Hallo,
ich bin in einer Fernbeziehung, aber Erfahrungen von Leuten in normalen Nahbeziehungen interessieren mich auch, da das grundsätzliche Muster sicher auch ohne Fernbeziehung vorkommen kann.
Wir sind seit 2 Jahren ein Paar, beide in unseren 30ern, voraussichtlich Ende diesen Jahres ziehen wir zusammen.
Wenn wir uns sehen, ist es immer total schön, harmonisch, er ist aufmerksam und liebevoll mir gegenüber und es herrscht große Nähe.
Es sind die Zeiten dazwischen, die mir sehr zu schaffen machen. Mein Freund ist leider (gefühlt) sehr unbeständig.
Das sich regelmäßig wiederholende Muster ist folgendes:
1. Mal ist er tage- und wochenlang durchgehend sehr zugewandt, persönlich, spricht total positiv und begeistert über mich, uns, unsere gemeinsame Zukunft - man merkt dann richtig an seinem Verhalten und seinen Aussagen mir gegenüber, dass er im Wir-Modus ist, macht also Zukunftspläne, spricht euphorisch darüber, wie dieses und jenes wird, wenn wir zusammenziehen, uns wiedersehen usw.
Dann ist er plötzlich tage- oder teilweise auch wochenlang (ohne für mich ersichtlichen Grund) distanzierter, unpersönlicher, neutraler, sachlicher - wie ausgewechselt.
Wie soll ich das beschreiben: es ist dann zwar nicht so, dass er sich ABwendet - er meldet sich auch weiterhin regelmäßig.
Er wendet sich mir aber auch nicht mehr ZU - soll heißen, er redet und verhält sich dann so, als wäre ich nicht seine Freundin, sondern irgendeine neutrale Bekannte. Nüchterne, sachliche Abrisse seines Tages. Keine Wir-Aussagen mehr. Kein liebevolles Wort, also nichts, woran ich merke, dass er mich als Freundin sieht. Sehr neutral eben, teilweise auch distanziert.
In den Phasen ist es dann fast so, als ob es seine Aussagen in den Wochen zuvor nie gegeben hätte. Unwichtig bin ich ihm dann zwar nicht, aber gefühlsmäßig kommt von ihm dann wirklich gar nichts.
2. Mal antwortet er auf meine Nachrichten, dann kommt es vor, dass er nicht auf eine Nachricht reagiert.
3. Bei den Anrufen bzw der Meldefrequenz ist es ähnlich. Wir haben feste Telefontermine über die Woche hinweg. Auch hier gibt es Phasen, in denen er sich täglich meldet, entweder, wenn es bei ihm irgendwelche persönlichen Neuigkeiten gibt oder um zu hören wie es mir geht oder einfach weil er wissen will, wie mein Tag war.
Dann wiederum gibt es Wochen, in denen er sich 2 Tage lang überhaupt nicht meldet und ich nichts von ihm höre (und ich das Gefühl habe, er denkt nicht an mich und vermisst mich nicht.
Natürlich ergreife auch ich von mir aus mal die Initiative. Wenn ich ihn jedoch von mir aus kontaktiere
- antwortet er entweder in solchen Phasen, allerdings sehr sachlich und unpersönlich, z.B. Hallo X, [Information zu seinem Tag oder zu einem besprochenen Thema], bis morgen, Y.
- oder aber er antwortet wie gesagt auch mal überhaupt nicht
- bzw. vermittelt mir den Eindruck ihn zu stören und zu nerven (telefonisch).
4. Wenn er mir z.B. etwas erzählt und ich nicht sofort verstehe, worauf er hinauswill, ist seine Reaktion in der guten Phase so: Du hast das nicht richtig verstanden, ich erkläre es gerne nochmal.
In der schlechten Phase hingegen bekomme ich in einem gereizten, fast schon aggressiven Ton zu hören: Mein Gott, verstehst du denn nicht, was ich sagen will. Anscheinend nicht. und dann erfolgt eine genervte Erklärung.
In der Tiefphase ist er also bestenfalls neutral - schlechtestenfalls genervt und gereizt, man hat den Eindruck, es ihm nicht recht machen zu können und als Freundin komme ich mir dann auch nicht mehr vor. Es ist fast so, als hätte er 2 Gesichter.
All das wiederholt sich in regelmäßigen Abständen, also es ist jetzt nicht so, dass er vorher durchgehend anders war und nun so langsam das Interesse verliert.
Es ist mehr ein Hoch und Runter, hoch und runter, hoch und runter.
Irgendwo kenne ich ihn also so, aber ich hatte immer gehofft, dass sich diese Schwankungen irgendwann geben würden. Stattdessen wird es gefühlt immer schlimmer. Die Hochphasen werden immer kürzer. Waren es früher mal 1 oder 2 Tage, in denen er kürzer angebunden, neutraler war, sind es inzwischen gerne mal ein paar Wochen.
Am besten kann man es vielleicht so ausdrücken: mal läuft es tage- und wochenlang gefühlt total super - er meldet sich täglich, ist in seinen Äußerungen und seinem Verhalten hochgradig zugewandt, verbindlich und fast schon überschwänglich.
In diesen Momenten fühle ich mich sehr geliebt, bin glücklich und hoffe dann jedes Mal, dass das (endlich) so bleibt, anhält.
Und dann kommt wie aus dem Nichts ein plötzlicher Bruch - er ist dann plötzlich von einem Tag auf den anderen unverbindlich und distanziert, obwohl ich mich nicht anders verhalte als in den Wochen vorher, in denen er begeistert, zugewandt, persönlich war und auch sonst nichts vorgefallen ist, das es plötzlich erklären könnte.
In solchen Phasen zerbreche ich mir dann den Kopf, was denn plötzlich passiert ist, was ich falsch gemacht haben könnte, ob er plötzlich Zweifel bekommen hat, nicht mehr will - bis zur Erlösung.
Mich verunsichern diese Schwankungen ehrlich gesagt sehr, emotional ist es für mich ein ziemliches Auf und Ab, ein ständiges Wechselbad der Gefühle, weil ich an seiner Euphorie der Hochphase klebe, die mir in der Tiefphase dann fehlt.
Und ich merke, wie mich dieses ständige Hin und Her, dieses sich regelmäßig wiederholende Pendeln zwischen Begeisterung/Interesse und Distanzierung/Neutralität so langsam zermürbt.
Ich frage mich, ob dies einfach grundsätzlich seine Persönlichkeit ist (damit könnte ich noch eher umgehen, weil ich es dann nicht persönlich auf mich beziehen müsste) - oder ob es an mir liegt. Ob er also bei seiner Traumfrau nie riskieren würde ihre Nachrichten mal zu ignorieren, nicht komisch und distanziert wäre, sich gerne von sich aus täglich bei ihr melden würde, ihr ständig Liebesbekundungen machen würde usw.
Ich fange also an es persönlich zu nehmen und bekomme so langsam Selbstzweifel.
Am liebsten würde ich mal seine Ex-Freundin kontaktieren, mit der er vor 8 Jahren viele Jahre zusammen war und über die er sehr positiv gesprochen hat. Wenn sie bestätigen würde, dass er bei ihr zeitweise auch so war, könnte ich es einfach weniger persönlich nehmen und es für mich als so ist er halt einordnen. Ich könnte dann einfach besser damit leben, weil es nichts mit mir persönlich zu tun hätte.
Aber so stelle ich mir halt wie gesagt die Frage, ob er mir gegenüber nur so ist, weil ich einfach nicht die Traumfrau bin, ob er seine Ex-Freundin wertschätzender (bzw. durchgehend wertschätzend) behandelt hat und ob er bei einer anderen (in seinen Augen tolleren?) Frau ein anderes Verhalten an den Tag legen würde.
Ich werde sie natürlich nicht kontaktieren, aber soweit nagt das alles schon an mir.
Mit ihm darüber zu sprechen bringt jedoch denke ich nichts. Es würde lediglich dazu führen, dass er sich dann aus Druck und Pflichtbewusstsein meldet oder bestimmte Worte sagen würde und nicht, weil es ihm selbst wirklich ein Bedürfnis ist. Das kommt dann irgendwie nicht von Herzen.
Ich bin mir zudem auch nicht sicher, ob ich das überinterpretiere oder ob das alles einfach völlig normale Schwankungen in einer Beziehung sind. Deshalb würde mich interessieren, wie das bei euch in der Beziehung ist bzw. wie ihr das einschätzt.
Danke.
05.04.2020 01:21 •
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