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Schwankungen und Distanzierung des Partners normal?

S
Liebe TE

Ich sehe das Ganze ein bisschen anders.

Ich habe zwar noch nie eine Fernbeziehung gehabt, aber es würde mich extrem stören, wenn ich feste Termine zum Telefonieren abmachen müsste und mich rechtfertigen müsste, wenn ich mal nicht antworte. Ist doch viel schöner, wenn man sich meldet, weil man es will und nicht, weil man es muss. Das Wort Termin verbinde ich eben mit der Arbeit und nicht mit der Liebe.

Versuche doch, dein Leben unabhängig von ihm und seinen Launen zu leben. Melde dich mal nicht, lass ihn ankommen! Wenn er mal nicht antwortet, dann frage nicht nach, lass es einfach. Er wird dir bestimmt schreiben. Vielleicht nicht sofort, aber er wird. Komm aus der wartenden Position heraus!

08.04.2020 11:14 • x 1 #31


M
Er ist wahrscheinlich super genervt weil du ihn ja die ganze zeit kontrollierst.

08.04.2020 11:18 • #32


A


Schwankungen und Distanzierung des Partners normal?

x 3


Mienchen
Zitat von Merilin:
Er ist wahrscheinlich super genervt weil du ihn ja die ganze zeit kontrollierst.


Was hat denn das mit Kontrolle zu tun, wenn sie ihn anruft? Also wenn der Partner dann gleich genervt ist und sich kontrolliert fühlt, dann frag ich mich ernsthaft, was das für eine Beziehung sein soll.

Und obsessiv gemeldet hat sie sich ja nun wirklich nicht.

08.04.2020 11:37 • x 3 #33


B
Kaylee, ich weiß sehr gut wie Du Dich fühlst.
Ich kenne das alles, war auch mit einem ähnlichen Exemplar zusammen. Es hielt mit Ach und Krach 14 Monate, aber das auch nur, weil ich alles dafür tat, diese miese Beziehung am Laufen zu halten.

Ich kenne das, wenn man nie weiß, wie gnädiger Herr denn heute wieder drauf ist. Ein Telefonat ( wir hatten selbstverständlich auch eine Fernbeziehung) war ganz nett, da war er lieb, zeigte sich interessiert und ich war wieder angefüttert. Ach, er ist ja trotz allem ein liebenswerter Mensch. Leider konnte das auch immer sehr schnell kippen. Dann meldete er sich weniger und war gefühlt kühler und zurückgezogener und ich fing an, die Schuld für sein Verhalten zu suchen. Ich war wahrscheinlich nicht so, wie ich sein sollte. Ich genügte seinen Ansprüchen nicht mehr. Ich müsste so und so sein, dann ... Ich müsste interessanter sein, klügere Dinge sagen, ihn besser unterhalten, dann ...Stattdessen wurde ich im Lauf der Beziehung immer kleinmütiger und mutloser. Ich fühlte mich oft miserabel, wachte nachts oft auf und fragte mich, was ich nur tun sollte. Wie sollte ich sein, damit er mich dauerhaft und konstant lieben könnte?

Ich fühlte die grauenhafte Schieflage dieser Beziehung. Er auf seinem Thron oder in seinem Bergfried und ich suchte verzweifelt Zugang zu ihm. Wo ist ein ungesichertes Tor, durch das ich zu ihm durchdringen konnte? Ich fühlte mich wie eine Fremde, die im Burghof wartet, sehnsüchtig auf den Turm blickte, der sein Zuhause war und doch keine Chance hatte. Wenn er dann gerade mal wieder anhänglich war und sehnsüchtig wirkte, dann stieg er hinab und gab sich mit mir ab. Und ich zerschmolz wie Butter in der Sonne.

Er hatte mich voll und ganz in der Hand. Ich tat alles um ihm zu gefallen. Wenn ich zu ihm kam, schleppte ich Dinge mit an. Guten Käse, eine Flasche Rotwein und wenn ich wieder weg musste, legte ich ihm Schokolade ins Bett. Natürlich tat ich das alles gern, keine Frage, aber manchmal spürte ich doch, dass mein Invest sowohl auf der emotionalen Ebene als auch materiell ungleich höher war.

Irgendwann wurde mir bewusst, dass ich Angst hatte. Große Angst, was er als Nächstes wieder an Distanzmanövern aus dem Ärmel schütteln würde. Ein We war schön, aber das sagte nichts darüber aus, wie das nächste sein würde. Womöglich würde er wieder was sagen, was mich kränkte, was er aber gar nicht merkte. Ich zog mich zurück, wurde traurig und ihm war es meistens egal. Er war ein gefühlloser Trampel, der auf meinem strapazierten Nervenkostüm weiter rumtrampelte und mich immer weiter runter zog.
Es ist schwer zu beschreiben, warum man dennoch in so einer Beziehung hängen bleibt, warum man das alles hinnimmt und sich klaglos zum Spielball seiner Befindlichkeiten machen lässt. Er war wie ein Sog, der mich magisch anzog und gegen den ich nichts unternehmen konnte. Ich fuhr wieder zu ihm, denn dieses Mal könnte es ja anders sein. Dieses Mal war er vielleicht liebevoll und ich würde glücklich wieder nach Hause fahren - vielleicht aber auch nicht
Denn es kam immer darauf an, wie ihm gerade zu Mute war, wie er aufgelegt war, wie er mit sich im Reinen war oder eben nicht.

Ich sondierte ständig die Lage, registrierte kleinste Veränderungen, achtete auf seinen Tonfall - und passte mich an. Hätte Jemand zu mir gesagt, Du bist in einer ungesunden Beziehung, hätte ich gesagt, ja, ich weiß es, aber es ist mir völlig unmöglich, mich daraus zu lösen.

Meine Tränen weinte ich im Stillen, meine Ängste um ihn hielt ich daheim aus. Und ich dachte permanent an ihn. Er war der Mittelpunkt meiner Gedanken und meines Seins, denn ich kreiste nur noch um ihn - und merkte es nicht mal. Andere Dinge, ja, gut und schön, freilich war es am Dienstag Abend ganz nett mit Reni und Claudia, aber im Grund genommen war ich mit meinen Gedanken da wo ich immer war.
Er hatte sich in mir festgesetzt und ich hatte an anderen Unternehmungen nicht mehr viel Interesse. Denn ich hatte Probleme, ganz einzigartige Probleme, die niemand sonst hatte - glaubte ich.

Die Beziehung war ein Auf und Ab, beständig war sie nie und dann war da noch ein gewisses Interesse an anderen Frauen. Er wirkte ja immer so verständig, so freundlich, so interessiert, so zugewandt und es gibt Frauen (solche wie mich), die darauf abfahren und glaubten, einen besonders feinsinnigen und empfindsamen Mann vor sich zu haben. Das war seine Maske, die er trug. Kannte man ihn näher, ahnte man die Abgründe, in denen er lebte. Und ich war ein Teil davon geworden und ganz freiwillig und unbewusst mit rein gerutscht. Um ihn ging es, immer nur um ihn. Er war egozentrisch, denn er war der Mittelpunkt seines Universums und andere Menschen waren wie Trabanten, die ferner oder näher um ihn kreisten.

Bemerkenswert war, dass mein Selbstbewusstsein (hatte ich das jemals gehabt?) demolierte, mich klein machte, Ängste verursachte, an mir selbst zweifelte und dennoch an ihm hing. Ich war ihm sicher, das wusste er.

Und je länger die Beziehung dauerte, desto selbstständiger und autarker wurde er. Er beschloss dieses und jenes, er entschied Dinge, ohne mich einzubeziehen. Was war ich denn schon? Seine Freundin? War ich das? Ich fühlte mich eher wie Jemand, der dann kommen konnte, wenn sonst nichts war.
Eines Tages lag eine Konzertkarte auf seinem Schreibtisch für ein Konzert im Sommer. Es war eine Karte, seine. Er hatte mich nicht gefragt, denn ansonsten wäre er Gefahr gelaufen, dass ich Freude strahlend gesagt hätte, ich komme mit.
Aus seinem Urlaub, den er in der Anfangszeit mit Freunden verbrachte, was schon lange geplant war, schickte er mir keine Karte. Wir telefonierten aber manchmal.
Die Karte war sehr schön, er hatte gesagt, er würde sie mir dann geben und tat es nicht. Die Karte lag auf seinem Schreibtisch ohne ein liebes Wort an mich, bis die Trennung erfolgte. Das machte mich traurig.
Ja klar, wann war ich denn eigentlich nicht traurig? Wenn er gerade mal gut darauf war, war auch mein Leben in Ordnung. Oft war es aber anders. Und dann zog es mich runter in ungeahnte Traurigkeit und Niedergeschlagenheit.

Am Anfang war ich toll, ich machte alles richtig, er lobte und bestätigte mich, er machte mir Komplimente. Aber später? Nein, da genügte ich nicht mehr. Da war ich dann anstrengend oder lethargisch oder sonst was. Wenn ich mich beklagte und unzufrieden war, stellte ich unsere Beziehung in Frage. Ich wohlgemerkt, nicht etwa er!
Auf brennende Fragen erntete ich nichtssagende Antworten oder - ganz beliebt - Gegenfragen. Der Ball, der ich ihm zugeworfen hatte, war wieder bei mir. Das verunsicherte mich. Wie sollte ich damit umgehen?
Seine Antworten: Nein, das hast du falsch verstanden, so war das nicht gemeint. Das hast Du nicht richtig begriffen ... Das habe ich doch nie gesagt!

Warum schreibe ich Dir das alles. Weil es so was wie ein Trauma war und weil Du vermutlich viele Dinge hier wieder erkennst. Diese Beziehungen sind alle gleich. Einer ist oben und der andere liegt zu seinen Füßen. Die Positionen werden oft unbewusst schon am Anfang festgelegt und verstärken sich im Lauf der Beziehung immer mehr. Bis von dem schwächeren Partner nicht mehr viel übrig ist, weil der sozusagen ausgesogen wurde. Er nahm mir meine Lebensfreude und meine Energie und ich merkte auch das erst später. Er profitierte von mir und meiner bedingungslosen Affenliebe und honorierte sie nicht.
Klar, wer sich klein machen lässt, wird reizlos, langweilig. Dann lästig. Ach, die, das dumme Schaf, das ständig um gutes Wetter anhält! Ach Gott, sie war auch schon mal interessanter, gähn, aber jetzt? Gott, die traurigen Augen, was hat sie denn nun schon wieder? Herrje, sie kann mich schon nerven!
Aber naja, sie ist ja auch wieder recht liebenswert, so ein paar Monate halte ich es schon noch aus.
So ungefähr könnten seine Gedanken gewesen sein.

Dann kam da noch die Geschichte mit einer anderen Frau, mit der er sich verabreden wollte, was sich dann aber doch zerschlug. Ich erfuhr es, weil ich seine Mailbox checkte. So tief war ich schon gesunken.
Er hatte sie auf einem Kongress getroffen und man hatte nett geplaudert. Sie schickte ihm dann schöne Grüße von Borkum, wo sie hinterher hin gefahren war.
Aha. Es war klar, dass sie angebissen hatte. Er schrieb erfreut zurück und sie schickte ihm begeistert himmelblaue Grüße.
Mein Blutdruck erreichte ungeahnte Höhen. Dieser Drecksack. Ostern wollten sie sich treffen, es war noch etwas unbestimmt, aber in einer vagen Planung.

Ich überlegte, was ich tun sollte. Das Feld hier räumen? Nein, ich würde bleiben und das auf meine Art regeln. Ich sagte nichts, aber am Abend redete ich mit ihm über unsere verfahrene Beziehung. Wie ich mich fühlte mit ihm und wie das weiter gehen sollte? Wir fuhren nicht zusammen in den Urlaub, er plante alles wie er es wollte und ich schaute zu.
Ich erreichte ihn, ich merkte es. Und ich sagte, was soll das? Erst bist Du zwei Jahre mit Maria zusammen und dann sind die Gefühle erloschen und Du ziehst Dich zurück, bis sie fragt, was los ist. Dann erfährt sie, dass sie leider weg vom Fenster ist.
Und jetzt das mit uns? Wo soll das hinführen?

Seltsam, ich wurde auf einmal mutiger, Dinge auszusprechen und unsere Rollen vertauschten sich. Auf einmal war ich oben und er vorsichtiger. Ja, er wisse um seine Probleme, er wisse, dass er oft ein Ar... sei, aber er kann es nicht ändern.
Ab da veränderte sich die Beziehung, Diese Tussi vom Kongress traf er nicht, das fühlte ich und es ging mir besser.
Es war der Anfang vom Ende. Denn ein paar Wochen später machte er Schluss, per Mail.

Ich war am Boden zerstört, meine Hoffnungen zerplatzt, meine Sehnsucht unermesslich. Ich war auf einmal aufgestanden und hatte Position bezogen und das hielt er nicht aus. Mit der vertauschten Rollenverteilung konnte er nicht umgehen, denn die Distanz war geschmälert worden. Ich fühlte mich wohler und sicherer, aber er konnte es nicht ertragen und fühlte sich erdrückt.

Es vergingen Monate, bis ich das überwunden hatte. Mein Lebensinhalt war auf einmal weg! Er fort und ich hier in meinem armseligen Leben, Ihm ging es gut, er unternahm viel, wie ich erfuhr, und mir ging es schlecht. Wie ungerecht das alles doch war!

Später, viel später habe ich viel erkannt. Es war eine toxische Beziehung und es entsprach meinem Naturell, mich darauf einzulassen, ohne es zu merken. Ich war an einen Mann wie ihn geraten, weil ich lernen musste. Ich musste mich selbst besser kennen lernen und meine inneren Mechanismen besser durchschauen.
Es ist nicht normal sich auf eine solche Beziehung einzulassen und sich richtig gehend unterdrücken zu lassen. Er war nie grausam oder bewusst kränkend, aber er war empathielos und rücksichtslos. Er war (und ist?) ein Egoist, der sich und seine Befindlichkeinten auslebt. Er war oft lieblos, kalt und abweisend. Dann wieder warmherzig und liebevoll. Je nachdem.

Später verstand ich viel mehr, auch konnte ich nachvollziehen, warum ich das mit mir machen ließ. Warum ich eisern blieb, obwohl ich von Ängsten und von Zweifeln geplagt war. Ich lebte da einiges aus meiner Kindheit nach. Die Suche nach Liebe kannte ich von Kindesbeinen. Sie wurde oft enttäuscht und ich fühlte mich allein gelassen. Und ich merkte früh, dass ich mit mir allein alles würde ausmachen müssen.
Das schmerzte mich unendlich, aber ich merkte es nicht, denn es war überdeckt. Die Seele kennt kein Mittel sich mitzuteilen, sie kommt verschleiert und schickt uns in sich wiederkehrende Situationen, z.B. wieder eine Beziehung, in der der Mann dominiert und die Frau immer kleiner und verzagter wird.
Er war mein Lehrmeister und das verdanke ich ihm. Ich trage ihm nichts nach, denn ich hatte auch meinen Anteil am Desaster.
Keiner hatte mich da rein gezwungen, keiner hatte mir angeschafft, mich fertig machen zu lassen.
Es lag an mir, dass ich mich freiwillig da rein begeben hatte. Ich lebte sämtliche Kindheitserfahrungen mit ihm nach.

Es war notwendig, denn nichts ist umsonst im Leben. Es hat seinen Sinn, auch oder gerade das Leid hat seinen Sinn. Und nur aus Krisen lernen wir.

Mach Dir mal Deine Gedanken. Was treibt Dich an, dass Du diesen Idioten zum Mittelpunkt Deines Lebens machst? Warum hältst Du diesen Wechsel aus Warm und Kalt unverdrossen aus? Warum haust Du nicht auf den Tisch und sagst zu ihm, so nicht, mein Lieber! Ich bin mehr wert als das, was Du mir zuteilst. Ich bin es wert, dass man anständig und freundlich mit mir umgeht. Ich bin nicht Dein Mülleimer, in den Du rein kotzt und dann wieder verschwindest. Ich bin nicht dazu da, Deine wechselnden Launen auszuhalten.
Ich stelle mir was Anderes für mich vor und nicht einen Mann, bei dem ich nie weiß, ob ich gerade willkommen bin.

Warum sagst Du das nicht? Warum lügst Du und tust freundlich, wo doch innerlich die Wut in Dir hochkriecht gegen diese Ungerechtigkeit und Arroganz, die er an den Tag legt? Warum bist Du immer noch treu ergeben und versuchst, Ochsen zu melken, die keine Milch geben?
WARUM TUST DU DIR DAS AN?

Bist Du keine Frau, die Stabilität will und einen Partner, bei dem sie nicht überlegen muss, wie gnädiger Herr heute wohl wieder zu sein geruht? Dann mach weiter und quäle Dich weiter mit ihm rum und lass Dich klein machen und Dir Deine Lebensfreude nehmen, die er jederzeit kaputt machen kann.
Ich glaube, noch bist Du nicht so weit. Aber Du wirst an den Punkt kommen, wo Du die Schnauze voll hast und gegenrudern wirst. Ob die Beziehung das dann aushält, ist fraglich. Meine hielt es nicht aus, besser gesagt, er hielt es nicht aus. Als ich endlich mal Position bezog und etwas einforderte, gab er sich Mühe. Mühe, das Wort sollte in einer Beziehung kein Thema sein. Aber es war nicht von Dauer, denn er versuchte etwas, was gegen seine Natur und sein Wesen war. Und dann musste er es beenden.
Lange traurig war er nicht, denn ein halbes Jahr später hatte er eine Neue. Wahrscheinlich von früher, aber ich musste es erst begreifen, dass ich längst abgemeldet war.

Ich möchte Dir ein Buch empfehlen: Jein! Bindungängste erkennen und bewältigen von Stefanie Stahl.
Ich kam damals zufällig an das Buch und es öffnete mir die Augen über meine Beziehung. Es war nicht so einzigartig, was ich mit ihm durchlebte, denn wir folgten einer Choreografie. Ein Schritt vor, zwei zurück, einmal im Kreis herum und wieder von vorne. Den Takt gab aber er vor.

Heute geht es mir wesentlich besser. Ich habe nach dieser Beziehung so viel über mich begriffen wie die Jahre zuvor nie. Und was ist mit ihm? Keine Ahnung, er lebt. Das weiß ich, sonst nichts und auch das fühlt sich gut an.
Ich bin nämlich mehr wert als das, wie er mit mir umging. Ich war sein Spiegel und heute bin ich kein Spiegel mehr.
Wenn mein Mann mal nicht gut mit mir umgeht, dann wehre ich mich und zeige ihm meine Grenzen auf. Und wenn ich nicht gut mit ihm umgehe, entschuldige ich mich. Denn in einer Beziehung ist etwas ganz wichtig: gegenseitige Achtung und Respekt!

Aber das. liebe Kaylee muss man sich verdienen.
Ich wünsche Dir was Besseres als den da.Du hast mehr verdient als einen Mann, der so mit dir umgeht. Du bist einfach zu lieb, viel zu lieb, bis zur Selbstaufgabe.

Begonie

08.04.2020 11:48 • x 16 #34


Raida
Zitat von Kaylee34:
In solchen Phasen zerbreche ich mir dann den Kopf, was denn plötzlich passiert ist, was ich falsch gemacht haben könnte

Zitat von Kaylee34:
Mich verunsichern diese Schwankungen ehrlich gesagt sehr, emotional ist es für mich ein ziemliches Auf und Ab,

Zitat von Kaylee34:
oder ob es an mir liegt.

Zitat von Kaylee34:
Ich habe nun die Befürchtung, dass ich durch meinen Anruf alles schlimmer gemacht habe.


Wann hast du den Auftrag bekommen, für seine Stimmung verantwortlich zu sein?

Oder ist das dir ein vertrautes Muster?
Warst du schon als Kind für die Stimmung von X verantwortlich?

Sind 2 Fragen die mir nach dem Lesen der 1. Seite eingefallen sind.

Weiter konnte/wollte ich nicht mehr lesen.

Sei gut zu dir

08.04.2020 12:09 • #35


M
Es liegt andir dass du so seltsame Gedanken hast

08.04.2020 12:38 • #36


B
Zitat von Raida:
Wann hast du den Auftrag bekommen, für seine Stimmung verantwortlich zu sein?

Oder ist das dir ein vertrautes Muster?
Warst du schon als Kind für die Stimmung von X verantwortlich?


Es ist tatsächlich so, als sei man für die Stimmung und Befindlichkeit von Mister Einzigartig verantwortlich. Ist er schlecht drauf, liegt es an einem selbst.
Es ist, als ob man sich selbst den Auftrag gegeben hätte, ihm zu helfen und gut zu ihm zu sein.

Diese Mechanismen laufen unbewusst ab. Ja, oft oder meistens ist die Ursache in der Kindheit zu suchen. Da werden innere Mechanismen abgespult, die man erst erkennen muss.

Beziehungsleben und Kindheitserfahrungen sind immer eng miteinander verknüpft.

Begonie

08.04.2020 12:40 • x 3 #37


Mienchen
@Begonie
Ich hab hier selten einen so ausführlichen und ehrlichen Bericht gelesen, danke für den Mut darüber zu sprechen, ich kann mir vorstellen, daß sich hier sehr viele wiedererkennen.

08.04.2020 12:42 • x 1 #38


M
Immer wenn einer do unstet ist und so unnahbar und der andere so nervt dann bedeutet das dass der nervige diese Beziehung um jeden preis will und der andere eben nicht. Und wenn der nervige immer schlimmer nervt, was er tun wird im laufe der zeit dann wird der distanzierte immer mehr flüchten bis er sich ins schlussmachen flüchtet weil er vor lauter Bedrängnung nur noch weglaufen will.
Hatte ich schon. Ich war der flüchtende. Es war ein Albtraum

08.04.2020 13:11 • #39


Raida
Zitat von Begonie:
Es ist, als ob man sich selbst den Auftrag gegeben hätte, ihm zu helfen und gut zu ihm zu sein.


Diese Einsicht hilft.

Zitat von Begonie:
Die Suche nach Liebe kannte ich von Kindesbeinen. Sie wurde oft enttäuscht und ich fühlte mich allein gelassen. Und ich merkte früh, dass ich mit mir allein alles würde ausmachen müssen.


Ist eine traurige Erkenntnis, so richtig weiterhelfen konnte sie mir aber damals (mit 16?) nicht.

Zitat von Begonie:
Wut


Wie lebe ich Wut?
Dürfen wir wütend sein?
Dürften wir in der Kindheit wütend sein?
Haben wir gelernt, mit der Wut umzugehen?
Sie konstruktiv zu nutzen?

Zitat von Begonie:
Denn in einer Beziehung ist etwas ganz wichtig: gegenseitige Achtung und Respekt!


Dieselbe Augenhöhe

@Begonie bis zu deinem Beitrag bin ich nicht gekommen mit lesen.
Du hast anhand deiner Geschichte vieles gut beschreiben können.

Wir lernen unser Leben lang und machen denselben Fehler so oft, bis wir was daraus gelernt haben.

08.04.2020 14:03 • #40


J
Zitat von Merilin:
mmer wenn einer do unstet ist und so unnahbar und der andere so nervt dann bedeutet das dass der nervige diese Beziehung um jeden preis will und der andere eben nicht.


Und was sind Deiner Meinung nach die Gründe für das unstet und unnahbar sein?
Von jetzt auf gleich.... ohne das der Partner das nachvollziehen kann?
Ohne ein Gespür dafür, dass der Partner das eben nicht so weg steckt?

Wenn Du sagst, Du warst der andere Part interessieren mich wirklich Deine Beweggründe für dieses Verhalten.

08.04.2020 15:09 • x 3 #41


CaveCanem
Zitat von Shakur:
Liebe TE

Ich sehe das Ganze ein bisschen anders.

Ich habe zwar noch nie eine Fernbeziehung gehabt, aber es würde mich extrem stören, wenn ich feste Termine zum Telefonieren abmachen müsste und mich rechtfertigen müsste, wenn ich mal nicht antworte. Ist doch viel schöner, wenn man sich meldet, weil man es will und nicht, weil man es muss. Das Wort Termin verbinde ich eben mit der Arbeit und nicht mit der Liebe.

Versuche doch, dein Leben unabhängig von ihm und seinen Launen zu leben. Melde dich mal nicht, lass ihn ankommen! Wenn er mal nicht antwortet, dann frage nicht nach, lass es einfach. Er wird dir bestimmt schreiben. Vielleicht nicht sofort, aber er wird. Komm aus der wartenden Position heraus!


Danke.

Ich finde das Ganze jetzt auch eher weniger dramatisch.

Ich bin auch nicht jeden Tag gleich gut drauf.

Vor allem frag ich Dich:

Willst Du diesen Menschen so wie er ist?

Oder so, wie Du erwartest, dass er sein soll?

RED doch mit ihm. Nur er kann Dir erklären, was es damit auf sich hat. Was dann passiert, wenn er sich zurückzieht.

Vor allem: mal ehrlich... Er kommt doch immer wieder? Was willst Du denn?

Guck mal nach John Gray Männer sind anders, Frauen auch. Zwar stark vereinfacht und beschönigt... aber vielleicht erklärt das bisschen was.

Manche Männer ziehen sich eben immer wieder mal zurück.

Das hat mit IHNEN zu tun. Wenig bis gar nicht mit dem Gegenüber.

08.04.2020 16:12 • #42


B
Zitat von Johanna15:
Und was sind Deiner Meinung nach die Gründe für das unstet und unnahbar sein?
Von jetzt auf gleich.... ohne das der Partner das nachvollziehen kann?
Ohne ein Gespür dafür, dass der Partner das eben nicht so weg steckt?


Bei meinem Ex. waren es auch Dinge aus der Kindheit, die er mit sich rumschleppte, die ihm aber nicht bewusst waren.
Er hatte eine traurige Kindheit, an die er sich fast nicht erinnern konnte.
Vergessen ist eine Strategie des Bewusstseins. Dinge, die der kleine Kerl kaum ertragen konnte, wurden ins Unterbewusstsein verschoben und damit vergessen. Das Sich nicht Erinnern Können ist eine Art Selbsthilfe.

Viel von ihm weiß ich nicht - woher auch? Er konnte sich ja kaum an etwas erinnern.
Aber die Rahmenbedingungen kannte ich und daraus reimte ich mir Manches zusammen.
Der kleine Kerl war der Erstgeborene und eineihalb Jahre später kamen Zwillinge auf die Welt. Die Mutter hatte auf einmal drei Babies zu versorgen und war vermutlich oft überfordert. Die Zwillinge kosteten Kraft und Zeit ohne Ende. Wo war da noch Zeit und Aufmerksamkeit für den Erstgeborenen? Der lief halt irgendwie mit, war auf einmal entthront und wurde wohl oft weiter geschickt. Geh spielen, ich habe keine Zeit, die Zwillinge brüllen!
Da merkte er, dass er sozusagen zweite Wahl war. Er war aber im Kleinkindalter und weit davon entfernt, damit mit Hilfe des Verstandes umzugehen. Aber Zurücksetzung spüren Kinder auch im Babyalter. Es bleibt was im Unterbewusstsein hängen.

Den Vater gab es, aber er war praktisch nicht vorhanden. Zwar Familienoberhaupt, aber mit anderen Dingen beschäftigt. Er war im öffentlichen Dienst und wenn er nicht arbeitete, baute er. Als Haus Nummer eins fertig war, baute er Haus Nummer zwei.
Zu seiner Frau hatte er kein besonders inniges Verhältnis, sondern achtete eher auf Distanz. Die Ehegatten lebten wohl nebeneinander her und es verband sie nicht viel. Jeder hatte seinen Aufgabenbereich.

Mein Ex. erinnerte sich, dass sie nie weg fuhren, denn da war ja die Baustelle. Sie machten sich nie das Leben schön und unternahmen kaum was zusammen. Ich schätze,. er wurde in ein eher freudloses Haus geboren.
Später dann, als mein Ex. schon größer war, interessierte er sich für handwerkliche Dinge und wollte wohl seinem Vater zur Hand gehen und vlt. auch auf diesem Weg Aufmerksamkeit und Anerkennung ernten. Doch er erfuhr das Gegenteil: Geh weg, das kannst Du nicht! Pass doch besser auf! Das geht so nicht! usw.

Und so blieb ihm nur die innere Einsamkeit und die traurige Gewissheit, dass sein Vater nicht etwa stolz auf ihn war, sondern ihn überging und abwertete. Was das in einem Kind anrichtet, kann man sich in etwa vorstellen.
Er lernte, Du bist allein auf dieser Welt und kein Mensch kümmert sich um Dich. Du bist allein und Du taugst nicht, denn die Mutter hat keine Zeit und der Vater hatte keinerlei Einfühlungsvermögen.
Vielleicht wurde er sogar ab und ab geprügelt. Das wusste er nicht, aber ich habe es mir vorstellen können, dass es vielleicht so war.

Es bleibt also nur der Rückzug in sich selbst und in die Einsamkeit. Trotz Familie. Er fand wenig Liebe und wenig Anerkennung. Obwohl ihn die Mutter durchaus liebte, aber da waren ja auch die Zwillinge.

Solche Menschen haben im Erwachsenenalter oft Probleme. Beruflich erfolgreich, intelligent, vielleicht auch charmant, so erscheinen sie nach außen. Aber innen sieht es anders aus. Da regieren Selbstzweifel, das Gefühl nicht zu genügen, da ist ein ganz kleines Ego, das meist Anerkennung von außen braucht und aufsaugt.
Diese Menschen haben kein gutes Selbstbild und unterliegen Stimmungsschwankungen. Einen Tag fühlen sie sich rund und positiv, was am nächsten Tag schon wieder anders aussehen kann. Da fühlen sie sich wie ein Fremdkörper im Leben, fühlen sich nicht gut und wissen nicht, wie sie mit sich und der Welt umgehen sollen.
Meist haben sie auch Bindungsängste, denn sie haben ja schon früh gelernt, dass auf Bezugspersonen kein Verlass ist und dass sie allein mit ihren Nöten und Problemen sind.

Sie wünschen sich eine Bindung, sie sehnen sich danach, aber wenn sie sie haben könnten, verderben sie sich wieder alles. Komm mir ja nicht zu nahe - so ist die Botschaft! Lass mich in Ruhe, dringe nicht in mich, verlange nichts von mir.
Ansprüche eines Partners werden dann oft als lästig empfunden und abgelehnt.Bis die rosarote Phase wieder kommt.
Der Partner spürt es und will dagegen arbeiten und die Distanz, die er aufbaute, wieder abbauen. Und so kommt ein Teufelskreis in Gang, den Kaylee erlebt und ich erlebt hatte.

Vielleicht wäre es möglich gewesen, wenn ich ihn besser verstanden hätte und einordnen können. Andererseits, warum muss ich ihn verstehen und er mich nicht?
Da ist kein Geben und Nehmen, denn der Partner wird zur Marionette und fühlt sich ausgeliefert und machtlos.
Denn es kommen zwei Menschen zusammen, die beide dieselben Defizite haben: Mangelndes Selbstbewusstsein, unterentwickeltes Selbstwertgefühl und oft auch mangelndes Einfühlungsvermögen.
Was das Kind nicht lernt, lernt der Erwachsene auch nicht mehr.

Die zwei sind irgendwie ähnlich, leben aber ihre Defizite unterschiedlich aus. Der Eine, der eher für sich bleibt und die Machtposition hat und der Andere, der beständig nach Liebe sucht, wo sie zu wenig zu finden ist.

Diese Menschen, die beständig Mauern um sich errichten, sind nicht etwa bösartig und grausam. Sie merken vielleicht sogar, dass der Partner sich traurig fühlt. Aber sie können nicht damit umgehen oder wollen es auch nicht.
Anstatt dem Partner das Gefühl zu geben, dass er trotz allem ein wichtiger Mensch in seinem Leben ist, sind sie mit sich selbst so beschäftigt, dass für einen Partner kaum mehr Einfühlungsvermögen übrig bleibt. Sie sind völlig Ich-zentriert und permanent damit befasst, dass sie mit sich einigermaßen klar kommen.
Da bleibt für andere Menschen nicht mehr viel übrig.

Meiner erschien mir wie ein schwarzes Loch. Ich war zu nahe in die Umlaufbahn gekommen und das schwarze Loch sog mich ein. Es zog mich in sein Inneres und ich war machtlos und verlor immer mehr. Diese Beziehungen sind hochstressig, denn sie sind anstrengend und vor allem immer fragil.
Wann bricht das Kartenhaus zusammen? Heute, morgen, nächsten Monat, in zwei Jahren?

Ein hoher Unsicherheitsfaktor ist eigentlich immer eine Begleiterscheinung, denn der Autarke weiß ja nie, wie lange er die Beziehung aushält und der Unterlegene fühlt permanent die Unbeständigkeit.
So was ist auf Dauer nicht auszuhalten.

Begonie

08.04.2020 17:03 • x 8 #43


T
Zitat von Begonie:
Kaylee, ich weiß sehr gut wie Du Dich fühlst. Ich kenne das alles, war auch mit einem ähnlichen Exemplar zusammen. Es hielt mit Ach und Krach 14 Monate, aber das auch nur, weil ich alles dafür tat, diese miese Beziehung am Laufen zu halten. Ich kenne das, wenn man nie weiß, wie gnädiger Herr denn heute wieder drauf ist. Ein Telefonat ( wir hatten selbstverständlich auch eine Fernbeziehung) war ganz nett, da war er lieb, zeigte sich interessiert und ich war wieder angefüttert. Ach, er ist ja trotz allem ein liebenswerter Mensch. Leider konnte das auch ...


Danke Begonie, Dein Beitrag kam genau richtig heute. Ich fühle mich so stark und frei, wie schon lange nicht mehr. Langsam begreife ich, was loslassen bedeutet.

08.04.2020 17:15 • x 1 #44


J
Vielen Dank Begonie.
Durch Dich habe ich viel mitgenommen, als bei mir alles akut war. Und tue es immer noch.

08.04.2020 17:23 • x 1 #45


A


x 4




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