So, zusammen:
Ich habe heute eine ganze Weile über eure Ansätze bzgl. verdrängte Anteile und Kern des Wesens nachgedacht.
Ohne zu einem rechten Schluss zu kommen.
Ich glaube der Kern meines Wesens ist Veränderung. Ich habe und hatte nie eine so klare Linie wie z.B. meine Geschwister.
Ich färbe gerne meine Haare, trage sie lang, kurz, bunt, rasiert, geflochten. ich spiele mit Styles: in meinem Schrank hängt zwischen Boss Nadelstreifen und Abendkleid auch eine Schlaghose, ein Dirndl und ein Ramonesshirt.
Ich habe inzwischen mehr als 10 verschiedene Jobs gemacht, meist zwei parallel: das rangierte von Projektmanagement über Arbeit mit Autisten und Hörbuchsprecherin bis zu Landwirtschaft. Da ich immer gut investiert habe, erlaubt mir die finanzielle Situation durchaus die ein oder andere berufliche Kapriole (damit ist auch explizit mein Geld gemeint, nicht das gemeinsame oder das meines Mannes).
Ich bin, ja das stimmt, sehr schlecht im Kompromisse schließen. Mit mir selbst und mit anderen. Verzicht ist etwas, das mir sehr sehr schwer fällt, zumindest wenn mein Herz dran hängt. Sei es in beruflicher, zwischenmenschlicher oder persönlicher Hinsicht. Im Regelfall packe ich die Sachen nach ein paar Jahren wieder auf den Tisch und bügel den Verzicht dann aus. (die Trekkingtour in der Mongolei ist mental schon für den Tag, an dem der letzte Frischling den Bau verlässt, gebucht). Unabwendbar verzichtet habe ich bisher bewusst, glaube ich, auf meinen Nachnamen bei der Hochzeit. Sonst fällt mir tatsächlich so ad hoc nichts ein.
Egozentrisch. ja, auch. Dass hier überall ich,ich, ich steht, liegt aber auch daran, dass eine Affäre einfach eine zutiefst egoistische Angelegenheit ist. Ich KANN an der Stelle nichts über meinen Mann schreiben, weil es an ihm rein gar nichts zu meckern gibt und er ebenso rein gar nichts dafür kann, dass ich diese Affäre hatte.
In Bezug auf meinen Affären Mann kann ich dazu auch nichts weiter schreiben. Da ich die Situation zwischen ihm und seiner Freundin überhaupt nicht einschätzen kann. Egoistisch? In jedem Fall auch.
Aus dem, was ich bis hierher geschrieben habe, leitet sich auch schon eines meiner Probleme ab. DIE Nepomuk als Fixpunkt, die ich sein könnte oder wollte, kann ich so gar nicht festlegen.
Übrigens einer der Gründe, weswegen ich mit der Affäre die Beziehung ausgeschlossen habe: der meinte, er könnte es nur schlecht aushalten, wenn ihm durch Kinder und Co plötzlich Fußeisen an seine Entscheidungsfreiheit gelegt werden würden.
Und bevor sich die Psychologen da dran setzen: nein, ich bin keinesfalls zwanghaft getrieben und ruhelos. Es macht mir einfach Spaß (mich zu verändern und Neues zu probieren) und Herausforderungen zu begegnen. Ich gehe fast alles was ich tue sehr konzentriert an, habe einen hohen Leistungsanspruch an mich und andere.
Daher rührt auch die Disziplin, keine vergänglichen Dinge auf dem Handy zu haben oder per Handy zu verschicken (auch wenn mir manchmal danach gewesen wäre). Zu der Frage dazu: wen wollte ich schützen? Die Affäre, die Ehe. vielleicht auch mich selbst um mich nicht im Gefühlsüberschwang in irgendwelchen SMS zu verlieren.
Millionenmal hätte ich Nein sagen können. Oder er. Und genau so oft waren wir zu schlapp , zu (selbst)verliebt, zu feige, zu g.e.i.l.
Fazit? Eher keins.
Auch hier wird ein neuer Abschnitt anbrechen. Es stimmt, ich werde mich verändern, wenn er nicht mehr da ist.
Das kenne ich von mir, das kennt mein Mann von mir.
Ich weiß, dass auch Liebeskummer vorbei geht. Es werden Narben bleiben als Teil meines Lebens, dennoch bin ich im Moment noch davon überzeugt, dass unser Leben als Ehepaar und Eltern trotzdem gut weitergehen kann. je nachdem ob und wie ich einen Weg finde, den Kummer wieder in Schaffenskraft und Veränderung umzuwandeln.
Er fehlt mir trotzdem unglaublich. Es mag skurril klingen, aber er hat mir auch viele Flausen ausgetrieben, hat mich unterstützt und an mich geglaubt, wenn viele andere schon den Finger an der Stirn hatten. Umso unbegreiflicher ist mir nun sein Fort sein.
25.05.2017 19:50 •
x 3 #130