Liebe Memi,
ich verstehe so gut, dass du nicht fühlen kannst, dass ihr eigentlich nicht zusammengepasst habt. Mir geht es ja ganz genauso. Das Paradoxe daran ist ja irgendwie, dass man Dinge, die man vermutlich sogar sehr leicht bei einem anderen Menschen finden kann (z.B. gleiche Interessen, gleichen Musikgeschmack, guten Humor), total auf den Thron hebt und sich daran aufhängt. Dabei ist das, was nicht gepasst hat, nämlich die Kommunikation, die Empathie, das vermögen, sich seinen Problemen zu stellen usw. doch eigentlich viel wichtiger für eine gut funktionierende Beziehung.
Komisch, dass man die Fehler des anderen so in den Hintergrund rückt. Wie schön wäre es, wenn man nach einer Trennung nur noch das Schlechte sehen könnte Aber dann würde man vermutlich auch aus der Trennung nichts lernen.
Ich überlege gerade immer mehr, warum ich immer noch so an dieser Beziehung und diesem Menschen hänge. Klar, die ersten Jahre war es wunderschön. Da haben wir eine so gute Basis aufgebaut. Und dann kamen seine ganzen Probleme zum Vorschein. Er hatte wohl auch vor meiner Zeit schon einmal eine Depression in der er ziemlich abgestürzt ist, hat aber nichts dagegen unternommen. Das wusste ich aber lange Zeit nicht, habe es zufällig erfahren.
Für mich ist klar, dass ich dem anderen beistehe, wenn er Probleme hat. Aber wenn der andere nicht bereit ist, an seinen Problemen zu arbeiten, und ich merke, dass mir die Beziehung schadet (ja sogar körperlich), dann hätte ich doch eigentlich den Schlussstrich ziehen müssen.
Was haben uns diese Menschen nur gegeben, dass das Loslassen so schwer fällt? Oder vielleicht muss man es ja auch anders formulieren: was hat uns gefehlt, dass wir trotz dieser Vorkommnisse noch nicht befreit sind?
Vielleicht sollte wir das Ganze ja wirklich als Anlass nehmen, uns selbst mehr zu entdecken. Aber wie findet man denn heraus, ob man sich selbst genug liebt? Oder wer man eigentlich ist? Irgendwelche Patentrezepte?
Ich bin übrigens auch am überlegen, ob die konsequente Kontaktsperre, die ich seit Beginn durchziehe, wirklich gut ist, um schnellstmöglich abzuschließen. Ich meine damit nicht, dass ich ihn kontaktieren möchte, um Gottes willen, nein! Dazu wär ich glaub ich zu stolz. Aber ich vermeide es auch ganz konsequent, irgendwas von ihm oder seinem Leben mitzubekommen. Ich habe keine Ahnung was er wie mit wem tut. Und ich frage mich, ob das so gut ist. Denn ich habe eine brutale Angst, dass ich mir so etwas vormache und die Trennung niemals realisieren werde (im Sinne von „alles nur ein Albtraum gewesen“). Oder kommt das irgendwann trotzdem bei einem an, dass es vorbei ist, dass der andere einen nicht mehr will, dass der andere mit jemand anderem glücklich (?) ist etc. Oder wäre es vielleicht heilsamer, einmal einen Schock zu erleben und ihn z.B. mit einer anderen zu sehen oder von Freunden zu erfahren, dass er die Trennung absolut für das Richtige hält oder so?
Liebe Mila,
wusstest du denn, mit welchen „Pfosten“ du dich in deinen Beziehungen davor nicht auseinandersetzen wolltest und hast diese Dinge dann mehr oder weniger bewusst verdrängt oder ist dir das erst im Zuge der jetzigen Trennung „gekommen“?
Liebe Zeraphina,
versuche nicht nur, die Woche zu überstehen. Versuche, die Woche für dich zu nutzen.