Zitat von Nepomuk:Zum Thema Integrität: ich würde, bevor ich mir die Frage stelle, wie ich Integrität herstellen kann, die Frage stellen, inwieweit und in welchem Umfang das überhaupt wichtig ist für mich.
Ich versuche mit mir im Einklang zu sein - im Inneren und nach Außen. Das bedeutet für mich Integrität. Du schreibst, für dich ist Integrität nicht wichtig. Die Menschen in deinem Umfeld sehen das für sich vermutlich anders.
Ich bin mir nicht sicher, ob du dir da nicht irgendwas hinrationalisierst, damit du dieses Thema und deine Lebensweise nicht unter diesem Gesichtspunkt beleuchten musst.
Integrität in deinem Fall, würde Wahrheit und offenes Leben deiner Affäre bedeuten. Heißt, du musst dich nicht verstecken mit deinen Gefühlen, weil du deinem Mann davon berichtet hättest und er entweder mit einer offenen Ehe zurecht gekommen wäre oder eben nicht. Genauso hätte dein Affärenmann mit seiner Partnerin reden können - hier auch mit offenem Ausgang. Aber: Möglicherweise könntest du dann jetzt (auch) am Krankenbett deines Affären-Mannes sitzen. Aber: Zuviele Konjunktive hier.
Den Ausführungen von @Dummda2 kann ich mich nur anschließen. Mein Ex-Mann hat mich jahrelang betrogen. Wir waren fast 28 Jahre zusammen, zwei gemeinsame Kinder. Ich hab schon viel Schlimmes und Traumatisches erlebt, aber das Gefühl, dass man jahrelang in einer Scheinwelt gelebt hat, war für mich absolut zerstörerisch - so am Ende war ich noch nie. Auch für die Kinder, damals 16 Jahre und 18 Jahre, war es unglaublich hart und unfassbar. Da trägt sich jemand jahrelang im Familienkalender mit irgendwelchen Terminen aus, die so nie oder nur teilweise statt gefunden haben, diese Lüge trifft dann alle. Und alle müssen einen Weg finden damit umzugehen. Nichts mehr was war, kann als das gesehen werden, wie es zum Zeitpunkt, als es stattgefunden hat, wahr genommen wurde. Fragen der Kinder an meinen Ex waren: Warst du mit ihr schon zusammen, als wir bei diesem Fussballspiel in München waren? Als du nicht mit zu dem Termin xy mitgegangen bist und angeblich in dingens warst, hast du dich da mit ihr getroffen?
Bei mir ist die Trennung jetzt einige Jahre her - wir sind geschieden. Die Kinder treffen ihren Papa wieder regelmäßig, aber so weit ich das beurteilen kann, haben sie einen Großteil ihres Respektes vor ihm verloren und auch die Bindung zu ihrem Vater ist nicht mehr wie sie einmal war. Sie lassen ihn nicht so wie mich an ihrem Leben teilhaben, der Sohn ist jetzt 25 und die Tochter 22 Jahre alt. Warum sollten sie auch zu jemanden, den sie über alles geliebt haben, der ihnen Werte gepredigt hat, die er selbst nicht mehr gelebt und mit Füssen getreten hat, jetzt wieder absolut offen sein und ihm vertrauen können und wollen? Wahrscheinlich war für ihn auch Integrität nicht mehr wichtig. Da ging es nur noch darum, sein Doppelleben am laufen zu halten.
Von daher sind deine ganzen Argumente, du hättest den Affärenmann nur getroffen, wenn du eh nicht zuhause gewesen wärst, weil es deine Abende waren, Makulatur. Mein Ex hatte einen Freund, der sein Alibi war: Es macht einen großen Unterschied, ob jemand sich einen netten Abend macht mit Freunden und Freundinnen, oder sich im Familienkreis mit Lügen entschuldigt, und berufliche Termine so legt, wie mein Ex, dass er die Affäre treffen kann.
Aber es ist dein Leben und deine Familie, die Affäre ist hoffentlich vorbei und ich wünsche allen Beteiligten sehr, dass das auch so bleibt. Dein Schmerz wird irgendwann vergehen und wenn er das nicht tun sollte, dann ist das der Preis den du für glückliche Stunden mit deinem Affärenmann eben zahlen musst. Meine Kinder und ich wir haben gezahlt für die Affäre meines Ex und der Preis war und ist verdammt hoch.