Achtung, es wird laaaang.
Ich weiß gar nicht so genau, wo ich anfangen soll.
Im Sommer 2006 war ich gerade in einer on-off-beziehung mit jemandem, dessen Herz eigentlich noch nicht richtig frei war. Ich kämpfte um ihn und zog alle register- u.a. Dass ich versuchte, mich in seine Clique zu platzieren.
Ganz zufällig lernte ich dann auf einer Party seine Schwester Isabelle kennen. Ich verstand mich blendend mit ihr und wir waren sofort auf einer Wellenlänge. Sie nahm mich mit zu ihrem Tisch um mich dem Rest vorzustellen. und da saß er. nicht mein on-off-partner. sondern ER (Der Einfachheit wegen nenne ich ihn hier Tom). Unsere Blicke trafen sich- und da war es - das Gefühl von absoluter Vertrautheit.
Es stellte sich raus, dass Tom der Freund von Isabelle war. Und obwohl sie mir schon so extrem sympathisch war, meine Augen blieben nur bei Tom. Das war nicht verliebt sein, kein bauchkribbeln oder sonstige verliebheitsanzeichen. Einfach nur tiefe Verbundenheit- es ist kaum zu beschreiben.
Wir unterhielten uns den ganzen Abend, lachten viel und gleichzeitig versprach er mir, mir bei der Beziehung zu dem anderen zu helfen (er war sein bester freund).
Und genau das wollte ich auch.
Von nun an trafen wir 3 (also Isabelle, Tom und ich) uns beinah täglich, und die Bindung zu Tom wurde täglich stärker.
Wir verstanden uns ohne Worte, führten tiefgründige Gespräche, telefonierten stundenlang. Wir brauchten uns nur anschauen und wussten, was der andere denkt und fühlt.
Bei ihm habe ich mich geborgen, sicher und geliebt gefühlt- ohne, dass es die romantische Vorstellung einer Beziehung gab.
Eine so tiefe Freundschaft, die von heut auf morgen besteht- habe ich noch nie erlebt.
Die Wochen gingen ins Land und zu dem so gut verstehen kam dann auch das körperliche. Wir umarmten uns ständig, zwischendurch gab es ein kopfstreicheln oder ein über den Rücken streicheln.
Und auch hier war es kein Verliebtsein mit kribbeln im Bauch- sondern Liebe, die viel tiefer ging. Weit über das hinaus, was ich bisher kannte. Nichts S..
Auf Partys ging es oft so weit, dass die Leute meinten, uns darauf aufmerksam machen zu müssen, dass er ja in einer Beziehung ist und wir das kuscheln und nur Augen für uns haben doch bitte einstellen sollten.
Wir nahmen das gar nicht ernst, denn für uns war es nur platonisch. Nichts, dass man verstecken müsste.
Nichts verwerfliches.
Das ganze ging 3 Monate so. Und dann kam der Abend, der alles auf den Kopf stellte. Wir waren zu zweit auf einer Party (Isabelle musste arbeiten). Hatten viel Spaß und genossen die Zeit zusammen. Mit ihm konnte ich die Nächte durchmachen ohne an die Zeit zu denken. Und um 4 Uhr morgens- die Party war unbemerkt zuende gegangen- gingen wir dann noch mit zu einem Freund.
Dort saßen wir dann, quatschten, lachten und hatten-wie immer- nur Augen für uns- bis unser Freund einschlief.
Wir legten uns arm in arm auf das Sofa. Redeten über tiefgründige Dinge. Über seine Zweifel an der Beziehung zu Isabelle, dass dort nicht alles glücklich ist. Natürlich hatte auch ich das schon gespürt, und sagte ihm meine ehrliche Meinung, nämlich, dass er sich darüber klar werden muss, was er will. Dass er nicht in einer Beziehung bleiben kann, wenn sie ihn nicht erfüllt. Dass er mit Isabelle sprechen soll.
Er gab mir einen Kuss auf die Wange, wie so oft davor.
Und dann, als wir so Wange an Wange da lagen, kamen sich unsere Münder immer näher. und wir küssten uns.
Stundenlang. Nicht mehr als küssen.
Das Gefühl dabei kann ich nicht beschreiben. es war, als wenn 10.000 Feuerwerke gleichzeitig explodieren. Zeit und Raum gab es nicht mehr. Noch NIE in meinem Leben hatte ich je soetwas gefühlt.
Doch auch der schönste Augenblick geht einmal zuende. So auch hier als sein Handy klingelte und Isabelle dran war.
In diesem Augenblick brach alles wie ein Kartenhaus zusammen.
Was hatten wir getan?
Wir fuhren beide nach Hause.
Am nächsten Tag trafen wir uns- mussten reden.
Wir beide weinten, waren völlig überfordert. Wurden uns einig, dass das nie wieder passieren darf.
Isabelle sollte nichts erfahren.
Die Wochen danach waren nur verkrampft. Wir trafen uns zwar noch ( nicht mehr allein) und alles, was vorher unschuldig für uns war, war nun vorbei. Wir konnten uns die erste Zeit nicht mehr in die Augen sehen.
Aber irgendwann wurden wir wieder unbeschwerter, alles lockerte auf und wir dachten, wir hätten die Situation im Griff, trauten uns wieder zu, auch wieder die zu sein, die als letztes auf ner Party übrig blieben.
Und dann passierte es wieder. und wieder. und nun war es an der Zeit, sich einzugestehen, dass zwischen uns mehr ist, als wir wahrhaben wollten.
Wir saßen Kopf an Kopf voreinander, und versuchten, eine Lösung zu finden. Er sagte mir, dass er genau dasselbe für mich fühlt, alles genauso wahrgenommen hatte wie ich. Aber dass er Angst hat. Dass er seine kleine, heile Welt aufgebaut hat mit Isabelle, und er Angst hat, diese Welt zu verlassen.
Man muss dazu sagen, dass ich zu dem Zeitpunkt 300 km weit weg studiert habe, und ihm schon allein diese Distanz Angst gemacht hat. Noch dazu kam, dass die Clique tatsächlich aus Isabelle, meinem ehemaligen on-off-partner, und der Schwester der beiden plus Anhang bestand.
Würde er Isabelle verlassen, würde er ganz allein dastehen.
Das war mir zuviel und anstatt ihn anzuschreiben, dass ich ihn liebe und er verdammt noch mal mutig sein soll- stand ich auf und ging ohne ein Wort.
Er kam mir nicht hinterher.
Ein paar Tage später war Silvester, er redete kaum mit mir. Und nach Mitternacht gingen er und Isabelle nach Hause.
Sie war total betrunken, verabschiedete sich nicht von mir.
Tage später hatte ich immer noch nichts von den anderen gehört. Also schrieb ich eine SMS.
Die Antwort: für uns hast du hier nichts mehr zu suchen. Isabelle weiß alles.
Bitte halte dich fern von uns.
Bääääm.
Volltreffer.
Ab da nur noch Schweigen.
Ein Jahr später traf mein Bruder auf Tom. Und er fing direkt an zu erzählen, dass wir uns so nah waren damals und er so unglücklich darüber ist, was passiert ist.
Dass er mich vermisst. Trotzdem war er immer noch mit Isabelle zusammen.
Darauf zu reagieren, traute ich mich nicht.
Wir sahen uns ab und zu noch mal zufällig, blickten uns tief in die Augen. Aber mehr nicht.
Mein Herz ist bis heute nicht geheilt. Ich habe nie aufgehört, ihn zu lieben. Ich vermisse ihn mit jedem Atemzug. Vermisse, mit ihm zu reden. Sein Lächeln. Ich würde alles tun, um ihn wieder in meinem Leben zu haben.
Vor 3 Jahren, Feb. 2018, fasste ich mir ein Herz und schrieb ihn bei Facebook an.
Sagte ihm, dass mich das alles immer noch so belastet. Ich immer noch leide.
Er antwortete, sagte, dass es ihm leid tut, dass er so feige war. Dass er mich hat fallen lassen.
Und er sagte auch, dass das, was wir hatten, etwas ganz besonderes war- und wir es vor die Wand gefahren haben.
Und dass er hofft, dass wir uns wieder grüßen könnten, wenn wir uns sehen. Und vielleicht dann auch mal wieder miteinander reden könnten. Wenn ich das nicht könnte, würde er das auch verstehen. Seinen Text beendete er damit, dass er mir sagte, dass er jetzt nicht weiter mit mir schreiben wolle, weil er das nicht mit seinem Gewissen vereinbaren könne.
Im Nachhinein habe ich erfahren, dass er mittlerweile mit Isabelle verheiratet und sie gerade schwanger war.
Im September 2018 sahen wir uns dann tatsächlich das erste Mal auf einem Straßenseite wieder.
Er sah mich, ich sah ihn. Tiefe Blicke. Ohne Worte.
Er lief durch die Menge-einen riesen umweg- direkt an mir vorbei und ich fasste mir ein Herz und hielt ihn am Arm fest. 1000 lichtblitze in meinem Kopf, Herz, Körper. er blieb sofort stehen, als hätte er nur darauf gewartet. Lächelte. die Vertrautheit war nach wie vor da. In seinen Augen sah ich, dass er es genau so empfand. immer noch wussten wir ohne Worte, was der andere denkt.
Wir hielten smalltalk, viel mehr traute ich mich auch nicht. Und recht schnell beendete ich das Gespräch aus Angst, dass er es sonst tun würde. schickte ihn mit einem Lächeln weiter.
Seit dem habe ihn ihn nicht mehr gesehen.
Bis auf nachts in meinen Träumen. Dort ist es, als würden wir real miteinander reden. Unsere Beziehung dort weiterleben lassen. Und wir wissen in den Träumen, dass wir uns im Traum befinden.
Versteht ihr, was ich meine?
Manchmal, wenn gerade alles gut läuft in meinem leben und ich nicht mehr an ihn denke, trifft es mich auf einmal wie ein Schlag- und ich werde überflutet von Sehnsucht und Trauer.
Es schnürt mir die Luft ab. Es tut wirklich körperlich weh.
Ich kann tagelang nichts anderes tun, als zu leiden. Weinen. Bis ich mich wieder aufrappel und weiterlebe, bis zum nächsten Rückfall .
Mein Leben besteht seit 14 Jahren nur noch aus Sehnsuchtsanfällen, Qual und Traurigkeit. Zwischen diesen Anfällen lebe ich mein normales Leben.
Ich bin verheiratet seit 8 Jahren, habe 2 Kinder und liebe meinen Mann und alles, was wir uns aufgebaut haben.
Aber ein Teil von meinem Herzen ist immer noch bei Tom.
Ich weiß nicht, was ich machen soll. ich vermisse ihn so sehr, seine Liebe. Dieses Vertrauen.
Es ist nicht der Wunsch nach einer Beziehung, so paradox sich das anhört.
Es ist der Wunsch, meine Seele wieder zu vervollständigen.
Aber ich habe die Befürchtung, dass ich bis ans Ende meines Lebens mit diesem Schmerz leben muss.
Vielleicht hat hier ja jemand einen Rat für mich, was ich tun kann. Soll ich ihm sagen, wie sehr ich ihn vermisse? Soll ich versuchen, ihn wieder in mein Leben zu bekommen?
Soll ich ihn vergessen? Aber wie?
Bitte helft mir.
02.02.2021 22:40 •
x 5 #1