Finde die Leerstellen in Deinem Leben und Du findest aus der Versessenheit auf diesen Tom raus. Tom ist nur ein Traum, der mit dem Alltags-Tom, so wie er wirklichist, nichts gemeinsam hat oder jedenfalls nicht viel.
Tom ist ein Halt für ein Seelchen, das sich gerne in romanischen Träumen aufhält, aber in der Lage ist, daneben ein reales Leben mit Mann und Kindern zu führen.
Klar wird Tom von Dir verklärt. Schon die erste Schilderung Euerer magischen Verbindung besteht aus nichts außer romantischen Worten. Da ist ständig von Blicken, von tiefer Seelenverbindung, die aus dem Nichts kam, die Rede. Zu viel Courts-Mahler, aber nun gut, hat mich nur daran erinnert.
Ich würde annehmen, dass dieses manische Festhalten an der Traumperson Tom für etwas in Dir steht. Wie jeder Mensch hast Du Leerstellen in Deinem Leben. Das Leben erfüllt selten alle Wünsche, die eine Person in sich trägt. Die einen kommen ganz gut damit klar, sagen sich, träumen kann ich ja wohl mal, denn es erleichtert mir auch den Alltag und damit das reale Leben. Andere wiederum aber sehen das nicht als eher angenehme Nebenerscheinung, sondern richten ihr Denken und Fühlen danach aus. Der Traum wird zu einer Art Lebensinhalt, der mit der Realität kaum etwas gemein hat.
Wer in seinem realen Leben gut zu Hause ist, braucht diese Ausflüge in die Phantasie wenig bis gar nicht. Bei Dir allerdings finde ich dieses eiserne Festhalten mit körperlich empfundener Sehnsucht symptomatisch dafür, dass Du im realen Leben wenig Befriedigung findest. Du brauchst dieses Festklammern daran, weswegen Du es auch nicht loslässt, aber es steht für etwas Anderes.Tom ist somit ein Stellvertreter für etwas, was Du gerne hättest, aber nicht hast und diese Fehlstelle konzentriert sich nun voll auf die Traumperson Tom. Ich glaube fast, es geht gar nicht so um Tom, sondern eben um die Fehlstelle oder die Fehlstellen in Deinem Leben, die Du auf Tom richtest, so als ob er diese Defizite auffüllen könnte. Was wahrscheinlich gar nicht der Fall ist, wenn er real in Deinem Leben vertreten wäre.
Mir scheint, Du bist da ein wenig manisch veranlagt, da es normalerweise unsinnig ist, 14 Jahre an einem Traum festzuhalten, sich danach zu sehnen und darum zu trauern, was vielleicht hätte sein können, aber nie wurde.
Wer weiß schon wie sich ein Alltagsleben mit Tom anfühlen würde? Aufgrund übersteigerter Glückserfahrungen wäre da eine Ernüchterung ja schon vorprogrammiert.
Außerdem willst Du die Gefühle für Tom gar nicht in normale Bahnen lenken. Da denkst Du lieber an diese unglaubliche Übereinstimmung, diese von Dir als so tief empfundene Verbundenheit, diese Blicke, die sich ineinander versenkten. Was aber nicht heiß, dass Tom das auch so und in dieser Intensität empfunden hat. Der Mensch neigt immer dazu, zu glauben, dass das was ich fühle, das Gegenüber auch so wahrnehmen muss. Das stellt sich oft als Trugschluss heraus.
Mach Dich mal auf die Suche nach dem, was da in Dir los ist bzw. nicht los ist, weswegen Du Tom nicht loslassen kannst. Notfalls und wenn es sich gar nicht abstellen lässt, suche Dir tatsächlich professionelle Unterstützung.
Du sagst zwar, Du möchtest das Kapitel gerne abschließen, aber innerlich bist Du wahrscheinlich gar nicht bereit dazu. Denn was bleibt noch, wenn es den Traum von Tom nicht mehr gibt? Was wäre Dein Leben dann? Stell Dir mal diese Frage und versuche sie ehrlich vor Dir zu beantworten. Was wäre, wenn Du Traum-Tom tatsächlich aus Deinem Leben werden würdest?
14 Jahre lang Liebeskummer? Glaub ich Dir nicht, denn das hält kein Mensch normalerweise aus. Denn irgendwann richtet sich bei fast jedem auch nach einer schmerzlichen Trennung der Blick wieder nach vorne. 14 Jahre Träumerei von etwas, das nicht real wird, nehme ich Dir durchaus ab.
Wann kommen denn die Gedanken an Tom verstärkt? Gibt es da vielleicht bestimmte Situationen, die das Traumbild herauf beschwören? Dann ist es nur ein Hilferuf Deiner Seele, die momentan mit dem realen Leben nicht klar kommt.
Ich hatte auch mal so einen Mann an der Seite bzw, ich hätte ihn gerne gehabt, aber so richtig gehörte er nie zu mir. Zu problematisch waren unsere Verstrickungen, die wir aneinander auslebten. Als er sich dann getrennt hatte, wollte ich ihn wenigstens noch als Freund behalten. Was das in Wahrheit bedeutet, wusste ich nicht. Ich dachte mir, lieber so als gar nicht mehr. Aber es war ziemlich schlimm, zu hören, was er so alles unternahm ohne mich, während ich ...
Und mir wurde auch klar, dass er mir oft genug nur Halbwahrheiten erzählte, denn ich kannte ihn sehr gut und konnte mich oft gut in ihn hinein fühlen. Man könnte sagen, er war auch so was wie ein Seelenpartner, denn wir waren uns in vielem ähnlich, vor allem darin, unsere Defizite in einer Beziehung auszuleben. Diese halbherzige sog. Freundschaft war eine Krücke, die das Loslassen verzögerte.
Als mir dann klar war, dass er schon wieder die Next hatte, ließ ich ihn endlich sein und zog mich zurück. Natürlich war ich unglücklich, denn dieser wundervolle Mensch fehlte mir jetzt ganz. Und dann dachte ich mir, macht nicht so viel aus, denn ich würde ihn von jetzt halt einfach unglücklich weiter leben. Ich war alt genug, also könnte ich mir eine unerfüllte Liebe ja durchaus leiste2. Besser unglücklich lieben als gar nicht.
Was kam? Irgendwann verschwand das Wunderwesen aus meinen Gedanken. Immer ein Stückchen mehr. Klar dachte ich noch oft an ihn, aber wo war der Schmerz hin, den ich immer empfunden hatte. Und irgendwann nach langen Monaten oder vielleicht auch zwei Jahren oder so war er dann weg. Er war aus meinen Gedanken verschwunden, weil ich ihn gehen hatte lassen.
Irgendwo habe ich mal gelesen, Loslassen hat auch mit dem Willen zu tun. Wenn ich Jemanden gehen lassen kann, dann oft auch, weil ich ihn gehen lassen will und weil mir mein reales Leben einfach wichtiger ist als Hirngespinsten und Sehnsüchten hinterher zu leben, die sich doch nicht erfüllen.
Und irgendwelche Leerstellen in seinem Leben hat jeder. Der eine hat einen Tom und der andere träumt davon, dass er mal wichtig und bedeutend wird.
Bleibt sich wohl gleich, denn Du möchtest auch, dass Du für Tom wichtig und bedeutend bist. Kann aber gut sein, dass Tom viel besser ohne Dich zurecht kommt als Du ohne den Traum von ihm. Ob sich das auf Dauer rentiert, musst Du selbst entscheiden. Wenn Du seit 14 Jahren daran festhältst, erfüllt der Traum eine Funktion für Dich. Finde es heraus, wenn Du kannst. Möglicherweise ist das der SChlüssel dazu, ihn endlich mal ganz gehen zu lassen.
Begonie
04.02.2021 16:31 •
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