Hallo ihr Lieben,
ich bin gerade ziemlich überfordert, in einer verzwickten Situation und hoffe, dass hier vielleicht der ein oder andere einen Tipp für mich hat.
Es geht um folgende Situation (wird wahrscheinlich ein eher langer Text, ich entschuldige mich schon mal dafür aber vielleicht liest es sich ja doch der ein oder andere durch):
Mein Partner und ich sind letztes Jahr in seinen Heimatort gezogen. Dort leben wir nun seit fast einem Jahr, in unsere Nähe sind noch zwei Städte A) und B) (beide ca. 30-45min entfernt) und mein Heimatort, wo meine Mutter noch allein lebt, liegt ein paar Stunden Fahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln entfernt.
Nach einigen Monaten in dem neuen Ort hat uns die schreckliche Nachricht erreicht, dass meine Mutter schwerkrank ist und zwar bereits in einem sehr weit fortgeschrittenem Stadium. Diese Nachricht war und ist natürlich ein absoluter Schock für mich und natürlich auch für meinen Partner. Seitdem hat sich alles geändert, ich pendel so ziemlich jede freie Minute in meine Heimat, auf jeden Fall jedes Wochenende aber auch sonst wann immer ich es mit meiner Arbeit vereinbaren kann. Seit einigen Monaten wohne ich nun sogar ganz bei ihr, da ihr Gesundheitszustand sehr schlecht ist und sie viel Hilfe im Alltag braucht. Von meiner Arbeit aus kann ich aktuell Homeoffice leisten, daher kann ich aktuell alles gut unter einen Hut bringen. Jedoch wird es natürlich nicht immer gehen, dass ich Homeoffice mache, ich denke in den nächsten Monaten wird sich das spätestens wieder erübrigen.
Es ist gerade einfach sehr schön auch für mich für meine Mutter 24/7 da sein zu können. Ich übernehme dabei nicht die Pflege aber unterstütze sie bei kleinen DIngen wiegesagt im Alltag und bin eben auch immer zum Reden da. Wir haben ein sehr gutes und besonderes Verhältnis zueinander, da versuchen wir uns gegenseitig Kraft zu geben.
Nun mussten wir jedoch von dem Arzt meiner Mutter erfahren, dass sie nur noch eine begrenzte Lebenzeit hätte. Wir versuchen uns von dieser Aussage nicht zu sehr beeindrucken zu lassen und glauben weiterhin fest an eine Heilung. Wir sind viel füreinander da und werden auch diesen Weg zusammen schaffen, wir hatten schon viele schwere Zeiten in unseren Leben, aber das ist natürlich mit Abstand das traurigste Highlight.
Also obwohl wir uns davon nicht zu sehr beeinflussen zu lassen macht so eine Aussage von ärztlicher Seite natürlich eine Heiden Angst, das kann ich nicht absprechen. Und meine Mutter und ich haben schon immer gesagt, dass wenn sie irgendwann mal in Rente geht, mir nachzieht oder ich zu ihr, je nach Lebenssituation und auf jeden Fall so, dass wir wieder näher beisammen sein können. Wir haben ein wirklich sehr, sehr inniges Verhältnis und verstehen uns auch ohne Worte.
Durch die Aussage des Arztes merken wir nun natürlich, dass wir eventuell nicht mehr alle Zeit der Welt haben, weshalb für uns ganz eindeutig feststeht, dass wir ihren Umzug oder auch meinen so schnell wie möglich durchfführen müssen. Wiegesagt geht ja auch das Homeoffice nicht mehr ewig schätzungsweise und ich würde den Gedanken nicht ertragen, meine Mutter in dieser Situation und mit dieser Aussage des Arztes wieder nur wochenends sehen zu können. Und auch ihr kann ich das einfach nicht antun. Das große Problem ist nur: ich weiß einfach nicht wie ich das bewerkstelligen soll ohne dass jemand zu kurz kommt und so dass jeder einigermaßen zufrieden ist (so zufrieden wie man in der Situation sein kann...)
Durch die komplexe Kranktheit und die Therapien meiner Mutter ist sie auf ein sehr gutes und modernes Krankenhaus angewiesen, außerdem kann sie nicht mehr Auto fahren und ist pflegebedürftig. So ist leider der Grundgedanke, sie zu uns ins ländliche zu holen leider einfach nicht realisierbar. Sie wäre da komplett von uns abhängig und ihr würde das letzte bisschen Mobilität und Eigenständigkeit genommen. Zudem bräuchte sie mit dem Taxi viel zu lange in das nächst geeignete Krankenhaus oder zum Facharzt, je nachdem wie sich ihr Gesundheitszustand entwickelt ist das auf Dauer einfach nicht tragbar.
In den zuvor erwähnten Städten A) und B) könnte sie wiederum einigermaßen selbstständig leben, außerdem wäre ein gutes Krankenhaus auch direkt dort. Würde ich ihr jedoch dort eine Wohnung suchen würde sie alles in ihrer Heimat zurücklassen, also auch Bekannte und ein gewisses Hilfsnetz, das sie sich aufgebaut hat und viel Wert ist. Und dennoch wäre ich wieder weit weg von ihr, oder zumindest so weit dass ich nicht mal eben täglich vorbeischauen kann. Ich wünsche sie mir eben in unmittelbarer Nähe damit ich eben auch schnell da sein kann, wenn irgendwas sein sollte. Außerdem misfällt mir der Gedanke sie in ihrem vermeintlich neuen Wohnort einfach komplett allein zu lassen, ich kann das einfach nicht mit meinem Gewissen vereinbaren. Die Zeit ist doch so unfassbar kostbar.
Mein Freund ist die ganzen schrecklichen letzten Monate immer für mich da und versucht meine Mutter und mich wirklich immer zu unterstützen wo es nur geht. Leider jedoch finden wir bisher keinen Kompromiss, wenn es um die Wohnsituation geht. Er würde am liebsten in seiner Heimat wohnen bleiben und möchte, dass wir meine Mutter auch in den Ort holen. Dagegen sprechen aber leider wiegesagt einige Punkte .
Ich weiß aktuell einfach nicht was ich tun soll. Ich bin in einer total Zwickmühle und möchte es allen recht machen. Am allerschönsten wäre für mich die Vorstellung wir würden uns was schönes neues in direkter Nähe von Stadt A oder B suchen und zwar so, dass meine Mutter dort auch noch Platz findet (Anliegerwohnung oder Ähnliches). Das würde auch mich so sehr entlasten, ich könnte weiterhin meine Beziehung führen und gleichzeitig für meine Mutter da sein ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Es ist einfach eine sehr schwierige Situation und ich würde mir das alles ja auch anders wünschen, wenn es möglich wäre. Aber das Leben ist einfach unvorhersehbar und ich muss versuchen einen Weg zu finden, bei dem nicht jemand zu kurz kommt. Es wäre auch denkbar, dass ich mir mit meiner Mutter eine Zweitwohnung in Stadt A) oder B) suche, aber abgesehen davon dass ich dann auch nur noch unterwegs wär ist das auch so eine finanzielle Frage ...
Puh, echt sorry für diesen monströsen Text und vielen lieben Dank an alle, die sich das Ganze komplett durchgelesen haben!
Was würdet Ihr in meiner Situation machen? Wie könnte ich einen Weg finden allen gerecht zu werden so dass wir aus dieser schlimmen Zeit das irgendwie Beste machen können? Gibt es irgendwelche Ideen oder Möglichkeiten, die mir bisher einfach noch nicht eingefallen sind? Seid ihr vielleicht in einer ähnlichen Situation und vereinbart ein krankes Elternteil und eigene Familie/Partnerschaft? Falls ja,bitte gerne mehr Infos!
Vielen Dank + liebe Grüße
12.05.2020 20:10 •
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