Liebes Forum,
seit einiger Zeit lese ich hier mit, hab dann kommentiert und habe jetzt den Mut meine eigene Geschichte aufzuschreiben. Ich versuche mich auf das Wichtigste zu beschränken.
Ich war zwei Jahre lang Single, damit zufrieden, Hobbies, Studium, Freundeskreis, Katze, Wohnung mit Garten, bin regelmäßig weggegangen. War einer Beziehung aber nie abgeneigt
Da schrieb mich mein Ex (wir sind beide 28) über Instagram an. Ich kannte ihn vom Sehen, er war auf der selben Schule wohnt im Nachbarort. Wir schrieben einige Zeit hin und her und hatten dann am 26.12.2019 unser erstes Date. Dieses lief so gut, dass wir uns auch in den nächsten Tagen noch 2 mal trafen. Ab dann ging alles sehr schnell. Im Januar 2020 war ich noch mit einer Freundin 4 Tage auf Wellnessurlaub, danach habe ich meinen EX Freund uns jeden Tag gesehen. Schnell wurde ich der ganzen Familie vorgestellt, seinen Freunden, auf Instagram präsentierte er stolz unsere Beziehung weil zu zweit alles schöner ist - sein Titel des ersten Fotos von uns gemeinsam. Wir teilten unsere Hobbies, waren beinahe jeden Tag draußen unterwegs, Sporteln, Klettern, Wandern (wohne am Alpenrand). Sehr gute körperliche Beziehung. Es war wirklich wie im Traum! Die Corona Zeit genossen wir anfangs wirklich sehr, kochten gemeinsam, nutzten alles was erlaubt war voll aus. Verbrachten zwei tolle Urlaube. Er schrieb mir regelmäßig kleine Zettel und Karten, machte mir persönliche Geschenke, zu denen er sich sehr viele Gedanken machte. Er erzählte und zeigte jedem wie glücklich er mit mir ist, auch wenn wir irgendwo waren, er hing regelrecht an mir, fasste mich ständig an. Ich fühlte mich so sehr angenommen und geliebt. Ich komme aus einem Freundeskreis mit vielen Langzeitbeziehungen und habe mich endlich auch dort richtig zugehörig gefühlt. (Ja ich weiß es schreit hier schon alles nach totaler Verschmelzung. ). So ca. einmal in der Woche gönnte ich mir einen Me-Time Abend in meiner Wohnung. Das wurde auch von uns so bezeichnet.
Nun zu ihm. Er war 7 Jahre in einer Beziehung, zwei Jahre davon haben sie zusammen gewohnt. Er wurde dann von ihr verlassen. Es war wohl ein schrecklicher Liebeskummer, bei dem die Familie sich sehr um ihn kümmern musste, er hat zu der Zeit beinahe bei seinem großen Bruder gewohnt. In unserer Beziehung (nach zwei Jahren single - Pause in der er aber immer Affären hatte) kam es schon in den ersten Monaten dazu, dass er mich immer wieder fragte, ob alles okay sei mit mir, ob es mir gut geht, ob ich etwas habe. Seine Ex habe nie mit ihm über ihre Zweifel gesprochen. Vor allem wenn ich mal nicht redete kamen immer mehr bohrende Nachfragen ob etwas sei, ob ich Me-Time brauche. Nach einem Me-Time Abend von mir weinte er einmal, er habe sich ungeliebt gefühlt, das Gefühl gehabt ich mag ihn nicht mehr. Ich arbeite im sozialen Bereich und manchmal ist das stressig, wenn ich während der Arbeit nicht auf Whatapp geantwortet hab ist er unruhig geworden. Einmal wollte ich Abends nach einem sch. Tag alleine bei mir zuhause Malen, am nächsten Tag kam der Vorwurf: wenn wir zusammen leben, dann muss das auch klappen. Wenn ich Sachen sagte wie: wenn ich mal Kinder habe, dann war er verletzt. Er wollte das ich sage: wenn WIR mal Kinder haben. Immer mal wieder kam es zu kleineren Aussprachen in denen er sagte, dass er schwer damit klar komme, wenn ich mal nicht wie ein Wasserfall plappere, wenn ich mal nicht ausgelassen bin oder erschöpft von der Arbeit Abends. Er habe auch das Gefühl, dass ich mich ihm nicht 100% öffne, vor etwas Angst habe. Man muss dazu sagen, dass ich mich selbst als glücklich und zufriedenen Mensch ansehe. Ich hatte auch keine Angst in der Beziehung, war mir immer sicher. Habe mich auch immer geöffnet, ihm alles anvertraut. Wenn wir mit Freunden unterwegs waren und ich habe mich mit jemandem unterhalten, quatschte er oft dazwischen, warf mir dann vor ihm gegenüber unaufmerksam zu sein. Ich habe ihm dann immer wieder versichert, dass ich ihn liebe und z.B. gerade müde von der Arbeit bin, gerade einfach nichts zu plappern habe etc. Er erklärte mir dann immer, dass dies seine eigene Unsicherheit ist und er immer alles auf sich beziehe, er weiß, dass er dieses Problem hat.
Ende Februar, also nach etwas mehr als einem Jahr Beziehung, sagte ich ihm, dass ich es mir jetzt gut vorstellen könne zusammen zu leben. Er reagierte anders als erwartet, er sei nicht bereit und insgesamt habe er ja mit seiner Ex zusammen gelebt und das ging schief. Ich war überrascht, sagte ihm aber es sei doch ok, dann lassen wir uns Zeit. Eine Woche später sagte er mir abends plötzlich, dass er immer nach der perfekten Beziehung strebt, mit meiner Art nicht klar kommt, schon an Trennung gedacht hat, weil ich nicht so ein ausgelassener Mensch bin wie er das gerne hätte, sein eigener Perfektionismus ihn anstrengt. Er möchte aber eine gemeinsame Lösung finden. Ich war völlig vor den Kopf gestoßen, fing unglaublich zu weinen an. Am nächsten Tag entschuldigte er sich, sagte er habe noch nie jemanden so weinen sehen und es tue ihm schrecklich leid, er bedankt sich für die ganze Geduld die ich mit ihm habe und so etwas würde nie wieder vorkommen. Er müsse daran arbeiten, zu akzeptieren, dass nicht immer alles perfekt sein kann. Ab dem Zeitpunkt war ich unsicher, habe versucht ganz fröhlich zu sein. Ich habe den Braten wohl schon gerochen. .
Eine Woche nach diesem Vorfall, kam er weinend zu mir nach Hause, er könne nicht mehr. Er sei Leer und habe keinen Spaß mehr im Leben. Er wissen nicht woran das liege, an der stressigen Arbeit, an Corona (nahm uns sämtliche Hobbies die im Sommer noch möglich waren) an der Beziehung. Kriegt er Burnout? Depressionen? Er habe Angst vor sich selbst. Er wisse nicht was die Lösung ist, er glaubt es gibt keine. Ich habe ihn angeschrien, seine Sachen gepackt. Er ist gegangen. Ich war verzweifelt. Dachte es geht ihm nicht gut und ich muss ihm beistehen. Schrieb ihm einen Brief, dass einer perfekten Illusion hinterherhechtet, dass ich für ihn da bin wenn es ihm schlecht geht, mir ist es lieber er ist echt und ehrlich als der ständig perfekte Partner. Daraufhin kam er drei Tage später zurück. Wollte es versuchen, wirkte sehr glücklich. Am nächsten Tag sprachen wir darüber was wir ändern können, uns mehr Freiraum lassen, es muss nicht alles Märchen-perfekt sein. Ich erzählte ihm, dass mich ein Kollege angegraben hat. Wir aßen gemeinsam, schliefen miteinander. Kurz danach schaute er mich an und erklärte er sei wieder unsicher, weil er auf den Kollegen gar nicht eifersüchtig ist. Und plötzlich sagte er: Ich liebe dich, aber es reicht nicht für die Zukunft. So ließ er dann die Bombe schlussendlich platzen, nahm wieder seine ganzen Sachen die er 2 Stunden zuvor alle wieder ausgepackt hatte und ging.
Zwei Wochen später schrieb ich ihm nochmal einen Brief in dem ich alles loswurde. Sehr stark für mich selbst einstand. Bekam dann die Antwort, er habe nun in den zwei Wochen gemerkt, dass es für ihn die richtige Entscheidung war, er wollte sich auch nicht wieder sehen. Es tue ihm leid wie alles gelaufen ist und er habe mir nie etwas vorgemacht.
Jetzt fühle mich alleine, ich fühle mich verarscht und emotional missbraucht, ich fühle mich ausgeschlossen. Frage mich warum ein Mensch einen so sehr in einer Beziehung fesselt, ständig Liebe und Aufmerksamkeit verlangt und dann aber selbst alles hinwirft. Ich hab Angst mir wird es nie wieder gut gehen. Ich habe Angst als verrückte, einsame Katzen Lady zu enden. Ich habe wirklich gedacht: Wow, der liebt mich, das wird eine schöne Zukunft, endlich bin ich auch mal dran mit dem Beziehungsglück. Und jetzt ist alles geplatzt. Ich fühle mich meiner Zukunft zu zweit beraubt. Oh Gott wenn ich das schreibe merke ich selbst wie dämlich und abhängig das ist. .Ich mache Fortschritte, am Montag sind es drei Wochen, ich esse wieder, schlafe etwas besser. Aber heute ist es schlimm und mir liefen die Tränen.
03.04.2021 10:16 •
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