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Schwindende/Keine Gefühle -Trennung unumgänglich?

L
Hallo Belladonna,

Zitat:
Ich lese seit ein paar Tagen ein Buch zum Thema Depressionen (autobiographisch) und diese Frau hat sich direkt einweisen lassen. Ich kann ihre Gefühle und Gedanken so gut nachvollziehen, bin erleichtert, dass es einem anderen Menschen ähnlich ging. Ich kann immer nur ein paar Seiten lesen, weil es so anstrengend ist aber das Buch hilft irgendwie. Ich habe es nun auch meiner Mutter bestellt in der Hoffnung, dass sie ein bisschen mehr verstehen kann, wie es mir wirklich geht und dass so Tipps wie Geh doch einfach mal unter Leute oder Eine Stunden spazierengehen und du fühlst dich wie neu nett gemeint sind aber mir nichts bringen, wenn ich mit einer depressiven Phase im Bett liege Traurig


Hat es der Frau denn gut getan, sich direkt einweisen zu lassen?
Und kann man dem Buch entnehmen, was die Angehörigen tun können/sollen, anstatt zu Spaziergängen zu raten?

Noch ein Gedanke, der mir immer mal wieder kommt: Ich glaube, es ist sehr unwahrscheinlich, dass man von depressiven Episoden geheilt wird wie von einem Schnupfen.
Man lernt, damit umzugehen, und dadurch werden sie immer weniger bedrohlich sein.
Aber ob sie komplett weggehen weiß man leider nie.
Wenn er geblieben wäre- was wäre das für eine Beziehung, in der Du dauernd Angst davor haben musst, dass sie nicht weitergeht, wenn Du wieder eine Episode hast?
Du brauchst jemand, der davon nicht überfordert ist so wie er.

Das mit den zwei Spielfeldern (@ Peppina) scheint mir ein guter Vergleich- Du sagst, Du willst nicht mehr, kannst nicht mehr, denkst an den Tod - weil Du es so erlebst und weil es Dich drückt. Es geht weniger bis gar nicht darum, andere um etwas zu fragen/ zu bitten - ist das so?

Die anderen in ihrem Spielfeld erkennen in Deinen Äußerungen eher Appelle (hilf mir), Drohungen (ich bring mich um, wenn du nicht) .... oder Fragen (bitte sag mir was ich machen soll)... und reagieren entsprechend.

Liebe Grüße!

15.06.2015 15:23 • #721


B
@Idaho: Er hat mich ja auch schon mehrfach gefragt, was die andere Alternative gewesen wäre. Ich weiß es nicht. Es ist für mich schrecklich, dass nicht nur mein Partner, sondern auch mein Halt in den schlimmsten depressiven Phasen nun weg ist. Dazu die Depression, die sich immer weiter in meinen Körper frisst. Ich hoffe sehr, dass mir eine Kur das geben kann, was ich mir immer von ihm erhofft habe.

Zitat:
seit du von der anderen frau weisst, tust du nichts anderes, als zu glauben, ihr wärt ohne sie noch zusammen.
Ja, das glaube ich wirklich.

Zitat:
mittlerweile denke ich, du solltest dich freiwillig einweisen lassen. sofort.
Das steht ja inzwischen im Raum. Meine Mutter möchte, dass ich noch bis zum Wochenende aushalte und wenn es nicht besser wird, wäre sie einverstanden, weil sie auch nicht mehr weiter weiß.

@LuiseR: Ich bin erst auf Seite 60 vom Buch aber da der Titel u.a. lautet Wie ich meine Depression in den Griff bekam denke ich schon, dass sie die richtige Entscheidung für sich getroffen hat. Ich bin gespannt, wie es im Buch weitergeht.

Zitat:
Und kann man dem Buch entnehmen, was die Angehörigen tun können/sollen, anstatt zu Spaziergängen zu raten?
Das habe ich bisher noch nicht gelesen. Vielleicht kommt dazu noch was. Es wird auf jeden Fall deutlich beschrieben, wie anstrengend es schon sein kann, sich ein Brot zu schmieren oder duschen zu gehen, wenn sich der Körper so schrecklich anhört und die düsteren Gedanken immer mehr zunehmen.

Zitat:
Ich glaube, es ist sehr unwahrscheinlich, dass man von depressiven Episoden geheilt wird wie von einem Schnupfen.
Man lernt, damit umzugehen, und dadurch werden sie immer weniger bedrohlich sein.
Ich dachte, so weit wäre ich. Wir wussten beide, es kommen immer wieder schlechte Phasen aber irgendwie konnten wir mehr oder weniger gut damit umgehen. In dieser Wucht, wie aktuell, kenne ich Depressionen noch nicht.

15.06.2015 16:07 • #722


A


Schwindende/Keine Gefühle -Trennung unumgänglich?

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B
Wahrscheinlich vermischen sich deine normalen Depressionen mit dem Trennungsschmerz. Da kann das Butterbrot schmieren auch für eine Zeit wahnsinnig anstrengend sein. Nicht umsonst lassen sich viele direkt nach einer Trennung erstmal krank schreiben.

Was mir nur immer wieder auffällt ist die Realitätsverweigerung, dass er nun mal der Ex ist. Nicht wieder kommen wird. Eine Neue hat.
Hat das auch mit den Depressionen zu tun? Auch diese Selbstzerfleischung (andauernd Kontakt, Schuld auf die Neue schieben) ist schon krass. Frage aus Interesse, nicht weil ich urteilen will.

Idaho, ich gebe dir in vielen Punkten recht, wenngleich dein Tonfall echt heftig ist.
Und ob jemand eingewiesen werden sollte oder nicht, kann man ganz sicher nicht über die Tastatur beurteilen. Solche Sprüche finde ich fehl am Platz.

Gruß

B.

15.06.2015 16:46 • #723


I
@belladonna: wie war das, als ihr euch kennen gelernt habt? wie habt ihr euch kennen gelernt, wie lieben? in welchem zustand warst du da?

@beatrice: war als blöder spruch nicht gemeint, sondern bitterer ernst. bevor belladonna sich abschaltet und in diesem zustand unzurechnungsfähig wird, sollte sie sich in geschulte hände begeben, die sie - auch medikamentös - auffangen können.
weder ihr ex noch ihre mutter noch sonst ein laie ist dazu in der lage.

15.06.2015 17:01 • #724


A
Hallo zusammen

ich lese hier schon seit vielen vielen Tagen mit, bin immer gespannt wie es weiter geht.

Belladonna, zuerst mal finde ich es sehr gut, dass du hier deine Gedanken nieder schreibst, dir Rat holst und die Community dir eine grosse Hilfe ist. Manchmal machen die Ratschläge sicher auch konfus und man weiss schon gar nicht mehr ein und aus.

Gerne möchte ich sagen, dass ich beide Seiten verstehen kann.

Fakt ist, dass IHR BEIDE nicht anders handeln könnt als ihr es tut.
Seine Seite hat Idaho super gut beschrieben, ich unterschreibe diesen Beitrag zu 100%
Er kann nicht mehr, er will nicht mehr und alles was er tut, tut er aus Verzweiflung, ein bisschen Verantwortungsgefühl und aus Empathie (was ihm anzurechnen ist) und NICHT mehr aus Liebe.
Seine Gefühle sind schlicht nicht mehr da für dich. Null, Zero - das solltest du dir merken!
Er hat eine neue Partnerin. Ob er sie gesucht oder gefunden hat spielt überhaupt keine Rolle. Sie wird ihm etwas geben können, was er zur Zeit braucht. Weiter darüber nachzudenken bringt nichts, es zieht dich nur weiter runter.

Nun zu dir.... auch du kannst nicht anders als so zu leiden.
Ratschläge wie reiss dich zusammen oder geh mal unter die Leute helfen in deiner momentanen Verfassung NICHTS! Weil du schlicht und einfach nicht kannst.... auch wenn du gerne möchtest, du kannst einfach nicht. Das Einzige was jetzt hilft - und das auch nur Schritt für Schritt - ist Ruhe, schlafen, bisschen essen und wieder schlafen. Nimm dir das raus, schau, dass du zu jemandem kannst der dich in Ruhe lässt, aber zu dir schaut. Glaub mir, ich spreche aus Erfahrung... nein keine Depression, aber ein heftiges Burnout hat mich mal in diese unfähige Lage katapultiert.
Niemand ausser der Betroffene (in diesem Fall du) kann nachvollziehen was in einem vorgeht und wie anstrengend es ist, nur mal zu duschen...

Alles was du noch tun kannst damit es irgendwann mal besser wird ist, den Kontakt jetzt zu unterbinden. Und zwar vollständig. Wenn es etwas zu klären gibt, soll er es mit weiss ich wem aushandeln, aber nicht mit dir. Und das zweite ist wirklich, schnellstmöglich in professionelle Hände. Wenn nicht die Kur, dann ein Therapeut, wenn kein Therapeut, dann eine Tagesklinik? Ich glaube nicht, dass du in die Klapse gehörst, denn du bist einfach nur elendiglich durch den Wind gerade.

Ich wünsche dir so sehr, dass du ein wenig zur Ruhe kommst und du in kleinen Zwergenschritten wieder auf deine Beine kommst.
DEINE Beine sind wichtig - du darfst ihn nicht mehr als Stütze ansehen, du wirst dich irgendwann selber stützen können. Von jemandem abhängig sein ist sehr ungesund. Ich musste alleine durch diese schei. und ich bin überzeugt, dass ich dadurch schneller wieder da raus kam. Weil ich MUSSTE aufstehen und etwas selber kochen und MUSSTE einkaufen und hatte niemand der mir das einfach hinschiss (sorry der Ausdruck).
Also - gibt dir Zeit.... viel Zeit und es wird heller und heller.

15.06.2015 18:04 • #725


B
@Beatrice:
Zitat:
Was mir nur immer wieder auffällt ist die Realitätsverweigerung, dass er nun mal der Ex ist. Nicht wieder kommen wird. Eine Neue hat.Hat das auch mit den Depressionen zu tun?

Das weiß ich um ehrlich zu sein nicht.

@Idaho: Wir haben uns online kennengelernt. Es kam dann raus, dass er der neue Lehrer an der Schule ist, mit der ich beruflich zusammenarbeite. Wir waren von Anfang an auf einer Wellenlänge, der gleiche Humor. Das erste Telefonat ging zwei Stunden, die Treffen waren auch ein Traum. Wir wussten allerdings nicht, was wir wollten. Er war sich nicht sicher, ob er wirklich eine Beziehung will, er war rein äußerlich nicht wirklich mein Typ und ich war mir auch unsicher, ob wir es versuchen sollten. Er war zu diesem Zeitpunkt schon sehr ehrlich zu mir und hatte ein riesiges Gedankenkino, weil er hin-und hergerissen war. Wir haben uns dann für eine Beziehung entschieden und es war traumhaft. Ich war zu diesem Zeitpunkt völlig gesund. Wir haben sehr schnell fast jeden Tag miteinander verbracht, da er neu in der Stadt war und kaum Kontakte hatte. Kochen, Unternehmungen, TV, Reden... Es war traumhaft! Nach ca. 3 Monaten kam dann die Depression

@Ausundvorbei:
Zitat:
Und das zweite ist wirklich, schnellstmöglich in professionelle Hände. Wenn nicht die Kur, dann ein Therapeut, wenn kein Therapeut, dann eine Tagesklinik? Ich glaube nicht, dass du in die Klapse gehörst, denn du bist einfach nur elendiglich durch den Wind gerade.

Es gibt eine Therapeutin, allerdings zweifel ich momentan, dass sie die Richtige ist bzw. ärgere mich sehr, dass sie ihn so sehr eingebunden hat. Ich hoffe nun sehr, dass die Kur bald anfängt und mir wirklich weiterhilft.

Zitat:
Ich musste alleine durch diese schei. und ich bin überzeugt, dass ich dadurch schneller wieder da raus kam.
Wie hast du das geschafft, Therapie, Kur?

15.06.2015 20:38 • #726


Myself
Meine Liebe,
dass was Dir hier einige versucht haben zu vermitteln und ich aus eigener Erfahrung bestätigen kann: Es gibt keine Stütze, kein Rezept für Dich... nur DU kannst Dich selbst heilen.

Du kannst Dir Unterstützung holen, egal in welcher Form. Eine Kur bietet dir die Möglichkeit, zur Ruhe zu kommen, ein Klinikaufenthalt würde Dich und die Menschen um Dich herum vor Dummheiten schützen und ggf. Medikamente könnten kurzfristig dienen, zumindest den Körper zur Ruhe kommen zu lassen. Ein Therapeut könnte Dich begleiten und Dich durch Spiegelung dazu bringen, Dich selbst zu heilen. Ein Partner kann dabei unterstützen, aber Deine Stütze ist nicht mehr da und war meiner Meinung nach auch nicht gut für Deinen Krankheitsverlauf. Weil Du etwas verschoben hast. Du konntest zusammen brechen.

Eine Depression ist eine Krankheit und ein Anlass noch mal genau hinzusehen, um was es geht. Was ist die Ursache? Dein Muster? Was kannst Du für Dich in Zukunft ändern? Aber heilen kannst und musst Du Dich selbst. Schrittchen für Schrittchen.

Verfluche die Depression nicht. Sie ist nicht ohne Grund gekommen. Sie ist ein Hinweis für Dich, dass etwas nicht stimmt. Dass etwas aufgeräumt werden muss.

Und die Trennung ist dafür eine Chance. Und Du wirst es schaffen. Such Dir weiterhin die Unterstützung, die Du dafür brauchst. Und gib Dir die Zeit dafür. Dein Realitätverlust, also die Wahrheit nicht wahrhaben wollen, ist ein Schutzmechanismus deiner Psyche. Du stehst nach wie vor unter Schock und jedes kleines bißchen, was du wahrnimmst (er schreibt mit ihr, er packt Kartons) konfrontiert dieses Schutzschild mit der Realität. Deshalb reagierst Du so heftig darauf. Du wirst Dich scheibchenweise der Realität stellen. Aber erst wenn er tatsächlich weg ist. Wenn es nicht auszuhalten ist, dann hast Du Deine Einweisung als Notfallplan. Eine Verschnaufpause, um sich später der Realität zu stellen.

Aber glaube mir, Du wirst das Schrittchen für Schrittchen hinbekommen.

Ich war zum Zeitpunkt der Trennung in Therapie bzgl Depression/Burnout. Mein Therapeut hat mein Leiden nie ganz begriffen und meine Mord-/Selbstmordgedanken nach der Trennung nicht ernst genommen und als histrionisch abgewunken. Ich hatte einen kurzen Klinikaufenthalt nach der Einweisung nach einem Suizidversuch. Ich musste mich selbst entlassen, weil ich von einem Mitpatienten körperlich angegriffen wurde. Ging also in die Hose. Ein Kurzurlaub anschließend war prima. Die Kur wurde abgelehnt. Es war kein ambulanter Therapieplatz zu bekommen. Erst nach einem Jahr. Da war sie nicht mehr nötig. Die Therapeutin konnte nicht nachvollziehen, warum ihre Sprechzimmerdame ihr damals die Dringlichkeit nicht ausgerichtet hat und hat sich entschuldigt. Ich war also auch dazu genötigt, mich da alleine rauszuziehen. Ich hab lange von einem Tag zum nächsten gelebt, hatte Unterstützung von meiner Familie. Wenn ich die denn wollte. Und hab halt immer Dinge gemacht, die mir Freude bereiten und mich zur Ruhe kommen lassen. Und wenns nur ganz kleine Dinge waren. Mich an Orten aufgehalten, an denen ich mich wohlfühle. Und mir geht es wieder sehr sehr gut. Und das schaffst DU auch.

15.06.2015 23:16 • #727


B
@MySelf: Danke für deine offenen Worte!

Zitat:
Es gibt keine Stütze, kein Rezept für Dich... nur DU kannst Dich selbst heilen.

Das versuche ich langsam zu verstehen. Ich kann und möchte mich diesmal nicht direkt wieder in eine neue Beziehung stürzen, auch wenn ich denke dass meine biologische Uhr tickt und ich mit ihm auf jeden Fall ein Familie gründen wollte. Ich hoffe sehr, dass mir die Kur dabei hilft, die Depression zu überwinden bzw.besser mit ihr umzugehen. Zudem möchte ich nicht nochmal die gleichen Fehler machen, was Beziehungen angeht. Viele große Ziele, ich bin gespannt, ob ich es umsetzen kann.

Zitat:
Deine Stütze ist nicht mehr da und war meiner Meinung nach auch nicht gut für Deinen Krankheitsverlauf. Weil Du etwas verschoben hast. Du konntest zusammen brechen.
Es fühlt sich einfach so unfair an, dass ich dann zusammen breche, wenn ich das erste Mal seit ewigen Jahren vertraue und mich sicher fühle.

Zitat:
Dein Realitätverlust, also die Wahrheit nicht wahrhaben wollen, ist ein Schutzmechanismus deiner Psyche. Du stehst nach wie vor unter Schock und jedes kleines bißchen, was du wahrnimmst (er schreibt mit ihr, er packt Kartons) konfrontiert dieses Schutzschild mit der Realität. Deshalb reagierst Du so heftig darauf.
Ich höre seine Worte, sehe seine Taten aber es erreicht mich nicht wirklich. Ich verdränge, das Schutzschild funktioniert (noch).

Zitat:
Ich war zum Zeitpunkt der Trennung in Therapie bzgl Depression/Burnout. Mein Therapeut hat mein Leiden nie ganz begriffen und meine Mord-/Selbstmordgedanken nach der Trennung nicht ernst genommen und als histrionisch abgewunken. Ich hatte einen kurzen Klinikaufenthalt nach der Einweisung nach einem Suizidversuch. Ich musste mich selbst entlassen, weil ich von einem Mitpatienten körperlich angegriffen wurde. Ging also in die Hose. Ein Kurzurlaub anschließend war prima. Die Kur wurde abgelehnt. Es war kein ambulanter Therapieplatz zu bekommen. Erst nach einem Jahr. Da war sie nicht mehr nötig.
Das ist ja unfassbar. Wie konntest du das alles nur aushalten?
Du hast geschrieben, du hast Dinge gemacht, die dir Freude bereitet haben und dich zur Ruhe kommen lassen haben. Das Problem ist, dass ich momentan an überhaupt nichts Freude habe. Noch nicht mal am Spazierengehen mit dem Hund, TV schauen, im Garten werkeln... Die Gedanken kreisen die ganze Zeit um ihn, ich kann meinen Kopf nicht austellen. Ich habe es einmal geschafft schwimmen zu gehen und dachte, das würde helfen aber selbst beim Schwimmen haben die Gedanken in meinem Kopf keine Ruhe gegeben. Ich kann nur Nachts mit Tabletten schlafen, egal wie müde ich manchmal Nachmittags bin.

Zitat:
Und mir geht es wieder sehr sehr gut. Und das schaffst DU auch.
Ich hoffe so sehr, dass du damit Recht hast.

16.06.2015 08:12 • #728


Myself
Belladonna,
ich habe mich auf etwas gestürtzt, was mir Freude bereitet bzw. immer Freude gemacht hat und auf was ich Einfluss hatte - nämlich auf meine Arbeit. Das hat mir Kraft gegeben. Ich fühlte mich in der Zeit nicht mehr, war komplett depersonalisiert. Meine Identität hatte einen Knacks.

Ich habe zudem Entspannungsmethoden gelernt, die ich heute unterrichte und an andere weitergebe (was ich ja so gerne mache). Einfach neues ausprobiert. Mich in Singlechats angemeldet, neue Menschen kennen gelernt (auch wenn Mr. Right nicht dabei war, aber das finde ich mittlerweile nicht mehr tragisch).

Ich habe mir meine neue Umgebung schön gemacht und renoviert. Wenn auch alles mit halber Kraft. Ich fühlte mich dadurch nicht mehr so kraftlos und ohnmächtig. Und war erstaunt, wie schnell das geht - was neues lernen (ich bin zum ersten Mal Single, Entspannungsmethoden, Yoga...) und einen neuen Freundeskreis aufbauen.

Ich habe es auch genossen, Dinge zu tun, die nur mir Spaß machen (war z.B. alleine im Theater und alleine im Urlaub in einer mir völlig fremden Stadt). Ich habe ganz viele alte Zöpfe abgeschnitten und fühle mich auch ein ganzes Stück freier als früher. Und bin mittlerweile glücklicher Single.

Zudem habe ich mich auf die Scheidung mit all den notwendigen Papieren gekümmert... mir war es wichtig klar Schiff zu machen, Dinge und Finanzen zu ordnen. Dann war klar, jetzt kann ein neues Leben anfangen. Ich starte bei null. Ich habe in der Zeit viele Bekanntschaften und Freundschaften beendet, die mir in der Zeit nicht gut getan haben.

Es war eine Mischung aus - an alt bekannten Dingen anknüpfen, von denen ich weiß, dass sie mir gut tun und neuen Erfahrungen. Und irgendwann hatte ich meine Identität wieder. So ca. nach einem Jahr.

Die Therapeutin damals sprach von einer sogenannten Anpassungsstörung. Die Anpassung an meine neuen Lebensumstände hatte aber nu bereits statt gefunden. Jede Veränderung im Leben bedarf eine neue Orientierung und da bei mir alles ein wenig viel auf einmal war, hat das halt was gedauert.

Und das wäre so ein möglicher Tipp von mir. Versuche mal etwas Neues (es gibt doch sicher irgendwas, was du immer mal ausprobieren wolltest. Etwas Neues, dass Du nicht mit der Beziehung zu ihm verbindest... malen, Bogenschießen, joggen, Entspannung, Gartenpflege - bei mir ist es halt Tanz, Theater, Yoga, Gestalten, Gartenarbeit. Nach ein paar Monaten konnte ich auch wieder lesen, weil ich mich länger konzentrieren konnte...).

Deine Depression hat Dir sehr deutlich gezeigt, woran es bei Dir hapert. Vertrauen. Eventuell fehlt Dir Dein Urvertrauen, da müsste therapeutisch mal die Beziehung zu Deiner Mutter beleuchtet werden. Du hast immer funktioniert, wie Du es beschreibst. Prima sind dann Tätigkeiten, die die rechte Hirnhälfte ansprechen. Etwas kreatives, vermeintlich sinnfreies. Um Dich und Dein inneres Kind auszuleben und Dich damit zu versöhnen. Es gibt zu diesen Themen ganz viele Artikel und Blogs im Internet. Und eine Menge Angebote (z.B. bei der Volkshochschule), die nicht viel kosten.

Tu etwas, dass Dir kleine Erfolgserlebnisse verschafft, immer ein bißchen. Schrittchen für Schrittchen. Und immer viel Ruhe dabei. So eine Krise ist halt auch einfach anstrengend. Aber Du schaffst das.

16.06.2015 09:25 • #729


I
@myself: respekt.

@belladonna: danke für deine antwort. gab es einen auslöser, der dich nach drei monaten in die depression rauschen liess? irgend etwas?

klingt als wärd ihr beide damals nicht 100% ineinander verliebt gewesen zu sein. wie hast du auf seine beziehungsabwägung reagiert?

16.06.2015 10:02 • #730


B
@Myself: Zunächst mal Danke!


Zitat:
ich habe mich auf etwas gestürzt, was mir Freude bereitet bzw. immer Freude gemacht hat und auf was ich Einfluss hatte - nämlich auf meine Arbeit. Das hat mir Kraft gegeben.

Das war bisher auch mein Mittel der Wahl. Nach meiner letzten Trennung vor ca. 5 Jahren habe ich mich wie eine Blöde in die Arbeit gestürzt und funktioniert. Selbst während der depressiven Phase bin ich fast immer arbeiten gegangen und habe funktioniert (dafür ging dann zu Hause nichts mehr, was zeitweise täglich Thema zu Hause war ) Seit Wochen funktioniert das immer nicht mehr. Ich sitze hier wie ein Zombie, kann mich nicht wirklich konzentrieren. Ich war Anfang Mai zwei Wochen krank geschrieben, während dieser Zeit kam es zur endgültigen Trennung, er teilte mit, dass sein Entschluss feststeht. Seit Mitte Mai versuche ich mich auf der Arbeit abzulenken und zu funktionieren aber es geht nicht. Andererseits drehe ich alleine zu Hause auch total durch. Ich war bisher einen Samstag alleine und das war einer der schlimmsten Tage meines Lebens. Nur die Tatsache, dass ich wusste er kommt am nächsten Tag wieder hat mich irgendwie gerettet.

Zitat:
Ich habe zudem Entspannungsmethoden gelernt
Ich nehme an, dass das auch während der Kur ein Thema sein wird.

Zitat:
Ich habe mir meine neue Umgebung schön gemacht und renoviert. Wenn auch alles mit halber Kraft. Ich fühlte mich dadurch nicht mehr so kraftlos und ohnmächtig.

Das ist bestimmt ein gutes Projekt. Ich wüsste auch gerne, wo ich Ende August oder Ende des Jahres leben werden. Wie es mir gehen wird. Was ich erreicht oder auch nicht erreicht habe. Clematis hat es gut getroffen: der riesige, dunkle Berg Zukunft macht mir schreckliche Angst.

Zitat:
Versuche mal etwas Neues (es gibt doch sicher irgendwas, was du immer mal ausprobieren wolltest. Etwas Neues, dass Du nicht mit der Beziehung zu ihm verbindest
Ich habe gerade lange überlegt, aber mir fällt einfach nichts ein. Ich verbinde die wenigen Interessen die ich habe mit ihm.

Zitat:
Deine Depression hat Dir sehr deutlich gezeigt, woran es bei Dir hapert. Vertrauen. Eventuell fehlt Dir Dein Urvertrauen, da müsste therapeutisch mal die Beziehung zu Deiner Mutter beleuchtet werden.
Ich weiß, dass harte Arbeit auf mich zukommen wird, aber ich muss das aufarbeiten. Es geht auch um meine Mutter, aber eigentlich mehr um die Beziehung zu meinem Vater. Während der ersten Therapiestunden ging es schon etwas darum und ich habe gemerkt, wie schwer es mir fällt, mich darauf einzulassen. Aber es muss sein!

Zitat:
So eine Krise ist halt auch einfach anstrengend. Aber Du schaffst das.

Wie gesagt, ich hoffe es sehr. Ich würde wirklich gerne wissen, wie es mir in einem halben Jahr geht

@Idaho:
Zitat:
gab es einen auslöser, der dich nach drei monaten in die depression rauschen liess? irgend etwas?
Nein, überhaupt nichts. Ich bin morgens bei ihm im Bett wach geworden und habe mich bewegungsunfähig gefühlt. Abends vorher ging es mir noch gut. Ab dann ging es steil bergab, was die Depression (und Beziehung betrifft).


Zitat:
klingt als wärd ihr beide damals nicht 100% ineinander verliebt gewesen zu sein. wie hast du auf seine beziehungsabwägung reagiert?

Es war keine Liebe auf den ersten Blick. Aber wir fanden uns so sympathisch, auf einer Wellenlänge und vieles mehr, so dass wir gedacht haben wir versuchen es. Ich war mir genauso unsicher wie er. Es war kompliziert und er war damals schon sehr ehrlich. Er hat z.B. ein paar Wochen nach unserem Kennenlernen jemanden bei einer Feier in der Heimat kennengelernt und hat es mir direkt erzählt, weil er nicht lügen wollte. Er war hin-und hergerissen, obwohl wir nicht zusammen waren. Er wollte das direkt mit mir ausdisktuieren, ist noch am gleichen Abend zu mir gekommen. Ich weiß, dass ich es etwas seltsam fand aber es passte zu einer Aufrichtigkeit und den hohen moralischen Ansprüchen an sich selbst und andere. Daher fällt es mir auch so schwer zu glauben, dass er nun eine andere hat und er mich zurücklässt und Aussagen trifft wie Ich hätte es dir nie erzählt um dich zu schützen. Er kann normalerweise noch nicht mal flunkern, geschweige denn lügen. Er muss immer alles sagen, wirklich alles. Ich bin so verwirrt

16.06.2015 10:26 • #731


I
wenn die psyche kopf steht, befasst sie sich gerne mit dingen anderer, um von sich selbst abzulenken.

er hat ne neue. punkt. warum, wieso, liebt er sie, liebt er sie tiefer, besser, schöner,.... damit kasteist du dich, gleichzeitig vermeidest du heilung.

denke, wie bei einer suchtkrankheit musst du von tag zu tag denken.
jeder tag von ohne ihn, bringt dich zum einen dir selbst näher und eines tages einem mann, einer liebe, die frei ist. frei von den zweifeln der vergangenheit.

niemand in deinem alter hat die beziehungsweisheit mit löffeln gefressen. auch ich nicht. diese fehler müssen allen passieren.
jedem menschen.

die kunst ist lediglich aufzuhören, die rettung, die heilung in einem menschen zu suchen, der nicht du selbst bist.

setz dich hin, nimm ein stück papier, mach einen dicken strich. nenne den tag nach heute Tag 1.
statt mit allen (nachlassenden) kräften nach ihm zu rudern, treibe zu dir.
stell dir das bildlich vor.

der moment der sichtlichen erlösung wird vermutlich nicht kommen, weil auch heilung schleichend passiert.
dir kommt es vor, als wärst du allein auf deinem floss, bist du nicht. da sind ganz viele menschen, auch hier im forum, die dir zurufen.
aber wenn es nur seine stimme ist, die dich ans ruder bringt, wird sie dich nur in einen strudel führen.

du bist nicht seinen entscheidungen ausgeliefert.
du willst nur nicht wahrhaben, dass du kein bestandteil mehr davon bist.

16.06.2015 11:52 • #732


W
Dem kann ich mich nur anschließen Idaho.
Deine Beiträge mögen nicht immer die netteste Art sein, dieser ist jedoch klasse und bringt es auf den Punkt!

16.06.2015 12:33 • #733


L
Hallo Belladonna,

grundsätzlich würde ich Dir auch wünschen, dass Du einfach sagst: Er hat ´ne andere, das ist sch..., aber es ist so und ich beschäftige mich nicht mehr damit.
Manche Dinge sind eben einfach so unglaublich, dass man sie nicht glauben kann, aber am besten so schnell wie möglich akzeptiert..

Vielleicht kannst Du es jetzt noch nicht, daher lass Dir Zeit.


Zitat:
Daher fällt es mir auch so schwer zu glauben, dass er nun eine andere hat und er mich zurücklässt und Aussagen trifft wie Ich hätte es dir nie erzählt um dich zu schützen. Er kann normalerweise noch nicht mal flunkern, geschweige denn lügen. Er muss immer alles sagen, wirklich alles. Ich bin so verwirrt verlegen


Auch er verändert sich gerade, ist überfordert und erzählt daher Sachen, die er früher nie gesagt hätte. Er brauchte Dich vermutlich, um seinen Egoismus zu entdecken!?- wer weiß das schon. Es lohnt sich nicht, zu grübeln, momentan erfährst Du es nicht.
Frag ihn in ein paar Jahren mal, wenn sich alles beruhigt hat. Menschen sind vielschichtig, auch er!

Liebe Grüße!

16.06.2015 16:09 • #734


A
Zitat:
Zitat:
Zitat:
Ich musste alleine durch diese schei. und ich bin überzeugt, dass ich dadurch schneller wieder da raus kam.

Wie hast du das geschafft, Therapie, Kur?


Hallo Belladonna

ganz viele Sachen hat schon Myself geschrieben/geraten und hat damit ins Schwarze getroffen.
Ich denke, dass zwar jede Depression/Burnout aus anderen Gründen entsteht, aber der Weg da raus ist mit ziemlicher Sicherheit immer derselbe.
Egal wie viele Bücher man zum Thema liest, es kommen immer die gleichen Ratschläge.
Diese muss ich nicht wiederholen, sie wurden schon wunderbar genannt.

Bei mir persönlich aber war es so, dass ich mich Anfangs gar nicht mit Aktivitäten hochholen konnte. Ich war ganz am Anfang nicht mal mehr im Stande mehr als 5 Minuten zu telefonieren. Die Kraft fehlte!
Ich redete nicht mehr mit vielen Menschen ausser es war nötig. Ich musste zu den Nachbarn gehen und ihnen sagen wie es mir geht, da ich Angst hatte mir könnte in der Nacht etwas passieren.
Es war die Hölle, denn sowas konnte ich noch nie... Musste aber in der grössten schei. lernen, Hilfe anzunehmen.
Diese Geschichte ist jetzt aber nicht relevant.

Du hast mich gefragt wie ich das geschafft habe?
Ja ich ging in dieser Zeit 2x pro Woche zur Therapie. Kur habe ich verpasst, ähnlich wie bei Myself - und als ich daran gedacht habe, war es dann nicht mehr so nötig. Auch meine Therapeutin war keine Leuchte. Aber ich ging hin und das einzige was sie mir in den ersten Wochen eine Stunde lang erzählt hat war machen sie langsam.... Ich habe erzählt und geweint, war verzweifelt und erschöpft und sie erkannte, dass hier keine Familien-Therapeutischen-Vergangenheits-Grübeleien angebracht sind. Die hätten mich noch mehr überfordert. Einfach nur: machen sie langsam....
Wir machten immer aus, was ich am nächsten Tag tun soll und was eben nicht.
Ich habe die Tendenz mich dauernd zu überfordern - und es war heilsam immer nur ETWAS pro Tag zu machen und ansonsten hatte ich den Freischein zu pennen.
Bevor jetzt ein Aufschrei durch die Menge geht, ich konnte nicht anders - wirklich nicht.

Aber Tag für Tag wurde es ein kleines bisschen besser - mal auch wieder schlechter, aber ich musste mir dann Zettel in die Wohnung hängen auf denen stand abends gehts mir besser oder gestern war ein guter Tag, morgen wird auch wieder einer...

Zitat:
Ich habe gerade lange überlegt, aber mir fällt einfach nichts ein. Ich verbinde die wenigen Interessen die ich habe mit ihm. Traurig


NEIN! Du findest neue Interessen!
Ich war genau so.... dachte immer, mich interessiert eh nicht viel. Aber als ich mir mal selber in den Allerwertesten getreten habe und mir gesagt habe UND JETZT STEH VERD.... NOCHMAL AUF habe ich mich gezwungen etwas zu tun, was ich schon lange nicht mehr getan habe.... zum Beispiel kaufte ich mir Wolle, Stricknadeln und lernte mit Youtube eine Mütze stricken. Das hat mich dermassen motiviert, dass ich nun all meinen Freunden eine Mütze gestrickt habe... die armen die.
So aber war ich abgelenkt, konnte mich endlich über etwas freuen und war zum ersten mal seit langem wieder stolz auf mich.
ich schweife schon wieder ab - bitte entschuldige, aber vielleicht helfen dir meine Erzählungen ein bisschen weiter.

Was ich damit sagen möchte ist
- nimm Mückenschritte und erwarte keine Sprünge von heute auf morgen
- und vielleicht magst du dir auch mal im Spiegel ins Gesicht schauen und dir selber sagen und jetzt ist fertig geheult, ich schaue nun auf mich, auf Belladonna)
- Ex ist Ex und bleibt Ex (getreu dem Satz von Idaho):

Zitat:
die kunst ist lediglich aufzuhören, die rettung, die heilung in einem menschen zu suchen, der nicht du selbst bist.


Steh auf! Musst nicht gleich Rom nachbauen, aber steh endlich auf!

16.06.2015 19:31 • #735


A


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