@Dummda2
Naja, aber wenn es in einer Affäre nicht um S. geht, dann wird man ja auch kaum von einer Affäre sprechen können, und eine solche s.lose Affäre würde ja gewiß keine solche explosive Aufregung verursachen.
Das Erstaunliche ist ja eben, daß zwar heutzutage nahezu alle S. für etwas ganz Natürliches halten, aber S. gleichzeitig als etwas angesehen oder vielmehr empfunden wird, das in seiner Bedeutsamkeit und Wertigkeit irgendwo zwischen einem dämonischem Lustrausch und einem Giftgasangriff angesiedelt ist.
Allein dieses Verständnis erscheint mir ja schon als eine reichliche Absonderlichkeit.
Jedenfalls habe ich ein paar gute Freundinnen, teilweise schon seit Kindertagen, mit denen ich hin und wieder auch Zeit verbringe - und wenn das jemand als Affären ansehen würde, würde ich ihn zumindest für einen ziemlich schrägen Vogel halten.
Es ernüchtert mich durchaus nicht, daß es auch in polygamen Gesellschaften Regeln gibt. Es kommt halt immer darauf an, wie sinnvoll, wie lebensnah die Regeln sind, worauf sie sich beziehen, ob sie ganz sinnlos und willkürlich restriktiv sind oder ob dem Leben förderlich.
Bei einer solchen Insel-Gesellschaft ist es z. B. so, daß die Leutchen nur tagsüber auf der Insel leben, nachts aber in Pfahlbauten auf dem Meer, weil es auf der Insel nachtaktive Äffchen gibt, die furchtbare Schreie loslassen, die von den offenbar leicht erschreckbaren Bewohnern für Geister- und Ahnenrufe gehalten werden, so daß eine Regel ist, die Insel nachts eben den Geistern zu überlassen. (Würden die Bewohner dahinterkommen, daß sie die Insel in Wahrheit nicht den Ahnen, sondern den Affen überlassen, würden sie vielleicht die Regel streichen.)
Ob das sinnvoll ist, läßt sich nicht sagen. Aber zumindest ist es dem Leben nicht abträglich, zumindest solange nicht, solange kein Tsunami heranrollt oder das Holz für die aufwändigen Pfahlbauten nicht aufgebraucht ist und die Insel nur noch eine unbewohnbare Wüste.
Zudem kommt es ja auch immer darauf an, wie auf eine Verletzung einer Regel reagiert wird. Wenn mit einem emotionalen Mord- und Totschlag-Ausbruch, dann sollte man wohl die Herkunft dieses Emotionsgewitters einmal genauer untersuchen. Denn sich allein auf Regeln zu berufen, ist ein sehr schwaches Argument. Damit nämlich läßt sich alles rechtfertigen. Wenn etwa die Regel lauten würde: Alle Blondhaarigen werden aufgehängt - was dann? Regeln muß man ja befolgen, oder?.
@kuddel7591
Auch bei Dir findet sich ein solches schwaches und offenbar nicht ganz durchdachtes Argument (das im übrigen ja sehr gerne vorgebracht wird in diesem Zusammenhang).
Du meinst, es ginge darum, auch an die Kinder zu denken, weil man für die Kinder als Allererstes dies Verantwortung hat.
Was haben in einem Fall wie diesem die Kinder damit zu tun? Es ist absolut nicht einsichtig, weshalb die Kinder der TE irgendeinen Schaden oder Nachteil erlitten haben sollten, weil die TE sich alle paar Monate einmal für ein paar Stunden mit einem anderen Mann getroffen und offensichtlich transrevierig auch vergnügt hat.
Dieses Argument - also der Schaden für die Kinder, die Unverantwortlichkeit gegenüber den Kindern - wird ja nicht vorgebracht, weil es wahr wäre, sondern weil damit ein schlechtes Gewissen gemacht werden soll.
In aller Regel bekommen die Kinder nämlich von einer Affäre gar nichts mit, außer vielleicht in einem Alter, in dem sie schon selber Affären haben könnten, ja wüßten in jenem Alter, wo sie tatsächlich noch entwicklungsgefährdet sind, nicht das Geringste damit anzufangen und würden es auch nicht als etwas Böses erleben.
Das Kindeswohl ist in solchen Fällen nichts anderes als etwas Vorgeschobenes, um den Betrügern eben mit einer möglichst schweren Keule eine auf den Deckel zu geben (sofern die für diesen Unsinn anfällig sind.)
Geht es tatsächlich um das Kindeswohl, dann sollte man wohl auf ganz andere Dinge als auf allfällige Affären das Augenmerk legen. Z. B. wie die Eltern miteinander umgehen, ob ein Spannungsfeld zwischen den Eltern besteht, ob nicht überhaupt einer der beiden oder gar beide katastrophale Vollkoffer sind, die von vornherein vollkommen unfähig sind, ein Kind sinnvoll großzuziehen, ob sie nicht eine verkorkste Persönlichkeit haben oder gar gewalttätig sind - kurz gesagt, ob die beiden überhaupt fähig sind, Eltern zu sein, ob die heimische Umgebung eine zumindest halbwegs liebevolle, harmonische, anregende, gedeihliche ist. Aber darauf wird wohl am wenigsten geachten. Denn nicht wenige ziehen ja, ohne jede Rücksicht auf Verluste hinsichtlich der Kinder, eine desaströse Ehe durch - und das eben gerade mit dem scheinheiligen und vorgeschobenen Argument, es gehe ja um das Wohl der Kinder. Da wird nicht einmal davor zurückgeschreckt, sich vor den Kindern zu prügeln oder gar die Kinder selber zu prügeln vor lauter Frustriertheit und Hilflosigkeit, sich gegenseitig niederzumachen, zu beleidigen, anzufeinden usw.
Ginge es tatsächlich um das Wohl der Kinder, betrüge die Scheidungsrate nicht 50%, sondern 90% - und zudem gäbe es auch nicht diese hochriskanten Kleinstfamilien, sondern Großfamilien, bei denen es gar nicht sonderlich auffällt, wenn einer wegbricht, und sich alle gegenseitig auffangen können und nicht nach einer Trennung vollkommen alleine dastehen.
Dieses Argument kracht jedenfalls vor lauter Morschheit an allen Ecken und Enden.
Und was den Wechsel, den Wandel betrifft - so etwas geht natürlich nicht von heute auf morgen und braucht seine Zeit.
Aber ich bin wirklich überzeugt davon, daß dieses Modell, wie es heute noch großteils existiert und gelebt wird (zumindest versuchsweise), ein Auslaufmodell ist, weil es der heutigen Lebensrealität in keiner Weise mehr gerecht wird.
Das Einzige, das eine Beziehung zusammenhalten sollte, ist die Liebe. Alles andere, was ja doch nur irgendein Zwang ist, bringt nichts als Kälte und Unglück mit sich.
31.05.2017 02:11 •
x 9 #180