Hallo liebes Forum,
kurz zur Vorgeschichte: Im Herbst 2018 offenbarte mir (36) meine Frau (33) nach rund 8 Jahren Beziehung, davon vier Jahre in Ehe, dass sie nicht wisse, wie es mit uns weitergehe, sie habe Angst etwas zu verpassen, alles sei so eingefahren. Darauf folgte ein Jahr Schwebezustand, ein Auf und Ab, wir probierten, wieder zusammen zu kommen, ständig schwebte aber das Damoklesschwert der Trennung über uns. Dieser Zustand setzte mir so zu, dass ich 15kg abnahm, obwohl ich nicht dick war. Im Winter 2019 trennten wir uns einvernehmlich, sie zog aus und bereits im Januar 2020 setzten wir eine notarielle Trennungsfolgenvereinbarung auf.
Dazu möchte ich sagen, dass meine Frau psychisch auffällig ist. Sie hat bereits zwei Therapien hinter sich. Sie ritzte sich als junge Erwachsene an Armen und Beinen, zeigte Essstörungen und musste es sich ständig jeden Tag neu beweisen, dass sie gut ist. Wenn sie in ihren Augen versagte, bestrafte sie sich. Bei der Diagnose schrammte sie damals bereits nur ganz knapp an Borderline vorbei, was jedoch nicht davor hinwegtäuscht, dass meine Frau sich durch starke Gefühlsschwankungen auszeichnet. Insbesondere begeistert sie sich schnell für neue Dinge, lässt diese dann aber bei den ersten Schwierigkeiten fallen. So hat soe bspw. mehrere Studiengänge und Ausbiludngen angefangen, dann aber wieder abgebrochen bis sie endlich ein Studium beendete. Genauso war es auch in ihren früheren Beziehungen, die oftmals durch ein on/off ausgezeichnet waren.
Da ich davon wusste, hatte ich auch lange Bedenken, damals mit ihr zusammen zu kommen, da ich genau davor Angst hatte, was jetzt eingetreten ist. Bevor es jedoch zu unserer Trennung kam, hat meine Frau ohne ersichtlichen Grund den Kontakt zu Freundinnen und auch Teilen ihrer Familie abgebrochen. Ihr Hang zur Selbstkasteiung zeigte sich auch als wir beim Notar waren, da ich ihr zusätzlich zu den ihr zustehenden Gegenständen etc. noch einen hohen fünfstelligen Betrag angeboten hatte, da mir wichtig war, dass es ihr gut geht. Diesen Betrag hat sie abgelehnt verbunden mit der Aussage: Ich komme aus einfachsten Verhältnissen und ich gehe in einfachste Verhältnisse zurück.
Letztlich scheiterte unsere Beziehung an einem Teufelskreis: Je wichtiger sie mir wurde, je mehr hatte ich davor Angst, dass sie ihr beanntes Verhaltensmuster an den Tag legt und mich irgendwann fallen lässt. Daher fing ich an zu klammern, was bei ihr erst recht das Verlangen auslöste, sich von mir zu befreien.
Es bestand nach zwischen uns für mehrere Monate eine Kontaktsperre bis jetzt nach und nach der Kontakt wieder etwas zunahm. Dieser Kontakt war aber immer anlassbezogen bspw. weil ich irgendwelche Unterlagen von ihr gefunden hatte oder sonst noch etwas zu regeln war. Bei diesen Kontakten war es aber auffällig, wie schnell wir jedesmal in unsere gemeinsame Subkultur verfielen - also Insiderwitze machten, besondere Redewendungen nutzten etc. Dazu ist mir aufgefallen, dass sie großes Interesse daran hat, zu erfahren, was ich mache etc. Wenn ich bei Instagram eine neue Story hochlade dauert es teilweise nicht mal eine Minute bis sie sie sich angesehen hat.
Mein Leben ist seit der Trennung sehr gut. Da ich in dem Schwebejahr von Herbst 2018 bis Winter 2019 bereits emotional durch die Hölle gegangen war, traf mich die Trennung im Winter 2019 auch nicht mehr allzu hart. Seitdem habe ich alte Freundschaften wieder belebt, mir neue Bekanntenkreise erschlossen und auch anonsten geht es mir sehr gut. Vor Corona war ich tw. wirklich froh, wenn ich mal einen Tag alleine zu Hause verbringen konnte.
Auch die ersten Frauen traten dann in mein Leben, wobei es für mich natrülich in der Phase kurz nach der Trennung viel zu früh war, über neue Beziehungen nachzudenken. So ging ich auch oft auf Tauchstation, wenn ich merkte, dass eine Frau ernsthafte Ambitionen entwickelte. Gleichwohl vermutet meine Frau - nicht zutreffend -, dass ich etwas mit einer Bekannten haben könnte, von der sie - meine Frau - schon immer vermutete, dass sie auf mich steht. Mir geht es auch beruflich sehr gut, zumal ich im Frühjahr diesbezüglich noch einen großen Schritt nach vorne gemacht habe. Und ich habe schon irgendwie gemerkt, wie mich die Beziehung zu meiner Frau emotional ausgesaugt hat.
Je besser mir es aber geht, umso schwerer fällt es mir, auch den letzten Rest Emotion meine Frau betreffend zu überwinden. Ich stocke jetzt seit Wochen auf einem Niveau. Es fällt mir deswegen so schwer, weil meine Frau von ihren psychischen Problemen abgesehen (für die sie nichts kann) hervorragend zu mir passt. Wir verstehen uns blind, haben die selben Ansichten und vertreten die selben Werte. Es ist für mich jedes Mal schön zu sehen, wie reibungslos es zwischen uns auch in der jetzigen Pase klappt, wenn wir Übergabetermine für vergessene Gegenstände oder ähnliches ausmachen. Natürlich störten mich an meiner Frau auch manche Dinge, aber ich merke auch beim Umgang mit anderen Frauen, dass bei diesen auch nicht immer alles 100 Prozent passt.
Kurzum: Ich merke schon, was ich an meiner Frau hatte. Dies steht mir bei der endgültigen Verarbeitung der Beziehung im Wege. Ich habe auch einfach so eon Gefühl, ein nicht näher beschreibbares Gefühl, dass zwischen meiner Frau und mir noch nicht ausgestanden sein könnte. Da meine Frau für die Kirche arbeitet, muss sie derzeit verschweigen, warum wir räumlich getrennt leben. Ihr ist diesbezüglich - zumal sie denkt, dass ich etwas mit der Bekannten haben könnte - an einer Scheidung gelegen, nach der sie mich auch vor Kurzem fragte. Jedoch muss ich dazu sagen, dass ich über einen Bekannten weiß, dass meine Frau ziemlich alleine ist. Wie gesagt, den Kontakt zu ihren Freundinnen hat sie abgebrochen, weswegen sich unser soziales Umfeld aus meinem Freundes- und Bekanntenkreis nährte. Sie weint auch viel. Das sehe ich an ihren Augen und den Tränensäcken. Manchmal bin ich erschrocken darüber, wie sie aussieht. Ich habe einfach das Gefühl, dass ihr jetzt erst langsam klar wird, was sie mit ihrem Ausspruch im Herbst 2018 angerichtet hat.
Sie geht mit ihrem geänderten Leben auch ganz offen um. Sie war jetzt die Tage im Urlaub, in einem Land, das ich ihr näher gebracht habe und welches wir zusammen erkundet haben. Ich muss sagen, dass es mir schwer fiel zu wissen, dass sie nun dort alleine im Urlaub ist. Sie sagte hierzu auch, dass es für sie nun vorbei sei mit Urlauben in Fünfsternehotels etc.
Kurzum: Ich kann nicht akzeptieren, dass diese Eigenart meiner Frau unsere Beziehung kaputtgemacht hat, obwohl ich weiß, dass meine Frau wohl überhaupt nicht beziehungsfähig ist (das meinte sie auch selbst über sich). Aber der Rest meiner Frau ist so toll, dass ich nun nach acht Monaten Trennung das Gefühl habe, dass in mir eine Art Verlangen nach ihr aufkommt. Und ich habe irgendwie das stumpfe Gefühl, dass auch für sie das Ganze noch nicht zu Ende ist. Und das steht auch meiner restlichen Aufarbeitung der Trennung entgegen.
Ich weiß aber nicht so recht, wie ich das alles einordnen und wie mich nun verhalten soll, weswegen ich einfach mal die Runde fragen möchte
21.06.2020 16:45 •
#1