Hallo liebes Forum,
nachdem ich jetzt einige Monate still mitgelesen und mir immer wieder Kraft aus euren Beiträgen geholt habe, habe ich nun doch beschlossen, euch meine sehr sehr lange und komplizierte Geschichte anzuvertrauen, weil ich und niemand mehr in meinem Umfeld das Verhalten meines Ex-Freundes versteht und ich daher den Rat oder die Sichtweise von Außenstehenden brauche.
Kurze Vorgeschichte:
Mein Ex-Freund und ich waren 6,5 Jahre zusammen, davon 6 Jahre das (gefühlt) glücklichste Paar auf der ganzen Welt. Wir haben zusammen am selben Ort studiert, alle Prüfungen zusammen gemeistert, anschließend beide in der Nähe eine Arbeit gehabt usw. Wir waren immer auf derselben Wellenlänge, egal ob Freundeskreis, Geld, Zukunft,… Unsere Familien waren auch super und haben sich sehr gut verstanden. Bei uns beiden gab es nie Streit. Er war zwar hin und wieder etwas impulsiver und ich eher die Ausgleichende, aber das hat mich nie gestört, weil er mir eben auch so viel gab, mich bei allem unterstütze und mir jeden Tag sagte und zeigte, wie sehr er mich liebte. Wir schmiedeten Zukunftspläne, wollten ursprünglich dieses Jahr heiraten, irgendwann eine Familie gründen, Haus bauen etc.
So, und jetzt kommt die Wendung.
Letztes Jahr im Dezember bekam er plötzlich über vier Wochen hinweg so schwere Migräneattacken, dass selbst Tabletten nicht mehr richtig halfen und der Arzt sich auch keinen Rat wusste. In dieser Zeit war er ständig schlecht drauf, was ich ihm allerdings nicht übel nahm, weil ich mir vorstellen konnte, welche Schmerzen er hatte. Das Problem war nur, dass er, selbst als die Migräne nach vier Wochen vorbei war, irgendwie ein anderer Mensch war. Immer schlecht gelaunt, schnell auf der Palme, hat bei Kleinigkeiten überreagiert, ja mich sogar im Februar mal rausgeschmissen, woraufhin er sich aber sofort entschuldigte und selber bemerkte, dass er sich so verändert hat. Ich muss auch dazusagen, dass ich in dieser Zeit einen sehr anstrengenden, nervenaufreibenden und völlig unbefriedigenden Job hatte und daher auch oft schlecht drauf war und viel jammerte. Außerdem habe ich mich, um mich von den Job- und Privatproblemen abzulenken, viel meiner Familie und meinem Hobby gewidmet und meinen Freund mehr oder weniger „vernachlässigt“ (mir war das nicht bewusst, er sagte es mir dann später). Wir sind leider beide nicht diejenigen, die „richtig“ streiten und über unsere Gefühle und Probleme sprechen können (mussten wir ja auch bis dahin nie), von daher haben wir dummerweise nicht oft über unsere immer weiter scheiternde Beziehung gesprochen, sondern alles so hingenommen, wie es kam. Es war jedoch nicht alles schlecht in der Zeit. Es gab immer wieder Wochen, wo eigentlich alles in Ordnung war und wir uns gut verstanden, was zusammen unternahmen, Spaß hatten usw., bis dann der nächste Streit wegen Nichtigkeiten folgte.
Doch Ende Mai hat er dann, nachdem wir uns zwei Wochen schon nicht mehr gesehen hatten, zunächst per SMS und dann telefonisch Schluss gemacht. Das war zwar natürlich schlimm für mich, doch mehr oder weniger die logische Folge aus dem, wie im letzten halben Jahr unsere Beziehung gescheitert ist.
Nach drei Wochen Funkstille wollte ich ihn anrufen, um noch einmal von ihm ins Gesicht gesagt zu bekommen, dass er nichts mehr für mich empfindet. Er ging nicht ans Telefon, sondern hat mir zwei Stunden später einen eeeewig langen Brief per Email geschickt, in dem er mir zunächst gestand, in dieser kurzen Zeit eine Affäre mit einer Kollegin gehabt zu haben, sich aber gleichzeitig für alles, was er mir in den letzten Monaten angetan hat, entschuldigte und sagte, dass er gemerkt hat, dass er nur mich liebt, die Affäre beendet hat und sich nichts mehr wünscht, als dass er wieder mein Freund sein darf, sofern ich ihm verzeihe und ihm noch eine Chance gebe. Da ich mir ja auch nichts sehnlicher wünschte, als dass alles wieder gut würde, haben wir uns gleich am selben Abend noch getroffen, was aber, im Nachhinein betrachtet, der größte Fehler und der Anfang vom Ende war. In den darauffolgenden 2,5 Wochen folgten alle paar Tage Treffen, mit dem Ausgang, dass unser Neuanfang gescheitert war, da wir einfach noch sooo viel auszureden hatten, was wir die vergangenen Monate versäumt hatten. Außerdem war ich viel zu emotional und habe ständig nur geweint und er ist weiterhin mit alten Geschichten daher gekommen, die wir aber schon zig Mal besprochen hatten. Dazu kam, dass er dann nach zwei Wochen Urlaub seine Kollegin wieder sah und die Gefühle zu ihr doch wieder hochkamen. Kurz gesagt: Alles, was er mir in dem Brief geschrieben hat, hielt er nicht ein. Er kämpfte einfach nicht um mich, obwohl er mir bis heute beteuert, dass er sich das, was er da geschrieben hat, auch genauso gewünscht hat und das die Wahrheit war.
Die folgenden vier Wochen (ganzer Juli) waren für mich der absolute Horror und das, was ich da mitmachte, wünschte ich meinem ärgsten Feind nicht. Wir hatten null Kontakt, für mich war klar, dass er sich jetzt für seine Kollegin entschieden hat und er mit ihr eine glückliche Beziehung führte. Ich wusste keinen Tag, wie ich mich in die Arbeit schleppen sollte, weinte Tag und Nacht und sah überhaupt keinen Sinn mehr im Leben.
Wie konnte unsere ehemals perfekte Beziehung so in die Brüche gehen? Warum kämpfte er einfach nicht? Warum haben wir uns nicht schon viel früher ausgesprochen? Lag immer noch alles an seiner Migräne im Dezember? …
Zum Glück hatte ich so liebe Menschen um mich, die mich jeden Tag aufs Neue aufzuheitern und abzulenken versuchten, sodass mein Leben doch irgendwie weiterging.
Anfang August postete er dann auf Facebook, dass sein Arbeitsvertrag nun doch wider Erwartens um ein Jahr verlängert würde. Daraufhin habe ich ihm eine kurze, ganz neutrale SMS geschrieben, dass mich das für ihn freut. Und was passierte? Er schrieb zurück! Damit habe ich überhaupt nicht gerechnet, da ich ja wie gesagt dachte, dass er jetzt mit seiner Kollegin glücklich ist und mich sowieso schon längst vergessen hat.
Seit diesem Tag hatten wir bis letzte Woche regen Kontakt, meistens schriftlich, hin und wieder haben wir aber auch telefoniert. Alle SMS gingen immer von ihm aus. Er schrieb beinahe Tag und Nacht. Mir gings in dieser Zeit wieder viel besser. Ich habe wieder geschlafen und wieder gegessen. Mein Leben bekam wieder einen Sinn und es tat einfach so gut zu wissen, dass ich ihn nicht ganz verloren habe. Er war plötzlich wieder völlig der Alte, wir haben uns viel viel besser verstanden, als vor unserer Trennung. Wir haben nochmal das ein oder andere ausgeredet, aber ansonsten völlig unbeschwert miteinander geschrieben, sich für den anderen interessiert, nach der Familie gefragt, Bilder ausgetauscht, Späße gemacht (ja, er war immer sehr humorvoll ), er hat mich bei der Suche nach einer neuen Arbeit unterstützt usw.
Was seine Kollegin betraf, hielt er sich eher bedeckt. Er sagte immer, dass das mit ihnen nicht so einfach ist und er gar nicht weiß, ob er eine Beziehung zu ihr überhaupt will, aber dass natürlich sie aktueller ist, da er sie jeden Tag in der Arbeit gesehen und mit ihr die letzten Wochen verbracht hat. Allerdings sagte er auch, dass er immer noch so traurig sei und nicht wisse, wie das mit uns passieren konnte. Dass er bei mir nicht vorbeifahren könne, und wenn, dann hoffe er jedes Mal, dass er mich sieht. Dass ihm alles so abgehe bei mir. Er hat auch wieder Kontakt zu meinem Bruder, mit dem er sich immer sehr gut verstanden hat. Ich bin anscheinend bei seiner Familie auch noch beinahe täglich Gesprächsthema. usw.
Als dann Mitte September seine Kollegin die Arbeitsstelle wechselte und über 200 Kilometer umziehen musste, war das wieder ein Grund zur Hoffnung bei mir, weil er sie dann nicht mehr jeden Tag sah und sie somit leichter vergessen konnte (dachte ich). Er hat auch zu mir immer gesagt, dass er froh ist, wenn sie jetzt dann weg ist, weil er dann mal zur Ruhe kommen und über alles nachdenken könne. Nur leider ist sie anscheinend recht dominant und bestimmt immer, was gemacht wird, sodass sie die ersten zwei Wochenenden nach ihrem Umzug gleich zu ihm kam, auch wenn er mir sagte, dass er das zu verhindern versuchte. Seitdem sind alle Wochenenden wieder so schlimm für mich gewesen, weil ich genau wusste, dass sie entweder bei ihm oder er bei ihr ist.
Zwischendurch habe ich unseren Kontakt auch ziemlich minimiert, weil es mir eben nicht gut tat, jeden Tag alles von ihm und seiner Familie mitzubekommen, so viel Spaß mit ihm zu haben und mich einfach so gut mit ihm zu verstehen, und doch zu wissen, dass er ja sie hat und ich nicht mehr dazugehören darf. Leider habe ich dann in den letzten Wochen wieder zu viel mit ihm geschrieben und mir ging es von Tag zu Tag schlechter, obwohl er eben soooo nett, lieb, lustig usw. zu mir war. Aber ständig dieser Hintergedanke an seine „Freundin“… Also habe ich letzte Woche den Entschluss gefasst, nun endgültig den Kontakt abzubrechen, einfach, damit ich Abstand bekomme und er endlich mal sieht, was er mit mir verloren hat.
Ich denke, ich habe es ihm bisher viel zu einfach gemacht. Er musste sich ja nie zwischen uns entscheiden, denn er hatte ja beide. Sie in echt, an den Wochenenden, und mich jeden Tag 24 Stunden lang. Ich war die, die sich alles anhörte, die ihn bei allem unterstützte, Mut zusprach, aufheiterte, wenns mal nicht so lief, aber genauso lustig und unbeschwert war, wie es eigentlich früher immer war. Das beruhte natürlich auf Gegenseitigkeit. Als ich ihn dann anrief und ihm meinen Entschluss mitteilte, war er völlig von den Socken und hat zwei Stunden lang nur geweint. Er hat mir erzählt, dass er mich braucht, ihm alles so abgeht, er nicht glücklich ist, mit ihr nie das alles unternehmen wird, was er mit mir unternommen hat, mich letzte Woche in seiner Mittagspause so gerne abgeholt hätte und mit mir wohin gefahren wäre, er immer, wenn der Rettungswagen fährt, hofft, dass mir nichts passiert ist usw.
DAS MACHT DOCH ALLES KEINEN SINN!
Sind das alles nur leere Worte von ihm? Wollte er mich die letzten Monate warmhalten? Wollte er mich die ganze Zeit mit der Wahrheit verschonen?
Oder liegt ihm wirklich noch was an mir und er ist einfach zu schwach, gegen seine „Freundin“ anzukämpfen und seinen Willen durchzusetzen? Warum schrieb er drei Monate lang Tag und Nacht mit mir und sagte mir ständig solche Sachen, traf sich aber doch noch mit ihr?
ICH VERSTEHE IHN EINFACH NICHT!
Vielleicht könnt ihr mir ja helfen! Als Außenstehende, nachdem ihr die ganze Geschichte gehört habt!
Ich danke euch jetzt schon dafür, dass ihr euch Zeit genommen habt, diese lange Geschichte zu lesen und mir vielleicht auch zu antworten!
Achja, an die Kontaktsperre hält er sich sogar. Nur gestern postete er ein einziges Wort auf Facebook, das seine Freunde jedoch weder kommentieren noch auf „Gefällt mir“ drücken konnten, da niemand weiß, was es mit diesem Wort auf sich hat. Außer mir. Es war also eine eindeutige Botschaft an mich…
Vielen vielen Dank!
Eure verzweifelte Cuesea
11.11.2014 20:55 •
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