Hallo,
Die Nacht war dank der beiden Tabletten erträglich. Seit fünf Uhr bin ich allerdings wieder wach.
Nach einer Attacke, kurz vor dem Herzinfarkt habe ich hier im Haushalt etwas gemacht. Ich habe mit meiner Hausärztin telefoniert, die in der nächsten Woche leider im Urlaub ist. Sie hat mir eine psychosomatische Kur/Reha empfohlen. Ich habe nach Anträgen hierfür gesucht und könnte mir durchaus vorstellen, so etwas zu machen. Zumal meine Tante mir ähnliches empfohlen hat und meint, es wäre auf jeden Fall besser und effektiver, als sich einweisen zu lassen.
Nach diesem Gespräch habe ich nach Wohnungen gesucht, eine gefunden, kurzfristig einen Termin vereinbart und bin wie unter Dro. 150 Kilometer Richtung unserer Wohnung gefahren. Bei der Besichtigung habe ich gemerkt, wie schlecht es mir geht. Sobald der Vermieter weg war bin ich in Tränen ausgebrochen. Meiner Mutter habe ich hiervon bisher nichts erzählt.
Ich bin dann zurück zu meiner Mutter und auf der Autobahn hatte ich das erste Mal das Gefühl, ich möchte das Auto einfach gegen einen Baum setzen. Ich war kurz davor und habe es dann doch nicht getan. Ich weiß nicht warum. So ein Gefühl hatte ich noch nie. Auch das habe ich bisher niemanden erzählt.
Er hat sich heute erneut bei meiner Mutter gemeldet bzw. hat sie ihm geschrieben bzgl.Kündigung unserer Wohnung. Es tut ihm leid, dass es mir so schlecht geht und ich leide, er wollte es gestern nicht am Telefon/per SMS klären sondern noch ein bisschen warten (auch nett zu wissen ). Er hätte gedacht, ich habe keine Hoffnung mehr und als er merkte, dass ich doch noch hoffe musste er es sagen. So leid es ihm tut, da müsse ich nun durch. Ich fühle mich ein bisschen außen vorgelassen, weil die beiden miteinander schreiben aber immerhin bekomme ich so noch etwas mit.
Heute Nachmittag/Abend war ich mit meiner Mutter bei meiner Tante. Bei sagen mir immer das gleiche. Lass ihn gehen, er kann nicht mehr und hat mehr getan als viele andere. Es muss und wird weitergehen.
Ihr kennt ja die Aussagen...Ich sitze in solchen Situationen einfach nur heulend da und möchte schreien.
Währenddessen hat er meiner Mutter erneut geschrieben und mitgeteilt, dass er nicht wisse was mit dem Kater werden soll (Allerdings nett geschrieben. Das er nicht mehr ins Heim soll und dass er denkt, es wäre gut für mich, wenn ich mich um etwas kümmern kann, er würde sich kümmern wenn ich weg bin...) Im Gespräch mit meiner Mutter und meiner Tante entstand dann die Idee, dass er den Kater nimmt und sich um eine dementsprechende Wohnung kümmert, da er schon finanziell betrachtet eher in der Lage ist, eine katzenfreundliche Wohnungen zu finden. Ich könnte mich dann nach einer Wohnung in meiner Lieblingsecke der Stadt umschauen und dann vielleicht einen Hund zulegen. Ich bin mit Hunden groß geworden, der Hund meiner Mutter ist mein ein und alles, ich würde jeden Tag an die frische Luft kommen... Plötzlich hatte ich Auftrieb.
Bitte nicht falsch verstehen! Ich möchte kein Tier ersetzen und/oder bin jemand, der sich Tiere anschafft ohne nachzudenken. Er mag den Kater sehr, sehr gerne und hat meiner Meinung nach ein besseres Verhältnis zu ihm als ich. Mir fehlt der Kater aktuell und ich würde ihn auch sehr vermissen, wenn er bei ihm wäre, aber eine (bezahlbare) Wohnung zu finden, wo er als Freigänger mitkommen kann ist fast aussichtlos. Meine Mutter meint, er würde sich gut kümmern und ich solle mich nun auf mich konzentrieren. Er weiß von den Plänen noch nichts, meine Mutter wird ihm aber wohl was dazu schreiben.
Ich werde ihm schreiben, ob er in der nächsten Woche zu einem ruhigen Gespräch mit mir bereit ist zwecks Klärung der nächsten Zeit.
Ich habe dann vorhin nach Wohnungen und Hunden im Tierheim geschaut und schon nach ein paar Minuten merkte ich, wie es mich runterzog. Ich habe dann nochmal die Nachrichten von ihm heute gelesen, die er meiner Mutter geschickt hat. Nun sitze ich heulend am PC. Meine Mutter ist bis ca.23 Uhr weg, ihr Mann ist hier aber wir haben keinen sehr engen Draht zueinander bzw.könnte er überhaupt nicht mit mir heulend und zitternd umgehen.
Ich versuche gleich mich etwas zu beruhigen, damit ich es ins Badezimmer schaffe und die Tabletten nehmen kann.
@Ferrerro:
Zitat:Dieses gefühl nicht mehr leben zu wollen kennen wohl die meisten hier. Aber man hat verantwortung -man hat freunde und familie - und die würdest du genau in dasselbe dilemma stürzen in dem du dich gerade befindest - das wäre nicht fair oder ?
Um ehrlich zu sein, gäbe es nicht sehr viele, die unter meinem Tod leiden würden. Das habe ich meiner Mutter gestern Abend unter der Tabletteneinnahme auch erzählt und erst dann realisiert, wie angeschlagen sie selbst ist. Sie meinte, das wäre niemals ein Ausweg und es würde sich immer lohnen zu leben und zu kämpfen.
@LuiseR: Danke für deine Worte. Ich finde, du kannst dich sehr gut ausdrückend und findest oft die passenden Worte. Ich hatte vor fünf Jahren schon eine heftige Trennung, die nach außen hin viel extremer war als die jetzige (sein Wohneigentum, ich musste innerhalb einer Woche mit allen Sachen raus sein, damit die neue einziehen kann...). Da hatte ich Liebeskummer und Wut. Diesmal habe ich Liebeskummer und große Angst, wieder in ein tiefes Loch zu fallen. Ich habe 1,5 Jahre gebraucht, damit es mir wieder gut geht. Ich wollte endlich leben, fühlen, glücklich sein!
Wie geht es euch anderen Mitstreitern heute?