Hallo,
ich komm mir gerade etwas komisch vor. Ich bin eigentlich nicht der Typ, der so gerne Hilfe in Anspruch nimmt, aber ich weiß nicht wohin mit meinen Gefühlen. Und schreiben hilft manchmal schon.
Ich (22) bin vor relativ kurzer Zeit von Zuhause ausgezogen, weil ich mich in der alten Heimat nicht wohlgefühlt habe. Da ich wieder eine schulische Ausbildung wollte, war das eine Chance, woanders neu zu starten. Diese Ausbildung beinhaltet ein Jahrespraktikum im sozialen Bereich, welches ich in einem Kinderheim absolviere. Dort hab ich eine Kollegin (29, verheiratet, keine Kinder) kennengelernt, deren Nähe ich anfangs immer wieder unterbewusst gesucht habe. Das gesamte Kollegium ist absolut spitze, ehrliche Menschen und wirklich tolle Stimmung untereinander. Aber irgendwann nach ein paar Monaten wurde mir bewusst, wie sehr ich die Nähe dieser einen genossen habe.
Eines Nachmittags, nach der Arbeit, haben wir uns noch etwas unterhalten und sie hat mir erzählt, dass es bei ihr nicht anders ist. An dem Abend war ich zu nichts mehr zu gebrauchen. Mir ist es schwer gefallen, ihr das zu sagen, weil ich wusste, dass sie verheiratet ist. An diesem Abend wollte sie mich küssen. Ich habe abgeblockt und gesagt, dass solche unüberlegten Taten zu großen Problemen führen kann. Dann haben wir die Problematik ins Rollen gebracht. Wir haben uns in der Woche darauf ein paar Mal abends getroffen und über das gesprochen, was wir fühlen. Irgendwann hat sie nicht mehr nachgelassen und wollte mich unbedingt küssen. Ich habe nach anfänglichem Protest, diesen Küssen zu wiederstehen, nachgegeben.
Schon da hab ich mich wie auf Wolke 7 gefühlt. Mir war bewusst, dass es keine Zukunft geben kann, aber sie hat mich so in ihren Bann gezogen, ich konnte an nichts anderes denken. Am Tag darauf, haben wir uns getroffen und sie sagte mir, dass sie erst richtig realisiert hat, was sie da auf's Spiel setzt. Ich habe es verstanden und akzeptiert. Wir haben abgemacht, den Kontakt (inkl. Handy) zu stoppen und uns etwas voneinander distanzieren während der Arbeit. Als ich Zuhause war, hab ich meine, eigentlich solide Fassung verloren und hab bitterlich geweint. Eine Nacht später kam der Rückfall und sie hat mich angeschrieben, sie könne es nicht ertragen, mir nicht zu schreiben. Ich muss gestehen, ich hätte sie an diesem Tag auch angeschrieben. Sie löst in mir eine nie da gewesene Sehnsucht aus, ich konnte/kann sie nicht mal für minimale Momente aus meinem Kopf verbannen. Und es war immer der Zwiespalt, weil ich mir auch klar gemacht habe, dass es eigentlich keine Zukunft gibt.
Um das jetzt mal etwas abzukürzen, wir haben wieder regelmäßig Kontakt gehabt, haben uns regelmäßig geküsst und irgendwann kamen intensive Berührungen. Als ich über ein Wochenende zu einem Freund gefahren bin, der ein paar hundert Kilometer weiter weg wohnt, bin ich fast gestorben vor Sehnsucht. Und sie auch. Ich habe immer gesagt, dass es nicht richtig wäre, wenn wir weiter machen und dass es nur noch mehr weh tut, wenn wir uns immer näher darauf einlassen. All die Einwände waren ein kläglicher Versuch, dieses Gefühl zu unterbinden. Sie raubt mir jede Nacht, ich kann kaum essen und mir wird schlecht, wenn ich daran denke, dass es nicht geht.
Irgendwann ist es passiert und wir haben miteinander geschlafen.
Ich weiß, ein großer Fehler und objektiv gesehen, das Dümmste was ich hätte machen können. Moralisch verwerflich ist das sowieso. Aber ich bereue keine Sekunde. Es ist unfair dem Mann gegenüber gewesen, aber ich hab mich nur von dieser wahnsinnigen Liebe leiten lassen. Und sie auch. Diese Stunden mit ihr haben sich so richtig angefühlt, ich hab alles rundherum vergessen.
Nach dem Treffen erzählte sie es ihrem Mann. Sie kam daraufhin zu mir und weinte, weil sie jeden Moment bei ihm weg wollte und sich nur danach gesehnt hat, in meinen Armen zu liegen. Wir haben lange geredet und ich musste ihr sagen, dass sie ihrer Ehe eine Chance geben muss. Der Mann wollte das auch, der will alles tun um zu verhindern, dass sie ihn verlässt. Und so haben wir uns nach vielen Tränen darauf geeinigt, dass wir den Kontakt abbrechen und sie versucht, die Gefühle für ihren Mann wiederzufinden.
Und seitdem komm ich nicht mehr klar. Ich kann dieses Gefühl nicht ertragen, sie nie wieder so ansehen zu dürfen, wie ich es so oft gemacht habe. Ich weiß, dass so vieles gegen uns spricht, vorallem auch der Altersunterschied und die Tatsache, dass wir zusammen arbeiten, geschweige denn von der Ehe. Aber nie hat mich jemand so vollkommen glücklich gemacht. Ich hatte schon eine langjährige Beziehung, aber sie setzt neue Dimensionen. Ich kann mich nur einfach nicht damit abfinden, dass ich nicht für meine Gefühle kämpfen darf, weil ich glaube, dass ich ihr nicht das geben kann auf lange Sicht, was sie braucht. Und es ist ein nicht auszuhaltender Schmerz zu wissen, dass ich sie das letzte Mal geküsst habe...
01.01.2016 11:28 •
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