Lügen voreinander, keine Notwendigkeit von Selbstdarstellung. Es war wie es ist.
Wir haben uns im Seitenspringernetz kennen gelernt. Was war ich dumm, was war ich naiv...ich dachte ich kann das. Die Ehe, 5 Kinder, Haus und Hof....25 Jahre klammern an einen Traum, der es an Dramen nicht fehlen lässt.
Und klar - Kopflastig, dachte ich, dachten wir, das Liebesleben, die Romanze, die Zuwendung, die Geborgenheit - das schaffen wir im Outsourcing Verfahren. Und jeder bleibt wo er ist. Eben in der Ehe, auf dem Hof, in dem Haus....Trugschluss hoch 10.
Partnerschaft in einer kaputten Ehe ist egal wie nicht möglich. Und unsere Partner sind ja nicht blöde....wenn wir also so glücklich sind und sie genau wissen es liegt nicht an ihnen......Also doch. Meine Trennung. Nur vom Mann nicht von der Familie.
Nur, er ist dem nicht gefolgt. Ein Weichei, ein Hasenherz, ein Opportunist auf ganzer länge. Aber eben mein Hasenherz, mein Weichei, mein Opportunist. Einfach mein Mann.
Wann immer seine Frau mich riechen konnte, hat er mich aus Angst fallen lassen...jedes Jahr, jedes Mal krochen wir bettelnd, heulend und jammernd auf den Knien liegend wieder zueinander. Haben uns festgeklammert...wir schaffen das gebetet. Pläne geschmiedet. Ich habe für ihn den Hinterhalt, das Lügen organisiert, weil ich der bessere Geschichtenerzähler bin. Wir haben so 6 Jahre miteinanderverbracht, jeden Tag - telefoniert, geredet...wie war dein Tag Liebling. Eine eigene Wohnung - unser Versteck vor der Welt. Er wurde immer bequemer, ich wurde nur noch eingetaktet in Termine. Ich war zur Verfügung wenn er es brauchte. Und ich steckte in der klassischen Warteschleife....von 19 - 5 Uhr Schweigekiste, von Do - Mo früh...Schweigekiste, von Ferienbeginn bis Ferienende ... Schweigekiste. Er war derjenige der in dieser Zeit sich meldete....ich wartete. Klar hast du dein eigenes Leben, aber wenn die Minuten so wertvoll und so kostbar sind...Als er es zu bunt trieb mit dem sich bedienen lassen von meiner Seite und es wieder mit schlechtem Gewissen rechtfertigte - habe ich die Wohnung gekündigt und die jährliche Trennung eingeläutet....irgendwann ist einfach genug. Ich trenne mich und fange an zu schreien vor Schmerzen? Stolz ist ein lächerlicher Trennungsgrund. Außerdem habe ich nicht wirklich viel Stolz. Ich hab das nicht lange ausgehalten. Er auch nicht. Als ich zu ihm kroch auf allen vieren, war er schon lange mir entgegen gerobbt. wieder winselnd und jammern und aneinanderklammernd.
Wir wollten zusammen nach China fahren, wenn er in Rente geht und ab da sollte unser offizielles Zusammenleben beginnen. Gemeinsam machte uns das Altwerden weniger Angst.
Die Rente, ein kommender Lebensabschnitt, der ihn in eine tiefe Kriese stürzte, gepaart mit dem Tod seiner Mutter. Depressionen, Überlastung, und Panikattacken. Dazu eine fette Borreliose gründlich verschleppt. Plötzlich war er der Meinung er müsse sein Leben in den Griff bekommen - alleine! ohne mich. Also schreibe ich ihm einen letzten Abschiedsliebesbrief. und wieder waren wir zusammen.
12 Wochen später - ihm ist klar, dass er mich mies behandelt, ich nur Zeiten bekomme, die übrigbleiben und das ist nicht mehr viel...die Rente steht an und seine Frau stellt wieder unbequeme Fragen...er ruft mich aus Amerika an so weit möglich wie nur irgendwie von mir weg, um mir zu sagen: er fürchte seine Liebe zu mir sei nicht stabil genug, um einen Sturm, den er ausgelöst habe, gewachsen zu sein. Seine Sehnsucht nach mir lasse nach, - er war schon immer ein schlechter Lügner und braucht jetzt die halbe Erdkugel als Distanz, weil er so ein Schiesser ist.
Ich habe die ultimative Reißleine gezogen - wie ein Seefahrer nie schwimmen lernte, lernte ich nie seine Daten auswendig, keine Handynummer, keine Festnetznummer, keine Emailadresse - nichts. Und ich habe alles gelöscht. Komplett. Alle Mails, alle Briefe, Korrespondenz von 6 Jahren, ich habe keine Bilder mehr von ihm - gar nichts. Zwischen uns liegen mehr als 400 km, ich räume jeden tag aus - seit 5 tagen. Seit 5 Tagen ruft mich seine Frau abends an und legt auf. Seit 5 Tagen bin ich in meinem Büro und schreie...ich kann mir es leisten, hier hört mich niemand, ich bin alleine.
Naja - bevor jemand seine Frau erwähnt...Sie weiß von Anfang an, dass ich da bin. Sie konnte mich riechen. Sie hat ihn zur Rede gestellt...er hat abgewiegelt, gestammelt, ahnungslos getan, habe ich schon erwähnt, dass er ein schlechter Lügner ist? Darauf hin hatte sie auch ihr Liebesleben streckenweise außer haus. diese ehe ist wie die meine - ich war das 25 Jahre drin...die beiden haben noch nicht mal Halbzeit. wer rechnen kann bemerkt, dass ich etwas mehr als ihr halbes Eheleben mit an Bord war. Die Wohnung, der Garten, das Grab seiner Mutter....da bin ich überall. Sie ist aber nicht die Frau, die sich was wegnehmen lässt. Was für ein Selbstverständnis. Sie sitzt mich aus. Erfolgreich. Sie tut mir leid, weil er sie so sehr im Ungewissen lässt. Das ist mies. Er raubt ihr die Möglichkeit zur Entscheidung....ich geh jetzt wieder eine Runde schreien..
23.09.2016 13:54 •
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